- Chinesische Geschichte
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China gehört zu den ältesten Zivilisationen und Hochkulturen der Menschheit. Als Träger dieser Kultur und dominierende Volksgruppe haben sich in der Geschichte Chinas die Han-Chinesen etabliert.
Schriftliche Aufzeichnungen über die chinesische Kultur reichen über 3.500 Jahre zurück. Im Mythos geht sie ursprünglich auf die drei Urkaiser zurück: Fuxi, Shennong und schließlich der Gelbe Kaiser Huang Di als eigentlicher Kulturschöpfer – ihnen voran gingen 16 irdische und eine Reihe himmlischer Kaiser. Historische Belege für die Existenz dieser Persönlichkeiten gibt es allerdings keine, sie sollen laut Überlieferung vor 5.000 bis 6.000 Jahren gelebt haben.
Für eine schematische zeitliche Übersicht siehe: Zeittafel der chinesischen Geschichte.
Vorgeschichte
Die ältesten menschlichen Funde auf dem Gebiet des heutigen China sind zwei Köpfe und diverse Steinwerkzeuge, die in der Provinz Yunnan gefunden wurden (Yuanmou-Mensch); sie werden auf 1,7 Millionen Jahre vor unserer Zeit datiert. Diese frühen Menschen waren Angehörige der Hominiden-Gattung Homo erectus. Auch die späteren Peking-Menschen, von denen zwei gut erhaltene Schädel gefunden wurden und die vor etwa 400.000 Jahren in der Nähe des heutigen Peking lebten, werden Homo erectus zugerechnet. Die zwei Schädel gingen jedoch in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren. Die jüngsten bislang beschriebenen Homo erectus-Funde sind rund 100.000 Jahre alt.
Der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens) gelangte DNA-Analysen zufolge – von Westen kommend – vor etwa 40.000 Jahren ins heutige Gebiet Chinas (vergl.: Ausbreitung des Menschen). Viele chinesische Wissenschaftler lehnen gleichwohl noch immer die Out-of-Africa-Theorie ab und bevorzugen das sogenannte „multiregionale Modell“, demzufolge sich der moderne Mensch in Afrika, Asien und Europa unabhängig von einander aus Homo erectus entwickelt habe.
Auffälligerweise wurden bei diesen vorgeschichtlichen Funden relativ wenige Steinwerkzeuge gefunden. Es wird deshalb allgemein angenommen, dass in Asien das leichter zu bearbeitende, aber auch weniger haltbare Material Bambus für den Werkzeugbau verwendet wurde. Solche traditionellen Werkzeuge finden auch bis heute Verwendung. Archäologische Funde vor allem im Mittellauf des Gelben Flusses und des Yangtse zeigen, dass die Menschen vor etwa 8.000 Jahren Landwirtschaft betrieben, unter anderem bereits Reis und Hirse anbauten und Keramik herstellten. Die vor kurzem noch in der Fachwelt vorherrschende Ansicht, dass der mittlere Lauf des Gelben Flusses (Huang He, 黄河) das Kerngebiet der chinesischen Kultur sei, gerät angesichts der Ergebnisse neuer Ausgrabungen am mittleren und unteren Lauf des Yangtse zusehends unter Druck. Mittlerweile geht die Mehrheit der Fachwelt eher von einer multizentralen Entstehungsgeschichte aus.
Frühe Dynastien
Im Chinesischen Altertum, vor etwa 4000 Jahren existierte die Xia-Dynastie (夏朝), die angeblich auf den Kaiser Yu zurückgeht. Da es aus dieser Zeit kein direktes, schriftliches Zeugnis gibt und die späteren Berichte nicht besonders zuverlässig sind, wurden die Existenz dieser Dynastie und die der überlieferten Kaiser für lange Zeit von einigen Gelehrten bezweifelt. Die archäologischen Funde scheinen jedoch ihre Existenz zu bestätigen. Es handelte sich bei dieser Dynastie wahrscheinlich um eine Art Stammeszusammenschluss.
Noch zur Zeit der Xia-Dynastie (ab 1766 v. Chr.) soll das Volk der späteren Hunnen entstanden sein: Kia, das 17. Mitglied dieses Herrscherhauses, wurde durch eine blutige Rebellion entthront und zog sich mit einer kleinen Schar in die nördlichen Gebiete zurück.
Abgelöst wurde die Xia-Dynastie von der Shang-Dynastie (商朝) (ca. 1570 - 1066 v. Chr., auch Yin genannt). Aus dieser Zeit stammen die ersten Funde von Schriftzeugnissen, Handschriften auf Muschelschalen, die mittels Radiokarbonmethode datiert werden konnten; es wurde bereits Bronze verarbeitet, Münzen geprägt, Wälle gebaut und es gab Pferde-Streitwagen. Die Shang-Dynastie verfügte über eine gut ausgebaute Bürokratie. Zu ihrer stärksten Zeit reichte ihr Einfluss bereits über das gesamte Gebiet des mittleren und unteren Laufs des Gelben Flusses, bis in das Gebiet der heutigen Provinz Liaoning hinein und bis zum Mittellauf des Yangtse.
Funde legen nahe, dass es parallel weitere eigenständige Kulturen gab. Am bekanntesten sind die aus Gold, Bronze und Jade gefertigten Objekte, die bei Sanxingdui (Chengdu) gefunden wurden.
Die Zhou-Dynastie (周朝) (1045 - 221 v. Chr.) wird in die beiden Perioden Westliche Zhou-Dynastie und Östliche Zhou-Dynastie aufgeteilt. Letztere wiederum in die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen und die Zeit der Streitenden Reiche. Während aus der ersten Periode nur späte Überlieferungen vorhanden sind, gibt es aus der Östlichen Zhou-Zeit viele zeitgenössische Dokumente. Die Zhou-Dynastie war wahrscheinlich ein Zusammenschluss verschiedener kleiner Stämme, die Kleinstaaten bildeten und deren Oberhaupt Zhou war. In der Westlichen Zhou-Zeit nannten sich nur die Zhou-Herrscher König (Wang 王), während sich die anderen Herrscher Gong (公, gewöhnlich als Herzog übersetzt) nannten. Erst in der Periode des Frühlings und des Herbstes begannen die übrigen Herrscher sich ebenfalls König zu nennen, was einen eindeutigen Hinweis auf den Autoritätsverlust der Zhou-Herrscher darstellt.
