Spielzeugmuseum Seiffen

Spielzeugmuseum Seiffen

Das Erzgebirgische Spielzeugmuseum Seiffen ist ein international anerkanntes Spezial- und Fachmuseum für erzgebirgisches Spielzeug. Es wurde im Jahr 1953 eröffnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte des Spielzeugmuseums beginnt mit der Holzspielwaren- und Holzwaren-Ausstellung Seiffen, die vom 9. Juli bis zum 3. August 1914 im Albert-Salon stattfand. Zum Eintrittspreis von 50 Pfg. – 25 Pfg. für Kinder – konnte man in der Ausstellung beispielsweise eine Arche Noah mit 300 Tieren, Schachfiguren, Erzeugnisse des Reifendreher-Handwerks, das damals nur in Seiffen – in einer Zwangsinnung – ausgeübt wurde, als auch größere Tierfiguren, die aus Pfosten ausgeschnitten wurden, bewundern. Zu sehen waren Erzeugnisse der Runddreherei und prächtige Schnitzarbeiten, sowie strohbelegte Arbeiten, mit denen man sich eigentlich nicht mehr befasste, die aber auf Wunsch des Leiters noch einmal angefertigt wurden. Die Ausstellung wurde auch von König Friedrich August III. besucht.

Organisiert wurde die Ausstellung von Herrn Pfarrer Hermann Härtel (* 30. September 1864 in Lichtenstein; † 7. August 1919 in Seiffen/Sa.) zusammen mit dem Bezirksgewerbeverein, dessen langjähriger Vorsitzender er war. Seinen Dank brachte der Verein mit einer Hermann-Härtel-Stiftung zum Ausdruck. Pfarrer Härtel stattete die Ausstellung mit einem Teil seiner Gemeindesammlung aus.

Das erzgebirgische Spielzeugmuseum

In einem wie eine alte erzgebirgischen Stube gestalteten Raum war ein bemaltes Himmelbett (1764), eine gewaltige Truhe (1734), eine im Deckel innen bemalte Truhe (1785), ein bunter mit Blumen überstreuter Kleiderschrank (1798), ein riesiger Bauerntisch mit edler Holzplatte, Steingut, Zunftkrüge, Gläser und anderer Hausrat ausgestellt. Auf dem Tisch stand ein mächtiger Tonkrug (1739), eine Zinnlampe (Gockel-Lampe) und eine aufgeschlagene Hausbibel. Abgerundet wurde die Stube mit einem Spanleuchter mit Spänen. An der Kasse konnte man nach einem Rundgang eine „Miniatur-Bauernstube mit der Ofenbank in der Zündholzschachtel“ erstehen.

Die Ausstellung wurde in der Zeit des Attentat von Sarajevo und der Mobilmachung veranstaltet und war trotzdem – oder deswegen – ein großer Erfolg.

Am 5. Dezember 1920 öffnete das neu eingerichtete Spielwarenmuseum in der Staatlichen Fachgewerbeschule. Die vom Gründer Oberstudienrat Professor Alwin Seifert (1873–1937) seit 1914 zusammengetragene Sammlung „Ältere und neuere Spielsachen“ wurde durch die „Pfarrer Härtel-Sammlung“ bereichert. Mit den bei der Gewerbeschau 1914 gezeigten Stücken wurde eine Bauerstube zusammengestellt, zusammen mit einem seltenen Kachelofen nebst Ofenbank. Ein über dem Tisch angebrachter Hängeleuchter (gefertigt von Louis Strauß, heute restauriert) brachte die Stube in den zur Weihnachtszeit üblichen Schmuck. Es fehlten weder Weihnachtsengel, Bergleute, Nussknacker oder das Räuchermännel. Zur Ausstellung gehörten auch interessante alte und neue Spielzeuge und Lehrproben der Fachgewerbeschule. Bei der Eröffnung waren der erweiterte Ausschuss des Bezirksgewerbevereins, Professor Seifert, als dessen Vorsitzender und Direktor der Fachschulen Seiffen und Grünhainichen und Frau Pfarrer Anna Härtel (geb. Tettschern) als Stifterin anwesend. Überregional fand das Museum durch den Besuch des Geheimen Rats Dr. Klien aus Dresden und Dr. Hüttenheim vom Reichwirtschaftsministeriums am nächsten Tag Beachtung. Zum damaligen Zeitpunkt war es das einzige Spielzeugmuseum in Sachsen.

