- Sprüche
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Das Buch der Sprichwörter (auch Die Sprüche Salomos) ist ein Buch des Alten Testaments der Bibel. Die einleitenden Verse des Buches werden traditionell als Angabe zur Urheberschaft Salomos gedeutet. Diese Annahme geht auch auf eine Aussage im 1. Buch der Könige (Kap. 5, Vers 12) zurück, nach der Salomo Dreitausend Sprüche aufgeschrieben habe. Das Buch selbst nennt in Kap. 30 und 31 weitere Quellen (Agur und Lemuel). Ausdrücklich als Verfasser genannt wird Salomo für die folgenden Stellen: 10,1 - 22,16 und 25,1 bis 29,27.
Nach jüdischer Tradition geht das gesamte Buch auf Hiskija, den König von Juda, zurück. (nach dem babylonischen Talmud, Traktat Bava Bathra 15a)
Die gegenwärtige Forschung nimmt eine längere Entstehungszeit der biblischen Sprichwortsammlung an, die von der Zeit des Königs Hiskia bis in das vierte, evtl. sogar dritte Jahrhundert vor Christus reicht. Die ältesten Teile sind vermutlich die dritte und die vierte Sammlung; die erste Sammlung gilt als die jüngste.
Im Neuen Testament der Bibel finden sich 35 Zitate oder Bezüge auf das Buch der Sprichwörter.
Inhaltsverzeichnis
Gliederung des Buches
- Spr 1,1-6 EU Überschrift (über das ganze Buch)
- Spr 1,7 EU Motto
- Spr 1,8-9,18 EU Erste Sammlung von längeren „Lehrreden“; Einleitung des Buches
- Spr 10,1-22,16 EU Zweite Sammlung, bestehend aus zwei Teilsammlungen (10,1-15,32; 15,32-22,16)
- Spr 22,17-24,34 EU Dritte Sammlung, nach der Vorlage des ägyptischen Weisheitsbuches „Amenemope“
- Spr 25,1-29,27 EU Vierte Sammlung, laut Überschrift geht sie auf die „Männer Hiskias“ zurück
- Spr 30,1-31,30 EU Anhänge: „Worte Agurs“; „Die Worte Lemuels, des Königs von Massa“; „Lob der guten Ehefrau“
Themen
Die Spruchsammlung behandelt eine Vielzahl von Themen; es geht um allgemeine Lebensweisheit (common sense), die sich hier ausspricht. Einiges ist von solcher überzeitlicher Gültigkeit, dass manches auch als deutsches Sprichwort dient, z.B. „Wer dem andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“, cf. 26,27.
Einen Schwerpunkt der Sprüche bildet das Thema Erziehung, cf.13,24: „Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.“
Bekannte Sprüche
- „Denn Weisheit wird in dein Herz eingehen, und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein. Besonnenheit wird dich bewahren und Einsicht dich behüten.“ (Spr 2,10f.)
- „Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn beizeiten.“ (Kap. 13,24)
- „(...) Hochmut kommt vor dem Fall“ (16,18)
- „Der Wein macht Spötter, und starkes Getränk macht wild; wer davon taumelt, wird niemals weise.“ (Kap. 20, Vers 1)
- „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ (26, 27)
- „Gebt Rauschtrank dem Mutlosen und Wein den Verbitterten. Ein solcher mag trinken und seine Armut vergessen und an seine Mühsal nicht mehr denken.“ (Kap. 31, Verse 6-7).
- „Sei bereit dich korrigieren zu lassen, und spitze die Ohren, wenn du etwas lernen kannst.“ (Kap.23,11)
- „Eine offene, ehrliche Antwort ist ein Zeichen wahrer Freundschaft.“ (Kap.24,26)
- „Eine sanfte Zunge zerbricht Knochen: Mit geduldigen Worten kannst du mächtige Leute umstimmen.“ (Kap.24,15)
- „Reg dich nicht auf, wenn es bösen Menschen gut geht; beneide sie nicht; denn ihr Glück ist nicht von Dauer, es erlischt wie eine Öllampe.“ (Kap. 24,29)
Theologie
Der Tun-Ergehen-Zusammenhang kann als eine Art „Grundgesetz“ der Weisheit gelten. Dabei geht es um die „Verlässlichkeit der Welt“ (Markus Witte), die sich in der Überzeugung ausdrückt, dass gute Taten ein gutes Ergehen zur Folge haben und böse ein schlechtes. 11,31: „Siehe, dem Gerechten wird vergolten auf Erden, wieviel mehr dem Gottlosen und Sünder!“ Dabei gilt Gott als Garant dieses Zusammenhanges, cf. 10,3: „Der HERR läßt den Gerechten nicht Hunger leiden; aber die Gier der Gottlosen stößt er zurück.“
Einzelne Sprüche jedoch stellen angesichts gegenteiliger Erfahrungen (cf. Psalm 49; 73; Buch Ijob) die Unverfügbarkeit des Handelns Gottes heraus, z.B.16,9 „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.“
In der vorliegenden Fassung des Buches ist die Weisheit theologisch gedeutet, wie das das Buchmotto in 1,7 deutlich macht: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis.“ Die personifizierte Weisheit ist Mittlerin zwischen Gott und Mensch (vgl. Kapitel 1, Weisheit in der Rolle einer Prophetin und Kapitel 8, Weisheit als Schöpfungsmittlerin).
Literatur
- Die Sprüche, in: John F. MacArthur: MacArthur Studienbibel - Schlachter 2000 mit neuer deutscher Rechtschreibung. CLV, ISBN 3-89397-017-7
- Karl Gerok (Text), Ludwig von Kramer (Illustrationen): Das Lob des tugendsamen Weibes. Sprüche Salomonis 31. Vers 10-31. Stroefer, München 1885, Digitalisat (Jugendbuch)
- Markus Witte, Das Sprüchebuch, in: Jan Christian Gertz, Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2006, pp.434-445, ISBN 3-8252-2745-6
Siehe auch
Weblinks
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