Sportbumerang

Sportbumerang
Typischer hölzerner Rückkehrbumerang

Der Ausdruck Bumerang bezeichnet ein Sportgerät aus Sperrholz, Kunststoff oder anderen festen Materialien, das zum Werfer zurückkehrt, wenn es korrekt geworfen wird. Der traditionelle Jagdbumerang kehrt nicht zum Werfer zurück: sein Vorteil besteht gerade darin, dass er weiter, geradliniger und damit auch zielsicherer fliegt als ein gerader Stock.

In der bekannten, traditionellen Form sieht ein Bumerang wie ein "L" mit zwei gleich langen Armen aus. Besonders die für Wettkämpfe verwendeten Bumerangs haben jedoch oft drei oder mehr Arme, die nicht zwingend symmetrisch angeordnet sind.

Flügelprofil eines Flugzeugs

In jedem Fall weisen die Arme ein Profil auf, das den Tragflächen eines Flugzeugs ähnelt. Damit wird der Auftrieb erzeugt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Jagdbumerangs

Heute sind es in erster Linie die Aborigines, die Ureinwohner Australiens, die für die Verwendung von Bumerangs bekannt sind, aber auch in Afrika, Amerika und Asien (Indien) wurden Jagdbumerangs gefunden. In einer ägyptischen Grabkammer entdeckte man Wurfhölzer, von denen man vermutet, dass es sich um rückkehrende Bumerangs handelt. Ägyptische Darstellungen aus dem Neuen Reich zeigen vornehme Ägypter, die mit Wurfhölzern im Schilfdickicht die Jagd auf Wasservögel betreiben. Aber auch bei manchen Indianerstämmen Nordamerikas werden Bumerangs noch heute als Waffe für die Jagd eingesetzt, so dass man heute als gesichert annimmt, dass dieses Wurfgerät schon vor über 2000 Jahren weltweit verbreitet war.

Europa

Der älteste bekannte Bumerang wurde 1985 in der Oblazowa-Höhle in den Polnischen Karpaten entdeckt und konnte mit der Radiocarbonmethode auf ein Alter von etwa 20.000 Jahren bestimmt werden. In der Uferzone der „Gelben Lake“, einem Altarm der Elbe in Magdeburg-Neustadt wurde 1990 bei der Auskiesung ein nur leicht beschädigter Bumerang geborgen. Er ist ein „wiederkehrendes Exemplar“ aus Eschenholz (Fraxinus excelsior). Das Holzstück ist 7–10 mm dick und weist einen Winkel von 110° auf. Der erhaltene Arm ist 22 cm lang. Eine Altersbestimmung ergab, dass der Bumerang zwischen 800 und 400 v. Chr. also am Ende der Bronzezeit geschnitzt wurde. Ob allerdings nordische Felsbilder Schamanen mit Bumerangs zeigen (Insel Nöton, Insel Brådön), ist angesichts der Abbildungsungenauigkeit nicht zu entscheiden. Der zur Jagd ungeeignete deutsche Bumerang (es handelt sich nicht um ein Wurfholz sondern um eine Spielversion) wird wohl absichtlich vergraben worden sein, da er schwimmfähig ist. Neben dem deutschen Fund gibt es einen ähnlichen Fund aus den Niederlanden (Velsen 1962) der auf 300 v. Chr. datiert wird und im Gyttjaschlamm eingelagert war.

Bumerangs der Aborigines

Entwicklung

Ursprünglich wurde der Bumerang als Jagdwaffe entwickelt und war auch viel schwerer und größer als heutige Spiel- oder Sportbumerangs. Er konnte bis 2 kg schwer und 1,30 m lang sein.
Geübte Werfer können einen solchen Bumerang bis zu 100 m weit werfen. Diese Jagdbumerangs, genannt Kylies, wurden von den australischen Ureinwohnern auch als Grabstock oder Keule verwendet. Rückkehrende Bumerangs könnten als „Trainingsgerät“, zum Aufscheuchen von Tieren oder einfach als Spielzeug gedient haben.

James Cook brachte 1770 den ersten australischen Bumerang von seiner Reise nach Europa.

In den 1930er Jahren wurde der Bumerang als Sportgerät wiederentdeckt. Inzwischen gibt es auf der ganzen Welt Bumerangclubs. In den geraden Jahren finden Weltmeisterschaften und in den ungeraden Jahren Europameisterschaften statt.

Sport

Moderne Sportbumerangs

Rückkehrende Bumerangs sind zur Jagd wenig geeignet, da sie kaum gezielt geworfen werden können. Die ursprünglichen Jagdwaffen, Kylies, flogen daher geradeaus und kehrten nicht zum Werfer zurück.