Ab der Zhou-Zeit ist es auch möglich, historischen Ereignissen eindeutige Jahreszahlen zuzuordnen. Durch den Machtverlust der Zhou-Herrscher fand gleichzeitig eine zunehmende Zentralisierung statt. Anfangs gab es etwa 170 kleine Königreiche, bei denen es zwar nur einen lockeren Zusammenhalt gab, die sich allerdings schon als ein Volk betrachteten - vor allem in Abgrenzung zu den 'Barbaren' der umliegenden Nomadenstämme.
Durch Kriege, Heirat und Diplomatie schlossen sich die Königreiche immer weiter zusammen. Zur Zeit der Periode der kämpfenden Staaten existierten nur noch sieben Königreiche. In jener Zeit wuchsen die Bevölkerungszahlen durch verbesserte landwirtschaftliche Anbaumethoden stark an. Es wurden Waffen aus Eisen benutzt. Die Zhou-Zeit war die Blütezeit der großen Philosophen Chinas.
Kaiserzeit
In den über 2000 Jahren des chinesischen Kaiserreichs wechselten sich Zeiten relativer Stabilität mit Einfällen nomadischer Völker (vor allem aus den nördlichen Regionen) und heftigen Verwerfungen zwischen den Dynastien ab, durch die es zu teils langandauernden Teilungen kam.
Die traditionelle chinesische Geschichtsschreibung legt großen Wert auf die Beschreibung der jeweiligen Hauptdynastien, während die Zeiten der Teilung eher vernachlässigt werden. Nachfolgend findet sich eine Auflistung aller Epochen mit jeweils einer kurzen Beschreibung. Die detaillierten Beschreibungen der jeweiligen Dynastien, Perioden oder Staaten finden sich im ausführlichen Artikel.
Qin-Dynastie (221–207 v. Chr.)
Hauptartikel Qin-Dynastie
Das Reich Qin war eines der sieben Königreiche am Ende der Zhou-Dynastie. Es verfügte über eine effektive Verwaltung und eine äußerst restriktive Gesetzgebung, die das Leben der Bauern regelte. Durch Intrigen erreichte der Kaufmann Lü Buwei, dass der Prinz Zhuangxiang die Thronfolge erlangte. Dieser ernannte Lü Buwei zum Kanzler.
Nach dem Tod des Prinzen wurde dessen Sohn Zhao Zheng neuer König. Er zeichnete sich durch eine besondere Brutalität aus. Es gab mehrere Attentate, die jedoch scheiterten. In mehreren Feldzügen unterwarf Zheng die anderen Reiche und führte dadurch 221 v. Chr. die Reichseinigung herbei. Er ließ sich als erster Kaiser krönen und nannte sich Qin Shihuangdi („Erster Gottkaiser von Qin“). In der Folge wurde eine Reihe von Reformen durchgeführt. Ganz China erhielt das effektive Verwaltungssystem des Reiches Qin. Außerdem wurden Maße und Gewichte standardisiert. Minister Li Si vereinheitlichte die Schrift.
Gegen die Nomadenstämme im Norden und Westen (Hsiung-nu u. a.) ließ er in Zwangsarbeit die große chinesische Mauer durch die Verbindung bereits bestehender Mauern der sieben Reiche errichten. Auch erste Kanäle für den Transport von Waren wurden gebaut.
210 v. Chr. starb Kaiser Qin Shihuangdi. Er wurde in einer großen Anlage beigesetzt, die berühmte Terrakottaarmee ist eine seiner Grabbeigaben (und eine so unbedeutende, dass sie in der Geschichtsschreibung nicht einmal Erwähnung fand). Sein Grab ist bislang ungeöffnet; die bisherigen Erkundungen ergaben, dass es angeblich nicht von Grabräubern angetastet worden sein soll. Kurz nach seinem Tod kam es unter seinem Sohn zu Aufständen der Bauern, die in einem Bürgerkrieg zur Gründung der Han-Dynastie führten.
Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.)
Hauptartikel Han-Dynastie
Angesichts der desolaten Zustände im Land versuchten die ersten Han-Kaiser, die Lage durch niedrige Steuern und großzügige Landverteilung zu konsolidieren. Die erfolgreichen Maßnahmen machten die Han-Zeit zu einer Blütezeit der Kaiserperiode. In der Tat war die Han-Dynastie militärisch und wirtschaftlich so erfolgreich, dass man fortan das chinesische Volk auch als Han-Chinesen bezeichnete.
So fällt in ihre Regierungszeit die Angliederung der Volksgruppen im heutigen Südchina (111 v. Chr. Eroberung von Kanton). Mit der Unterwerfung der Kleinstaaten entlang der Seidenstraße entstand eine indirekte Handelsbeziehung mit dem Römischen Reich. Gleichzeitig erreichte der Buddhismus auf diesem Weg China.
Zur Staatsphilosophie erhoben die Han-Kaiser jedoch den Konfuzianismus. Er sollte in dieser Funktion in den nächsten zwei Jahrtausenden Gültigkeit behalten.
Die Usurpation des Kaiserthrons durch Wang Mang 8 bis 25 n. Chr beendete die sogenannte Westliche Han-Dynastie. Ihr folgte die Östliche Han-Dynastie. Die Herrschaft des letzten Han-Kaisers schließlich wurde vor allem durch innere Machtkämpfe im Kaiserhaus und das Erstarken regionaler Militärmachthaber geschwächt. Der Aufstand der Gelben Turbane, angeführt von einer Sekte des Taoismus, stürzte das Land vollends ins Chaos.
Zeit der Drei Reiche (220–280)
Hauptartikel Zeit der Drei Reiche
Schon lange bevor der letzte Han-Kaiser Xian abgesetzt wurde, war er zu einem Machtinstrument ambitionierter Kriegsherren verkommen, die ihn gefangen hielten. Die Zentralmacht war zusammengebrochen, und in den einzelnen Territorien herrschten regionale Kriegsfürsten, die kurzzeitig Bündnisse untereinander eingingen, nur um kurze Zeit später wieder gegeneinander zu kämpfen.
Im Jahre 220, als der letzte Han-Kaiser abtreten musste, hatten sich drei regionale Mächte aus diesen Kämpfen herauskristallisiert: Cao Caos Wei-Dynastie kontrollierte das chinesische Kernland am mittleren und unteren Lauf des Gelben Flusses. Shu (Kanzler Zhuge Liang) hatte sich in der schwer zugänglichen Kesselprovinz Sichuan eingeigelt. Die Wu-Dynastie unter Sun Jian schließlich kontrollierte das fruchtbare Land südlich des Yangtse und konnte den Strom als natürliche Grenze gegen die starken Wei behaupten.
