Sino-sowjetisches Zerwürfnis

Sino-sowjetisches Zerwürfnis
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Das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis war ein Konflikt in den Russisch-Chinesischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China, der in den späten 1950er Jahren begann, seinen Höhepunkt im Jahre 1969 erreichte und der sich bis in die späten 1980er Jahre fortsetzte. Der Kampf zwischen Nikita Chruschtschow und Mao Zedong um den Führungsanspruch in der kommunistischen Bewegung endete mit einer Spaltung – dem Schisma des Weltkommunismus. In drei Einführenden Punkten wurzelte der Konflikt der beiden realsozialistischen Länder in deren verschiedenen Mentalitäten, Historien, Kulturen, weiterhin dem wirtschaftlichem Gefälle zwischen ihnen und drittens in den Differenzen der außenpolitischen Interessen.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Mao (1946)

Die frühesten Ursachen für das Zerwürfnis lassen sich in den 1930er Jahren finden, als die chinesischen Kommunisten unter Mao Zedong einen Krieg gegen die japanischen Besatzer führten und gleichzeitig im Chinesischen Bürgerkrieg die Chinesische Nationalpartei Chiang Kai-sheks bekämpften. Mao ignorierte die Ratschläge und Anweisungen Stalins, wie die kommunistische Revolution in China durchzuführen sei. Das leninistische Dogma besagte, dass die Revolution von der arbeitenden Klasse in den Städten ausgehen müsse; in China gab es in den 1930er Jahren allerdings fast kein Proletariat. Mao ignorierte deshalb diese Theorie und wollte die kommunistische Revolution durch die Mobilisierung der Bauern erreichen.

Während des Zweiten Weltkrieges versuchte Stalin Mao dazu zu bewegen, zusammen mit der Kuomintang gegen die Japaner zu kämpfen. Nach dem Krieg wies Stalin Mao an, nicht auf eigene Faust die Macht zu ergreifen, sondern mit den Nationalisten zu verhandeln. Im Jahre 1945 unterschrieb Stalin sogar ein Friedens- und Kooperationsabkommen mit Chiang Kai-shek. Mao nahm die Ratschläge Stalins zur Kenntnis, ignorierte sie aber in der Praxis, vertrieb als Ergebnis des Bürgerkriegs die Nationalisten vom chinesischen Festland nach Taiwan und rief am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China aus. Kurz danach besuchte Mao für zwei Monate die Sowjetunion.

In den fünfziger Jahren wandelte die Volksrepublik China mit Hilfe einer Armee sowjetischer Berater die chinesische Wirtschaft in eine sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft nach dem Vorbild der Sowjetunion um. Die Strategie war, schnell eine Schwerindustrie aufzubauen, die dafür benötigten Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft abzuziehen um damit die Industrialisierung zu finanzieren. In den späten fünfziger Jahren entwickelte Mao eigene Theorien, wie China direkt in den Kommunismus eintreten könnte, indem es sein riesiges Reservoir an Arbeitskräften mobilisierte. Dies führte zu dem berühmten Großen Sprung nach vorn.

Am 5. März 1953 starb Stalin; dadurch ergab sich eine neue Situation in der kommunistischen Welt. Mao hatte zwar Stalins Anweisungen ignoriert, ihn aber als Führer der kommunistischen Bewegung anerkannt. Nach dem Tod Stalins sah sich Mao als ältester Führer in der Bewegung und gab sich enttäuscht, als die neue sowjetische Führung unter Malenkow und Chruschtschow ihm diesen Status nicht zuerkannte. Im Jahr 1954 besuchte der neue sowjetische Staatschef, Nikita Chruschtschow, die Volksrepublik China, wobei das frühere russische Gebiet Port Arthur an China zurückgegeben wurde. Dabei wurde auch eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbart.

