St. Georgen an der Gusen

St. Georgen an der Gusen
Wappen Karte
Wappen von Sankt Georgen an der Gusen
Sankt Georgen an der Gusen (Österreich)
DEC
Sankt Georgen an der Gusen
Basisdaten
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Bundesland Oberösterreich
Politischer Bezirk Perg (PE)
Fläche 7,1 km²
Koordinaten 48° 16′ N, 14° 27′ O48.27166666666714.448333333333262Koordinaten: 48° 16′ 18″ N, 14° 26′ 54″ O
Höhe 262 m ü. A.
Einwohner 3.652 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 514 Einwohner je km²
Postleitzahl 4222
Vorwahl 07237
Gemeindekennziffer 4 11 20
AT314
Adresse der
Gemeindeverwaltung
Marktplatz 12
4222 Sankt Georgen an der Gusen
Offizielle Website
Politik
Bürgermeister Erich Wahl (SPÖ)
Gemeinderat (2003)
(25 Mitglieder)
16 SPÖ, 9 ÖVP
Lage der Marktgemeinde Sankt Georgen an der Gusen
Karte

Sankt Georgen an der Gusen ist eine Marktgemeinde im Bezirk Perg in Oberösterreich und gehört zur ehemaligen Riedmark im heutigen Mühlviertel. Der zuständige Gerichtsbezirk ist Mauthausen. Die Gemeinde umfasst 3616 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Sankt Georgen an der Gusen liegt an der Gusen, auf 262 m ü. A. im Mühlviertel 14 km östlich der Landeshauptstadt Linz. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 3,3 km, von West nach Ost 4,8 km. Die Gesamtfläche beträgt 7,13 km². 16,9 % der Fläche sind bewaldet, 63,4 % der Fläche sind landwirtschaftlich genutzt.

Ortsteile der Gemeinde sind Denneberg, Sankt Georgen an der Gusen, Knierübl, Schörgendorf und Zottmann.

Wappen

Blasonierung: In Gold der heilige Georg auf einem silbernen, rot gezäumten und gesattelten, aufspringenden Roß, in blauem Gurtpanzer, die Pickelhaube mit einer silbernen und einer roten Straußenfeder besteckt, die silberne Lanze in den Rachen eines grünen, nach links gewandten, rot bezungten und gewaffneten, am Boden liegenden, aufsehenden Drachen stoßend.

Geschichte

Die Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen wurde in ihrer heutigen Form endgültig im Jahre 1931 gebildet, nachdem in diesem Jahr die ursprüngliche Marktkommune in der heutigen politischen Gemeinde vollständig aufgegangen war. Zum Umland der Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen zählen entwicklungsgeschichtlich bedingt bis heute auch weite Teile der Gebiete der politischen Gemeinden Luftenberg an der Donau und Langenstein, welche bis heute durch die römisch-katholische Pfarre St. Georgen an der Gusen, einzelne Schulen, Vereine, ein 1906 eingerichtetes Gendarmeriepostenkommando, ein gemeinsames Kriegerdenkmal und einen gemeinsamen Friedhof miteinander verbunden sind.

Ur- und Frühgeschichte

Die Region um St. Georgen an der Gusen lag im Tertiär an der Uferzone eines Meeres. Zahlreiche, bis zu 40 Millionen Jahre alte Fossilien wurden in den zahlreichen Quarzsandlagerstätten um St. Georgen gefunden. Der Ort liegt heute am Eingang des links von der Donau abzweigenden Gusentales, dessen Bedeutung für den Nord-Süd-Verkehr zuletzt durch den Bau der bei St. Georgen nach Norden abzweigenden Eisenbahnlinie von Linz nach Budweis in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unterstrichen wurde.

Der Markt St. Georgen an der Gusen. Im Hintergrund der Luftenberg

Das menschliche Siedlungskontinuum des Raumes erstreckt sich von der älteren Steinzeit bis zum heutigen Tage. Bedeutende prähistorische Funde wurden z. B. im nahegelegenen Gusen, am Koglberg, am Frankenberg, am Luftenberg, in Pürach, im Weingraben und in Schörgendorf gemacht. Darunter ist vor allem der prähistorische Kultplatz „Berglitzl“ in Gusen von überregionaler Bedeutung. Alte Fährstellen über die Donau und alte Salztransportwege im Bereich des Gusen Flusses nach Böhmen[1] haben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Entstehung von frühen menschlichen Ansiedlungen in der Region begünstigt. Auch der uralte Luftenberger Steig, welcher durch St. Georgen führte, stellte eine wichtige Parallelverbindung zur sogenannten Salzstraße nach Böhmen dar. Der Name der St. Georgener Ortschaft Steg bei Schörgendorf erinnert noch an diesen alten Verkehrsweg.