Durch den sehr populären Roman Die Geschichte der Drei Reiche sowie unzählige Theaterstücke sind viele Geschichten und Helden aus dieser Epoche unter den Chinesen so bekannt wie Adam und Eva in der westlichen Welt. Einige der Helden wurden sogar als Götter verehrt oder von späteren Kaisern zu Gottkaisern erhoben.
Beendet wurde diese Zwischenzeit von Sima Yan, einem Minister der Wei. Er setzte den letzten Wei-Kaiser Cao Huan ab, nahm selbst seinen Platz ein und begründete so die Jin-Dynastie. Die Schwäche der anderen beiden Reiche erlaubte es ihm, das Land nach 60-jähriger Teilung und einer noch längeren Zeit der Unruhe wieder zu einen.
Jin-Dynastie (265–420)
Hauptartikel Jin-Dynastie (265-420)
Die Jin-Dynastie wurde nach kurzer Zeit von inneren Machtkämpfen erschüttert, als unter den Brüdern des Kaisers bewaffnete Auseinandersetzungen ausbrachen. Diese Schwäche konnten die Nomaden aus dem Norden (Hsiung-nu) ausnutzen. Mit der Gefangennahme und Hinrichtung des Jin-Kaisers endete die Westliche Jin-Dynastie. Ein Verwandter des Kaisers flüchtete ins heutige Nanjing und gründete die östliche Jin-Dynastie, während das alte chinesische Kernland ins Chaos abdriftete. Die eingefallenen Nomaden konnten keine stabile Regierung errichten, und die sechzehn Königreiche lösten sich in schneller Folge ab.
Die Südlichen und Nördlichen Dynastien (420–581)
Hauptartikel Südliche und Nördliche Dynastien
Am Ende der Jin-Dynastie hatten sich zwei Machtblöcke etabliert. Am Lauf des Gelben Flusses die fremde nördliche Dynastie und entlang des Yangtse eine nationalchinesische südliche Dynastie. Beide Machtblöcke kämpften mit wechselnder Intensität um das ganze Land, keiner der beiden Blöcke konnte es jedoch einen.
Als Ergebnis dieser Kämpfe stieg die Macht der Militärbefehlshaber beständig. Im Süden lösten einander innerhalb von knapp 150 Jahren vier Dynastien ab. Alle Wechsel folgten demselben Muster: Der Militärbefehlshaber setzte den jeweils herrschenden Kaiser ab und sich selbst an seiner Stelle ein. Im Norden konnten sich dagegen die Nördlichen Wei über längere Zeit behaupten, ihr Reich zerfiel aber schließlich in zwei Teile.
In dieser Periode der Unruhe erlebte eine fremde Religion ihre erste Blütezeit: Der Buddhismus verbreitete sich in China. Im Norden waren einige Königreiche sogar dazu übergegangen, ihn als Staatsreligion zu installieren. Auch stammen viele Klöster aus dieser Zeit.
Sui-Dynastie (581–618)
Hauptartikel Sui-Dynastie
Die kurzlebige Sui-Dynastie stellte eine Vereinigung des Landes nach einer fast 300-jährigen Teilung dar. Allerdings führten hohe Steuern und schwere Fronarbeiten, die der Sui-Kaiser den Bauern auferlegte, schnell zu Aufständen, die den Weg für die Tang-Dynastie ebneten. Diese profitierte von Reformen und Bauvorhaben der Sui. Das beste Beispiel hierfür ist der Kaiserkanal, der unter dem Sui-Kaiser Sui Wendi (581–604) begonnen wurde und bis heute das Yangtse-Delta mit Nordchina verbindet.
Tang-Dynastie (618–907)
Hauptartikel Tang-Dynastie
Wie die Han-Dynastie stellt die Tang-Dynastie einen Höhepunkt der chinesischen Kaiserzeit dar. Die Chinatowns in amerikanischen Städten heißen auf Chinesisch Tang-Ren-Jie (Straßen der Tang-Menschen). Auch wenn die Glorifizierung durch die spätere Geschichtsschreibung nicht immer zutrifft – so stellte zum Beispiel die Heirat der Tang-Prinzessin Wen Cheng mit dem Herrscher von Tibet keineswegs einen Akt der Souveränität, sondern eher eine Beschwichtigungspolitik dar. In den ersten 150 Jahren des Tang-Reiches, unternahm China immer wieder aggressive Eroberungsfeldzüge nach Zentralasien und auf die koreanische Halbinsel.
Eine Schwäche der Tang-Dynastie waren ihre inneren Machtkämpfe. So konnte die einzige Kaiserin in der chinesischen Geschichte, Kaiserin Wu Zetian (Regierungszeit 690–705) mit Intrigen und sehr brutalen Methoden an die Macht kommen. Die Rebellion von An Lushan (756–763) stürzte Tang-China ins Chaos und schwächte die Dynastie auf Dauer.
Die klassischen fünfsilbigen und siebensilbigen Gedichte erreichten ihre Blütezeit (Dichter Li Bai), auch der Handel mit dem Westen über die Seidenstraße florierte. Das Christentum erreichte zum ersten Mal China. Auch nach Japan und Korea pflegte man intensive Beziehungen. Über den Seeweg erreichte der Zen-Buddhismus Japan.
Die fünf Dynastien und zehn Königreiche (907–960)
Hauptartikel Fünf Dynastien und Zehn Königreiche
Der 907 an die Macht geputschte Kaiser der späten Liang-Dynastie konnte die Situation im Reich nicht kontrollieren. Sein ihm nachfolgender Sohn wurde von einem neuen Putsch gestürzt, außerdem hatten sich überall in den fernen Provinzen regionale Militärführer eigenständig gemacht. Innerhalb von knapp 50 Jahren wechselten sich in rascher Folge fünf Dynastien in der Hauptstadt ab. Im Süden des Landes entstanden zehn unabhängige Staaten.
Song-Dynastie (960–1279)
Hauptartikel Song-Dynastie
Der Song-Dynastie (960–1279) gelang zunächst die weitgehende Wiedervereinigung Chinas nach einer 53-jährigen Periode innerer Kämpfe (Fünf Dynastien). Als Lehre aus dem Untergang der Tang-Dynastie wurde die Armee unter ein ziviles Oberkommando gestellt. Das ganze Reich, das die chinesischen Kernprovinzen umfasste, war mit Polizeistationen und Ämtern überzogen, die die Zentralmacht des Kaisers gewährleisteten. Es wurde Papiergeld ausgegeben und der Seehandel gewann an Bedeutung. Die Song-Dynastie war eine Zeit der kulturellen Blüte und Erfindungen (um 1100 gab es große Eisengießereien, die etwa 150.000 t Eisen und Stahl erzeugten). In der Song-Zeit war die Stahlindustrie sehr wichtig für die Wirtschaft und Gesellschaft. Man produzierte um 1078 schon soviel Stahl wie England zu Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Gefördert wurde dies durch die Entlohnung der Erfinder durch den Staat.
