- Spannungskopfschmerzen
-
Spannungskopfschmerz ICD-10-Code G44.2 IHS/ICHD-II Code 2.0 Spannungskopfschmerzen sind leicht- bis mittelschwere Kopfschmerzen, die im Bereich des gesamten Kopfes auftreten. Von den ca. 5% der Bevölkerung, die nach epidemiologischen Schätzungen unter täglichen Kopfschmerzen leiden, besteht bei ca. 2% ein Spannungskopfschmerz. Dabei wird der episodische (eSK) vom chronischen Spannungskopfschmerz (cSK), entsprechend der Bestehensdauer (siehe unten), unterschieden. Es lässt sich eine genetische Komponente vermuten, da cSK in Familien mit cSK ca. 3 mal häufiger vorkommt als in eSK-freien Familien.
Wie bei jeder Form länger andauernder Kopfschmerzen sollte der Betroffene ein Schmerztagebuch führen. In diesem sollen die Kopfschmerzattacken mit der subjektiven Einschätzung ihrer Intensität anhand z.B. einer visuellen Analogskala (VAS, Punkteeinteilung von 0 bis 10 - mit 0 = keine Schmerzen, 10 = stärkste Schmerzen), evtl. ebenfalls vorhandenen sonstigen Auffälligkeiten (Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu etc.) sowie der jeweiligen Dauer und Einschränkung der Lebensqualität für den betroffenen Tag dokumentiert werden. Diese Dokumentation erleichtert dem behandelnden Arzt zum einen das Stellen der richtigen Diagnose, zum anderen die Ausarbeitung einer adäquaten Therapie.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Entsprechend der IHS-Kriterien von 1998 kann dann von einem Spannungskopfschmerz gesprochen werden, wenn es sich bei den Kopfschmerzen um Schmerzen im Bereich des gesamten Kopfes (bilateral/holocephal) handelt, die einen drückend-ziehenden, jedoch nicht pulsierenden Charakter haben. Von der Intensität her handelt es sich um leichte bis mittelschwere Schmerzen, die sich bei körperlicher Aktivität nicht verstärken. Die einzelne Kopfschmerzattacke hat eine Dauer zwischen 30 Minuten und 7 Tagen. Vegetative Begleitsymptome wie Lichtscheu und übermäßige Lärmempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen sowie Appetitlosigkeit treten in der Regel nicht und, wenn doch, nur sehr selten begleitend auf. Die Unterscheidung zwischen eSK und cSK erfolgen – wie oben bereits erwähnt – anhand der Bestehensdauer: Von eSK spricht man, wenn der SK mindestens 10 mal aufgetreten ist, jedoch weniger als 180 Kopfschmerztage pro Jahr vorliegen; vom cSK spricht man, sobald die Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen im Monat in mehr als 6 aufeinanderfolgenden Monaten auftraten. Davon noch einmal abzugrenzen ist der Spannungskopfschmerz, der durch verspannte Kaumuskulatur im Kopf entsteht. Es handelt sich hier auch um einen dumpf-drückenden Schmerz, der im Kopf umherzuwandern scheint. Jedoch ist er permanent vorhanden.
Bei Menschen mit cSK findet man gehäuft psychovegetative Auffälligkeiten wie Ängstlichkeit, depressive Grundstimmung, Schlafstörungen und Medikamentenmiss- bzw. -fehlgebrauch.
Pathogenese
Die genaue Pathophysiologie ist bis dato nicht geklärt. Es wird ein multifaktorielles Geschehen vermutet: Auf der einen Seite kommt es durch eine unphysiologische Verkrampfung der Nackenmuskulatur zu einer Aktivierung von Schmerzrezeptoren, die in einer zentralen Sensibilisierung resultieren, wodurch Schmerzen leichter wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite werden fieberhafte Infekte und Stress als Auslöser bzw. verstärkende Faktoren betrachtet. Eine weitere Ursache können verspannte Kaumuskeln im Kopf sein. Diese verkrampfen sich durch nächtliches Zähnezusammenbeißen, welches wiederum psychologische Ursachen hat.
Diagnostik
Die Diagnostik muss alle anderen möglichen primären und auch sekundäre Kopfschmerzursachen ausschließen. Bei SK finden sich typischerweise keine Auffälligkeiten beim allgemeinen Untersuchungsbefund und in der zerebralen Bildgebung (CCT, cMRT). Im Rahmen der Differentialdiagnostik muss eine genaue internistische Abklärung stattfinden (Ausschluss eines arteriellen Hypertonus, der ebenfalls zu beidseitigen, dumpf-drückenden Kopfschmerzen führen kann) und Nebenwirkungen von Medikamenten müssen bedacht werden (z.B. bei Kalziumantagonisten, Nitropräparaten, Koffein, bestimmte Hormone). Die genaue Anamnese auf Gebrauch von Schmerzmitteln (Analgetika) ist für die Abgrenzung gegenüber dem analgetikainduzierten Kopfschmerz von wesentlicher differentialdiagnostischer Bedeutung. Relativ einfach lässt sich feststellen, ob der betroffene Patient unter verkrampften Kaumuskeln im Kopf leidet. Durch Druck mit dem Zeigefinger auf die entsprechenden Muskeln, verspürt der betroffene Patient sofort einen Schmerzreiz.
Therapie
Da die genauen Ursachen noch im Dunkeln liegen, kann nur eine symptomatische Therapie sowie eine vorbeugende Behandlung erfolgen.
Episodischer Spannungskopfschmerz
- Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol (je 500-1000 mg) - oder ein anderes peripher wirkendes Schmerzmedikament (NSAID)
- Eine prophylaktische Wirksamkeit von Akupunktur konnte nicht bestätigt werden (White et al., 2000).
Chronischer Spannungskopfschmerz
- Allgemeinmaßnahmen: regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, Entspannungstechniken, z. B. Autogenes Training, Biofeedback, Yoga, Stressbewältigungsübungen
- Wegen der Gefahr des Fehlgebrauchs und der Entwicklung eines medikamentenverursachten Kopfschmerzes dürfen Schmerzmittel nicht regelmäßig eingenommen werden.
- Prophylaxe mit trizyklischen Antidepressiva (Mittel der 1. Wahl), Valproinsäure oder MAO-Hemmern oder Injektion von Botulinumtoxin in die Muskulatur von Stirn, Kauapparat und Nacken.
- Akupunktur
Verwendete Literatur
- Leitlinie Therapie des episodischen und chronischen Spannungskopfschmerzes und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie bei AWMF online (Stand 12/2004)
- Neurologie; Klaus Poeck, Werner Hacke; 11. Auflage, 2001, Springer-Verlag, S. 427
- Grundkurs Neurologie; Marco Mummenthaler, Heinrich Mattle, 1. Auflage, 2002, Thieme, S. 249
Weblink
- Klinik für Neurologie am Klinikum Köln-Merheim: Spannungskopfschmerzen
- Leitlinie "Therapie des episodischen und chronischen Spannungskopfschmerzes und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, 2008
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
Wikimedia Foundation.