Situationsbewußtsein

Situationsbewußtsein
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Das Konstrukt Situationsbewusstsein (Lagebewusstsein, engl.: Situational Awareness, deshalb auch im Deutschen häufig mit SA abgekürzt) bezeichnet den Zustand, sich seiner Umgebung zutreffend bewusst zu sein, manchmal auch den Prozess, einen solchen Zustand zu erreichen.

Inhaltsverzeichnis

Modell

Zur Beschreibung des Prozesses, der zu einem zutreffend richtigen Situationsbewusstsein führt, kann das Modell von Endsley verwendet werden. Danach läuft der Prozess folgendermaßen ab: 1. Die Objekte in der Umgebung werden wahrgenommen. 2. Ihre Bedeutung wird verstanden. 3. Die Veränderungen in der Umgebung und der zukünftige Zustand der Objekte werden zutreffend für eine ausreichende Zeitspanne vorhergesagt.

Danach folgen die – vom Situationsbewusstsein getrennten – Prozesse Entscheidung, Ausführungsplanung und Handlung.

Aus dem Modell ergibt sich, dass wichtige Voraussetzungen für ein Situationsbewusstsein die Fähigkeit zur Wahrnehmung und ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit sind. Einflussgrößen, die zu einem guten Situationsbewusstsein beitragen, sind (nach Redden, 2001) Erfahrung, ausgebildete kognitive Fähigkeiten und hohe Geschwindigkeit und Genauigkeit der Wahrnehmung.

Erfassung

Als Konstrukt ist Situationsbewusstsein nicht direkt messbar, fehlendes oder unzureichendes Situationsbewusstsein äußert sich auch nicht zwangsläufig in sichtbaren Fehlern, Zwischenfällen oder Unfällen. Folglich führt eine Beobachtung nur eingeschränkt zu Aussagen über das Situationsbewusstsein. Dennoch sind Beobachtung in der Arbeitsumgebung oder im Experiment und Befragung der Selbsteinschätzung Mittel zur Erfassung des Situationsbewusstseins.

Bedeutung

Viele menschliche Tätigkeiten, vor allem in der Prozess- und Fahrzeugführung, erfordern ein ausreichendes Situationsbewusstsein; viele Fälle von menschlichem Fehlverhalten können mit unzureichendem Situationsbewusstein erklärt werden. Als Folge können technische oder organisatorische Maßnahmen eingeführt werden, die das Situationsbewusstsein erhöhen oder den Verlust des Situationsbewusstseins verhindern und damit die Sicherheit im Prozess, bei der Führung des Fahrzeuges oder generell im Mensch-Maschine-System erhöhen. Beispiele sind die ständige Darstellung relevanter Parameter in Prozessvisualisierungssystemen, automatische Ansage der Höhe beim Landeanflug oder die Klingel der Schreibmaschine kurz vor Erreichen des Zeilenendes.

Literatur

  • Mica R. Endsley (Ed.): Situation Awareness : Analysis and Measurement. Mahwah, NJ: Erlbaum. ISBN 0-8058-2133-3
  • Simon Banbury; Sébastien Tremblay (Ed.): A Cognitive Approach to Situation Awareness : Theory and Application. Aldershot: Ashgate, 2004. ISBN 0-7546-4198-8
  • Elizabeth E. Strickland Redden: Measuring and Understanding Individual Differences in the Situation Awareness of Workers in High-Intensity Jobs. PhD Dissertation, Auburn University, 2001.
  • Stelling, Dirk: Psychologische Faktoren und Situationsbewusstsein. Köln: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., 2005 (Forschungsbericht; DLR FB 2005 14).

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