Heutige Sportbumerangs haben je nach Form und Profil stark unterschiedliche Flugeigenschaften und werden bei Wettkämpfen in entsprechenden Disziplinen eingesetzt.
Manche fliegen sehr lange, bevor sie zum Werfer zurückkehren. Andere kommen sehr genau zurück und werden zum Trick Catch (Trickfangen) oder zum Juggling (Jonglieren) eingesetzt. Wieder andere kommen schon nach ca. 3 Sekunden zurück, wodurch sie sich zum „Fast Catch“ eignen. Eine weitere Disziplin ist die „Australische Runde“, bei der Wurfweite und Rückkehrgenauigkeit zugleich bewertet werden.

Disziplinen

Heute werden an Turnieren meistens folgende Disziplinen durchgeführt: Für alle Disziplinen außer Weitwurf gilt: der Bumerang muss mindestens den 20m-Kreis überqueren. Geworfen wird in einem Feld, das aus mehreren konzentrischen Kreisen besteht.

  • Australische Runde (Aussie Round): Die so genannte Königsdisziplin. Der Bumerang soll möglichst über den 50 Meter-Kreis fliegen und im Optimalfall im Zentrumskreis wieder gefangen werden. Es gibt fünf Würfe pro Werfer wobei je nach Weite, Rückkehrgenauigkeit und Fang Punkte verteilt werden.
  • Accuracy: Der Werfer darf den Bumerang nach dem Abwurf nicht mehr berühren, es werden Punkte vergeben, je nachdem, wie nah am Zentrum der Bumerang landet. Jeder Werfer wirft fünf Mal.
  • Endurance: Es werden die Fänge innerhalb von 5 Minuten gezählt.
  • Fast Catch: Es wird die benötigte Zeit für 5 Fänge gestoppt.
  • Trick Catch/Doubling: Es werden Kunstfänge wie Fänge hinter dem Rücken oder mit den Füßen verlangt. Beim Doubling-Teil werden zwei Bumerangs gleichzeitig geworfen und beide nacheinander mit einem besonderen Fang gefangen.
  • MTA 100 (Maximal Time Aloft, 100m-Feld): Es wird die Zeit gemessen, die ein Bumerang vom Abwurf bis zum Fang in der Luft verbringt. Das Feld besteht meistens aus einem Kreis mit dem Durchmesser von 100 Metern, es gibt auch eine Version ohne Feldbeschränkung (MTA unlimited).
  • Weitwurf (Long Distance): Der Bumerang wird in der Mitte einer 40 Meter breiten Grundlinie geworfen. Es wird die weiteste Entfernung gemessen, welche der Bumerang von dieser Grundlinie im Verlauf seiner Flugbahn hatte. Beim Rückflug muss die Grundlinie wieder überquert, der Bumerang aber nicht gefangen werden.
  • Consecutive Catch: Es werden die Fänge gezählt, bis ein Bumerang das erste Mal fallengelassen wird. Die Zeit spielt keine Rolle.
  • Juggling: Wie Consecutive Catch, aber es sind zwei Bumerangs im Spiel, wobei immer mindestens einer in der Luft sein muss.

Es gibt jedoch noch viele weitere, weniger übliche Disziplinen, die teilweise nur zum Spaß durchgeführt werden und keinen Wettkampfcharakter haben.

Bumerangs auf einer Ausstellung in Melbourne

Verbreitung

Der Bumerangsport wird vor allem in Europa, Nordamerika, Japan und Australien betrieben. Die führenden Nationen sind Deutschland, Frankreich, Schweiz, die Vereinigten Staaten, Japan und Australien. Je nach Land existieren außer den nationalen Organisationen auch regionale Bumerangclubs. Die regionalen und nationalen Clubs führen Demonstrationen und Workshops durch, um den Bumerangsport bekannter zu machen.

Aktuelle Weltrekorde

(Stand November 2007)

Disziplin Resultat Name Jahr Turnier
Accuracy 100 99 Punkte Alexander Opri (D) 2007 Viareggio (I) 2007
Accuracy 50 68 Punkte Thomas Stehrenberger (CH) 2001 Lausanne (CH)
Aussie Round 99 Punkte Fridolin Frost (D) 2007 Viareggio (I) 2007
Endurance 81 Fänge Manuel Schütz (CH) 2005 Mailand (I)
Fast Catch 14,55 s Adam Ruhf (USA) 2002 Emmaus (USA)
Trick Catch/Doubling 390 Punkte Manuel Schütz (CH) 2004 Mailand (I)
Consecutive Catch 1297 Fänge Manuel Schütz (CH) 2005 Aalen (D)
MTA 100 104,87 s Eric Darnell (USA) 1997 Portland (USA)
MTA unlimited 229.82 s Betsylew Miale-Gix (USA) 2008 Tucson (USA)
Long Distance 238 m Manuel Schütz (CH) 1999 Kloten (CH)