Im Februar 1956 klagte Chruschtschow die Verfehlungen des Stalinismus auf dem 20. Parteitag der KPdSU an. Er stellte auch die Beziehungen zwischen dem Jugoslawien Titos und der Sowjetunion wieder her. In seinen Reden lehnte Chruschtschow das Regime von Stalin ab, kündigte an, das Kominform aufzulösen und spielte die marxistisch-leninistische Theorie vom unvermeidbaren bewaffneten Konflikt zwischen Kapitalismus und Sozialismus herunter. Mao war mit dieser Entwicklung nicht einverstanden und hatte den Eindruck, dass die sowjetische Führung immer mehr von den Ideen des Marxismus-Leninismus und der Herbeiführung des endgültigen Sieges des Kommunismus abrückte. Im Jahre 1959 kam es dann zum Zerwürfnis zwischen den beiden kommunistischen Mächten.

Beginn des Zerwürfnisses

Im Jahre 1959 war die Sowjetunion über das Chaos, das in China nach dem Großen Sprung nach vorn herrschte, beunruhigt und zog ihr Versprechen zurück, China bei der Entwicklung von Atomwaffen zu helfen. Im gleichen Jahr traf sich Chruschtschow einerseits mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Eisenhower, andererseits weigerte er sich, die Volksrepublik China in ihrem Grenzkonflikt mit Indien zu unterstützen. Nach Meinung Maos war Chruschtschow gegenüber dem Westen zu zuvielen Zugeständnissen bereit.

Diese Politik empfanden Mao und die anderen kommunistischen Führer Chinas als falsch. Aus sowjetischer Sicht war sie angesichts der internationalen Situation aber vernünftig. In den späten 1950er Jahren hatten die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion riesige Bestände an Atomwaffen aufgebaut. Die sowjetische Führung versuchte, in Konflikten Kompromisse zu finden, um den Ausbruch eines Atomkrieges zu vermeiden. Sie betrachtete Mao deshalb als Risiko und war nicht bereit, ihm bei der Entwicklung von Atomwaffen zu helfen, die er in neuen Kriegen in Korea oder Taiwan einsetzen könnte. Sie sahen die Politik des Großen Sprungs nach vorn auch als Beweis dafür, dass Mao kein wirklicher Marxist sei.

Zu dem Zerwürfnis trugen auch innenpolitische Ereignisse bei. Nachdem der Große Sprung nach vorn sich als gigantischer Fehlschlag herausgestellt hatte, der in eine Hungersnot mit Millionen Toten führte, hatten die Rivalen Maos, vor allem Liu Shaoqi und Deng Xiaoping, innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas die Oberhand gewonnen. Die Gegner Maos planten, ihn seines Amtes zu entheben. Das Zerwürfnis gab Mao die Gelegenheit, seine Rivalen als Agenten einer ausländischen Macht darzustellen, um somit nationalistische Gefühle bei den Chinesen zu wecken und diese von der Notwendigkeit seiner Führung zu überzeugen.

Eine Zeitlang wurde die Polemik zwischen China und der UdSSR indirekt ausgetragen. In gegenseitigen verbalen Angriffen beschuldigten die Chinesen Josip Broz Tito und die Sowjets den albanischen Diktator Enver Hoxha, einen Verbündeten Chinas, als Stellvertreter der jeweiligen Macht. Im Juni 1960 wurde der Streit öffentlich, als auf einem Kongress der Rumänischen Kommunistischen Partei Chruschtschow und Peng Zhen öffentlich aneinander gerieten. Chruschtschow nannte Mao einen „Nationalisten, einen Abenteurer und einen Abweichling“. Die Chinesen nannten Chruschtschow einen „Revisionisten“ und kritisierten sein „patriarchalisches, willkürliches und tyrannisches Verhalten“. Nach diesem Angriff schrieb Chruschtschow einen 80-seitigen Brief an die Konferenz, in welchem er China verurteilte.

Im November desselben Jahres stritt sich die chinesische Delegation auf einem Treffen von 81 kommunistischen Parteien in Moskau mit der sowjetischen Delegation. Am Schluss kam aber doch noch eine Resolution zustande, mit der eine förmliche Spaltung der kommunistischen Bewegung vermieden wurde. Auf dem 22. Parteitag der KPdSU im Oktober 1961 flammten die Meinungsverschiedenheiten wieder auf. Im Dezember stellte die Sowjetunion ihre diplomatischen Beziehungen zu Albanien ein. Damit war aus einem Streit zwischen Parteien ein Streit zwischen Staaten geworden.