Der Raum St. Georgen lag in Antike und Frühmittelalter nahe unterschiedlicher Grenzregionen und kultureller Übergangszonen und liegt am Schnittpunkt zahlreicher heute noch nachweisbarer sprachlicher Lautgrenzen. Wie die Reste von Wallanlagen auf Luftenberg und Frankenberg beweisen, war die Region um St. Georgen bereits um die La-Tène-Zeit militärisch sehr stark befestigt.

In der Gegend lebten Illyrer und Kelten. Die Bezeichnung „Gusen“ selbst wird z. B. auf das keltische gwysgyn oder gwsin zurückgeführt, was so viel bedeutet wie kleiner Bach.[2]

Römer, Slawen und Franken

Zur Zeit der Römer lag das Gebiet linksseitig der Donau in direkter Nachbarschaft zur norischen Metropole Lauriacum unmittelbar vor dem norischen Limes an der Grenze des Römischen Reiches. Dieser ist in der Gegend auch noch heute durch Reste eines römischen Wachturmes im Gemäuer der nahegelegenen Ruine Spielberg belegt. Nach dem Friedensschluss des römischen Kaisers Commodus mit den Germanen lag auch das Gebiet um St. Georgen in der etwa sieben Kilometer breiten, entmilitarisierten Zone am linken Ufer der Donau.[3] Die Gegend von St. Georgen gehörte bis zum 8. Jahrhundert kirchlich nach Lorch, welches bereits im 3. Jahrhundert christianisiert war. Mitten durch das heutige Gemeindegebiet verlief vermutlich im 1. Jahrhundert entlang der Gusen (Cusus) auch die Ostgrenze des durch Tacitus[4] erwähnten quadischen Regnum Vannianum.[5][6][7]

Ab dem 6. Jahrhundert setzten sich auch die Bajuwaren in der Region fest, wie Schwertfunde im Gusental und Skelettgräber beweisen. Um 600 folgten die slawischen Wenden, an die noch heute Ortsnamen wie Winning, Wienau, Abwinden oder Lungitz erinnern. Beide ansässige Gruppen gingen in Koexistenz im Ostfränkischen Reich auf.

Die Ortsgründung von St. Georgen wie auch die Kirchengründung auf dem Frankenberg werden von jeher den Franken zugeschrieben, die auf ihren Feldzügen gegen die Awaren in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts in diese Gegend kamen, die damals an der Ostgrenze ihres Reiches gegenüber der Mündung der Enns in die Donau lag. Ortsnamen wie Kruckenberg, Amberg, Staffelberg oder Frankenberg erinnern noch heute daran, dass die Franken besonders den damals strategisch hervorragend gelegenen Frankenberg, der einen idealen Überblick über das Land an der Ennsmündung und die Riedmark bietet, für ihre Zwecke nutzten.

Schon 773 wird eine erste Pfarre oder ein Missionsstützpunkt auf dem Frankenberg vermutet. 791 ließ Karl der Große bei einem Aufenthalt in dem auf der anderen Seite der Donau liegenden Lorch höchstpersönlich eine Kirche errichten. Spätestens 811 wurde dem um 750 gestifteten Bistum Passau das Gebiet entlang der Donau zur Missionierung zugewiesen und 823 bestätigte König Ludwig der Fromme dem Hochstift Passau den Besitz des Gebietes nördlich der Donau, das damals noch als Reoda in terra Hunnorum – also als gerodetes bzw. erschlossenes Gebiet im Hunnenland – bezeichnet wurde und wohl die Anfänge des späteren Landgerichtes Riedmark markiert, zu dem auch St. Georgen gehörte. Ein beeindruckendes Zeugnis für diese Christianisierung der in der Gegend ansässigen Bevölkerung durch eine bayerisch-fränkische Kirchenorganisation lieferte der auf der Berglitzl in Gusen gefundene Friedhof aus karolingischer Zeit. Im Jahre 1871 wurde in St. Georgen an der Gusen auch das älteste erhaltene karolingerzeitliche Schwert Österreichs gefunden.[8]

