St. Kolumba

St. Kolumba

Die Marienkapelle St. Kolumba ist eine in den Neubau (2007) des Erzbischöflichen Diözesanmuseums integrierte Andachtsstätte in Köln. Ihr Ursprung geht zurück auf das Jahr 980.

Inhaltsverzeichnis

Lage

St. Kolumba, integriertes Restmauerwerk am Kolumbahof

Die kleine Kapelle ist vom modern gestalteten Museumsbau völlig umschlossen, verfügt aber über einen separaten Zugang. Das Bauwerk steht zwischen der westlich verlaufenden „Kolumbastraße“, der „Minoritenstraße“ im Norden und der Straße „Kolumbahof“ im Osten des Gebäudes. Der Eingang zur Kapelle liegt an der Südseite in der „Brückenstraße“. Die Kapelle liegt im Stadtteil Altstadt-Nord und gehört zum Stadtbezirk Innenstadt von Köln.

Legende

Skulptur im Eingangsbereich

Einer Legende nach soll die heilige Kolumba von Sens, eine jungfräuliche Märtyrerin im Jahr 274 n. Chr. durch eine Bärin vor einer Vergewaltigung gerettet worden sein. Eingedenk dieser Legende, die in ihrer Verästelung auch einen Bezug zur frühen Stadt Köln aufweist, schuf Gottfried Böhm auch die Skulptur einer Bärin. Heute wacht sie, platziert auf einem Vorsprung oberhalb des Einganges, über die Kapelle.

Ursprung und Wandel

Die Kirche St. Kolumba wurde erstmals im Jahre 980 erwähnt. Sie war zu dieser Zeit noch eine von der „Domkirche“, dem 873 geweihten Vorgängerbau des heutigen Kölner Domes, abhängige kleine einschiffige Kirche. Später, nach der Teilung der bischöflichen Einheitspfarre (Dompfarre), wurde sie selbstständige Pfarre.

Auf eine frühe Datierung in die Zeit des 11. bis 12. Jahrhunderts verweist auch ein um 1837 ausgegrabener frühromanischer Taufstein der Kirche.

Kölner Pfarrkirchen fanden im Gegensatz zu Klöstern mit ihren Kirchen erstmals nach dem Tode des Kölner Erzbischofes Anno II. im Jahr 1075 Erwähnung.[1]

Veränderungen

Fensterrest der spätmittelalterlichen Zeit, in der Kolumbastraße

Der Kirchenbau erlebte seit seinen Anfängen mehrfach bauliche Veränderungen und Erweiterungen. Aus der kleinen Vorgängerkirche wurde im 12. Jahrhundert zunächst eine dreischiffige Kirche. Sie wurde dann wohl aufgrund des erhöhten Platzbedarfs der stetig anwachsenden Gemeinde im 15. Jahrhundert zu einer fünfschiffigen Basilika erweitert. Im 17. Jahrhundert wölbte man den Chor, und das Kircheninnere wurde dem Stil der Zeit, dem Barock, angepasst. Noch im 19. Jahrhundert wurden umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen am Kirchenbau durchgeführt.[2][3]

Kirchspiel und Gläubige

Das Kirchspiel der ehemaligen Pfarrkirche St. Kolumba war eines der größten in Köln. Es umfasste den Bereich der Kolumba-, Herzog-, Brücken-, Breite-, Hohe Straße und der Glockengasse. St. Kolumba war eine der ältesten Altstadtpfarrkirchen in Köln.

Da ihr Bezirk in einem dichtbevölkerten Stadtteil lag, nahm sie auch durch die hohe Zahl ihrer Gemeindemitglieder innerhalb der Stadtpfarreien einen herausragenden Platz ein.

Von der 1388 gegründeten, der Kirche benachbarten ersten Kölner Universität wurde sie für Gottesdienste genutzt. Auch befanden sich 40 Grablagen Kölner Bürgermeister auf dem Kirchengrund.[4]

Zerstörung der Kirche

Die Madonna, geschaffen um 1460/80 – Detail

Schon vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg enthielt die Kirche nur noch wenig Bausubstanz der romanischen Zeit. Nur das Mittelschiff und der Turm hatten über die Jahrhunderte ihren romanischen Charakter erhalten können.

Nach der fast völligen Vernichtung der Kirche im Jahr 1943 blieb neben Teilen der spätmittelalterlichen Außenmauern lediglich eine Marienstatue erhalten. Dies inspirierte die Kölner Bürger bei der Namensgebung des in den 50er Jahren durch die Wiederaufbaugesellschaft der Stadt in Auftrag gegebenen Kapellenbaus.