Chruschtschow (rechts) mit Richard Nixon (1959)

Im Jahre 1962 führten die internationalen Ereignisse zum endgültigen Bruch zwischen der Sowjetunion und China. Mao kritisierte Chruschtschow dafür, dass er in der Krise um die Stationierung von Atomraketen auf Kuba eingelenkt hatte; Chruschtschow „[entwickele sich von einem] Abenteurer zu einem Kapitulationisten“. Chruschtschow argumentierte, dass Maos Politik zu einem Atomkrieg geführt hätte. Im gleichen Jahr unterstützte die Sowjetunion Indien in seinem kurzen Grenzkrieg mit China. In der Folge legte man sich gegenseitig schriftlich die unterschiedlichen ideologischen Positionen dar. Im Juni 1963 veröffentlichte die chinesische Seite einen offenen Brief mit dem Titel Vorschlag der Kommunistischen Partei Chinas zur generellen Linie der internationalen kommunistischen Bewegung. Die sowjetische Seite antwortete mit einem Offenen Brief der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Dies war die letzte formale Kommunikation zwischen den beiden Parteien.

Im Jahre 1964 behauptete Mao, dass es in der Sowjetunion eine Konterrevolution gegeben hätte, und dass die Diktatur des Proletariats abgeschafft und der Kapitalismus wieder eingeführt worden seien. Diese Behauptungen standen zwar in keiner Beziehung zu den wirklichen Entwicklungen in der Sowjetunion, wo die politischen Säuberungen und der Massenterror der Stalinzeit zwar beendet worden waren, das wirtschaftliche und politische System jedoch unverändert Bestand hatte. Die Behauptungen dienten lediglich dazu, die Beziehungen zwischen den zwei Staaten vollständig zum Erliegen zu bringen. Die sowjetischen Satellitenstaaten und viele andere kommunistische Parteien stellten ihre Beziehungen zur KP Chinas ein.

Eine kurze Pause in der Polemik ergab sich, als Chruschtschow im Oktober 1964 abgesetzt worden war. Im November besuchte der Premierminister der Volksrepublik China, Zhou Enlai, Moskau, um mit der neuen Führung unter Breschnew und Kossygin zu verhandeln. Er kam jedoch zurück und berichtete, dass die sowjetische Führung keinen Anlass sähe, ihre Politik zu ändern. Mao bezeichnete die sowjetische Politik als „Chruschtschowismus ohne Chruschtschow“, und der Krieg der Worte setzte sich fort.

Vom Zerwürfnis zur Konfrontation

Im Jahre 1965 war der Bruch zwischen China und der Sowjetunion vollendete Tatsache. 1966 brach China die Beziehungen auf Parteiebene ab. Der Beginn der Kulturrevolution unterbrach nicht nur die Kontakte zwischen den zwei Ländern, er brachte China auch in eine Isolation gegenüber dem Rest der Welt. Die Erlaubnis Chinas an die Sowjetunion, Waffen und Nachschub durch China nach Vietnam zu transportieren, um Nordvietnam im Krieg gegen den Süden und die Vereinigten Staaten zu unterstützen, stellt hier eine Ausnahme dar.

Als Mao die Kulturrevolution dazu benutzte, seine Rivalen von der Macht zu verdrängen und die Strukturen des Staates und der Partei zu zerstören, stürzte China ins Chaos. Damit verlor China auch die letzte Unterstützung, die es in der internationalen kommunistischen Bewegung noch gehabt hatte. Neben der Partei der Arbeit Albaniens unterstützte nur noch die Kommunistische Partei Indonesiens die Chinesen. Die KP Indonesiens wurde aber durch den Militärputsch von 1965 zerschlagen. In vielen Ländern wurden kleine maoistische Parteien gegründet, die aber nur sehr wenig Einfluss hatten.

