Sonnenmilch

Sonnenmilch

Sonnencreme und andere Sonnenschutzmittel (auch: Lichtschutzmittel) werden auf die Haut aufgetragen, um die schädlichen Wirkungen der Sonnenstrahlung (Hautrötung, Blasenbildung) zu mindern. Mit einer sehr häufigen Aussetzung der ungeschützten Haut von hellhäutigen Menschen durch intensive Sonneneinstrahlung steigt das Hautkrebsrisiko. Dabei steht der Schutz vor UV-Strahlen im Vordergrund. Sonnenschutzmittel sollen dabei eine Wirksamkeit sowohl im UV-A- als auch im UV-B-Bereich aufweisen.

In den Empfehlungen der Fachgesellschaften wird zum Sonnenschutz insbesondere ein vernünftiges Verhalten mit der Vermeidung übermäßiger UV-Exposition (Sonne, Solarien) und textiler Lichtschutz (Kleidung, Kopfbedeckung) empfohlen. Sonnenschutzpräparate werden als ergänzende Maßnahme zu diesen Mitteln empfohlen, die rechtzeitig aufgetragen werden und bei Wasserkontakt wasserbeständig sein müssen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Während Bürger noch Anfang des 20. Jahrhunderts eine braune Hautfarbe zu vermeiden suchten, da die braune Hautfarbe Zeichen eines niederen Standes (Landarbeiter, Seeleute) war, begann ab 1930 ein anderes Verhältnis zur Sonne. Zwischen 1920-1930 begann eine neue Form der Bademode mit rückenfreier Badekleidung. Die erste Sonnencreme, die „delial Salbe“, wurde in den dreißiger Jahren eingeführt. Ab 1946 kam der Bikini in Mode. Zwischen 1950-1970 nahm die Zahl der Menschen, die in der Urlaubszeit an den Strand reisten, kräftig zu. Im Jahr 1956 wurde der Lichtschutzfaktor von Schulze eingeführt.[2]

Produktarten und Inhaltsstoffe

Am gebräuchlichsten sind Sonnenmilche (ca. 70 % des Gesamtumsatzes) und Sonnencremes (ca. 20 % des Gesamtumsatzes). Bei einer Sonnenmilch handelt es sich um eine Öl-in-Wasser-(O/W)Emulsion, bei einer Creme um eine Wasser-in-Öl-(W/O)Emulsion.[2]

Sonnenmilche sollen die durch Wasser, Sonne und Wind ausgetrocknete Haut ausreichend fetten. Sie enthalten neben Wasser und dem Lichtschutzfaktor u.a. Fettsäuren, Di-, Triacylglyceride (Fette), Fettalkohole, Silikonöle (als Emulgatoren), Glycerin oder Propylenglykol (als Feuchthaltemittel) und Magnesiumaliminiumsilikate (als Verdicker). Cremes sind fettig und bestehen zumeist aus Bienenwachs und Emulgatoren.[2]

Ferner existieren:

  • Sonnenöle (Öle mit Lichtschutzfaktoren, Parfümölen)
  • Aftersun-Präparate (zur Hautkühlung, Verbesserung der Hautfeuchtigkeit)
  • Sonnenschutzgele (auf wässriger oder wässrig/alkoholischer Basis, häufig parfümiert),
  • Tropicals (sehr niedriger Gehalt an Lichtschutzstoffen für schon gebräunte Haut – gegen Austrocknung).[2]

Sonnenschutzpräparate bestehen aus spezifischen Lichtschutzsubstanzen (Sonnenschutzfilter), die von 5% bis zu 40 % ausmachen, und einer galenischen Grundlage. Die Anwendungshäufigkeit der Sonnenschutzmittel hängt wesentlich von den kosmetischen Eigenschaften der Produkte ab. Ein hoher Lichtschutz erfordert einen hohen Anteil der Lichtschutzsubstanzen, was jedoch zu Rückständen auf der Haut und oft ungenügender Akzeptanz führt und den Einsatz limitiert.[1]

Sonnenschutzfilter

Es wird zwischen chemischen und physikalischen UV-Filtern unterschieden. Da die einzelnen Schutzfilter in der Regel keinen Schutz über das gesamte UV-Spektrum hinweg bieten, werden in der Regel mehrere Stoffe kombiniert.

