St. Jost

St. Jost
Hl. Jodokus, Brustbild (um 1889) von Moriz Schlachter, Pfarrkirche St. Christina, Ravensburg

Jodok (auch Jodocus, Jodokus, Judochus, Jobst, Jost, Joost, Josse, Joist, Yuzek, Juzeg, Jeg, Jouveen, Judganoc u. a.) war ein Klostergründer, Einsiedler und Pilger, der im 7. Jahrhundert im heutigen Nordfrankreich lebte. Jodok wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jodok wurde um 600/610 als Spross eines Fürstengeschlechts angeblich in Gaël in der Bretagne geboren; die etwa zweihundert Jahre später verfasste Vita bezeichnet ihn als Sohn des bretonischen Königs Juthaël. Jodok soll um 640 auf seinen weltlichen Herrschaftsanspruch verzichtet haben und wurde zunächst Priester in Diensten von Haymon, Herzog von Ponthieu. Acht Jahre lang lebte er als Einsiedler in Brahic, ab 652 war er 13 Jahre lang Priester in Runiac in der Picardie. 665 gründete er in Runiac eine Einsiedelei, die Keimzelle der später nach ihm benannten Benediktinerabtei Saint-Josse-sur-Mer. In späten Lebensjahren soll Jodok nach Rom gepilgert sein. Nach seiner Heimkehr lebte er als Einsiedler u. a. in Runiac. Jodok starb um 670 (genannt wird zumeist das Jahr 669, aber auch 668 und 675).

Verehrung

St.-Jodoks-Kirche in Landshut
Die Jobst geweihte Kirche von Odisheim

Schon kurz nach 800 wird über sein Leben in anonymen Schriften berichtet. Die älteste anonyme Vita (Lebensbeschreibung) ist in zwei Handschriften erhalten (Rouen U 26, U 32).

Die Verehrung des Hl. Jodok gelangte über Gebetsbruderschaften der Benediktiner schon früh auch in deutschsprachige Gebiete, etwa in das Trierer Benediktinerkloster St. Maximin (Verehrung im 9. Jh. belegt), das Kloster Prüm (belegt im 848/849 beendeten Martyrologium Wandalberts) und nach Walberberg.

Im frühen 9. Jahrhundert sollen die sterblichen Überreste des Jodok nach England gelangt sein, jedenfalls wurden sie viele Jahrzehnte später angeblich in der Abtei Hyde (heute zu Winchester) wieder aufgefunden und am 25. Juli 977 nach Saint-Josse-sur-Mer übertragen. Damit wurde Saint-Josse zum Wallfahrtsort, der bis zum 12./13. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten europäischen Pilgerziele wurde. In dem 1296–1313 entstandenen Epos Renner des Hugo von Trimberg wird die Wallfahrt erwähnt. Auch im Anhang des populärsten mittelalterlichen Volksbuchs, der Ende des 13. Jahrhunderts von Jacobus de Voragine verfassten Legenda aurea, findet sich oft die Lebensbeschreibung des Hl. Jodok.

Wappen von Immenstaad

Ähnlich wie Jakobus der Ältere oder Rochus gilt Jodok als Patron der Pilger, Reisenden und Schiffer, außerdem als Helfer gegen Fieber und Pest. Auch als Schutzpatron der Bäcker, der Blinden und Kranken wird er genannt. Entlang von Pilgerstraßen wurden Kirchen, Kapellen und besonders oft Hospitäler auf den Namen des hl. Jodok geweiht.

Mehrere Orte (St. Jost, St. Jodok, Jobs, Jostberg) tragen seinen Namen (siehe auch Artikel zum Vornamen Jodok). Das Wappen der Gemeinde Immenstaad am Bodensee, in der es eine Jodokskirche gibt, vereint mit Jakobsmuschel, Pilgerstäbe und Krone die Attribute des Hl. Jodok. Auch der in Immenstaad beheimatete Nachbau einer historischen Lädine (Lastenkahn) trägt den Namen des Schiffer- und Ortspatrons St. Jodok.

Die Wallfahrt nach St. Jost bei Langenfeld (Eifel) ist noch lebendig.

In Tännesberg (Oberpfalz) wird seit einem Gelübde von 1796 jährlich eine Reiterprozession, der Jodoks-Ritt, begangen.