Regensburg, Passau, die steirischen Otakare und die ersten Habsburger

Das für St. Georgen wichtige Steyregg ist 885 bereits als Taberesheim (Tafersheim, Taversheim) belegt. Um das Jahr 900 erscheint im Zusammenhang mit einem Grundstückstausch auch bereits der nobilis Durinc (der Edelmann Durinc) beim Orte Luffinperc (Luftenberg).[9] In dieser Zeit gehörte der Raum um St. Georgen zum Herrschaftsbereich der „Hochfreien von Luftenberg“.[10] Noch 1230 erhielt der Domvogt von Regensburg Otto III. von Lengenbach die Burg Spielberg mit all ihren Untertanen zum Lehen.

Der Raum St. Georgen lag ab dem 6. Jahrhundert am nordöstlichen Rand Altbayerns und gehörte bis 1156 dem Herzogtum Bayern an, ehe die ehemalige babenbergische Markgrafschaft Ostarrichi zu einem eigenständigen Herzogtum erhoben wurde (Privilegium Minus). Das zuständige Landgericht war stets die Riedmark, welche erst um 1490 ihre Bedeutung verlor. Kirchenrechtlich wurde das Gebiet auf Druck von Kaiser Joseph II. mit dem Erzherzogtum Österreich ob der Enns erst im Zuge der Neuerrichtung des Diözese Linz 1783-1785 vom Bistum Passau abgespalten. Gemäß einer Landkarte aus dem Jahre 1583 verlief auch die Grenze zwischen den weltlichen österreichischen Lehen und den passauischen Lehen noch direkt entlang des Gusen-Flusses mitten durch das heutige Gemeinde- und Pfarrgebiet von St. Georgen.[11]

Das heutige St. Georgen wurde im Frühmittelalter mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem gleichnamigen Fluss nur „Gusen“ genannt, was im Althochdeutschen soviel bedeutete wie gusse (Guss, Flut, Überschwemmung). Der Fluss wurde 1125 Gvvsin beziehungsweise Gusuna genannt.[12][13] Im 12. Jahrhundert dürften auch die vermutlich hochfreien 'Herren von Gusen' in der Region eine bedeutende Rolle gespielt haben. So ist zum Beispiel in einer der letzten Urkunden des Bischofs Reginbert von Passau um das Jahr 1145 beispielsweise neben Adelram I. von Perg (Adalramus de perge) und Walchun IV. von Machland (Walchun de machlant) auch ein Timo von Gusen (Timo de gusene) als Zeuge genannt.[14] Auch ein Eberhard von Gusen (Eberhardus de Gusen) ist aus dem 12. Jahrhundert noch überliefert.[15]

Pfarrkirche zum Hl. Georg in St. Georgen an der Gusen

Die Kirche zum Hl. Georg dürfte in Zusammenhang mit den Kreuzfahrern, welche in Zusammenhang mit dem 3. Kreuzzug (1189-1192) unter Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) auf dem Landweg entlang der Donau durch die Gegend kamen, gegründet worden sein.[16] Schon im 12. Jahrhundert umfasste der Ort St. Georgen neun Häuser und eine Kirche, in welcher zwei bis drei Mal im Jahr Messe gelesen wurde.

Urkundlich wurde der Ort erstmals zwischen 1220 und 1240 in einem landesfürstlichen Urbar Friedrichs des Streitbaren als OFFICIUM SANCTI GEORGI - also als Amt St. Georgen - bezeichnet. Auch im Urbar des böhmischen Königs Prszemysl-Ottokar II. (1250-1270) werden Winning und sechs Häuser von Gusen als abgabenpflichtig erwähnt. 1285 kaufte dann Ulrich II. von Kapellen, dem König Rudolf I. von Habsburg (1218-1291) für sein entscheidendes Eingreifen in der Schlacht auf dem Marchfeld bereits 1278 die Herrschaft Steyregg verlieh, von Poppo von Grünburg (Grinperc) das Eigen St. Georgen samt der Kirche.[17] Von 1285 bis zur Aufhebung der Grundherrschaften gehörte St. Georgen der Herrschaft Steyregg an. Weite Gebiete der heutigen Marktgemeinde gehörten aber auch Herrschaften wie z. B. Luftenberg und Spielberg sowie den Klöstern Pulgarn, St. Florian und Garsten an. Die zahlreichen dem Kloster Garsten zuständigen Höfe der Region und das Faktum, dass Ulrich II. von Kapellen das Eigen St. Georgen von dem steirischen Ministerialen Popo von Grünburg kaufte, weist auch darauf hin, dass der Raum um St. Georgen bis zum 13. Jahrhundert auch im Einflussbereich der steirischen Otakare lag.[18]