Die Konfrontation zwischen China und der Sowjetunion war nun ein Konflikt zwischen zwei Staaten. Im Januar 1967 belagerten Rote Garden die sowjetische Botschaft in Peking. Obwohl die diplomatischen Beziehungen zu keiner Zeit offiziell abgebrochen wurden, lagen sie doch praktisch auf Eis. Die Chinesen begannen auch, mit der Sowjetunion über die Grenzziehung zwischen beiden Ländern zu streiten, die ein Resultat von Verträgen war, die durch das zaristische Russland des 19. Jahrhunderts der geschwächten Qing-Dynastie aufgezwungen worden waren. China machte keine spezifischen Ansprüche geltend, bestand jedoch darauf, dass die Sowjetunion anerkennen sollte, dass diese Verträge ungerecht waren. Die Sowjetunion weigerte sich schlicht, über dieses Thema zu diskutieren. Über die Grenzziehung war es bereits 1938/39 zu einem Konflikt zwischen der Sowjetunion und Japan, das damals die Mandschurei besetzt hielt, gekommen.

Ein Jahr darauf erreichte die Kulturrevolution ihren Höhepunkt. In vielen Regionen des Landes herrschte ein bürgerkriegsähnlicher Zustand. Erst im August befahl Mao der Volksbefreiungsarmee, die Ordnung wieder herzustellen. Daraufhin normalisierte sich die Lage nur langsam. Ein Grund für das Ende der Exzesse der Kulturrevolution war, dass sich Mao international isoliert und geschwächt sah.

Im Jahre 1968 verlegte die Sowjetunion massiv Truppen an die chinesische Grenze, besonders an die Grenze zum chinesischen Gebiet Xinjiang, wo eine Revolte der dort wohnhaften Turkvölker leicht provoziert und ausgenutzt werden könnte. Während im Jahr 1961 etwa zwölf sowjetische Divisionen halber Stärke und 200 Flugzeuge an der Grenze stationiert waren, waren es zum Ende des Jahres 1968 25 Divisionen, 1.200 Flugzeuge und 21 Mittelstreckenraketen. Obwohl China im Jahre 1964 die erste Atombombe in dem chinesischen Kernwaffentestgelände Lop Nor erfolgreich getestet hatte, war es militärisch der Sowjetunion weit unterlegen.

Die Spannungen an der Grenze verstärkten sich bis 1969, als am 2. März Kämpfe am Fluss Ussuri ausbrachen, der so genannte Zwischenfall am Ussuri. Vordergründig ging es bei diesen Auseinandersetzungen um den geringfügigen Streit, ob die im Ussuri gelegene Insel Damanski (chin.: Tschen Pao) neutrales Territorium sei oder ob sie zur Sowjetunion oder zur Volksrepublik China gehöre. Viele Beobachter sahen einen Krieg voraus. Der amerikanische Journalist Harrison Salisbury brachte ein Buch mit dem Titel The Coming War Between Russia and China heraus, und im August 1969 deutete die sowjetische Führung an, das chinesische Kernwaffentestgelände Lop Nor mit Atomwaffen angreifen zu wollen.

Die Welt stand nach 1962 wieder am Rande eines Atomkriegs, doch es gab auch jemanden, der profitierte: Der langjährige chinesische Verteidigungsminister und Cheftheoretiker des Politbüros, Lin Biao, brauchte einen erfolgreich beendeten außenpolitischen Konflikt, um vor dem 9. Parteitag eine gute Basis für seine weitere Parteikarriere zu haben. Er hatte richtig gerechnet: Der Parteitag erklärte ihn im April 1969 als Verteidiger des Vaterlandes gegen den Moskauer Imperialismus zum designierten Nachfolger von Mao Zedong. Doch die Sowjetunion gab sich nicht geschlagen, und der Konflikt schwelte weiter. Bald aber schien das Risiko für beide Seiten zu hoch geworden zu sein. Im September machte Kossygin einen Geheimbesuch in Peking und verhandelte mit Premierminister Zhou Enlai, die Kampfhandlungen wurden eingestellt.