Eine weitere wichtige Neuerungen in der Song-Dynastie war die Einführung des Reisanbaus. Der Süden wurde nun zur Kornkammer Chinas, da dort die klimatischen Bedingungen optimal sind. Damit verbunden war auch eine Verlagerung der Wirtschaftszentren nach Süden. Der Fluss als Handelsweg wurde noch intensiver genutzt und es entstanden dadurch große Handelsstädte an den Ufern. Sie bildeten auch die Grundlage für den florierenden Export von Seide und Porzellan. Aus dem enormen Wirtschaftswachstum dieser Zeit, um 1100, resultierte eine Verdoppelung der Bevölkerungszahl von 50 auf ca. 100 Millionen und auch der Lebensstandard hatte sich enorm verbessert.
Die in der Song-Zeit zu ihrer Blüte entwickelte Gedichtform Ci durchbrach die einheitliche Silbenzahl der Tang-Gedichte, führte Rhythmik in den Vortrag ein und wirkte viel lebhafter und intensiver.
Ein radikalprogressiver Reformversuch des Wang Anshi, um die ungerechte Landverteilung und das korrupte Beamtensystem zu mildern, scheiterte am Widerstand der lokalen Beamten, die sich benachteiligt sahen (1069–1085).
Die Song-Dynastie wurde ständig von außen bedroht, wodurch das Song-Reich ein militärisch hochgerüsteter Staat war, der sich ständig in Grenzkonflikte verwickelte. Den Selbstständigkeitsbestrebungen an ihren Grenzen (Tangutenreich, Nánzhāo) standen die Song eher defensiv gegenüber. Bedingt durch das zivile Oberkommando konnte die Nördliche Song-Dynastie auch nur teilweise Erfolge gegen die Liao- und später die Jin-Dynastie in Nordchina verzeichnen, so dass im Jahr 1126 die Hauptstadt Kaifeng fiel und der Kaiser Huizong gefangen genommen wurde. Die von Gaozong, einem Sohn des Kaisers Huizong, gegründete Südliche Song-Dynastie konnte sich durch den Yangtse als natürliche Grenze und durch eine Beschwichtigungspolitik annähernd weitere 150 Jahre halten.
Obwohl China schon früher öfter von nördlichen Völkern regiert wurde, bildete sich in der Song-Zeit erstmals ein Nationalbewusstsein heraus. Der Grund dafür lag wahrscheinlich in der Diskriminierungspolitik der Liao- und der Jin-Herrscher, die die Han-Chinesen im eroberten Nordchina zu Menschen zweiter Klasse degradierten. An dieser Stelle tauchte zum ersten Mal in der chinesischen Geschichte der Begriff Nationalheld (zum Beispiel Yo-Fei) auf.
Yuan-Dynastie (1279 - 1368)
Hauptartikel Yuan-Dynastie
Dem mongolischen Heer, das den eurasischen Kontinent überrollte, fiel zuerst die Jin-Dynastie zum Opfer, wenig später die Westliche Xia-Dynastie und zum Schluss die Südlichen Song. Kublai Khan errichtete in China die Yuan-Dynastie. Die Yuan-Herrscher setzten die Politik der Rassentrennung fort, was dazu führte, dass sie in China nie richtig akzeptiert wurden. Von der traditionellen Geschichtsschreibung wurden die Yuan-Dynastie und ihre Herrscher allgemein sehr abschätzig beurteilt. Dessen ungeachtet erlebte der Handel mit Zentralasien und darüber hinaus eine Zeit der Blüte. Marco Polo gelangte über die Seidenstraße nach China. Den Plan einer Eroberung Japans machte ein Taifun zunichte.
Ming-Dynastie (1368 - 1644)
Hauptartikel Ming-Dynastie
Das chinesische Volk war mit der Fremdherrschaft unzufrieden. Dies führte schließlich zu einer Bauernrevolte (Rote Turbane), durch die die Mongolen zurückgedrängt wurden. Die Ming-Dynastie übernahm 1368 die Herrschaft. China blühte wieder auf. Kunst und Kunsthandwerk, insbesondere die Porzellan-Herstellung (Ming-Vasen), erreichten neue Höhen.
Gründer der Dynastie war Zhu Yuanzhang (Hongwu). Er legte - nicht zuletzt wohl aufgrund seiner bäuerlichen Abstammung - besonderen Wert auf die Landwirtschaft. Große Latifundien wurden vom Staat konfisziert, aufgeteilt und an Kleinbauern verpachtet. Private Sklaverei wurde verboten. Die Rolle des Kaisers wurde noch autokratischer und die Zentralisierung der Reichsbürokratie vorangetrieben, weshalb man in der Ming-Zeit den Anfang für den sogenannten chinesischen Absolutismus sieht. Fremde Kaufleute unterlagen den gleichen Restriktionen wie einheimische.
Während der Mongolenherrschaft hatte die Bevölkerung um 40 Prozent auf etwa 60 Millionen abgenommen. Zwei Jahrhunderte später hatte sie sich unter den Ming-Kaisern durch die wirtschaftliche Blüte verdoppelt. Die Urbanisierung nahm zu. Große Städte wie Nanjing und Beijing trugen zum Wachstum des Handwerks bei.
Die Anfangszeit der Ming-Dynastie war eine Epoche besonderer seefahrerischer Leistungen unter Kaiser Yongle und seinem Admiral Zheng He, die China zur technologisch und nautisch führenden Seenation der damaligen Welt machten. Außerdem war die frühe Ming-Zeit von einer stark expansiven Außenpolitik geprägt.
Die späteren Ming-Kaiser nahmen aufgrund der Mongoleneinfälle eine eher defensive Strategie ein. Um sich gegen die Mongolen zu schützen, ließen sie die Große Mauer neu erbauen und auf den heutigen Stand bringen. Gegen das aufkommende Piratentum der Wokou an der Küste verfügte Kaiser Jiajing 1551 ein Seeverbot (Hai jin), Schiffe durften nur noch einen Mast haben. Gleichwohl legten die Reisen Zheng Hes den Grundstein für die folgende Besiedlung Südostasiens durch Chinesen und für weiteren Handel über See. 1567 wurde das Seefahrtsverbot wieder aufgehoben, da seine Umsetzung erfolglos blieb.