Kloster Pulgarn, Hussiten, Ungarn und Reformation

Hans von Kapellen, der Sohn Ulrichs, unterstellte auch die Kirche von St. Georgen mit den Kirchen von Tafersheim (Steyregg) und Frankenberg mit dem Zehent dem damals nach Pulgarn geholten Heilig-Geist-Orden, behielt sich aber die Vogtei darüber vor. 1367 begegnete uns der Ort als St. Jörger Pfarr bey der Gusen. 1609 wurde die Kirche von St. Georgen, nachdem auch die Brüder und Schwestern des Heilig-Geist-Ordens protestantisch geworden waren und der Orden aufgelöst worden war, den Jesuiten von Linz übertragen. Nachdem 1775 auch die Jesuiten aufgelöst worden waren, wurde auch die Kirche von St. Georgen durch Kaiser Joseph II. für den 'Religionsfonds' eingezogen. 1791 wurde der erste Weltpriester in St. Georgen eingesetzt, 1795 auch der heute noch bestehende Pfarrhof errichtet.

Während der Hussitenkriege (1422–1433) wurde auch der Markt St. Georgen durch die Hussiten geplündert und weitgehend zerstört. 1487 wurde durch die aus Böhmen ins Land eingefallenen rosenbergischen Truppen die Kirche weitgehend zerstört. Diese konnte erst 1538 wieder aufgebaut werden und wurde 1665 mit dem heute noch vorhandenen großzügigen Kirchenschiff mit Säulen ausgestattet. Die Pfarre wurde um 1468 wie Pulgarn von den Jesuiten betreut. Ab 1490 wurde auch St. Georgen dem von Kaiser Friedrich III. so bezeichneten Fürstentum Österreich ob der Enns zugerechnet. 1508 erwarben die Jörger von Tollet mit der Herrschaft Steyregg auch St. Georgen. Helmhart Jörger war ein fanatischer Protestant. Um 1600 war der größte Teil des Mühlviertels protestantisch und auch in der Kirche von St. Georgen wirkten protestantische Prediger. Nach dem Bauernaufstand im Hausruckviertel von 1632 fand Martin Aichinger aus Steining (vulgo Laimbauer) auch in St. Georgen und Umgebung viele Anhänger. Die Schlacht auf dem Frankenberg, bei der hunderte seiner verbliebenen Anhänger, welche sich zu Pfingsten 1636 in die dortige Kirchenruine zurückgezogen hatten, von kaiserlichen Truppen unter Landeshauptmann Graf Hans Ludwig von Kueffstein und seinem Kommandanten Graf Kaspar von Starhemberg niedergemetzelt wurden, wirkt bis heute tief im Bewusstsein der in und um St. Georgen verwurzelten Bevölkerung nach. 1669 führten die Jesuiten in der Pfarre schließlich eine so genannte Volksmission durch. Seit dieser Zeit ist der Raum um St. Georgen wieder weitgehend römisch-katholisch geprägt.

Ungarische Truppen, Pest und Marktrecht

Seit ca. 1600 führte auch die sog. Hauderer-Straße - ein alter Handelsweg entlang des nördlichen Randbereiches der Donau - durch St. Georgen.

Der Ort wurde 1610, nachdem im sog. Bruderzwist zwischen Kaiser Rudolf II. und König Matthias I. von Ungarn ein Teil der Hallerschen Truppen von Freistadt nach St. Georgen verlegt worden war und Kämpfe mit Passauer Truppen zwischen Langenstein und Mauthausen stattfanden, wieder einmal vollständig geplündert. 1624 wütete auch in St. Georgen und Umgebung die Pest. 1653 kaufte Freiherr David Ungnad von Weissenwolf (1584-1599) auch St. Georgen mit den Besitzungen Helmhart Jörgers, welcher als unnachgiebiger Protestant vorher abgestiftet worden war. 1671 vermehrte David Ungnad von Weissenwolf seinen Einflussbereich im Umland von St. Georgen zusätzlich durch den Kauf der Herrschaften Spielberg und Luftenberg.

