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Słupiec (deutsch Schlegel) ist ein Stadtteil der Stadtgemeinde Nowa Ruda in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Słupiec liegt fünf Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Nowa Ruda am östlichen Fuß des 648 m hohen Allerheiligenberges (Góra Wszystkich Świętych). Nachbarorte sind Nowy Dzikowiec (Neuebersdorf) und Dzikowiec im Nordosten, Czerwienczyce im Südosten, Bożków im Süden, Ścinawka Średnia im Südwesten, Ścinawka Górna und Bieganówek (Neubiehals) im Westen sowie Bieganów und Włodowice im Nordwesten.
Geschichte
Schlegel wurde urkundlich erstmals um 1330 als Slegilisdorf erwähnt. Weitere Schreibweisen waren Slegelsdorf (1337), Schlegelsdorf (1396) und zum Slegil (1407)[1]. Die erste Erwähnung der Pfarrkirche, die zum Dekanat Glatz und damit zur Diözese Prag gehörte, stammt aus dem Jahre 1384. Zusammen mit der Grafschaft Glatz, die ein Nebenland der Krone Böhmen war, gelangte es 1763 nach dem Hubertusburger Frieden an Preußen. Nach der Neugliederung Preußens gehörte es seit 1815 zur Provinz Schlesien, die in Landkreise aufgeteilt wurde. 1816–1853 war der Landkreis Glatz, 1854–1932 der Landkreis Neurode zuständig. Nach dessen Auflösung 1933 gehörte Schlegel bis 1945 wiederum zum Landkreis Glatz. Seit 1874 bildete die Landgemeinde Schlegel den gleichnamigen Amtsbezirk. Durch die Entdeckung der Kohlevorkommen und die Zunahme der Weberei entwickelte sich Schlegel im Laufe der Jahrhunderte zu einem industriereichen Dorf. 1902 erhielt es Bahnanschluss.
Als Folge des Zweiten Weltkrieges fiel Schlegel an Polen und wurde zunächst in Szlagów und 1947 in Słupiec umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde zum größten Teil 1945–46 vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. Zahlreiche deutsche Bergarbeiterfamilien wurden zurück gehalten, da sie als Fachkräfte in den Kohlegruben benötigt wurden. Die meisten von ihnen siedelten Ende der 1950er Jahre im Wege der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik Deutschland um. 1959 wurde Słupiec zur stadtartigen Siedlung, 1967 zur selbständigen Stadt erhoben. 1973 erfolgte – bei einer Einwohnerzahl von damals 7.700 – die Eingemeindung in die Stadt Neurode.
Die Gutsherrschaft
Die Gutsherrschaft Schlegel entwickelte sich aus mehreren Ritter- und Freirichtergütern. Die ersten bekannten Grundbesitzer waren die Rachenauer, deren Besitz 1474 an die Familie von Czeschau überging. Nachfolger waren ab 1494 die Herren von Pannwitz. 1585 wechselte der Besitz an Absalon von Donig. Sein Sohn Georg von Donig verkaufte Schlegel an die Herren von Logau, die es jedoch wegen Parteinahme für die protestantischen böhmischen Aufständischen nach der Schlacht am Weißen Berge verloren. Die Logauschen Güter gingen 1628 an den kaiserlichen Hauptmann Karl Freiherr von Strasolde, der sie schon ein Jahr später an Angelo von Morgante verkaufte. Die Freiherren von Morgante erbauten 1685 ein Schloss, das die nachfolgenden Besitzer, die Grafen von Pilati, im 19. Jahrhundert erweiterten und das sie bis 1945 besaßen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es dem Verfall preisgegeben.
Kohleförderung
Seit 1641 ist die Kohleförderung bekannt. Die Johann-Baptista-Grube wurde vor 1742 gegründet. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde auch feuerfester Schiefferton gefördert. 1901 wurden die Gruben der Umgebung zur Gewerkschaft Neuroder Kohlen- und Tonwerke vereinigt. Nach Entdeckung neuer Kohlenvorkommen begann 1962 ein weiterer Ausbau der Förderung.