Während der Ming-Zeit wurde der erste westliche Handelsposten von den Portugiesen in Macao eröffnet.
Nach innen errichteten die Ming-Kaiser ein in der chinesischen Geschichte beispielloses Netzwerk von Geheimdiensten, bald angeführt von mächtigen Eunuchen. Als der letzte Ming-Kaiser Chongzhen an die Macht kam, versuchte er, die Macht der Eunuchen zu beschneiden und durch eine Landreform die Not der Landbevölkerung zu lindern. Dennoch kamen die Maßnahmen zu spät. Als in der Provinz Shaanxi die Bauern rebellierten, war die Situation nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Der Kaiser erhängte sich, als die Aufständischen in Peking einmarschierten.
General Wu Sangui, der die Chinesische Mauer nordöstlich von Peking bewachen sollte, rief die Mandschu zu Hilfe und öffnete die Tore der Mauer für die Qing-Armeen.
Qing-Dynastie (1644 - 1911)
Hauptartikel Qing-Dynastie
Die Mandschu gründeten nach dem Sturz der Ming-Dynastie 1644 die letzte chinesische Dynastie. Bis Ende des Jahrhunderts hatten sie ihre Macht im ganzen Territorium, das die Ming beherrscht hatten, konsolidiert und mit erheblichem Aufwand um Xinjiang, Tibet und die Mongolei erweitert. Der Schlüssel zum Erfolg war die Kombination aus kriegerischer Begabung der Mandschu und chinesischer Verwaltung.
Unter den Qing wurden einige herausragende kulturelle Leistungen vollbracht. Unter Kaiser Kangxi wurde das größte Wörterbuch zusammengestellt und unter Kaiser Qianlong wurde ein Lexikon aller wichtigen kulturellen Arbeiten geschrieben. Das berühmte Buch "Der Traum der roten Kammer" stammt ebenfalls aus dieser Periode. Die Fortschritte in der Landwirtschaft und ein enormer Höhepunkt in der Wirtschaft ermöglichten zwischen 1700 und 1800 eine Verdoppelung der Bevölkerung von 160 Millionen auf 300 Millionen. China stellte als wichtigste politische und ökonomische Macht Asiens etwa 50% der Weltproduktion. 1759 erreichte das Chinesische Reich mit 11,5 Millionen km2 die maximale Ausdehnung in seiner gesamten Geschichte und war somit deutlich größer als heute.
Obwohl sich die Dynastie der Qing als letzte erwies, gilt sie dennoch als eine der erfolgreichsten, in der China einen beeindruckenden kulturellen und politischen Höhepunkt erreichte. Auch das sinozentrische Weltbild erlebte seine Blüte. Um ihre Herrschaft zu festigen, warben die frühen Qing-Kaiser gezielt um Intellektuelle und suchten deren Mitarbeit im Staat. Aber auch grausame Strafen wie zum Beispiel die Vernichtung des gesamten Hauses wurden bereits wegen Verwendung bestimmter, mandschufeindlicher Wörter verhängt.
Im 19. Jahrhundert erlebte China massive soziale Spannungen. Eine Folge von Naturkatastrophen in Verbindung mit vermehrtem Druck der Europäer (vor allem Englands), die Wirtschaft in den entstehenden Weltmarkt zu integrieren. Insbesondere Großbritannien hatte ein massives Handelsdefizit mit China, aufgrund zu hohen Teeimports, mit 20 Millionen Pfund Verlust jährlich.
Der Versuch, sich gegen das (durch die westliche Industrialisierung) zunehmend übermächtige Ausland und seine Freihandelspolitik zu wehren, schlug fehl. Großbritannien setzte im Ersten Opiumkrieg und im Zweiten Opiumkrieg das Recht durch, mit Opium zu handeln, und konnte so sein Defizit ausgleichen. China musste seinen Wirtschaftsprotektionismus aufgegeben und weitere „Konzessionen“ an ausländische Mächte abgeben und im Vertrag von Nanking 1842 Hongkong an Großbritannien abtreten sowie weitere Vertragshäfen öffnen. In der Folge kam es zu einer Politik der offenen Tür in China. Der Schaden an der chinesischen Wirtschaft war irreversibel. Große Teile der Ökonomie brachen zusammen, Massenarmut war die unmittelbare Folge.
Der Taiping-Aufstand und Nian-Aufstand sowie von Russland unterstützte islamische und separatistische Bestrebungen in der Mongolei und Xinjiang brachten die Qing-Dynastie in Bedrängnis und konnten teilweise nur mit ausländischer militärischer Hilfe niedergeschlagen werden. Damit geriet China mehr und mehr auf das Niveau einer Kolonie. Das über zwei Jahrtausende andauernde Kaisertum war in einer schweren Krise: Die konfuzianische Herrschaft stützt sich vor allem auf das Ansehen des Kaisers - die letzten Kaiser der Qing-Dynastie mussten zu viele Gesichtsverluste hinnehmen und büßten erheblich an Prestige ein.
Vor allem in den letzten Jahren des ausgehenden 19. Jahrhundert kam es zu einer Demütigung Chinas nach der anderen: 1895 die Niederlage gegen Japan im Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg, der außer Kontrolle geratene Boxeraufstand 1900 und das mit ihm verbundene Boxerprotokoll von 1901. Die Qing-Dynastie war Anfang des 20. Jahrhunderts am Ende und musste dem Ruf nach Reformen nachgeben.
Zwar versuchten die Qing-Kaiser zunächst noch mit Modernisierungsbestrebungen gegenzusteuern, zum Beispiel mit der so genannten Kampagne zur Selbststärkung. Konservative Kräfte, allen voran Kaiserinwitwe Cixi vereitelten das, indem sie 1898 einen Militärputsch anzettelten und die Reformer ihrer Ämter enthoben (beispielsweise den Kaiser Guangxu, siehe auch: Hundert-Tage-Reform). Korruption lähmte die Armee; so wurden die modernisierten Truppen in mehreren Kriegen vernichtend geschlagen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Qing-Dynastie in Trümmern. Im Land hatten sich zwei Oppositionsbewegungen gegründet: zum einen die Gemäßigten, die eine Reform des Kaisertums hin zu einer konstitutionellen Monarchie im Sinn hatten, zum anderen die Revolutionäre, die das Kaisertum endgültig beseitigen und China zu einer Republik machen wollten.