Der Markt St. Georgen wurde bereits 1585 in einem Verzeichnis der Städte und Märkte Oberösterreichs genannt. Ebenso in Zunftbriefen der Leinenweber 1689 und 1709. Die Steyregger Urbare von 1583 und 1597 bestätigen auch schon damals die jeweils am Georgitag abgehaltenen Kirchtage. Ende des 16. Jahrhunderts wurden auch die Kirchtage der ehemaligen Kirche auf dem Frankenberg am Mittfastensonntag (Sonntag Laetare) und am Tag des Heiligen Johannes Babtistae nach St. Georgen verlegt.

1689 erweiterte Helmhart Christoph von Weissenwolf aufgrund eines durch Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) erteilten Privilegs die Rechte des Marktes zur Abhaltung von Jahrmärkten am Mittfastensonntag, zu Georgi, am Tag Johannes des Täufers, zu Jakobi und zu Simoni. Diese Jahrmärkte wurden erst in den Wirren der Napoleonischen Kriege (1806-1816) eingestellt. 1773 gestattete Graf Franz Josef von Weissenwolf die Abhaltung eines Getreide-, Garn- und Viehmarktes an jedem Donnerstag, der aber bereits nach wenigen Jahren wieder bedeutungslos wurde.

Die von einem Marktrichter verwaltete Marktkommune wurde erst am 27. Dezember 1931 einstimmig samt Vermögen in die heutige Marktgemeinde überführt, welche seit diesem Datum auch den Heiligen Georg offiziell im Marktwappen führt. Die traditionellen Jahrmärkte wurden damals auch auf Georgi und Simoni beschränkt. Noch am 2. April 1951 erteilte die Oberösterreichische Landesregierung die Erlaubnis, jeweils zu Georgi eine Hengste- und Rinderschau abzuhalten, welche aber bereits nach 1960 seine Bedeutung verlor.

Weber, Franzosen, Bauernmöbel und erste Schule

St. Georgen war im 17. und 18. Jahrhundert auch ein bedeutender Weberort mit 33 behausten Meistern und eigener Zunftordnung.[19] Nach dem Niedergang dieses Gewerbes erlebte in St. Georgen ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Herstellung bemalter Bauernmöbel - der sogenannten Gusener - eine kurze Blüte.[20] In Bauart und Bemalung bilden diese unter den Bauernmöbeln die „St. Georgener Gruppe“.[21]

In der napoleonischen Zeit (1805-1806 sowie 1809) litt St. Georgen sehr unter den Einquartierungen französischer, bayerischer und auch österreichischer Truppen. Epidemische Krankheiten verbreiteten sich rasch. Einige sog. Franzosenkreuze erinnern in der Region noch heute daran. 1834 wurde der vorher um die Kirche angelegte Friedhof als Neuer Friedhof an den heutigen Platz verlegt.

Ab 1784/1785 entstanden auf dem Gebiet der Pfarre St. Georgen und aus dem Umland des Marktortes die Katastralgemeinden St. Georgen, Langenstein, Luftenberg und Pürach, von denen St. Georgen, Langenstein und Luftenberg noch heute selbständige politische Gemeinden sind. St. Georgen verlor damals aus steuerlichen Gründen wesentliche Territorien, so dass die geringste Ausdehnung des Gemeindegebietes im Bereich des Marktes heute nur etwa 1500 Meter beträgt.

Der Markt St. Georgen wurde 1678, 1770 und 1848 auch von verheerenden Bränden heimgesucht. Die meisten Urkunden des Marktes sind dabei verbrannt oder gingen spätestens 1944 im Oberösterreichischen Landesarchiv verloren. Als Dank dafür, dass der Markt beim Brand eines Hauses im Jahre 1761 verschont blieb, wurde 1762 am Platz dieses Hauses die bekannte Mariensäule errichtet.

Mit Johann Georg Dietler wurde 1637 der erste Schulmeister (ludimagister) in St. Georgen erwähnt. Nach den Schulreformen unter Erzherzogin Maria Theresia (1717-1780) wurde am 28. Februar 1796 der Stiftungsbrief für die spätere Volksschule unterzeichnet.[22] 1804 erfolgte an der Stelle der heutigen Landesmusikschule die Errichtung eines ersten Schulgebäudes, welches 1895 durch das noch heute in Verwendung stehende Volksschulgebäude ersetzt wurde.