Anfang der 1930er Jahre gab es im Seiffener Gebiet Bestrebungen, eine zentrale Werbeausstellung zu schaffen. Die damalige Staatliche Spielwarenschule übernahm die Gestaltung und Ausstattung der im Jahre 1936 eröffneten Spielzeug-Werbeschau Seiffen.

Am 5. Juli 1953 wurde darauf aufbauend das Haus als Heimat- und Spielzeugmuseum erneut geöffnet und schließlich in Erzgebirgisches Spielzeugmuseum Seiffen umbenannt. Der erste Besucher des Museums war Rudolf Mauersberger, dessen Dresdner Kreuzchor am Abend zuvor in der Seiffener Pinge gesungen hatte. Mit dem Jahr 1999 erfuhr das Spielzeugmuseum eine umfassende Rekonstruktion und Erweiterung. Auf drei Etagen werden heute rund 5000 Exponate sowie umfangreiche Hintergrundinformationen präsentiert.

Das Erzgebirgische Freilichtmuseum, 1973 als eine Abteilung des Spielzeugmuseums Seiffen eröffnet, versteht sich als volkskundlich-historisches Museum, in dem in verschiedenen Häusern, Werkstätten und Gebäudekomplexen das erzgebirgische Alltagsleben des 19. und frühen 20. Jahrhunderts dokumentiert wird. Ansatzpunkt bildete das erhalten gebliebene Preißler'sche Wasserkraftdrehwerk von 1760, in dem bereits in den 1960er Jahren der Versuch unternommen wurde, Bauwerk und technische Anlage dem Besucher in Funktion zugängig zu machen. In das Umfeld dieses Denkmales, strukturiert in einer für die Kammlandschaft des Erzgebirges typischen Streusiedlung, wurden bis heute 14 Gebäudekomplexe transferiert. Die Häuser, Scheunen, Schuppen oder technischen Anlagen stammen aus der Region des mittleren Erzgebirges.

Ausstellung

Die inhaltliche Konzeption zielt darauf ab, das gesamte erzgebirgische Spielzeuggebiet vorzustellen; einschließlich des böhmischen Teiles, der einst zur Region gehörte. Es werden dabei wichtige Wandlungen des Kultur- und Wirtschaftsraumes berührt. Die ältesten Exponate, vor allem des weihnachtlichen Brauchtums, stammen aus der Zeit um 1800. Diese Kostbarkeiten alter weihnachtlicher Volkskunst berichten vom Gemüt einer erzgebirgischen Lichterweihnacht. Besonders die ausgestellten Archen galten um 1880 als wichtige Exportartikel nach Übersee. In einem weiteren Ausstellungskomplex lassen Ausstellungsstücke die Vielgestaltigkeit und Originalität einstiger Miniaturspielzeuge nachvollziehen.

Ausführlich wird an anderer Stelle individuellen künstlerischen Handschriften und dem besonderen Lebenswerk einzelner Hersteller nachgegangen. Mit Musterblättern, Preisbeispielen und Warenverzeichnissen werden die historische Rolle und die Arbeitsweise der Spielwarenverlage sowie die internationalen Verknüpfungen des Spielzeugwinkels gedeutet. Schließlich wird der Bogen bis hin zum Kunsthandwerk und den zeitgenössischen Innovationen des gegenwärtigen Holzdesigns geschlagen. Im Dachgeschoss präsentieren sich neben einer wechselnder großen Sonderschau kleinere Kabinettausstellungen, wie beispielsweise „Der Bergbau in der Volkskunst“ oder „Hölzer der Welt – die Welt des Holzes“.

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Eichhorn: Zur Geschichte des Erzgebirgischen Spielzeugmuseums Seiffen. in: Erzgebirgische Heimatblätter. Heft 6/1993. S. 12-17.

Weblinks

50.64819444444413.4484444444447Koordinaten: 50° 38′ 53,5″ N, 13° 26′ 54,4″ O


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