Slumdog Millionaire

Slumdog Millionaire
Filmdaten
Deutscher Titel: Slumdog Millionär
Originaltitel: Slumdog Millionaire
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Erscheinungsjahr: 2008
Länge: 120 Minuten
Originalsprache: Englisch, Hindi
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Simon Beaufoy
Produktion: Christian Colson
Musik: A. R. Rahman
Kamera: Anthony Dod Mantle
Schnitt: Chris Dickens
Besetzung
  • Dev Patel: Jamal K. Malik
  • Madhur Mittal: Salim Malik
  • Freida Pinto: Latika
  • Anil Kapoor: Prem Kumar
  • Irrfan Khan: Polizeikommissar
  • Saurabh Shukla: Sergeant Srinivas
  • Mahesh Manjrekar: Javed

Slumdog Millionär ist ein mit acht Oscars ausgezeichneter Film von Danny Boyle aus dem Jahr 2008. Er basiert auf dem 2005 erschienenen Roman Q & A (deutsch als Rupien! Rupien!) von Vikas Swarup. Das Drama kam am 21. Januar 2009 in die Schweizer Kinos. Kinostart in Deutschland war der 19. März 2009, in Österreich der 20. März 2009.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der in Indien gedrehte Film erzählt vom bisher größten Tag im Leben des Jamal Malik, dem Tag, an dem er den Hauptpreis – 20 Millionen indischen Rupien – in der Fernsehsendung „Who Wants to Be a Millionaire?“ gewinnt. Vor allem aber werden in Form von Rückblenden die Erinnerungen Jamals an sein bisheriges Leben und an den Vortag, an dem er alle Fragen der Quizsendung bis zur „Millionenfrage“ richtig beantwortet hatte, gezeigt. Zu Beginn des Films wird die Ausgangssituation und die sich allen stellende Frage wie in einem Fernsehquiz eingeblendet:

Original Übersetzung

Mumbai, 2006

Jamal Malik is one question away
from winning 20 million rupees.

How did he do it?

A: He cheated
B: He’s lucky
C: He’s a genius
D: It is written

Mumbai, 2006

Jamal Malik ist eine Frage entfernt
vom Gewinn von 20 Millionen Rupien.

Wie hat er das geschafft?

A: Er hat betrogen
B: Er hatte Glück
C: Er ist ein Genie
D: Es ist Schicksal

Warum sollte ausgerechnet ein ehemaliger Straßenjunge aus Mumbai als erster die Millionenfrage richtig beantworten können? Während sich der Film schließlich für Antwort „D: It is written“ entscheidet, gibt es für den Moderator der Show, Prem Kumar, keinen Zweifel daran, dass es sich bei dem 18-jährigen Jamal um einen schamlosen Betrüger handelt, zumal er selbst auch aus den Slums kommt und sich mühsam hochkämpfen musste. Um seine daraus resultierenden Minderwertigkeitskomplexe zu kaschieren, macht er sich während „seiner“ Show ans Publikum gewendet mehrfach über den Slumdog-Kandidaten lustig, der es zwischenzeitlich allenfalls zum Laufburschen gebracht hätte, für den sich das Quiz ohnehin noch als unlösbare Herausforderung erweisen würde. Als sich die beiden in der Werbepause auf der Toilette begegnen, hat Prem keine Skrupel, Jamal eine falsche Antwort zukommen zu lassen. Doch Jamal durchschaut die Lüge und errät die richtige Lösung. Kurz vor der letzten Frage ertönt das Signal zum Ende der Sendung.

Vor den Türen des Studios wartet bereits die von Prem benachrichtigte Polizei. Jamal wird auf das Revier gebracht, dort gefoltert und verhört. Als Jamal zu Wort kommt und zu jeder einzelnen Quizfrage erklären kann, wieso er die Antwort wusste, lässt sich der Kommissar von seiner Geschichte fesseln. In Rückblenden erfährt der Zuschauer so von den Lebensgeschichten Jamals und seines Bruders Salim im modernen Indien, vom Aufwachsen der Halbwaisen im Slum, dem gewaltsamen Tod der Mutter und dem Zusammentreffen mit der Waisen Latika. Jamal berichtet von der unfreiwilligen Zeit der drei Kinder in einer Bettelorganisation, der Flucht der Brüder, dem unsteten Leben als fliegende Händler in Zügen und als vermeintliche Fremdenführer am Taj Mahal, bis zum Bruch mit seinem Bruder und dem jetzigen Leben als Chai-Servierer (Chaiwallah) in einem Callcenter. Jede Quizfrage steht für einen bestimmten Lebensabschnitt, und so erklärt sich auch, dass es Jamal nicht um das zu gewinnende Geld geht, sondern darum, durch den Fernsehauftritt seine Liebe Latika wiederzufinden, die er zuvor bereits mehrfach getroffen und wieder verloren hatte.