Kapelle „Madonna in den Trümmern“

1947 wurde dem Kölner Architekten Gottfried Böhm der Auftrag zum Bau einer Kapelle erteilt. So entstand schon in der frühen Nachkriegszeit (1947–50) in den Ruinen eine achteckige, zeltartige, eingeschossige Marienkapelle, die von den Kölnern auch „Madonna in den Trümmern“ genannt wurde. Im Jahr 1956/57 wurde diese um eine sich unmittelbar an der Nordseite anschließende, quadratische Sakramentskapelle erweitert.[5]

Ausstattung

Marienkapelle

Altar und Chor der Marienkapelle

Der verbliebene Turmstumpf diente der Errichtung eines kleinen Eingangsbereiches. Dieser gibt den Blick frei auf die sich durch hohe Bogendurchgänge anschließenden Räumlichkeiten. Der Eingangsbereich und die rechts liegende Marienkapelle mit ihrem ostwärts gerichteten Chor erhielten einen aus Trümmerresten der alten Kirche gestalteten Mosaikboden. Der vordere Teil der Marienkapelle ist mit schlichten, durch einen schmalen Mittelgang voneinander getrennten Holzbänken versehen. Kurz hinter der Bestuhlung öffnet sich mit einem mittig auf einer dreistufigen Plattform stehenden Altar der halbrunde Chor. In der Mitte der beidseitig mit hohen Fenstern versehenen Ostwand des Chors, zwischen der von schmalen, in die Höhe strebenden Betonrippen, unterbrochenen durch eine vom Künstler Ludwig Gies entworfene farbige Verglasung, wurde die oben erwähnte Madonnenstatue angebracht. Die von „Gies“ in seiner Arbeit dargestellten Engel wenden sich huldigend der „Trümmermadonna“ zu. Das Chordach ist als schneeweißes, muschelartiges Gewölbe gestaltet worden. Die weiteren Lichtquellen, wie das kleine kreisförmige von Jan Thorn Prikker entworfene „Heilig Geist“-Fenster in der südlichen Seitenwand, erzeugen gemeinsam mit dem Schein vieler angezündeter Kerzen eine beeindruckende Atmosphäre.

Sakramentskapelle

Altar der Sakramentskapelle

Im Eingangsbereich, gestaltet aus Reststücken der Ruine und ergänzt mit rohem Bruchstein für Pfeiler und Bogenmauerwerk, wird der Eindruck einer mittelalterlichen Kirche erzielt. Der Gegensatz zur „Moderne“ wird im Kontrast zur wenige Jahre später angefügten Sakramentskapelle deutlich.

Der fensterlose Raum erhält nur wenig Tageslicht. Es fällt durch die an der Ostwand oberlichtartig in die Wandung eingefügten und mit Onyxscheiben versehenen Steingitter sowie durch eine Rundöffnung in der Decke unmittelbar über dem in der Mitte des Raumes stehenden Altar. Der mit einem von der Goldschmiedin Elisabeth Treskow geschaffenen Tabernakel ausgestattete Altar bildet den dominierenden Mittelpunkt dieser Kapelle. Den Altar umgeben aus hellem Marmor geschlagene, zur runden Lichtöffnung in der Decke strebende stilisierte „Lebensbäume“. Im Rund des Altars sind vereinzelt Gebetsbänke zur Andacht aufgestellt. Die Westwand bietet den Besuchern einer Andacht, einer Messfeier oder während eines Orgelkonzertes zusätzlichen Platz durch eine über die gesamte Länge reichende Steinbank mit Sitzkissen. Die kleine Orgel (Orgelbau Peter, 1984) der Kapelle wurde auf einer Empore über den die Breite der Nordwand einnehmenden Beichtstühlen installiert.

Anna Selbdritt, um 1500

Die wie der Boden der Sakramentskapelle in dunklem Stein gehaltene Ostwand wurde mit Reliefs auf moderne Art, den Kreuzweg interpretierend, von Rudolf Peer gestaltet. Die Abgrenzung zur südlich gelegenen Marienkapelle wurde durch ein in einem weiten Rundbogen angebrachtes schmiedeeisernes Gitter optimal erreicht. Das Gitter trennt, verschafft jedoch durch seine optische Durchlässigkeit der Kapelle St. Kolumba insgesamt räumliche Tiefe.[6] [7]

Integration in ein Museum

Einweihung des Bauwerks September 2007

Das Kirchengelände mit der Ruine St. Kolumba galt vielen Kölnern als Mahnmal der Schrecken des letzten Weltkrieges. Umgeben von einem Umfeld mit anspruchsvoller Neubebauung wurde nach den Plänen des Schweizer Architekten Peter Zumthor ein die Nachkriegskapelle vollständig integrierendes Bauwerk als neuer städtebaulicher Akzent geplant und verwirklicht. Die Grundsteinlegung für den Neubau erfolgte am 1. Oktober 2003, die Eröffnung des neuen Diözesanmuseums fand am 15. September 2007 statt.

Siehe auch

Literatur / Quellen

  • Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 3 Bände A – Z, Greven Verlag, Köln, 9. Auflage 1984, ISBN 3-7743-0155-7.
  • Die Chronik Kölns, Chronik Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611-00193-7.
  • W. Geis: Denkmalpflege im Rheinland, 1992, ISSN: 0177-2619.
  • Manfred Becker-Huberti, Günter A. Menne: Die Kölner Kirchen, J. P. Bachem Verlag, Köln 2004, ISBN 3-7616-1731-3.
  • Hiltrud Kier: Historisches Köln Kunstdührer, Stuttgart 1980.

Anmerkungen

  1. Adam Wrede, Band II, Seite 75/76
  2. Die Kölner Kirchen, St. Kolumba
  3. Adam Wrede, Band II, Seite 75/76
  4. Die Kölner Kirchen, St. Kolumba
  5. Chronik Kölns, Seite 577
  6. Die Kölner Kirchen, St. Kolumba
  7. Hiltrud Kier, Seite 62

50.9386944444446.95416666666677Koordinaten: 50° 56′ 19″ N, 6° 57′ 15″ O


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