St. Georgener Prediger

St. Georgener Prediger

Die Sankt Georgener Predigten sind eine um 1300 zusammengestellte Sammlung von 39 deutschen Predigten, überliefert im Bestand des frühneuzeitlichen Villinger Georgsklosters, ursprünglich der Mönchsgemeinschaft Sankt Georgen im Schwarzwald.

Die Predigtsammlung ist der Codex St. Georgen Nr.36 der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, eingebunden in einen modernen, roten Ledereinband, verschließbar mit zwei Schnallen. Der Codex besteht aus 109 Pergament-Folioseiten (je recto bzw. verso, d.h. mit Vor- und Rückseite) der Größe 11,6 cm x 17,3 cm. Die Seiten sind zweispaltig aufgebaut, eine große Initiale im Fleuronné-Stil („geblümt“, zweifarbig, Buchstabenschaft mit ornamentaler Aussparung) leitet eine neue Predigt ein. Bei den Majuskeln mitten im Text, die Satzanfänge und Einschnitte markieren, wechseln sich meist die Farben rot und blau – auch gemäß dem Fleuronné-Stil – ab. Die Minuskelschrift ist (gebrochen-) gotisch, die einzige Ausstattungsform der Handschrift eben der Fleuronné-Stil. Die Handschrift wird danach auf die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert datiert.

Wichtiger als die Form ist der Inhalt der St. Georgener Predigtsammlung. Die Handschrift enthält 39 deutsche Klosterpredigten, die ursprünglich ohne erkennbare Anordnung zu Beginn des 2. Viertel des 13. Jahrhunderts wohl in einem Zisterzienserkloster zusammengestellt worden sind. Zielgruppe der Predigten waren Nonnen, die geistlich-erbaulichen Texte enthalten kurze Predigten, religiöse Traktate, Erbauungstexte ohne Predigtform und haben theologisch anspruchsvolle Themen zum Inhalt wie Trinität, Christologie, Mariologie, Abendmahl und mystische Erfahrungen.

Fassbar ist die St. Georgener Predigtsammlung in einer breiten Überlieferung von 28 Handschriften. Zwei alemannische Handschriften stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, bei der Freiburger Handschrift handelt es sich um eine Sammlung, die um sog. Schweizer Predigten erweitert wurde. Weitere Handschriften finden sich im Bereich des Bayerischen, West- und Ostmitteldeutschen sowie Niederländischen. Nach 1500 wurden keine weiteren Handschriften der Predigtsammlung angefertigt. Der St. Georgener Prediger wurde daher auch nicht gedruckt. Die St. Georgener Predigtsammlung ist im 17. Jahrhundert im Villinger St. Georgenkloster, dem „Nachfolgekloster“ der St. Georgener Mönchsgemeinschaft im Schwarzwald, bezeugt. Von daher hat sie ihren Namen, der also nichts mit der ursprünglichen Herkunft von Handschrift und Sammlung zu tun hat.

Der St. Georgener Prediger gehört zu einer der drei großen Predigtsammlungen aus dem 13. und beginnenden 14. Jahrhundert. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren die Schwarzwälder Predigten entstanden, die umfangreichste Sammlung von Musterpredigten des späten Mittelalters und vermutlich franziskanischen Ursprungs. Die deutschen Predigten schließlich, die dem Franziskaner Berthold von Regensburg (*ca.1210-†1272) zugeschrieben wurden, wollten die Bedeutung dieses Volkspredigers herausstellen.

Literatur

  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Codex St. Georgen Nr.36
  • Frühwald, S., Der St. Georgener Prediger, 1963
  • Kern, H.J. (Hg.), De Limburgsche Sermoenen, 1895
  • Lüders, E., Zur Überlieferung der Sankt Georgener Predigten, in: StN 29 (1957), S.200-249; 30 (1958), S.30-77; 32 (1960), S.123-187
  • Predigt, bearb. v. H.-J. Schiewer, in: Lexikon des Mittelalters, Bd.7, Sp.174ff
  • Rieder, K. (Hg.), Der sog. St. Georgener Prediger, 1908
  • Sankt Georgener Predigten, bearb. v. K.O. Seidel, in: Lexikon des Mittelalters, Bd.7, Sp.1159f
  • Seidel, K.O., Die Sankt Georgener Predigten, 1982
  • Seidel, K.O., Die Sankt Georgener Predigten und ihre Mitüberlieferung, in: Die deutsche Predigt im Mittelalter, hg. v. V. Mertens u. H.-J. Schiewer, 1992, S.18-30

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