Jamal ist über Nacht zum Medienstar geworden. Da der Kommissar schließlich von der Unschuld Jamals überzeugt ist, lässt er ihn rechtzeitig vor der entscheidenden Fernsehsendung frei und bringt ihn zum Studio. Sein Bruder Salim, der Jamal im Fernsehen sieht, bereut seinen Lebenswandel als skrupelloser Handlanger des reichen Verbrechers Javed. Er verhilft Latika, die Javed inzwischen zu seiner Liebesdienerin gemacht hat, zur Flucht und überlässt ihr sein Mobiltelefon und seinen Wagen, mit dem sie zur Show fahren will. Jamal kann indessen die letzte Frage nach dem Namen des dritten Musketiers nicht beantworten. Er wählt den Telefonjoker und lässt die einzige Nummer anrufen, die er kennt – die seines Bruders. Latika, die im Verkehrschaos Mumbais stecken geblieben ist, sieht ihn in einem der zahllosen Fernsehgeräte und beantwortet seinen Anruf. Dass Latika lebt, bringt Jamal durcheinander, allerdings kann auch sie ihm nicht helfen. Jamal setzt alles auf eine Karte und die Antwort A (für Aramis) – und hat damit das letzte Rätsel per Zufall gelöst.

Zur gleichen Zeit will Javed sich an Salim für dessen Verrat rächen. Doch Salim inszeniert seinen eigenen Tod, erschießt seinen Boss und wird daraufhin – in einer Badewanne voller Geld liegend – von dessen Wachen erschossen. Später in dieser Nacht treffen sich Jamal und Latika auf dem Victoria-Bahnhof und küssen sich. Es folgt ein musikalisch-tänzerischer Abspann im typischen Bollywood-Stil.

Zum Schluss wird die oben genannte Quizfrage vom Anfang aufgelöst: Antwort D (It is written.)

Inspiration

Simon Beaufoy schrieb das Drehbuch zu Slumdog Millionär auf der Basis des Romans Rupien! Rupien! von Vikas Swarup (Originaltitel: Q & A). Der indische Schriftsteller wurde nach eigener Aussage durch einen Besuch einer der Lernstationen des Bildungsprojekts Hole in the Wall zu seinem Roman inspiriert.[1]

Es gibt jedoch einige Unterschiede zwischen Buch und Film: Die Hauptperson heißt hier Ram Mohammad Thomas. Er wurde von seiner Mutter kurz nach der Geburt ausgesetzt, so dass er in einem Waisenhaus aufwuchs und bei einem Priester die englische Sprache erlernte. Salim ist sein bester Freund, statt der Kindheitsfreundin Latika liebt Ram die Prostituierte Nita, die er erst im Alter von 17 Jahren kennenlernt. Themen wie Homosexualität, Kindesmissbrauch, Voodoo und Nationalismus greift der Film nicht auf, dafür jedoch die Slum-Kindheit, die Religionsunruhen und die Bettelorganisation. Der im Buch arglose Salim ist im Film skrupellos und kriminell, während Prem Kumar im Buch – in dem er die fiktive Quizshow Who Will Win a Billion? um eine Milliarde Rupien moderiert – eine deutlich größere Rolle spielt.

Produktion

Um das Drehbuch zu verbessern, reiste Beaufoy dreimal nach Indien und befragte Straßenkinder. Im Sommer 2006 luden die britischen Produktionsfirmen Celador Films und Film4 den Filmregisseur Danny Boyle ein, das Drehbuch zu lesen. Boyle zögerte anfangs, da er nicht daran interessiert war, einen Film über Who Wants to Be a Millionaire? zu drehen.[2] Boyle änderte seine Meinung, nachdem er sah, dass Beaufoy auch das Drehbuch zu einem seiner Lieblingsfilme, dem britischen Film Ganz oder gar nicht, geschrieben hatte.[3] Boyle war davon beeindruckt, wie Beaufoy verschiedene Erzählstränge aus Swarups Roman verknüpfte, und entschied sich dafür, den Film zu drehen. Da die geplanten Produktionskosten bei 15 Millionen US-Dollar lagen, suchte Celador eine weitere Produktionsfirma, um die Kosten zu teilen. Das Angebot von 20th Century Fox lag bei zwei Millionen US-Dollar, wurde aber von Warner Independent Pictures mit fünf Millionen US-Dollar übertroffen.[2] Nach der Schließung von Warner Independent Pictures durch den Mutterkonzern Warner Bros. wurden die Distributionsrechte für Slumdog Millionär an Fox Searchlight verkauft. Warner und Fox Searchlight teilen sich Kosten und Einkünfte des Vertriebes.[4]

Im September 2007 reiste das Filmteam nach Mumbai und begann, einheimische Schauspieler und Filmtechniker anzustellen. Boyle entschied sich auch, ein Drittel des Dialogs vom Englischen in Hindi zu übersetzen, teilte aber der Filmproduktionsfirma mit, dass nur zehn Prozent des Dialogs in Hindi seien. Drehorte waren unter anderem die Slums in Mumbai und der Vorort Juhu.[2] Die Dreharbeiten begannen am 5. November 2007.[5]

