- Sonnenfinsternis 585 v. Chr.
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Sonnenfinsternis 585 v. Chr. Klassifikation Typ Total Gebiet Mittelamerika, Atlantik, Europa, Westasien Saros-Zyklus 57 (33 von 73) Gamma-Wert 0,3201 Maximum Dauer 6 Minuten 4 Sekunden Ort Atlantik Lage 38° 12′ N, 45° 0′ W38.2-45Koordinaten: 38° 12′ 0″ N, 45° 0′ 0″ W Zeitpunkt 28. Mai -584 19:28:50 UT Größe 1,0798 Am 28. Mai des Jahres 585 v. Chr. trat in Kleinasien eine totale Sonnenfinsternis ein. Sie ist durch zwei Umstände hervorzuheben:
- Sie war die erste, die nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich vorausgesagt worden sein soll – und zwar durch Thales von Milet, einen der Sieben Weisen der Antike und ersten berühmten Naturphilosophen. Thales hatte vermutlich einige Studienjahre zur Astronomie in Babylonien verbracht und aus Aufzeichnungen vergangener Finsternisse und dem in Babylonien schon lange bekannten Saros-Zyklus eine Vorhersage gemacht.
- Die Vorhersage dieser Sonnenfinsternis könnte die Weltgeschichte verändert haben, denn sie soll einen Krieg zwischen den Lydern und den Medern, der sich schon über 5 Jahre ohne Dominanz einer Seite hinzog, beendet haben. Beide Heere sollen von der imposanten Naturerscheinung erschrocken sein, doch die lydischen Feldherren waren vorgewarnt - während die Meder die Finsternis als böses Omen durch eine Gottheit interpretierten und trotz militärischer Überlegenheit zurücksteckten.
Thales und der babylonische Saroszyklus
Bei dem Historiker Herodot findet man die ältesten Berichte über Thales. Er sagt, Thales habe lediglich das Jahr der Finsternis vorhergesagt. Eine Reise Thales' nach Ägypten ist gesichert, Reisen nach Babylonien sind jedoch nur Spekulation. Um astronomische Kenntnisse aus dem Zweistromland zu erhalten, musste er allerdings nicht unbedingt selbst dorthin reisen. Seine Heimatstadt Milet war ein Zentrum des Handels, daher liefen dort Informationen aus vielen Ländern zusammen.
Viele Kommentatoren gehen davon aus, dass Thales Kenntnis von der Sarosperiode hatte und die der Sonnenfinsternis von 585 um einen Saroszyklus vorausgehende Sonnenfinsternis am 18. Mai 603 v. Chr. entweder selbst in Ägypten (oder Mesopotamien) beobachtet hatte oder davon erfahren hatte. Allerdings reicht zum einen die Kenntnis der Sarosperiode allein nicht aus, den Ort einer Sonnenfinsternis vorherzusagen, und zum andern war sie weder in Ägypten noch im heutigen Irak überhaupt sichtbar.
Im 4. Jahrhundert vor Christus erreichte die babylonische Astronomie ihren Höhepunkt – z.B. mit der Mondtheorie von Kidinnu – doch gelang keine Vorhersage des Ortes, an dem eine Sonnenfinsternis beobachtbar war. Jedoch hatten die Priesterastronomen eine Beziehung zwischen dem Auftreten einer Mond- und einer folgenden Sonnenfinsternis entdeckt, die zwar „nur“ die Möglichkeit des Auftretens einer Sonnenfinsternis anzeigte, doch war dies für das Ansehen der Priesterastronomen allemal besser als vom Ereignis völlig überrascht zu werden. Relevant sind u.a. folgende Aspekte:
- Wenn eine Sonnenfinsternis auftritt, so geht ihr 5 oder 6 Monate zuvor eine Mondfinsternis voraus. Die Mondfinsternis am 17. Dezember 586 v. Chr. konnte den Astronomem die Möglichkeit einer Sonnenfinsternis im darauffolgenden Mai angezeigt haben.
- Ob damals weitere astrochronologische Beziehungen bekannt waren, ist nicht sicher. So tritt 23½ Monate vor einer Sonnen- eine Mondfinsternis auf. Auch die Verfinsterung des Mondes am 4. Juli 587 v. Chr. eröffnete die Möglichkeit einer Sonnenfinsternis im Mai 585.
- Die antiken Quellen gestatten jedenfalls nicht zu erkennen, mit welchen Kenntnissen Thales die Vorhersage einer Finsternis im Jahre 585 v. Chr. durchgeführt haben soll.
Thales hat die eigenständige ionische Mathematik und Astronomie angestoßen, doch bis zur genauen Vorhersage von Sonnenfinsternissen mussten noch viele Jahrhunderte intensiver Bemühungen ins Land gehen. Die heutige Astrochronologie und Höhere Geodäsie kann gut datierte Sonnenverfinsterungen dazu benützen, den genauen Stand der Erdrotation zu bestimmen und ihre säkulare Verlangsamung in den vergangenen Jahrtausenden abzuschätzen.
Moderne astronomische Computerprogramme bestimmen den Zeitpunkt der angeführten Finsternis auf den späten Nachmittag. Zu diesem Zeitpunkt soll die Schlacht zwischen Lydern und Medern noch nicht begonnen haben.
Siehe auch: Naturphilosophie, Prognose, Sphärische Astronomie, Gezeitenbremse
Literatur
- Neugebauer O.: The Exact Sciences in Antiquity. 2nd ed., Dover Publications, 1969, ISBN 0-486-22332-9, S. 142 f.
- Neugebauer O.: A History of Ancient Mathematical Astronomy. Springer, Berlin 1975, ISBN 3-540-06995-X, S. 604
- Mosshammer, A. A.: Thales' Eclipse. Transactions of the American Philological Association 111 (1981), S. 145 ([1])
- Panchenko, D.: Thales's Prediction of a Solar Eclipse. Journal for the History of Astronomy xxv (1994), (PDF, 1.5 MB)
- Stephenson F.R., Fatoohi L.J.: Thales's Prediction of a Solar Eclipse. Journal for the History of Astronomy xxviii (1997), S. 279 (PDF, 312 KB)
Weblinks
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