Sehenswürdigkeiten
- Die katholische Pfarrkirche St. Katharina (Kościół Św. Katarzyny) wurde 1885–1887 nach Plänen des evangelischen Baumeisters Bernhard aus Nimptsch aus rotem Sandstein des Allerheiligenberges erbaut. Die neugotische Innenausstattung entwarf der Architekt Joseph Elsner. Hochaltar, Seitenaltäre, Kanzel, Kommunionbank und Chorstühle wurden in seiner Münchner Werkstatt für Kirchliche Kunst gefertigt. Außen, am nordwestlichen Strebepfeiler unter dem Dach, ist ein steinerner Wolfskopf eingemauert, der von Vorgängerbauten übernommen worden sein soll. Da solche Darstellungen im 12. Jahrhundert verbreitet waren, wird vermutet, dass hier zu dieser Zeit schon eine steinerne Kirche stand. - Die Pfarrei Schlegel umfasste auch die Kolonien Fohler, Kirchberg, Neusorge, Hinterberg, Wolfswinkel, Wiesental, Neuhinterberg, Theresienfeld, Goldgraben, Grube, Leppelt, Oberberg und Steinwiesen.
- Die Filialkirche Maria Schmerzensmutter (Kościół pom. MB Bolesnej) auf dem 648 m hohen Allerheiligenberg (Góra Wsczystkich Świětych) wurde 1680 von Johann Morgante, Erbherr auf Schlegel, als Dank für die Bewahrung vor der Pest errichtet und 1750 und 1812 erweitert. Die Fresken schuf 1849 Wilhelm Hauschild, das Hauptaltarbild Der Leichnam Jesu auf dem Schoß Mariens Alois Richter. Beide Künstler sind in Schlegel geboren und waren erfolgreiche Historienmaler in München. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche dem Verfall preisgegeben. Nach der politischen Wende von 1989 erfolgte in den Jahren 1994-2000 der Wiederaufbau.
- Die Gemälde für die 16 Stationen des Kreuzweges, der von Schlegel auf den Allerheiligenberg führt, malte Wilhelm Hauschild von 1868 bis 1870.
- Der auf dem Allerheiligenberg stehende Aussichtsturm aus rotem Sandstein, bekrönt mit offener Galerie und einem Relief des Marschalls Moltke über dem Eingang, wurde 1913 vom Glatzer Gebirgs-Verein und der Familie von Moltke erbaut.
- An der ul. Słupiecka Nr. 42 kann das Haus des Theologen und Heimatchronisten Joseph Wittig besichtigt werden. Es ist als Museum eingerichtet.
Persönlichkeiten
- Wilhelm Hauschild (1827-1887), Historienmaler
- Oswald Völkel (1873–?), Maler und Freskant
- Joseph Wittig (1879-1949), Theologe, Schriftsteller und Heimatforscher
Verweise
Literatur
- Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft Glatz, neu bearbeitet von Dieter Pohl, Band 5, ISBN 3-927830-19-4
- Joseph Wittig, Chronik der Gemeinde Schlegel, Bd. I und II, Herausgeber: Heimatgemeinde Schlegel e. V., Eigenverlag Hattingen/Neuss 1983
- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien, Deutscher Kunstverlag München / Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 661
- Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 475
- Peter Güttler: Das Glatzer Land. Reiseführer herausgegeben von der Aktion West-Ost im BDKJ, Düsseldorf 1995, ISBN 3-928508-03-2, S. 97–98
Weblinks
- Amtsbezirk Schlegel
- Aktuelle Aufnahmen sowie geographische Lage
- Johann-Baptista-Grube: Historische und aktuelle Aufnahmen sowie geographische Lage
- Historische Aufnahmen
Fußnoten
- ↑ Marek Šebela, Jiři Fišer: České Názvy hraničních Vrchů, Sídel a vodních toků v Kladsku. In: Kladský Sborník 5, 2003, S. 369
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