Spitzzicken

Spitzzicken
Wappen Karte
Wappen von Rotenturm an der Pinka
Rotenturm an der Pinka (Österreich)
DEC
Rotenturm an der Pinka
Basisdaten
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Bundesland Burgenland
Politischer Bezirk Oberwart (OW)
Fläche 17 km²
Koordinaten 47° 15′ N, 16° 15′ O47.25222222222216.243333333333295Koordinaten: 47° 15′ 8″ N, 16° 14′ 36″ O
Höhe 295 m ü. A.
Einwohner 1.439 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 85 Einwohner je km²
Postleitzahl 7501
Gemeindekennziffer 1 09 21
AT113
Adresse der
Gemeindeverwaltung
Marktgemeinde Rotenturm an der Pinka
7501 Rotenturm an der Pinka
Politik
Bürgermeister Josef Halper (SPÖ)
Gemeinderat (2007)
(19 Mitglieder)
10 SPÖ, 9 ÖVP
Lage der Marktgemeinde Rotenturm an der Pinka
Karte

Rotenturm an der Pinka (ungarisch: Vasvörösvár, kroatisch: Verešvar) ist eine Marktgemeinde im südlichen Burgenland. Sie liegt an der Pinka und setzt sich aus den Katastralgemeinden Rotenturm, Siget in der Wart (ung. Őrisziget) und Spitzzicken (kroat. Hrvatski Cikljin) zusammen.

Die Gemeinde ist dem politischen Bezirk Oberwart zugehörig. Der deutschsprachige Bevölkerungsanteil macht 74,5 % aus, gefolgt von den Burgenlandungarn (vor allem in Siget) mit 16,8 % und den Burgenlandkroaten (vor allem in Spitzzicken) mit 7 %. Aufgrund der ethnischen Vielfalt der Gemeindebevölkerung bezeichnet sich Rotenturm auch als Europagemeinde.

Bekannt ist die Gemeinde vor allem durch das Schloss Rotenturm.

Inhaltsverzeichnis

Nachbargemeinden

Unterwart Stadtschlaining Stadtschlaining
Unterwart Nachbargemeinden Großpetersdorf
Oberdorf im Burgenland Mischendorf Jabing

Geschichte

Erstmals besiedelt war das heutige Ortsgebiet bereits zur Bronze- und Eisenzeit, wie Funde von Schwertspitzen, Streitäxten und häuslicher Gebrauchsgegenstände untermauern. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in dieser Region auch mehrere römische Gräber gefunden, aufgrund der Inschriften ließen sie sich auf die ersten nachchristlichen Jahrhunderte datieren. Jene Rotenturmer Urbevölkerung dürfte sowohl aus romanisierten Einheimischen (Pannoniern, Illyrern und Kelten) als auch aus Römern bestanden haben. Bereits in karolingischer Zeit (um 860) dürfte sich eine Kleinsiedlung auf dem heutigen Gemeindegebiet etabliert haben, welche erstmals in einer Schenkungsurkunde des ungarischen Königs Ludwigs des Großen 1355 als Veresuarfelde urkundlich erwähnt wird. Dem ersten schriftlichen Nachweis des Ortes folgen schon bald weitere unter der Bezeichnung Castrum Veresuar und Castellum Veresuar, was nahelegt, dass sich bereits damals eine Burg im Ortsgebiet befunden haben dürfte.

1402 wird dem Ort von König Sigismund das Marktrecht eingeräumt. Aufgrund dieses Privilegs hatten die Bewohner der damaligen, mittelalterlichen Siedlung bedeutend mehr Rechte als Einwohner gewöhnlicher Dörfer. Der Marktflecken stieg zu einem Kommunikationszentrum und Handelsplatz auf, der erst ab 1841 an Bedeutung verlor, als auch Oberwart das Marktrecht verliehen bekam. Nachdem die Herrschaft über das Gebiet 1424 an das deutsche Adelsgeschlecht der Ellersbacher verpfändet worden war, bauten diese die in Verfall geratene Burg wieder auf. Unter der Herrschaft der Ellersbacher findet sich auch die erste urkundliche Erwähnung des deutschen Namens Rotenturm (1456).

Nach einem kurzen Zwischenspiel durch den Primas von Ungarn, Tamás Bakócz, und eine Verpfändung an die reformierte Grafenfamilie Zrinyis (wodurch auch die Untertanen evangelisch sein mussten) kam das Gebiet Anfang des 17. Jahrhunderts endgültig in den Besitz des ungarischen Magnatengeschlechts Erdődy. Diese leitete die Rekatholisierung der Ortsbewohner ein, entfalteten eine rege Bautätigkeit und lenkte die Geschicke des Ortes für die nächsten Jahrhunderte. Politisch befand sich die Familie stets auf Seiten der Habsburger. Hervorzuheben ist Graf Stefan Erdődy (1812–1896), ein großer Diplomat seiner Zeit. Er vermittelte während der Revolutionswirren 1848/49, vertrat Ungarn beim ungarisch-kroatischen Ausgleich von 1867 und arbeitete auch noch später bei diversen Delegationen der k.u.k.-Monarchie.
Er war es auch, der 1864 das heutige Schloss Rotenturm nach Plänen Anton Webers, einem Schüler Pietro Nobiles an der Wiener Akademie, im maurisch-byzantinischen Stil erbauen ließ und die Parkanlage mit Teich, wie wir sie heute kennen, anlegen ließ. Sein Sohn Julius von Erdődy tat sich als Förderer des Gemeindewesens hervor: Auf seine Initiative wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet (1880), Rotenturm bekam eine Poststation (August 1881) und ein staatliches Matrikelamt.

Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Vasvörösvár verwendet werden. Der Erste Weltkrieg läutete schließlich das Ende der Herrschaft der Erdődys ein. 1917 starb Julius, sein Sohn Thomas war Sekretär und Adjutant Kaiser Karls I. und als solcher sowohl in die Affäre um die Sixtus-Briefe als auch in die gescheiterten Restaurationsversuche Karls nach der Ausrufung der Ersten Republik verwickelt. Er wurde des Landes verwiesen. Sein Bruder Ludwig blieb bis zu seinem Tod 1926 Schlossbesitzer, danach wurde der verbliebene Besitz der Erdődys versteigert, in den 1930ern war das Schloss auch kurze Zeit im Besitz des tschechischen Violinisten und Komponisten Jan Kubelík. Dieser soll beim Kauf des Schlosses sein ganzes Vermögen, welches auf Grund von Konzerten auf allen Kontinenten, unter anderem einem Open Air Weihnachtskonzert in San Francisco mit bis zu 100.000 Besuchern, verloren haben. 1971 kam das Schloss schließlich in den Besitz des Landes Burgenland.

Der Erste Weltkrieg ging auch sonst nicht spurlos an Rotenturm vorbei: 33 Ortsbewohner ließen auf den Schlachtfeldern ihr Leben. Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Nach Ende des ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes). 1925 bekam die Marktgemeinde ihre endgültige Bezeichnung "Rotenturm an der Pinka".
Auch der Zweite Weltkrieg brachte großes Leid über die Ortsbevölkerung: In den letzten Kriegswochen wurde Rotenturm in das Kampfgebiet einbezogen. Die Rote Armee nahm die Ortschaft schließlich am 5. April 1945 ein und verwüstete sie teilweise. Bewohner wurden aus ihren Häusern vertrieben, die Schule und das Schloss zu Schlafstätten für die Rotarmisten umfunktioniert. Abseits der materiellen Schäden hatte Rotenturm 54 Gefallene beziehungsweise Vermisste zu beklagen. In der Zeit nach 1955 wurde in der Gemeinde die Infrastruktur stetig verbessert, erwähnenswert seien hier beispielsweise die Erschließung neuer Bauflächen, die Errichtung einer neuen Volksschule, einer modernen Wasserversorgungsanlage, der Neubau des Feuerwehrhauses und der Ausbau des Sportplatzes.

Den vorläufigen Höhepunkt stellte die Eröffnung des neuen Gemeindehauses dar, anlässlich derer der Marktgemeinde am 11. Oktober 1992 ein Wappen verliehen wurde.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Rotenturm im Winter

Im Jahr 1402 soll schon die erste Kirche gestanden sein. Laut Visitationsbericht vom März 1697 stand die Kirche auf einem Berghang zu Ehren Allerheiligen. Die Kirche hatte einen hölzernen Turm der mit Schindeln bedeckt war. 1759 ließ Graf Ludwig Erdődy die Kirche umbauen. Im Jahre 1819 wurde der Turm mit Hilfe der Herrschaft aus Stein neu aufgebaut. Die barocke Einrichtung der Kirche ist mit modernen Elementen verbunden, sodass heute Altes und Neues zu sehen ist.
Von der barocken Einrichtung ist das Hochalterbild Allerheiligen zu erwähnen. Es wurde im Jahr 1662 vom Schlossherren anlässlich einer Italienreise erworben und nach Rotenturm gebracht. In der Kirche befindet sich noch eine lebensgroße Muttergottesstatue mit Kind. Diese ist besonders wertvoll, da sie aus Carrara-Marmor gefertigt wurde.

Erwähnt muss auch werden, dass heute unter der Kanzel der sogenannte "Budapester Königskrönungsstuhl" aus dem Jahre 1916 steht. Auf ihm kniete der letzte ungarische König Karl IV. als er gekrönt wurde. Aufgrund der Freundschaft von Karl IV. und dem Grafen Thomas Erdődy (Adjutant von Karl IV.) kam dieser Betstuhl - er stand ursprünglich im Schloss - nach Rotenturm.

Die Kirche wurde im Jahr 1992 generalsaniert.

Politik

Bürgermeister ist Josef Halper von der SPÖ. Vizebürgermeisterin ist Dagmar Ensle von der ÖVP. Amtsleiter ist Franz Drobits.

Die Mandatsverteilung (19 Sitze) in der Gemeindevertretung ist SPÖ 10 Mandate und ÖVP 9 Mandate. Andere Listen sind nicht im Gemeinderat vertreten.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bezirke im Burgenland — Burgenland Gradišće Felsőőrvidék Landesflagge Landeswappen …   Deutsch Wikipedia

  • Bgld — Burgenland Gradišće Felsőőrvidék Landesflagge Landeswappen …   Deutsch Wikipedia

  • Burgenländische Landesregierung — Burgenland Gradišće Felsőőrvidék Landesflagge Landeswappen …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsch-Westungarn — Burgenland Gradišće Felsőőrvidék Landesflagge Landeswappen …   Deutsch Wikipedia

  • Gradisce — Burgenland Gradišće Felsőőrvidék Landesflagge Landeswappen …   Deutsch Wikipedia

  • Gradišće — Burgenland Gradišće Felsőőrvidék Landesflagge Landeswappen …   Deutsch Wikipedia

  • Rotenturm — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Siget in der Wart — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Südburgenland — Burgenland Gradišće Felsőőrvidék Landesflagge Landeswappen …   Deutsch Wikipedia

  • Burgenland — This article is about the Austrian state Burgenland. For the German district, see Burgenlandkreis. Burgenland Gradišće Őrvidék   State of Austria   …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”