Bahnbau, Drittes Reich und Gegenwart

Das Jahr 1873 brachte mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie von Budweis nach Linz einen weiteren Aufschwung für den Marktflecken. St. Georgen entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugs- und Wanderziel und einem Badeort für Einwohner der Stadt Linz. 1896 wurde in St. Georgen ein Vorschuss-Kassenverein als Vorläufer der späteren Raiffeisenbank für die Pfarre St. Georgen a. d. Gusen gegründet, 1897 auch eine Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei und 1898 noch eine Kinderbewahranstalt der Pfarre, welche bis 1979 von den Marienschwestern betreut wurde.

In der Zwischenkriegszeit von 1918-1939 spielte sich in St. Georgen ein reges Kultur- und Vereinsleben ab. Erwähnenswert ist dabei der von Lehrer Eduard Munninger entstandene Blut-und-Boden-Roman Die Beichte des Ambros Hannsen, in der Munninger auf den Bauernaufstand unter Martin Aichinger bezug nahm und dafür 1937 den Deutschen Literaturpreis erhielt. Munninger gründete im Jahre 1934 in St. Georgen auch die Erste Reichskapellmeisterschule.[23]

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte St. Georgen zum „Gau Oberdonau“. In den frühen Kriegsjahren wurde der Marktort mit dem Sitz der „Granitwerke Mauthausen“ der Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH Berlin (DEST) ausgestattet und wurde zur wirtschaftlichen Kommandozentrale für den Betrieb der Konzentrationslager Gusen und Mauthausen. In den Jahren 1941-1943 wurde durch das Großdeutsche Reich auch eine Verbindungsbahn (Schleppbahn) zwischen dem Bahnhof St. Georgen und dem Konzentrationslager in Gusen erbaut. Unter der Tarnbezeichnung „B8 Bergkristall“ wurde ab Jahresbeginn 1944 unweit des Ortszentrums durch die DEST unter strengster Geheimhaltung auch die zweitgrößte unterirdische Fabrik des Großdeutschen Reiches für die serielle Produktion von Messerschmitt Me 262 Düsenjagdflugzeugen eingerichtet. Auch der dazugehörige SS-Führungsstab B8 war damals in St. Georgen eingerichtet. St. Georgen und die Konzentrationslager in seiner Umgebung wurden am 5. Mai 1945 durch amerikanische Truppen befreit. Diesen folgten aber bereits im August 1945 sowjetische Besatzungstruppen nach, welche das in St. Georgen befindliche Deutsche Eigentum nach Nutzung zu Gunsten der USIA erst 1955 wieder der jungen Zweiten Republik Österreich übergaben.[24][25]

Die während des Zweiten Weltkrieges auch in Linz errichteten Groß-Industrien führten ab den 1950er Jahren zu einem raschen Anwachsen der Bevölkerung. 1950 wurde zur Linderung der Raumnot in der Volksschule in einer früheren Küchenbaracke der DEST eine Hauptschule eingerichtet, welche 1962 in das heute noch in Verwendung stehende Gebäude umzog. 1964/1965 wurde schließlich wegen des starken Zuzuges die Gemeinde Langenstein aus dem Schulsprengel herausgelöst, um 1970 dann auch die Gemeinde Luftenberg. Bis 1965 war das Standesamt St. Georgen auch für die Einwohner der Gemeinde Langenstein zuständig. 1974 wurde St. Georgen auch Standort einer vorerst durch die Marktgemeinde getragenen Musikschule, welche 1978 als Landesmusikschule durch das Land Oberösterreich übernommen wurde. Die Landesmusikschule St. Georgen/Gusen hat heute auch Zweigstellen in Steyregg, Mauthausen und Ried in der Riedmark.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelte sich St. Georgen von einem noch durch das bäuerliche Umland geprägten Marktort zu einer modernen Wohngemeinde mit erstklassiger Verkehrsanbindung im Nahbereich der Landeshauptstadt Linz.

Politik

  • Bürgermeister ist seit dem 22. Oktober 2007 Erich Wahl von der SPÖ. Er hat das Amt von Rudolf Honeder übernommen.
  • Einwohnerentwicklung: 1991 hatte die Gemeinde laut Volkszählung 3236 Einwohner, 2001 dann 3533 Einwohner.

Pfarre

Als Pfarrer arbeitet Herr Mag. Michael Riemer. Er wird von einem Pfarrteam, bestehend aus Mag. Elisabeth Oberschneider-Sacher, Mag. Bernhard Zopf, Monika Weilguni und Gudrun Stöger unterstützt.