Der Gedenktag des hl. Jodok ist der 13. Dezember.

siehe auch Jodokuskirche

Jodok als Motiv der Kunst

Meister von Meßkirch, Heiliger Jodokus, Seitenflügel eines der ehemaligen Nebenaltäre der Kirche St. Martin in Meßkirch

Jodok wird in der Kunst als Einsiedler, Priester oder Pilger dargestellt. Fast immer weist eine Krone zu seinen Füßen auf den Herrschaftsverzicht des Königssohns hin. In manchen Darstellungen stößt Jodok die Krone mit einem Stab in die Erde, aus der eine Quelle entspringt.

Anton Bruckner komponierte 1855 eine Jodoks-Kantate „St. Jodok, Spross aus edlem Stamm“.

Literatur

  • Christoph Daxelmüller: Jodokus, hl.. In: Lexikon des Mittelalters, Band 5. Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01742-7, Sp. 493f.
  • Andreas Haasis-Berner: St. Jodokus in Konstanz zu einem neugefundenen Pilgerzeichen. Institut für Ur- und Frühgeschichte Freiburg, o. J. (ca. 1995–2000, Online-Publikation)
  • Jost Trier: Der Heilige Jodocus. Sein Leben und seine Verehrung. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Namengebung. M. & H. Marcus, Breslau 1924 (Nachdruck: Olms, Hildesheim u. a. 1977, ISBN 3-487-06210-0)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jost — steht für: eine Variante des Vornamens Jodok früherer Name eines Dorfes im Nationalkreis Asowo, Oblast Omsk, Russland, siehe Popowka (Omsk) früherer Name eines Dorfes an der Wolga, Oblast Saratow, Russland, siehe Oktjabrskoje (Saratow) St. Jost,… …   Deutsch Wikipedia

  • Jost Nickel (Schlagzeuger) — Jost Nickel (* 1971 in Kiel[1]) ist ein deutscher Schlagzeuger. Einem breiten Publikum wurde er durch seine Zusammenarbeit mit Jan Delay bekannt. Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Werdegang 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Jost Vacano — mit Ehefrau Barbara (2011) Jost Vacano (* 15. März 1934 in Osnabrück) ist ein deutscher Kameramann, der durch seine Kameraarbeit für den Film Das Boot und für eine Reihe von US amerikanischen Filmen des Regisseurs Paul Verhoeven international… …   Deutsch Wikipedia

  • Jost Ammann — Jost Amman, Stich um 1769 Jost (Jodocus) Amman (* 1539 in Zürich, † März 1591 in Nürnberg) war ein (in der Schweiz geborener) deutscher Zeichner, Kupferätzer und stecher, Formschneider, Maler und Buchautor …   Deutsch Wikipedia

  • Jost Hoen — (* um 1500 in Gelnhausen; † 6. Juni 1569 in Dillenburg) war ein deutscher Magister, Lehrer und Kanzleirat. Sein Vater Konrad Hoen war Ratsherr. Jost Hoen heiratete 1538 Margaretha Welcker aus Diez. Leben Jost Hoen studierte noch zu Lebzeiten… …   Deutsch Wikipedia

  • Jost Amman — Jost Amman, Stich um 1769 Jost (Jodocus) Amman (* 1539 in Zürich; † März 1591 in Nürnberg) war ein in der Schweiz geborener deutscher Zeichner, Kupferätzer und stecher, Formschneider, Maler und Buchautor …   Deutsch Wikipedia

  • Jost Hennecke — Jost Hennecke, eigentlich Jodokus Hennecke (* 19. Januar 1873 in Remblinghausen bei Meschede; † 22. April 1940 ebenda) war ein deutscher Autor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2.1 Monographien …   Deutsch Wikipedia

  • Jost II. von Rosenberg — Jost von Rosenberg: Epitaph im Breslauer Dom Jost II. von Rosenberg (auch: Jodok von Rosenberg; tschechisch Jošt II. z Rožmberka; * 11. November 1430; † 12. Dezember 1467 in Neisse) war Bischof von Breslau und Großprior des Johanniterordens für… …   Deutsch Wikipedia

  • Jost Trier — (* 15. Dezember 1894 in Schlitz; † 15. September 1970 in Bad Salzuflen) war ein deutscher Linguist und germanistischer Mediävist. Er war Ordinarius für Germanische Philologie der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster (Westfalen).… …   Deutsch Wikipedia

  • Jost de Jager — (* 7. März 1965 in Rendsburg) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit 2009 als Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Mitglied der Landesregierung von Schleswig Holstein. Seit dem 24. September 2011 ist er Landesvorsitzender der …   Deutsch Wikipedia

  • Jost von Silenen — (* zw. 1435 und 1445 in Küssnacht; † Dezember 1498 in Frankreich) war von Ludwig XI. geförderter Bischof von Grenoble und Sitten. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Politik 1.2 Wirken …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”