St. Agneskirche (Hamm)

St. Agneskirche (Hamm)

Das Franziskanerkloster in Hamm befand sich auf dem Gelände der heutigen Marienschule an der Franziskanerstraße. Die 1515 geweihte Pfarrkirche St. Agnes war die Klosterkirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Klostergründung

Am 5. März 1455 wurde das Observantenkloster St. Agnes von Franziskanern in strenger Ausrichtung gegründet. Am 20. März zogen die ersten Mönche ein. Die Statuten des Klosters sahen vor, dass dort maximal 12 Mönche leben durften. Erster Guardian des Klosters war Cornel von Gouda. Die ersten Mönche hörten auf die Namen Johann von Dinslaken, Lorenz von Aachen, Hermann von Jülich, Peter von Mechelen und als Laienbruder Johannes von Dahlen.

Entwicklung

Nach Einführung des reformierten Bekenntnisses in Hamm waren die Franziskaner für die Seelsorge der in Hamm verbliebenen Katholiken zuständig. 1699 stiftete Johann Wilhelm Hertmanni ein katholisches Armenhaus auf der Brüderstraße. Spätestens seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts existierte auch eine katholische Elementarschule. Einer Statistik des Jahres 1798 kann man entnehmen, dass die Zahl der Katholiken in Hamm nicht so klein gewesen ist, wie vielfach angenommen wurde. So waren im besagten Jahr 1798 von den 3065 Einwohnern Hamms immerhin 935 (30,5 %) katholisch. Lutherischen Glaubens waren 937 (30,6 %). Dem reformierten Bekenntnis hingen 1130 Einwohner (36,9 %) an und jüdischen Glaubens waren 63 Einwohner (2,1 %). Die Franziskaner verwalteten von 1672 bis 1804 die Pfarrei Nordherringen, die bis 1775 die Kapelle von Haus Nordherringen zur Messfeier nutzte. Auch auf Haus Gröneberg übernahmen sie ab 1755 die Messfeier. Eine Missionsstation wurde in Geithe unterhalten.

Aufhebung

Am 16. Juli 1824 verfügte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen die Aufhebung des Franziskanerklosters in Hamm. Am 29. Juli wurde Ludwig von Vincke, der damals Oberpräsident von Westfalen war, davon in Kenntnis gesetzt. Von Vincke wiederum beauftragte am 10. September David Wiethaus als Landrat im Kreis Hamm mit der Durchführung des königlichen Beschlusses. Bis zum 1. Januar 1825 durften die Patres und Laienbrüder im Kloster bleiben. Zum ersten Pfarrer von St. Agnes wurde 1825 der ehemalige Concionator Pius Ortmeyer ernannt.

Guardiane des Klosters

Guardiane sind vergleichbar mit Äbten in anderen Ordensgemeinschaften. Für das Franziskanerkloster in Hamm liegt nur eine unvollständige Liste der Guardiane vor.

Erster Guardian war Cornelius von Gouda, der bei der Klostergründung bereits in Hamm war.

Die Liste sieht wie folgt aus:  

  • Cornelius von Gouda
  • Johannes von Dinslaken
  • Michael von Lyra
  • Reiner von Egmond
  • Franz von Gouda
  • Hermann von Jülich
  • Bernardin Appeldorn
  • Johannes Deventer
  • Petrus von Arnheim
  • Stephan von Zevenaar
  • Wilhelm Unne
  • Anton von Attendorn

 

  • 1757 - 1761: Ludwig Abs († 1779)

Baugeschichte

Ungeklärt war bis zum Jahre 2008 die Frage, warum die Franziskaner ihr Noviziat schräg und nicht im 90-Grad-Winkel an die St. Agnes-Kirche angebaut hatten. Diese Frage konnte im Rahmen von Arbeiten zur Neugestaltung des Agnes-Kirchplatzes Mitte Oktober 2008 beantwortet werden. Das Haus, das zwischen 1708 und 1921 stand, wurde unter anderem auf einer der Grundmauern eines alten Burgmannenhofes errichtet. Darin lebten diejenigen Untergebenen des Stadtgründes Graf Adolf I. von der Mark, die die Stadtburg Hamm bei dessen Abwesenheit verteidigen sollten. Die aus Ziegeln bestehende südliche Grundmauer des Noviziats ist bereits wieder mit Erdreich bedeckt. Es wurde jedoch der Entschluss gefasst, einen Teil der Mauer des alten Burgmannenhofes hinter Glas sichtbar zu halten.