Republik China (1912 - 1949)
Die Monarchie geht zu Ende
1911 kam es zum Ende der Qing-Dynastie und des letzten Kaisers, Pu Yi, der erst drei Jahre alt war. Der General Yuan Shikai verhandelte einerseits mit den Revolutionären unter Sun Yatsen, der am 1. Januar 1912 die Republik China ausrief, andererseits setzte er das Kaiserhaus unter Druck. Um einen Bürgerkrieg und unnötiges Blutvergießen zu verhindern, verzichtete Sun auf das Präsidentenamt zugunsten Yuans, falls dieser die Dynastie kampflos zum Verzicht bewegen konnte.
Yuan Shikai war ein Mann der Tradition. Als bekannt wurde, dass er 1915 selbst den Kaiserthron besteigen wollte, rebellierten nicht nur die Provinzen, selbst seine eigenen Generäle versagten ihm die Unterstützung. Zutiefst enttäuscht und gekränkt starb Yuan kurz darauf am 6. Juni 1916. Für zwei Wochen wurde 1917 nochmals Pu Yi restauriert.
In der Folgezeit kam es zu diversen Aufständen. Die mächtige Beiyang-Armee (Beiyang=Nordchina, genauer: Liaoning, Hebai und Shandong) von Yuan Shikai zerfiel in mehrere Fraktionen, die einander bekämpften (Nördliche Militaristen). Viele Südprovinzen erklärten sich für unabhängig. Sun Yatsen versuchte ab 1921, in Kanton eine eigene Machtbasis aufzubauen, um seine Ideale einer Republik wieder herzustellen.
Dies endete im chinesischen Bürgerkrieg.
Erster Weltkrieg
1917 wurde China nach der Erklärung des U-Boot-Kriegs durch das Deutsche Reich in den Ersten Weltkrieg einbezogen, indem es den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn den Krieg erklärte. China sandte jedoch keine Truppen auf den europäischen, kleinasiatischen oder afrikanischen Kriegsschauplatz. Die inneren Wirren hielten es davon ab und außerdem war Chinas einziges Motiv, überhaupt in den Krieg einzutreten, die Angst vor Japans harter imperialistischer Interessenspolitik. Im November 1914 hatten die Japaner kurz nach ihrem Eintritt in den Weltkrieg die deutsche Kolonie Kiautschou/Tsingtau an Chinas Küste eingenommen. Japan hatte nun Appetit auf neue Eroberungen bekommen. China wollte den Beistand der europäischen und amerikanischen Alliierten des Weltkriegs, um sein Territorium gegen Japan zu sichern - und diesen Beistand wollte es bekommen, indem es den Feinden der Alliierten den Krieg erklärte.
Japanische Expansion und Zweiter Weltkrieg
Japan eroberte 1931 die Mandschurei und errichtete dort 1932 den Marionettenstaat Mandschukuo mit Pu Yi als Kaiser. 1937 setzten die Japaner die Eroberungen fort und es kam zum zweiten sino-japanischen Krieg. Der Krieg endete erst 1945 mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Zweiten Weltkrieg hatte China nach der Sowjetunion die zweitgrößte Opferzahl von allen beteiligten Nationen (siehe auch: Massaker von Nanking, Einheit 731). Der im Kampf gegen Japan ruhende Konflikt zwischen Kommunisten und Nationalisten flammte danach erneut auf. 1949 besiegten die Mannschaften Mao Zedongs endgültig die Kuomintang unter Chiang Kai-shek. Die Nationalisten flohen auf das erst kürzlich von Japan zurückgewonnene Taiwan, wo die Republik bis heute fortbesteht. Auf dem Festland wurde die Volksrepublik China gegründet.
Volksrepublik China und Republik China auf Taiwan
Gründungszeit der Volksrepublik China (1949 - 1958)
Nach dem Sieg der Kommunistischen Partei über die Kuomintang im chinesischen Bürgerkrieg wurde am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China ausgerufen. Die neue Regierung übernahm schnell die Kontrolle über das jahrzehntelang von Kriegen heimgesuchte Land und formte einen Staat nach dem ideologischen Vorbild des Leninismus, jedoch nicht konkret nach der Staatenstruktur der Sowjetunion.
Erfolge bei der Bekämpfung der Inflation und dem Wiederaufbau der Infrastruktur bescherten der kommunistischen Führung Popularität. Die darniederliegende Landwirtschaft wurde wieder so weit aufgebaut, dass China sich selbst versorgen konnte. Maschinen und teilweise einfache Werkzeuge fehlten.
Unter dem Slogan "Lasst hundert Blumen blühen" wurden 1957 Vorschläge und Kritik von der Bevölkerung gefördert (siehe Hundert-Blumen-Bewegung). Die chinesischen Intellektuellen nutzten die Gelegenheit vorerst nicht und waren auf Sanktionen bedacht. Nach einigem Zögern kam die Bewegung immer schneller ins Rollen und die alte Tradition der chinesischen Beamten, den Staat frei zu kritisieren, fachte sich aggressiv neu an. Das wurde der kommunistischen Partei schnell zu viel und die gebildete Schicht wurde aufs Land umgesiedelt, interniert oder hingerichtet.
Industrialisierung (ab 1958) und Kulturrevolution (1966 - 1976)
Im Versuch, schnell die Industrie- und Landwirtschaftsproduktion zu verbessern, wurde von Mao Zedong 1958 ein neues Wirtschaftsprogramm, der sogenannte Große Sprung nach vorn verkündet. Diese Politik der Bildung landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften, der Volkskommunen, und der Errichtung tausender industrieller Produktionsbetriebe auf dem Lande scheiterte. Der erzeugte Stahl war nur minderer Qualität und das Chaos der Umstrukturierung endete in einer Hungersnot, die Schätzung der Totenzahlen sind bei ungefähr 30 Millionen.
Als Mao Zedong nach diesem Fehlschlag in die Defensive gegenüber pragmatischeren Parteigenossen geriet, inszenierte er 1966 die Kulturrevolution (auch "Große Proletarische Kulturrevolution" genannt), die das Land in ein Jahrzehnt von Anomie und Chaos stürzte. Junge Rote Garden zerschlugen, was Bürgerkrieg und Japaner vom reichen chinesischen Erbe übrig gelassen hatten. Besonders hatte Tibet zu leiden, wo ein Großteil der Klöster und historischen Stätten blind zerstört wurde. Die gesamte Kultur, die nicht in das proletarische Schema passte, Literatur, Musik, Malerei, wurde unterdrückt, verboten, zerstört.