Aerodynamik

Die Stabilität in der Luft erhält der Bumerang durch seine Rotation auf Grund des gyroskopischen Effektes, durch den er wie ein Kreisel um sein (virtuelles) Zentrum stabilisiert wird. Seinen Auftrieb erhält er durch das Profil seiner Flügel, dessen Stärke von der Geschwindigkeit der umströmenden Luft abhängt. Da das Flügelprofil asymmetrisch ist und die Drehrichtung die Richtung des Auftriebs bestimmt, muss es - gleiche Wurftechnik vorausgesetzt - unterschiedliche, spiegelbildlich gefertigte Bumerangs für Rechts- und Linkshänder geben.
Durch die Rotation bekommt immer der sich zur Flugrichtung bewegende Flügel einen höheren Auftrieb, da sich dort die Rotationsgeschwindigkeit zur Fluggeschwindigkeit addiert, während sie sich beim entgegengesetzt bewegenden Flügel subtrahiert. Als Folge dieses asymmetrischen Auftriebseffekts neigt sich die Rotationsachse des Bumerangs kontinuierlich. Diesen Effekt findet man auch bei einem in Bewegung befindlichen Hubschrauber. Dort wird dieser unerwünschte Effekt durch die zyklische Blattverstellung korrigiert, bei der die sich in Fahrtrichtung bewegenden Rotorblätter einen geringeren Anstellwinkel erhalten als die rückläufigen Rotorblätter.

Beim Bumerang führt die Änderung der Rotationsachse zu einer Änderung der Flugrichtung, durch die die kreisförmige Flugbahn bis zum Ausgangspunkt des Werfers entsteht.

Um diesen (letztgenannten) physikalischen Effekt (Präzession) verstehen zu können gibt es folgendes Experiment: Man montiere zwei Griffe jeweils rechts und links an einer Achse in einem Fahrrad-Rad. Ein Experimentator hält mit ausgestreckten Armen die beiden Griffe fest. Ein zweiter Experimentator dreht das Rad so schnell er kann. Wenn nun der erste Experimentator eine Kipp-Kraft senkrecht auf die Drehachse ausübt, dann entsteht eine dritte Kraft senkrecht zur Dreh-Achse und senkrecht zur Kipp-Kraft (räumlich). Die Kreis-Kippung (dritte Achse) ist beim Bumerang größer als die Aufricht-Kippung (zweite Achse).

Umgangssprache

Politischer Bumerang

Als Politischer Bumerang wird eine politische Strategie bezeichnet, die dazu konzipiert wurde, einen ganz bestimmten, für den Konzipierenden positiven, Effekt auszulösen, die dann aber - aus verschiedenen Gründen - genau das Gegenteil bewirkt und sich gegen den Urheber wendet: Sie fällt auf ihn zurück.[1]

Zitate

War einmal ein Bumerang;
War ein weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum - noch stundenlang -
Wartete auf Bumerang.

Joachim Ringelnatz

Redensart

Es soll ein Australier wahnsinnig geworden sein:
er hat sich einen neuen Bumerang gekauft und
versucht den alten wegzuwerfen.

Siehe auch

Literatur

  • Dietrich Evers: Bumerangfund in den Elbeschottern von Magdeburg-Neustadt und seine Erprobung In: Archäologie in Sachsen-Anhalt 4, 1994, 8-12.
  • Felix Hess: Boomerangs, Aerodynamics and Motion. Dissertation 1975, Rijksuniversiteit te Groningen
  • Beat Aepli: Bumerang. 1998, ISBN 3-908236-01-0
  • Dietrich Evers: Bumerangs rings um die Erde. 2004, ISBN 3-937517-02-2
  • Axel Heckner: Die Bumerangschule. 2004, ISBN 3-936705-54-2
  • Michael Siems: Die neue Bumerang-Mappe. Selbstverlag
  • Günther Veit: Bumerangs. Werfen, Fangen und Selberbauen. ISBN 3-88034-187-7
  • Ulli Wegner: Bumerangwerfen - spielend lernen. ISBN 3-89535-425-2
  • Klaus Dieter Franke: Die Bumerangfibel. 2007, die 7. Auflage im Selbstverlag

Einzelnachweise

  1. Mehrheit lehnt Kochs Wahlkampf-Strategie ab. In: Spiegel online. 6. Januar 2008. Abgerufen am 2. November 2008. (HTML)

Weblinks


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