Im Oktober begannen Verhandlungen über die Grenzfrage. Obwohl keine Einigung erreicht wurde, hielten die Treffen ein Minimum an diplomatischer Kommunikation aufrecht.

Im Jahre 1970 hatte Mao erkannt, dass er nicht gleichzeitig die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten herausfordern und noch dazu Unruhen im Inneren unterdrücken konnte. In diesem Jahr entschied er auch, dass die Sowjetunion die größere Gefahr sei; deshalb suchte er eine Möglichkeit der Entspannung mit den Vereinigten Staaten, obwohl der Vietnamkrieg auf seinem Höhepunkt war und die antiamerikanische Propaganda auf Hochtouren lief. Im Juli 1971 besuchte Henry Kissinger, der Sicherheitsberater des US-amerikanischen Präsidenten, insgeheim Peking.

Anfang September 1971 versuchte Lin Biao, Maos designierter Nachfolger, diesen im Staatsstreich abzusetzen. Aber schon am 12. September kam er durch einen Flugzeugabsturz ums Leben, vermutlich beim Versuch, in die Sowjetunion zu fliehen. Mit seinem Tod endet die radikalste Phase der Kulturrevolution.

Mao und Nixon (1972)

Im Februar 1972 folgte dann auf die Geheimdiplomatie Kissingers der offizielle Besuch von US-Präsident Richard Nixon, zusammen mit der US-amerikanischen Tischtennis-Nationalmannschaft (daher die Bezeichnung Ping-Pong-Diplomatie). Die Sowjets waren anfangs verärgert, verhandelten später aber auch selbst mit Nixon, und es entwickelte sich eine Dreiecksbeziehung zwischen Washington, Peking und Moskau. Damit war die schlimmste Periode der Konfrontation zwischen der Sowjetunion und China vorüber.

Die Rivalität zwischen China und der Sowjetunion breitete sich nach Afrika und in den Nahen Osten aus, wo jede der beiden Mächte verschiedene konkurrierende Parteien, Bewegungen und Staaten unterstützte. Dadurch wurden der Krieg zwischen Äthiopien und Somalia angefacht, der Bürgerkrieg in Angola und Mosambik verlängert sowie die Rivalität zwischen verschiedenen Gruppen von radikalen Palästinensern verschärft. Die Chinesen sandten niemals Truppen in einen dieser Konflikte, die Intervention der beiden Staaten verursachte jedoch Instabilität.

Rückkehr zur Normalität

Der bewaffnete Konflikt mit der Sowjetunion war beendet, China kehrte langsam zur Normalität zurück. Die politischen Beziehungen besserten sich jedoch noch nicht, und die Sowjetunion verlegte weiterhin Truppen an die Grenze zu China. Im Jahre 1973 waren fast doppelt so viele Soldaten an der Grenze stationiert wie im Jahre 1969. Die Chinesen verurteilten weiterhin den sowjetischen Imperialismus und erklärten die Führung der Sowjetunion zu Feinden der Weltrevolution. Die Beziehungen verbesserten sich nicht, obwohl China die direkte Unterstützung für revolutionäre Gruppen in verschiedenen Ländern aufgab und im Jahre 1973 bei den Verhandlungen für ein Ende des Krieges in Vietnam mitwirkte.

Deng Xiaoping (1979)

Die Entspannung beschleunigte sich nach dem Tod Mao Zedongs im Jahre 1976, der Verhaftung der radikalen Viererbande und mit dem Beginn der wirtschaftlichen Reformen Deng Xiaopings, der Teile der Politik Maos rückgängig machte und einen Übergang zur Marktwirtschaft in China begann. In den 1980er Jahren, als die Politik in China pragmatischer wurde, indem man die „Wahrheit in den Fakten“ suchte und den „Chinesischen Weg zum Sozialismus“ betonte, hatte die Führung das Interesse an kommunistischer Polemik verloren. Die Verurteilung des sowjetischen Revisionismus verblasste und wurde zum Ritual.