Die chemischen Filter absorbieren energiereichere Strahlung und geben diese energieärmer (als langwelligere Strahlung) wieder ab. Es werden je nach der vorrangigen Wirkung UVA-Filter (Benzophenone, Campher-Derivate, Triazole, Anthranilsäure, Dibenzoylmethane ), UVB-Filter (P-Aminobenzoesäure und Derivate, Salizylate, Campher-Derivate, Zimtsäure) und UVA-/UVB-Filter unterschieden. Die Stoffe dringen in die obere Epidermis ein, weshalb ein Sonnenschutz erst nach etwa 30 Minuten gewährleistet ist. Zusätzlich enthalten einige Präparate Antioxidantien, die die Folgereaktionen der UV-Einwirkung (Bildung von Sauerstoffradikalen) abschwächen sollen. Die chemischen Filter können irritative Nebenwirkungen hervorrufen (s. u.).[3]

Die physikalischen Filter streuen und reflektieren das Licht hauptsächlich. Sie enthalten Talk, Eisenchlorid, Ichthyol oder Farbstoffe. Während es durch die Reflexion dieser Stoffe früher zu sichtbaren Spuren auf der Haut und weißlichem Glanz und damit zu verringerter Nutzungsmotivation kam, ist dies beim heutigen Einsatz von Mikropartikeln wie Zinkoxid und Titanoxid nicht mehr der Fall. Physikalische Filter dringen nicht in die Haut ein, Unverträglichkeiten sind deshalb selten. Sie werden bevorzugt bei Kleinkindern empfohlen.[4]

Galenische Bestandteile

Anhand der pharmazeutischen Grundlage können verschiedene Typen von Sonnenschutzmitteln unterschieden werden: Ölhaltige Mittel, fettlösliche Feststoffe oder wasserlösliche Substanzen.

Wirkung

Prophylaxe von Hauterkrankungen

Die Epidermis der Haut enthält in der untersten Schicht pigmentbildende Zellen, die Melanocyten. Durch das UV-Licht werden diese Zellen angeregt, sich schneller zu teilen. Der Farbstoff Melanin (die biologische Vorstufe ist die Aminosäure Tyrosin) in den Melanocyten wird als braune Hautfarbe sichtbar.[2]

Während Sonnenschutzmittel als Ergänzung zu anderen Maßnahmen als effektive Maßnahme angesehen wird, einen Sonnenbrand zu verhindern [3], ist die Datenlage zur Wirksamkeit bei der Vermeidung von chronischen Schädigungen der Haut weniger einheitlich. Zur Effektivität der Vermeidung der Lichtalterung der Haut gibt es fundierte Daten in vitro und am Tiermodell, jedoch nur wenige Studien, die einen Nutzen beim Menschen zeigen können.[1] Heterogen ist die Datenlage auch bei der Vermeidung (Primärprophylaxe) der verschiedenen Hautkrebserkrankungen, die durch die Einwirkungen von UV-Strahlung entstehen können. Während eine beschränkte Zahl von Studien zur Reduktion der aktinischen Keratose, des Basalioms sowie des spinozellulären Karzinoms existiert, sind die Daten beim malignen Melanom widersprüchlich oder es kann kein Nutzen gezeigt werden.[1][5][6] Das maligne Melanom ist bei weitem der seltenste der drei Hautkrebstypen, ist jedoch schlechter heilbar und verursacht 75 % der Todesfälle.

Trotzdem werden Sonnenschutzmittel von den dermatologischen Fachgesellschaften und anderen Institutionen als sinnvolle Ergänzung zu anderen Methoden des Sonnenschutzes (Vermeidung direkter Sonne, Aufsuchen von Schatten, Kleidung, Kopfbedeckung), nicht jedoch als alleinige Maßnahme zur Vermeidung UV-indizierter Hautschädigungen angesehen.[1][7][8]

Lichtschutzfaktor

Das sichtbare Sonnenlicht umfasst ein Strahlungsspektrum von 400 bis 800 nm. Unterhalb von 400 nm liegt das UV-Spektrum (UV=Ultraviolett). Die UV-Strahlung wird in drei Bereiche eingeteilt:

  • UV-C: 200-280 nm,
  • UV-B: 280-320 nm,
  • UV-A: 320-400 nm.

Normales Sonnenlicht enthält ca. 5,6 % UV-A-Strahlung und 0,4 % UV-B-Strahlung. In Regionen verminderter Ozonschicht (in hohen Bergregionen, in Polnähe) kann die UV-B, UV-A Strahlung deutlich höher sein.[2]

Die Wirksamkeit der Sonnenschutzfilter beim Menschen (in vivo) wird mittels des Lichtschutzfaktors (Sun Protection Factor, SPF) beurteilt. Dieser gibt an, wie viel länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies mit der jeweils individuellen Eigenschutzzeit möglich wäre. Er ist definiert als: Minimaldosis Hautrötung durch Cremegeschützte Haut / Minimaldosis Hautrötung ungeschützte Haut. Der SPF wird nach der COLIPA International Sun Protection Factor Test Method ermittelt [9], wobei nach standardisiertem Auftragen von Lichtschutzpräparaten die Erhöhung der Hautrötungsschwelle (minimalen Erythem-Dosis, MED) bestimmt wird. Der SPF gibt lediglich die Schutzwirkung einer Creme gegen UV-B-Strahlung an. Für die Messung von Schutzwirkung gegen UV-A gibt es kein international anerkanntes Verfahren. Die deutsche DIN 67502 soll den UV-A-Schutz kennzeichnen und mittels der UVA/UVB-Schutzbalance in Beziehung zum UV-B-Wert stellen. Die Methode basiert allerdings lediglich auf in-vitro-Messungen der Durchlässigkeit durch eine definierte Schicht des Schutzmittels.[1] Als Richtlinie gilt ein Minimum von 1/3 des UV-B-Schutzes für ein UV-B-Filter Siegel.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen von Sonnenschutzpräparaten können Irritationen, allergische oder photoallergische Reaktionen der Haut sein.[1]