Bei der Neugestaltung des Kirchenvorplatzes von St. Agnes wurden zudem weitere, etwas jüngere Steine gefunden. Außerdem entdeckte man zahlreiche menschliche Knochen, sie von dem Friedhof zeugen, der sich ursprünglich an dieser Position befand. Sie sollen auf dem Ostenfriedhof in Hamm eine neue Ruhestätte finden. Nach der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts gab es im Wesentlichen keine Katholiken mehr in der Hauptstadt der Grafschaft Mark. Nur die Patres des Franziskanerklosters, die die Agnes-Kapelle ab 1507 zur Kirche ausgebaut hatten, blieben dem alten Glauben treu. Schließlich wuchs die Gemeinde wieder, unter anderem durch den Zuzug von Arbeitern aus dem katholischen Münsterland. Ab 1666 übernahm das Kloster ihre seelsorgerische Betreuung und erhielt dazu die Pfarr-Rechte. Für die Katholiken stand ausschließlich der Friedhof auf dem Kirchenvorplatz zur Verfügung. Im Jahr 1800 jedoch verboten die Preußen Erdbestattungen in Innenstädten. Der Friedhof wurde in der Folge zur Ostenallee verlagert.

Zu einem bislang ungeklärten Zeitpunkt wurde das gesamte Areal zwischen Brüderstraße, Franziskanerstraße und Nordenwall und damit auch die alte Begräbnisstätte um rund 1,30 Meter angehoben, vermutlich aus Gründen des Hochwasserschutzes. Von da an gingen die Katholiken über Stufen hinunter in die Kirche. 1932 wurde im Zuge der Erneuerung der verwitterten Westfassade der Krichenvorplatz wieder abgesenkt und mit einer Treppenanlage versehen. Schon bei diesen Arbeiten wurden viele Gebeine entdeckt, eingesammelt und neu bestattet. Auch wurden damals Sandsteinfundamente gefunden, aber nicht dokumentiert[1].

Agneskirche

Die katholische Pfarrkirche St. Agnes liegt im Stadtbezirk Mitte und steht seit 1985 unter Denkmalschutz.

Geschichte

Der einzige katholische Kirchenbau in der Hammer Altstadt – die Kirche St. Agnes – geht auf die Gründung des Franziskaner-Observanten-Klosters im Jahre 1455 zurück. In diesem Jahr erhielt der junge Franziskanerkonvent die der heiligen Agnes geweihte Kapelle der im Nordosten der Stadt liegenden landesherrlichen Burg von Graf Gerhard von der Mark zu Hamm geschenkt.

Am 5. Oktober 1507 begann der noch junge Konvent des Franziskanerklosters mit dem Bau einer großen Klosterkirche. Die notwendigen Mittel konnten durch großzügige Stiftungen des Landesherrn und der Stadt bereitgestellt werden. Die Chorweihe erfolgte am 10. August 1511 durch Weihbischof Dietrich von Caster. Die Westfassade war 1512 vollendet. So konnte schließlich die neue Klosterkirche der Franziskaner am 21. Mai 1515 der heiligen Agnes wiederum durch Weihbischof Dietrich von Caster geweiht werden.

Graf Gerhard wurde 1461 im Vorgängerbau der Klosterkirche, seiner Hofkapelle St. Agnes zu Hamm, beigesetzt. Die Grabstätte ist dann in den Mittelgang des Neubaus verlegt worden. Die Grabplatte aus Messing blieb jedoch nicht erhalten. Sie zeigte auf 12 Messingplatten (1,51 m x 3,29 m) den Grafen auf einem gemusterten Teppich mit Kopfkissen und gefalteten Händen liegend, zu seinen Füßen das von zwei Schwänen gehaltene Doppelwappen Kleve-Mark. An den Seiten befanden sich Säulen, deren Kapitelle von einem Tudorbogen abgeschlossen wurden, und je ein Zierband mit vier Familienwappen. Die Umschrift hieß: Am 12. September 1461 starb der erlauchte Schutzherr Herr Gerhard von Kleve-Mark, Gründer dieses Konvents der Minderbrüder von der Observanz. Betet für seine Seele, daß sie ruhe in Frieden. Amen. Er war der erste und einzige Landesherr, der in Hamm begraben wurde. Die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörten das Gotteshaus fast vollständig, nur die Außenmauern im östlichen Bereich blieben bestehen.