Städtepartnerschaften

Vereine

  • Arbeitskreis Entwicklungshilfe
  • Arbeitskreis für Heimat-, Denkmal- und Geschichtspflege St. Georgen/Gusen
  • Gesangsverein St. Georgen/Gusen
  • Katholische Jungschar St. Georgen/Gusen
  • Kinderchor der Pfarre St. Georgen/Gusen (Leitung: Rainer Keplinger)
  • Marktmusik St. Georgen/Gusen
  • Pfadfinder St. Georgen/Gusen
  • Rotes Kreuz St. Georgen/Gusen
  • Schützengesellschaft St. Georgen/Gusen
  • Turn- und Sportverein St. Georgen/Gusen
  • UNIVOICES - Die junge Chorgemeinschaft (Leitung: Rainer Keplinger)
  • Kulturverein Tribüne - Zeitkultur in 4222

Sehenswürdigkeiten

  • Heimathaus: Museum
  • Pfarrkirche zum Hl. Georg
  • Ehemalige Werkgruppenleitung der Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH Berlin
  • Ehemalige Stollenanlage B8 Bergkristall
  • Biotop Weingraben: Naturdenkmal
  • Ägidikirche: Waldkirche St. Ägidius am Hohenstein
  • Audioweg Gusen: (Wanderweg und Ausflugsziel) auf den Spuren der ehemaligen Konzentrationslager Gusen I und II
  • Berglitzl: Prähistorisches Heiligtum in Gusen-Dorf
  • Ruine Spielberg: in der Gemeinde Langenstein
  • Memorial und Besucherzentrum Gusen: in der Gemeinde Langenstein (siehe auch weblinks)

Regelmäßige Veranstaltungen

  • IVV-Fit-Wandertag: Ende September
  • Kulturpreis der Marktgemeinde St. Georgen a.d. Gusen

Verkehr

  • Bahn: Linz-Budweis (Haltestelle St. Georgen/Gusen) - Summerauerbahn
  • Bus: Linz-Grein

Wirtschaft

Ansässige Unternehmen:

  • Quarzwerke GmbH

Öffentliche Einrichtungen

  • Öffentliches Freibad: geheizt
  • Senioren- Wohn- und Pflegeheim

Medien:

  • St. Georgs Presse

Bildung

  • Pfarrcaritas-Kindergarten
  • „Waldkindergarten“
  • Volksschule
  • Hauptschule
  • Polytechnische Schule
  • Landesmusikschule

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Edmund Guggenberger: Gemeinde- und Oberbahnarzt

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Josef Berger (1840-1917), Komponist und Musiker
  • Rudolf Burger, Künstler
  • Johann Hattmannsdorfer, 1949-1962 Abgeordneter zum Nationalrat
  • Christoph Mayer, Künstler
  • Eduard Munninger, Schriftsteller, Musiker, Freigeist
  • Franz Peterseil, Gauinspekteur von Oberdonau, Abgeordneter zum Großdeutschen Reichstag
  • Ottmar Premstaller, Schriftkünstler, Kleingraphiker, Exlibris-Experte, Verleger (St. Georgs-Presse)

Personen mit besonderer Beziehung zu St. Georgen a.d. Gusen

  • Hans-Dieter Mairinger (*1943), Soziologe, Mundartdichter, wohnt im Ort

Literatur

  • 200 Jahre Öffentliche Volksschule St. Georgen a.d. Gusen. Volksschule St. Georgen an der Gusen, St. Georgen an der Gusen, 1996
  • 300 Jahre erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen - Geschichtebuch. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989.
  • 700 Jahre Kirche zum hl. Georg in St. Georgen a.d. Gusen - Pfarrbuch. Pfarre St. Georgen/Gusen, St. Georgen an der Gusen, 1988
  • 700 Jahre Markt - 500 Jahre Stadt Steyregg. Stadtgemeinde Steyregg. Steyregg, 1982
  • Heimatbuch Luftenberg an der Donau. Heimatverein und Gemeinde Luftenberg an der Donau. Luftenberg an der Donau, 1997
  • Rudolf A. Haunschmied: St. Georgen an der Gusen - Westlichster Markt des Bezirkes. In: Unsere Heimat - Der Bezirk Perg. Verein zur Herausgabe eines Bezirksheimatbuches Perg - Gemeinden des Bezirkes Perg. Perg, 1995. S. 326-333
  • Eduard Munninger: Die Beichte des Ambros Hannsen“. Verlag Blut und Boden. Goslar, 1937
  • Johann Prinz: Langensteiner Heimatbuch. Gemeinde Langenstein. Langenstein, 1997
  • St. Georgener Heimatblätter