Vertrieb

Freida Pinto und Dev Patel beim Toronto International Film Festival 2008

Im August 2007 erwarben Warner Independent Pictures die US- und Pathé die internationalen Vertriebsrechte an Slumdog Millionär.[5] Obwohl Warner Independent Pictures 5 Millionen US-Dollar für den Film gezahlt hatte, zweifelte das Studio die kommerziellen Aussichten des Films an und begann im August 2008 nach einem Käufer für die Filmrechte zu suchen.[6] Im selben Monat einigten sich Warner Independent Pictures und Fox Searchlight Pictures darauf, die Filmrechte zur Hälfte zu teilen.[7] Slumdog Millionär hatte seine Premiere auf dem Telluride Film Festival am 30. August 2008 und wurde von den Zuschauern positiv aufgenommen.[8] Der Film wurde am 7. September 2008 auch auf dem Toronto International Film Festival gezeigt, war ein Zuschauererfolg und gewann den People’s Choice Award.[9]

Slumdog Millionär spielte ab dem 12. November 2008 am Startwochenende 360.000 US-Dollar in nur 10 US-amerikanischen Kinos ein. Die Anzahl der aufführenden Lichtspielhäuser in den USA stieg in den folgenden Wochen bis auf 2.244. Bis zum März 2009 lief der Film auf den meisten Kinomärkten der Welt an. Die weltweiten Kinoeinnahmen betrugen am 15. April 2009 rund 326 Millionen Dollar.[10]

Kritiken

Roger Ebert sprach in der Chicago Sun-Times von einer atemberaubenden und interessanten Geschichte: „herzzerreißend und erheiternd zugleich“[11] Richard Corliss urteilte in der Time: „Trotz Elementen der Brutalität ist der Film ein heiteres Lied auf das Leben und ein Film zum Feiern.“[12] Kenneth Turan bezeichnete Slumdog Millionär in der Los Angeles Times als „besten altmodischen Zielgruppenfilm des Jahres; ein Hollywood-artiges, romantisches Melodrama, das den großen Studios Zufriedenstellung auf supermoderne Weise liefert“.[13] Peter Brunette sprach im Hollywood Reporter von einem „solide unterhaltenden und antreibenden Film“.[14]

Auszeichnungen (Auswahl)

Slumdog Millionär konnte 2009 acht der zehn Oscar-Nominierungen in Siege umsetzen (wobei nur neun Siege wegen der Doppelnominierung in der Kategorie „Bester Song“ möglich waren). In allen vier Nominierungssparten für den Golden Globe Award wurde er ausgezeichnet, gewann den britischen BAFTA Award und hat u. a. die British Independent Film Awards für die beste Regie, den besten Newcomer und den besten britischen Independentfilm erhalten.[15]

Oscars 2009

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Bestes adaptiertes Drehbuch
  • Beste Kamera
  • Beste Filmmusik
  • Bester Ton
  • Bester Schnitt
  • Bester Song („Jai Ho“)

Außerdem war er nominiert in den Kategorien:

  • Bester Tonschnitt
  • Bester Song („O Saya“)

Golden Globe Award 2009

Screen Actors Guild Awards 2009

  • Bestes Ensemble

BAFTA 2009

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Bestes adaptiertes Drehbuch
  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera
  • Bester Ton
  • Bester Schnitt
  • Nominierung: Bester britischer Film
  • Nominierung: Bester Hauptdarsteller – Dev Patel
  • Nominierung: Beste Nebendarstellerin – Freida Pinto
  • Nominierung: Bestes Szenenbild

British Independent Film Awards 2008

  • British Independent Film Award in der Kategorie Bester Britischer Independentfilm
  • British Independent Film Award in der Kategorie Regie für Danny Boyle
  • British Independent Film Award in der Kategorie Vielversprechendster Newcomer für Dev Patel
  • Nominierung in der Kategorie Bestes Drehbuch für Simon Beaufoy
  • Nominierung in der Kategorie Beste technische Leistung (Kamera) für Anthony Dod Mantle
  • Nominierung in der Kategorie Vielversprechendster Newcomer für Ayush Mahesh Khedekar

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reuters.com.
  2. a b c Hollywood Reporter.
  3. Comingsoon.net.
  4. theenvelope.latimes.com.
  5. a b Variety.
  6. Los Angeles Times.
  7. Variety.
  8. Reuters.
  9. Chicago Tribune. Vgl. Indiewire.
  10. Boxofficemojo.com. Vgl. IMDb: Release dates for Slumdog Millionaire.
  11. Chicago Sun-Times.
  12. Time.
  13. Los Angeles Times.
  14. Hollywood Reporter.
  15. Auszeichnungen auf IMDb.

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