Auch nach dem Tod Maos gab es mehrmals außenpolitische Konflikte aufgrund der unterschiedlichen nationalen Interessen beider Länder:

Die erste große Konfrontation fand in Indochina statt. Das Ende des Vietnamkrieges hatte moskautreue Regierungen in Vietnam und Laos sowie ein chinatreues Regime der Roten Khmer in Kambodscha als Ergebnis. Die Vietnamesen ignorierten die Innenpolitik der Volksrepublik Kampuchea eine Weile, obwohl dort ein Völkermord stattfand. Als jedoch in Kambodscha ethnische Vietnamesen verfolgt wurden und es zu Kämpfen in den Grenzregionen kam, marschierten sie im Jahre 1979 in Kambodscha ein und stürzten das Regime Pol Pots. Die chinesische Regierung empfand das als Provokation und startete eine Strafexpedition nach Nordvietnam. Der Chinesisch-Vietnamesische Krieg endete mit einem Rückzug der Chinesen. Die Sowjetunion verurteilte China, unternahm aber keine militärischen Schritte, da China in dem Konflikt unterlegen war.

Im Jahre 1979 marschierte die Sowjetunion in Afghanistan ein, wo die kommunistische Regierung von Nur Muhammad Taraki zu stürzen drohte. Die chinesische Regierung betrachtete dies als Teil eines Planes, China einzukreisen. Sie verbündete sich mit den Vereinigten Staaten und Pakistan, um die islamistischen Kräfte in Afghanistan zu unterstützen und die sowjetische Invasion zurückzuwerfen. Dies war sehr erfolgreich; der langanhaltende und verlustreiche Krieg in Afghanistan schwächte die Sowjetunion sehr und trug seinen Teil zu ihrem Ende bei. Kurz vor seinem Tod schlug der sowjetische Partei- und Staatschef Leonid Breschnew bei einer Rede in Baku einen versöhnlichen Ton gegenüber China an. Dies ebnete den Weg zur Teilnahme eines chinesischen Ministers an Breschnews Beerdigung 1982 und zu zögerlichen Bemühungen, die Spannungen zu mindern.

Als im Jahre 1985 Michail Gorbatschow sowjetischer Parteichef wurde, setzte er sich die Normalisierung der Beziehungen zu China zum Ziel. Die Streitkräfte an der Grenze zu China wurden stark reduziert, normale Wirtschaftsbeziehungen eingeleitet und die Grenzfrage wurde ausgeklammert. Der Abzug der sowjetischen Armee aus Afghanistan verbesserte die Beziehungen noch zusätzlich. Die ideologischen Differenzen aus den sechziger Jahren wurden jedoch nicht beigelegt, und offizielle Beziehungen zwischen den zwei kommunistischen Parteien wurden nicht aufgenommen. Da die Beziehungen zwischen China und der Sowjetunion immer noch unterkühlt waren, sah die amerikanische Regierung unter Präsident Ronald Reagan China als natürliches Gegengewicht zur Sowjetunion; dies führte zu amerikanischer Militärhilfe für die Volksbefreiungsarmee.

Gorbatschow besuchte im Mai 1989 China, um die sich bessernden Beziehungen zu festigen. Er tat dies unbeabsichtigt kurz vor dem Massaker am Tian'anmen-Platz, was diesem Ereignis zu einer sehr großen Präsenz in der Berichterstattung der internationalen Medien verhalf.

Die chinesische Regierung hatte über das Reformprogramm Gorbatschows zwiespältige Ansichten. Dieses endete bekanntlich im Zusammenbruch der Sowjetunion und im Ende der kommunistischen Herrschaft im Jahre 1991. Da die chinesische Führung offiziell nicht anerkannte, dass die Sowjetunion ein sozialistischer Staat war, hatte sie auch keine offizielle Meinung darüber, wie Gorbatschow den Sozialismus in der Sowjetunion reformieren sollte. Hinter vorgehaltener Hand kritisierte man in China jedoch Gorbatschows Vorgehen, politische Reformen vor wirtschaftlichen Reformen durchzuführen, wohingegen Deng Wirtschaftsreformen durchgeführt hatte, ohne die Herrschaft der Kommunistischen Partei zu schwächen.

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