Die Außenpolitik jener Zeit war von Isolation, besonders dem Chinesisch-Sowjetischen Zerwürfnis gekennzeichnet. In den Vereinten Nationen war nach 1945 die ROC (auf Taiwan) als Nachfolger der chinesischen Republik vertreten. Seit 1960 gab es von verschiedenen Staaten des Ostblocks, unter anderem Albanien, den Versuch, Taiwan den Status als einziger legitimer chinesischer Staat abzuerkennen und statt dessen die Volksrepublik anzuerkennen und als Mitglied in die UNO aufzunehmen. Dies hatte allerdings erst am 25. Oktober 1971 Erfolg (UN-Resolution 2758). Durch die Aufnahme vieler neu gegründeter afrikanischer Staaten war das Gewicht in der Vollversammlung zu Gunsten von Peking verschoben worden.
Die USA entdeckten im isolierten China einen potentiellen Verbündeten gegen Moskau. Die Annäherung an die USA stand in völligem Gegensatz zum erklärten Ziel Chinas, durch eine "beständige Kulturrevolution" die Welt kommunistisch zu machen. Darüber hinaus waren die Vereinigten Staaten Schutzmacht des Erzfeindes Taiwan. Das Zerwürfnis mit Moskau wog jedoch schwer genug, den Schritt zu gehen und Kontakte in Richtung USA zu knüpfen. 1972 reiste US-Präsident Richard Nixon mit der amerikanischen Tischtennis-Nationalmannschaft nach China, daher die Bezeichnung Ping-Pong-Diplomatie.
Die Wirtschaftliche Modernisierung (seit 1976)
Mao Zedong starb 1976. Sein Nachfolger war der von Mao noch selbst eingesetzte Hua Guofeng. Im Jahr 1977 bekam dann aber der von Mao entmachtete Deng Xiaoping seine Ämter zurück und wurde bald zum wichtigsten Politiker Chinas. In dieser Phase wurden die Beziehungen zum Westen weiter verbessert, die Volksrepublik China wurde international anerkannt.
Das Land wurde auf den Weg zur "sozialistischen Marktwirtschaft" gebracht, Reichtum galt nun als schick. Sonderwirtschaftszonen wurden versuchsweise an der Küste eingerichtet, um in eng begrenzten Räumen zu experimentieren. Die Volkskommunen wurden aufgelöst, und Bauern war es erlaubt, auf eigene Rechnung zu wirtschaften. Chinas Wirtschaft gehört seitdem zu den am schnellsten wachsenden der Welt. Die Schattenseite ist eine verstärkte Umweltzerstörung, eine wachsende Schere zwischen arm und reich, da es (teils große) Unterschiede in der Reichtumsverteilung gibt, immer noch mangelnde Rechte der arbeitenden Bevölkerung und grassierende Korruption innerhalb der neuen Generation in KP und Militär.
Der Wandel der Konzepte und der wirtschaftliche Aufschwung sorgte auch für viele innerchinesische Diskussionen um den richtigen Weg. Die Demokratisierungsbewegung endete jedoch abrupt, als 1989 demonstrierende Studenten von der Volksbefreiungsarmee gewaltsam und blutig vom Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz) vertrieben wurden (Tian'anmen-Massaker). Die Übertragung des Ereignisses im internationalen Fernsehen hat China weltweite negative Aufmerksamkeit beschert.
Nach dem Tod Deng Xiaopings 1997 hat eine jüngere Führungsgeneration die Aufgabe, den Balanceakt zwischen Marktwirtschaft und kommunistischer Staatsform zu schaffen. Diese "dritte Generation" trat 2003 "hinter den Bambusvorhang", also sozusagen in den Hintergrund, zurück und machte einer neuen, zumindest vorläufigen "vierten Generation" Platz. Ministerpräsident Wen Jiabao hielt als Vertreter dieser Generation auf dem Volkskongress 2004 eine erstaunliche Rede, die, auf die neuen sozialen Spannungen im Land eingehend, eine Trendwende einläuten könnte. In der Zukunft könnte das reine Mengenwachstum der Volkswirtschaft durch eine Berücksichtigung auch ökologischer Aspekte abgelöst werden.
Soziale Schichtung
Die Bevölkerung der VR China ist auch heute noch (2008) in zwei kaum vereinbare Blöcke geteilt: "unten" leben rund 900 Millionen Bauern, Landarbeiter und aus ihnen hervorgegangene Wanderarbeiter in Armut, teils abgeschnitten von Elektrizität und moderner Wasserversorgung, "oben" richtet sich eine zunehmend breitere Mittelschicht und wachsende Oberschicht im Wirtschaftswachstum ein. Während auch heute noch nicht alle Landbewohner (vor allem Mädchen) eine Schule besuchen können oder dürfen, werden die Mittelschichtkinder durch ein strenges elterliches Bildungsregiment zu Höchstleistungen getrieben. Ein ungelöstes Problem ist die soziale Frage der Landbevölkerung: es gibt außer der vagen, zusehends sich auflösenden "Generationenversicherung" keine gesetzlich Absicherung für das Alter, die Abwanderung der aktiven jungen Leute verstärkt die Not der Zurückgebliebenen. Dazu klagen die Landbewohner häufig über die Willkür der örtlichen "Kader", die sich alle möglichen illegalen Abgaben erdenken, um sich zu bereichern.
Aufmerksam verfolgt wird seit einiger Zeit das Problem des Frauenmangels: die Einkindpolitik hat dazu geführt, dass Mädchen oft abgetrieben wurden, weil Knaben traditionell ungleich höher eingestuft werden. Die Lockerung, nach einer Mädchengeburt ein zweites Kind zu bekommen, hat daran kaum etwas geändert: China läuft in einen akuten Frauenmangel von ca. 3-4% der Bevölkerung. Das führt schon heute zu Verwerfungen: arme Männer haben große Mühe eine Partnerin zu finden, die Prostitution und die Geschlechtskrankheiten nehmen zu, der illegale Frauenhandel aus dem In- und Ausland (z.B. Vietnam) ist kaum zu unterbinden.
Hong Kong und Macao
Am 1. Juli 1997 wurde Hongkong chinesische Sonderverwaltungszone. Am 1. Dezember 1999 folgte das bis dahin portugiesische Macao als zweite Sonderverwaltungszone.
Republik China (seit 1949 auf Taiwan)
Nach ihrer Niederlage im chinesischen Bürgerkrieg zog sich die Kuomintang auf die Insel Taiwan zurück. Im UN-Sicherheitsrat nahm den chinesischen Sitz zuerst die Republik China (auf Taiwan) ein. 1971 wurde die Republik China jedoch aus der UNO "ausgeschlossen", die Volksrepublik China übernahm als Nachfolger auch den Platz im Sicherheitsrat.
