- Spanische Ära
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Die Era, auch „Spanische Ära“ genannt (lateinisch: Aera Hispanica), ist eine Zeitrechnung, deren Epoche ein unbekanntes Ereignis aus dem Jahr 38 v. Chr. ist. Isidor von Sevilla (7. Jahrhundert) behauptet in seinem Buch „Etymologien“, dass dieses Ereignis eine (anderweitig gänzlich unbekannte) Volkszählung des Kaisers Augustus gewesen sei, ab der jährlich ein Tribut von Erz (lateinisch Aes, aeris = „Erz“), entrichtet werden mussten. Wahrscheinlicher ist, dass das Wort „Aera“ mit dem Wort Jahr zusammenhängt. Ob ein Zusammenhang mit dem Jahr der Unterwerfung Spaniens unter die römische Herrschaft besteht, ist unbewiesen, wird aber vermutet.
Die Era hatte große Bedeutung in Spanien und war dort sowie in Portugal und teilweise im Südwesten von Frankreich vor allem unter der Herrschaft der Westgoten gebräuchlich, teilweise noch bis ins 15. Jahrhundert hinein.
Die Era spielt eine Schlüsselrolle in der (wissenschaftlich unhaltbaren) Theorie vom Erfundenen Mittelalter, wo vermutet wird, dass diese ein Kunstprodukt der Kirche und im Mittelalter in Wirklichkeit gar nicht verwendet worden sei. Zwar ist tatsächlich ein beträchtlicher Teil der westgotischen Grabsteine und Kircheninschriften mit Era-Datierung als gefälscht erkannt worden (Emil Hübner u. a.), an der Existenz dieser Zeitrechnung gibt es in der seriösen Wissenschaft jedoch keinerlei Zweifel.
Literatur
- Friedrich Karl Ginzel: Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie. 3 Bände. Hinrichs, Leipzig 1906, 1911, 1914.
- Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 13. Auflage. Hahn, Hannover 1991, ISBN 3-7752-5177-4.
- Emil Hübner: Inscripciones Hispaniae Christianae. Berlin 1871. Nachdruck Hildesheim 1975.
- Hans Lietzmann: Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1–2000 n. Chr. 4. Auflage. de Gruyter, Berlin 1984, ISBN 3-11-010049-5.
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