Sondock

Sondock

Mal Sondock (* 4. Juli 1934 in Houston, Texas) ist ein bekannter Diskjockey, Hörfunkmoderator, Musikproduzent und Sänger, der lange Jahre im WDR stilbildend für Musikmoderation wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Karriere

Sondock ist der Sohn eines Zahnarztes aus Houston. Er hat noch eine Schwester, die in Florida lebt. Bereits mit 17 Jahren war er in Oklahoma City als DJ tätig geworden und arbeitete als College-Student für mehrere kleine Radiosender und für eine Schallplattenfirma. Nach dem Einzug in die Armee kam er zu AFN, wo er als GI in Deutschland, in Frankfurt, Bremerhaven und München, seinen Dienst versah. Er besserte seinen Sold als Diskjockey nun auch dort auf: Er organisierte Tanzveranstaltungen, in denen nicht, wie sonst bis dahin in Deutschland üblich, eine Tanzkapelle spielte, sondern Platten aufgelegt wurden. Dies gilt als Erfindung der ersten Diskotheken in Deutschland. Danach bewarb er sich bei ARD-Anstalten als Diskjockey und kam so zum WDR. Dort war er als Urlaubsvertretung für Chris Howland im Einsatz. Er moderierte zunächst ab 1961 die Montagnachmittagsmelodie und ab 1966 die Sendung Diskothekenbummel, aus der sich ab 1967 die Diskothek im WDR[1] entwickelte, die in den 60er- und 70er-Jahren zur populärsten Musiksendung des WDR für junge Leute wurde. Die Sendung wurde vor jugendlichem Publikum live gesendet bzw. aufgezeichnet. Eine aus dem Publikum rekrutierte Jury tippte jeweils auf „Hit oder Niete“! Die Hörer wählten dann per Postkarte ihre Top-Twenty. Bekannt geworden ist auch das Jingle zur Spitzenposition: "Schlager der Woche. Superhit. Nummer Eins". Die Diskothek im WDR lief bis Ende 1980 und wurde dann Anfang 1981 durch die kürzere Studiosendung Mal Sondocks Hitparade ersetzt. Die Hörer konnten darin per Telefon auf Hit oder Niete tippen. Ende 1984 wurde auch diese Sendung, angeblich wegen zu niedriger Einschaltquoten, abgesetzt. Vor seinem Abschied beim WDR wurde Sondock noch eine Countrymusik-Sendung angeboten, die er jedoch aus Enttäuschung über die WDR-Intendanz ablehnte.

Seit den 70er-Jahren war Sondock auch beim NDR, SDR und Radio Bremen zu hören, später auch beim BRF. Er war auch als Musikproduzent tätig (er entdeckte Michael Holm und produzierte dessen erste Singles) und besang in den 60er-Jahren selbst einige deutschsprachige Schlagerplatten. 1966 moderierte er die ersten sechs Folgen der Sendung „Beat, Beat, Beat“ des Hessischen Rundfunks. Neben seiner Tätigkeit beim Hörfunk gab er 1961 im Film „Stadt ohne Mitleid“ sein Schauspieldebüt mit einer kleinen Nebenrolle. Darüber hinaus war er als Promotion-Mann für Roulette Records von Morris Levy tätig, dem in New York auch das Birdland gehörte [2].

Sondock hatte mit seinem unverhüllten amerikanischen Akzent einen deutlichen Einfluss auf die Moderationsweise im Rundfunk allgemein und die Karrieren mancher Interpreten. So war er es, der Nena nach dem ersten vergeblichen Start mit „Nur geträumt“, dank neuem Singlecover (Zitat: „Sieht nett aus, geben wir eine zweite Chance“) den sprichwörtlichen Weg zum Erfolg ebnete. Er sprach den vier ABBA vor ihrem Grand Prix-Auftritt im Jahre 1974 Mut zu und sah ihren großen Erfolg schon zu diesem Zeitpunkt voraus. Seine freundschaftlichen Kontakte zu vielen Bands und Einzelinterpreten waren bekannt in der Branche.

Mit einer mobilen Discoveranstaltung tingelte er mit Unterstützung einiger Kreditinstitute - für die er übrigens auch die ersten labelübergreifenden Hitsampler in Deutschland produzierte - während der 1970er- und 1980er-Jahre durch viele deutsche Städte. Später betätigte er sich bei Produktionen zur Auswahl und Moderation des Musikprogrammes bei verschiedenen Fluglinien und der Deutsche Bahn AG.

Heute ist Mal Sondock als Unternehmer in der Marketing- und Multimedia-Branche tätig.

Radiosendungen (Auswahl)

  • 1961–1966 Montagnachmittagsmelodie
  • 1966–1967 Diskothekenbummel
  • 1967–1980 Diskothek im WDR
  • 1981–1984 Mal Sondocks Hitparade

Film und Fernsehen

  • 1961: Kinofilm: Stadt ohne Mitleid (A Town Without Pity)
  • 1966: Musiksendung: Beat, Beat, Beat

Singles

  • Hey, Annabella Susann 1962
  • Das Mädchen mit dem traurigen Blick 1964
  • Texas Cowboy und Mexican Girl 1964
  • Ich mach mir Sorgen um dich 1965
  • Juanita Banana 1966
  • Ich hab' kein Geld
  • Laß die Sonne nicht seh'n, daß Du weinst
  • Das find' ich nicht schön von dir

Einzelnachweise

  1. Siegmund Helms: Schlager in Deutschland: Beiträge zu Analyse der Popularmusik und des Musikmarktes. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden. 1972. ISBN 3765100668
  2. Rüdiger Bloemeke, "Live in Germany", Voodoo Verlag Hamburg, 2008, ISBN 978-3-00-023781-2

Weblinks


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