Für bestimmte Inhaltsstoffe ist im Tierversuch eine östrogenartige Aktivität gezeigt worden, die allerdings als nicht relevant für den Menschen eingestuft wird. Lediglich der UV-Filter 4-Methylbenzylidene Camphor sollte vermieden werden, da der Verdacht einer Schädlichkeit nicht widerlegt werden konnte.[10]

Als weitere mögliche Nebenwirkung wurde eine negativer Einfluss auf den Vitamin-D3- und Kalziumhaushalt diskutiert. Ein Effekt konnte jedoch auch bei der Langzeitanwendung der Sonnenschutzmittel nicht gezeigt werden.[1]

Kontrovers wird die Möglichkeit diskutiert, dass durch die Nutzung von Sonnenschutzmitteln sogar das Risiko für die Entwicklung eines malignen Melanoms erhöht wird. Während einige epidemiologischen Studien zu diesem Schluss kommen [11][12], können Übersichtsarbeiten diese Assoziation nicht zeigen.[13][14] Kritisiert wird in einer dieser Arbeiten die ungenügende Berücksichtigung von verdeckten Störeffekten (sog. Confounder-Effekte) sowie von Sonnencremes mit einem Schutzfaktor größer als 15 und mit einem Schutz gegen UV-A-Strahlung oder Wasserfestigkeit, die heute als Standard empfohlen werden.[14] Möglicherweise spielt auch ein längerer Aufenthalt in der Sonne nach Anwendung von Sonnenschutzmitteln eine Rolle bei der Entstehung dieser Daten.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Leitlinie Täglicher Lichtschutz in der Prävention chronischer UV-Schäden der Haut der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie (PDF, 260 KB) bei AWMF online (Stand 11/2005)
  2. a b c d e f Wilfried Umbach: Kosmetik – Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel, 2. Auflage 1995, Georg Thieme Verlag, Stuttgart. S.147ff. ISBN 978-3137126027
  3. a b Johnson KR: Sunburn. Review, UpToDate, Version 31. Januar 2008
  4. Lang KK, Hunger R: Sonnenschutz bei Kindern. Paediatrica, 2006. 17(6):42-44
  5. Demierre MF, Geller AC: Primary prevention of melanoma. Review, UpToDate, Version 31. Januar 2008
  6. Gefeller O, Pfahlberg A: Sunscreen use and melanoma: a case of evidence-based prevention? Photodermatol Photoimmunol Photomed. 2002 Jun;18(3):153-6; PMID 12207681
  7. Goldsmith L et al: Proceedings from the national conference to develop a national skin cancer agenda. American Academy of Dermatology and Centers for Disease Control and Prevention. April 8-10, 1995. J Am Acad Dermatol. 1996 May;34(5 Pt 1):822-3. PMID 8632080 (zitiert aus: Demierre MF, Geller AC: Primary prevention of melanoma. UpToDate, Version 31. Januar 2008)
  8. Berufsgenossenschaftliche Institut für Arbeitsschutz: Eignung von Sonnenschutzmitteln zur Hautkrebsprävention. BGIA-Report 3/2006
  9. COLIPA: International Sun Protection Factor (SPF) Test Method, 2006. (PDF, 1,3 MB)
  10. Informationen, Tipps und Empfehlungen zu Sonnenschutzmitteln. Stellungnahme Nr. 035/2005 des Bundesinstitutes für Risikobewertung vom 22.08.2005
  11. Garland C, Garland F, Gorham E: Could sunscreens increase melanoma risk? Am J Public Health. 1992 82(4):614-5 PMID 1546792
  12. Autier P et al: Melanoma and use of sunscreens: an Eortc case-control study in Germany, Belgium and France. The EORTC Melanoma Cooperative Group. Int J Cancer. 1995 Jun 9;61(6):749-55. PMID 7790106
  13. Huncharek M, Kupelnick B: Use of topical sunscreens and the risk of malignant melanoma: a meta-analysis of 9067 patients from 11 case-control studies. Am J Public Health. 2002 Jul;92(7):1173-7. PMID 12084704
  14. a b Dennis LK, Beane Freeman LE, VanBeek MJ: Sunscreen use and the risk for melanoma: a quantitative review. Ann Intern Med. 2003 Dec 16;139(12):966-78. PMID 14678916
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