Als turmlose Hallenkirche mit einem in fünf Seiten eines Achtecks geschlossenen Langchor entspricht die Agneskirche dem von den Bettelorden bevorzugten Typ der Predigtkirchen. Infolge schwerer Kriegsschäden wurde die Agneskirche - fast einem Neubau gleichkommend - in den Jahren 1947 bis 1953 wiedererrichtet. 1977/1978 wurde der Bau insgesamt restauriert. Während die lichte Halle noch annähernd die Gestalt der alten Ordenskirche vom Ende des vorigen Jahrhunderts ahnen lässt, ist die Eingangssituation durch einen breiten Westriegel mit Taufkapelle völlig neu entstanden.

An diese zweischiffige Vorhalle von 1951 schließen sich nach Osten hin fünf Mittelschiffjoche an, deren Gewölbe auf modernen Rundpfeilern ruht. Durch große Fensteröffnungen in der Südwand fällt Licht in die Große Halle ein. Ähnliche Öffnungen gab es wohl schon in der Barockzeit. Von der reichen alten Ausstattung ist kaum noch etwas erhalten. Erwähnenswert ist aber auf jeden Fall die an die Burgkapelle erinnernde Patronin der Kirche, die Heilige Agnes, die über den Portalen den neuen Westgiebel ziert. Beachtlich ist auch der aus Sandstein gefertigte Zelebrationsaltar.

Gemeinde

Nach der Aufhebung des Franziskanerklosters übernahmen die Pfarrer von St. Agnes die seelsorgerische Betreuung der Hammer Katholiken. Am 18. Dezember 1849 wurde das St.-Marien-Hospital an der Brüderstraße eröffnet. Am 13. Dezember 1887 konnte durch Pfarrer Josef Middendorf das katholische Waisenhaus (Kinderheim Vorsterhausen) an der Wilhelmstraße eingeweiht werden. 1897 wurde die Josefsgemeinde im Hammer Westen, 1909 die Liebfrauengemeinde im Hammer Süden und 1956 wurden die Herz-Jesu-Gemeinde und die Georgsgemeinde im Hammer Osten von der St. Agnes-Gemeinde abgepfarrt.

Pfarrer von St. Agnes

  • 1825 - 1827: Pfarrer Pius Ortmeyer
  • 1828 - 1872: Pfarrer und Landdechant Mathias Belmann
  • 1872 - 1898: Pfarrer und Dechant Josef Middendorf
  • 1898 - 1920: Pfarrer und Dechant Albin Sandhage
  • 1921 - 1930: Pfarrer Josef Bömer
  • 1930 - 1949: Pfarrer und Dechant Hermann Brück
  • 1949 - 1977: Pfarrer und Dechant Franz Thöne
  • 1977 - 2007: Pfarrer Heinz-Josef Hartmann
  • 2007 - : Pfarrer Bernd Mönkebüscher

Literatur

  • Diodor Henniges: Eine Friedensinsel von brandenden Wogen fortgespült. Das Franziskanerkloster zu Hamm (Westf.), Hamm 1924.
  • Ulrich Kunz: Der listige Mönch von St. Agnes. Eine alte Sage über das Hammer Franziskanerkloster, in Unser Westfalen 2006, S. 50.
  • Hermann Josef Berges: Wiederentdeckte Vergangenheit. Aus der Geschichte unserer Mutterkirche "St. Agnes", in: Mitten ins Leben gestellt. 50 Jahre Herz-Jesu Bad Hamm. 1929-1979, hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde Herz-Jesu, Hamm 1979, S. 54-56.
  • Diodor Henniges: Eine Friedensinsel von brandenden Wogen fortgespült. Das Franziskanerkloster zu Hamm (Westf.), Hamm 1924.
  • Friedrich Wilhelm Jerrentrup: Mittelalterliche Kirchen in Hamm, in: Zeitspuren. Die Anfänge der Stadt Hamm, hrsg. von Georg Eggenstein – Ellen Schwinzer, Bönen 2001, S. 110.
  • Annika Wind u.a.: 500 Jahre St. Agnes, in: Westfälischer Anzeiger vom 5. Oktober 2007

Einzelnachweise

  1. Westfälischer Anzeiger vom 21. Oktober 2008, Lokales/Hamm-Mitte.

Weblinks


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