Aus Rücksicht auf Pekings Ein-China-Politik brachen die USA 1978 ihre offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab, viele andere Staaten taten das gleiche. Viele Länder sind nun über "Kulturinstitute" auf Taiwan vertreten.
Am 15. Juli 1987 hob die Kuomintang-Regierung das seit dem 19. Mai 1949 geltende Kriegsrecht auf. Seitdem findet eine Demokratisierung statt. 1992 wurden erstmals freie Parlamentswahlen und 1996 direkte Präsidentschaftswahlen durchgeführt.
Im März 2000 gewann Chen Shui-bian die Präsidentschaftswahlen; er ist der erste Präsident, der nicht von der Kuomintang gestellt wird. Die Kuomintang verlor die Parlamentswahlen im Jahr 2001 und ging in die Opposition. Die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) von Präsident Chen Shui-bian wurde stärkste Partei. Es wurde eine Koalitionsregierung gebildet.
2005 fanden über Chinesisch-Neujahr das erste mal seit dem Ende des chinesischen Bürgerkriegs 1949 wieder Direktflüge vom Festlandchina nach Taiwan und umgekehrt statt. Der chinesische Volkskongress verabschiedete ein Gesetz, das China das Recht einräumt, gegen Taiwan militärisch vorzugehen, sollte es die formale Unabhängigkeit erklären. (In Taiwan existiert gleichzeitig ein Gesetz, das der Insel das Recht einräumt, die formale Unabhängigkeit zu erklären, sollte es jemals von der Volksrepublik militärisch bedroht oder angegriffen werden.) Im Mai besuchte Oppositionsführer Lien Chan (Kuomintang) erstmals die Volksrepublik. Das Medienereignis wurde von den Massenmedien der Volksrepublik groß gefeiert.
Siehe auch
- Portal:China
- Taiwan-Konflikt
- Region (China)
- Jangtse-Abkommen 1900
- Naturkatastrophen, Liste
- Politik der offenen Tür
- Chinesisch-Deutsche Kooperation (1911-1941)
- Geschichte der Chinesen in den Vereinigten Staaten
Literatur
Deutsch
- Konrad Seitz: China. Eine Weltmacht kehrt zurück. Berliner Taschenbuch-Verl. Berlin 2004. ISBN 3-8333-0165-1
(Fundierter Überblick über die chinesische Geschichte mit Schwerpunkt auf der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung.) - Das alte China. GEO-Epoche. GEO, Hamburg 2002. ISBN 3-570-19352-7
(Bebilderte, populärwissenschaftliche Darstellung.) - Wolfram Eberhard: China und seine westlichen Nachbarn. Beiträge zur mittelalterlichen und neueren Geschichte Zentralasiens, Darmstadt 1978
- Wolfram Eberhard: Chinas Geschichte, Bern 1948 (Bibliotheca Sinica, Bd. 1)
- John K. Fairbank: Geschichte des modernen China. München 1989.
- Doris Fischer, Michael Lackner (Hrsg.): Länderbericht China. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Bonn 2007.
- Jacques Gernet: Die chinesische Welt. Die Geschichte Chinas von den Anfängen bis zur Jetztzeit. Suhrkamp Taschenbuch Bd. 1505. Suhrkamp, Frankfurt 1997. ISBN 3-518-38005-2.
(Sehr gute Gesamtdarstellung der Geschichte und Kultur Chinas.) - Rainer Hoffmann, Qiuhua Hu: China. Seine Geschichte von den Anfängen bis zum Ende der Kaiserzeit. Freiburg 2007.
- Klaus Mäding: China. „Kaiserreich und Moderne“. Cornelsen Verlag Berlin, 2 Bde. 2002 u. 2003.
- Charles Reeve, Xi-Xuanwou: Die Hölle auf Erden. Bürokratie, Zwangsarbeit und Business in China. Hamburg 2001. ISBN 3-89401-368-0.
- Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne. Frankfurt M 1995. ISBN 3-7632-4562-6.
- Helwig Schmidt-Glintzer: Geschichte Chinas bis zur mongolischen Eroberung. München 1999.
(Knappe Darstellung mit Forschungsteil und umfassender Bibliographie.) - C.P. Fitzgerald: China. Von der Vorgeschichte bis zum 19. Jahrhundert. Zürich 1967.
- Herbert Franke, Rolf Trauzettel (Hrsg.): Das Chinesische Kaiserreich. Fischer Weltgeschichte Bd. 19. Frankfurt a.M. 1999 (12. Aufl.). ISBN 3-596-60019-7
(Teilweise veraltete, aber gut lesbare Einführung.)
Englisch
- The Cambridge History of China. Herausgegeben von Denis Twitchett, John Fairbank und anderen. 15 Bde. (zum Teil in Doppelbänden). Cambridge 1978-1999.
(Grundlegendes Werk, welches eine umfangreiche und detaillierte Darstellung der chinesischen Geschichte vom Beginn bis zur Gegenwart bietet.) - Charles Hucker: Official Titles in Imperial China. Stanford 1985.
- Endymion Porter Wilkinson: Chinese history : a manual, Revised and enlarged. - Cambridge, Mass. : Harvard Univ., Asia Center for the Harvard-Yenching Institute [u.a.], 2000, 1181 S., ISBN 0-674-00247-4; ISBN 0-674-00249-0
Französisch
- Rey, Marie-Catherine : Les trés riches heures de la Cour de Chine - chefs-d'oeuvre de la peinture impériale des Qing 1662 - 1796 , Paris , Éd. de la Réunion des Musées Nationaux [u.a.] , 2006 , ISBN
- Palmer, David A. : La fièvre du Qigong - guérison, religion et politique en Chine, 1949 - 1999 , Paris , Éd. de l'École des Hautes Études en Sciences Sociales , 2005 , ISBN 2-7132-2010-6
- Romer, Jean-Christophe : Face aux barbares, marches et confins d'empires de la Grande Muraille [de Chine] au Rideau de Fer , Paris, Tallandier , 2004 , ISBN 2-84734-075-0
- Corinne Debaine-Francfort : La redécouverte de la Chine ancienne, Découvertes Gallimard, 1998
Weblinks
- Chinesische Geschichte (nur mit aktiviertem JavaScript benutzbar!, Mauszeiger zum Öffnen des Menüs auf die rechte untere Bildecke halten)
- Bücher über China in Wiener Bibliotheken
- Chinesische Jungsteinzeit (Uni Wien)
- Radio China International: Chinesische Geschichte (frei nach Guo Moruo)
- Englisch geschriebene Ostasienseite
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