Weblinks

Quellen

  1. Martha Gammer. Der geheime Salzweg nach Böhmen. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
  2. F.J. Mone. Celtische Forschungen zur Geschichte Mitteleuropas. Herder´sche Verlagsbuchhandlung. Freiburg im Breisgau, 1857. S.21
  3. Hans Petrovitsch: Legio II Italica. Forschungen in Lauriacum, Band 13. Gesellschaft für Landeskunde in Oberösterreich. Linz, 2006. S. 289. ISBN 3-902299-04-5
  4. Tacitus. Annalen II, 63
  5. Anton Gnirs. Zur Geschichte und Geographie Böhmens und Mährens in der Zeit des Imperium Romanum. Edition Voggenreiter im Verl. Wiss. Archiv. Bonn, 1976. S. 73
  6. Lobomir Niederle und Theodor Saturnik. Slovanske starozitnosti. Vol. 2. Ceska akademie ved a umeni. Burisk a Kohut. Prag, 1925. S. 21
  7. Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae. Tomus 1. Magyar Tudományos Akadémia. Budapest, 1951. S. 189
  8. Erik Szameit: Karolingerzeitliche Waffenfunde aus Österreich - Teil I: Die Schwerter. In: Archaeologia Austriaca. Band 70. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft mbH. Wien, 1986. S. 385-411. ISBN 3-7005-4580-0
  9. Traditionscodex des Hochstiftes Regensburg
  10. Leopolf Mayböck: Der Machländer Raum und seine Geschichte. In: Unsere Heimat - Der Bezirk Perg. Verein zur Herausgabe eines Bezirksheimatbuches Perg - Gemeinden des Bezirkes Perg. Perg, 1995. S. 40-46
  11. Augustin Hirschvogel: Beschreibung des Erzherzogtumes Österreich ob der Enns. o.O., 1583. Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
  12. Peter Wiesinger: Die Besiedlung Oberösterreichs im Lichte der Ortsnamen, In: Baiern und Slawen in Oberösterreich. Schriftenreihe des Oberösterreichischen Musealvereins - Gesellschaft für Landeskunde. Band 10. Linz, 1980. S. 152. ISBN 3-85320-225-X)
  13. UBOÖ II, 118
  14. Rescriptum eines Stiftungsbriefes, in dem Reginbert von Passau durch die Hand des Vogtes von Herzog Heinrich XI. von Bayern einem Ministerialen der Passauer Kirche den Tausch von Gütern im heutigen Niederösterreich bestätigt. Archiv des Stiftes Herzogenburg. CanReg 0004
  15. Urbar Passau I, 274
  16. Martha Gammer. Das Officium Sancti Georgi des Mittelalters. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
  17. Michael Premstaller: Heimatgeschichte der Pfarrgemeinde St. Georgen an der Gusen. In: 70 Jahre Raiffeisenkasse St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1966
  18. Vgl, dazu auch: Leopold Mayböck und Alfred Höllhuber: Der Markt Schwertberg und die Burg Windegg. Arbeitskreis Windegg im Schwertberger Kulturring. Schwertberg, 1987. S. 78 ff.
  19. Martha Gammer: St. Georgen - Ein alter Weberort. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
  20. Martha Gammer: Die St. Georgener Bauernmöbel im 19. Jahrhundert. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
  21. Franz Lipp: Oberösterreichische Bauernmöbel. Krennmayr & Schieriau. Wien, 1986. S. 264-270. ISBN 3-218-00428-4
  22. 200 Jahre Öffentliche Volksschule St. Georgen a.d. Gusen. Volksschule St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1996.
  23. St. Georgener Heimatblätter. Folge 5. St. Georgen a.d. Gusen, 1988. S. 51
  24. Rudolf A. Haunschmied. Zum Gedenken 1938-1945. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989. S. 73-112.
  25. Rudolf A. Haunschmied, Jan-Ruth Mills, Siegi Witzany-Durda: St. Georgen-Gusen-Mauthausen - Concentration Camp Mauthausen Reconsidered. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-7440-8

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