- St. Leonhardkapelle (Kienzen)
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Die St. Leonhard-Kapelle, auch Pestkapelle genannt, steht im Tannheimer Tal auf dem Gemeindegebiet des Hauptortes Tannheim im Teilort Kienzen in Österreich und ist Leonhard von Limoges gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Besiedelung des Tannheimer Tales erfolgte vom Westen, also vom Allgäu her, lediglich der äußerste Osten mit Nesselwängle, Gaicht und Rauth wurde von Aschau am Lech aus besiedelt. Ursprünglich gehörte das Tannheimer Tal zu dem ausgedehnten Grundbesitz, mit dem die fränkischen Herrscher zwischen 750 und 850 das Bistum Augsburg anlässlich seiner Neu- bzw. Wiedergründung ausstatteten. Im Jahr 1059 erhielt der Augsburger Bischof von Kaiser Heinrich IV. u. a. das Kolonisationsrecht, also das Recht auf Rodung und Anlegung von Siedlungen. Der Bischof gab Güter und Rechte als Lehen an Angehörige des Adels weiter; so war um 1300 das vornehmlich noch als Alpe genutzte Tannheimer Tal zu drei Vierteln im Besitz der Grafen von Montfort bzw. zu einem Viertel der Herren von Rettenberg. Kirchlich gehörte das Tannheimer Tal mit Ausnahme von Jungholz (Pfarre Wertach) der Pfarre Sonthofen an.
Beschreibung
Die spätgotische, 1488-1495 erbaute Kapelle steht auf freiem Feld zwischen den Teilorten Kienzen und Untergschwend. Im schlichten, flachgedeckten Innenraum steht ein um 1680 entstandener Altar. Das Altarbild zeigt den ursprünglich als Patron der Gefangenen, später dann vornehmlich auch als Viehpatron Heiligen Leonhard zwischen den Heiligen Sebastian und Rochus, darüber Maria und ihre Mutter Anna mit dem Jesuskind. Das Bild flankieren die Figuren der Anna und der Pestheiligen Thekla mit Buch und Palmzweig, beide von Nikolaus Babel um 1680.
Hinten seitlich auf Konsolen die spätgotischen Statuen Heiligen Leonhard und Sebastian (Oberschwaben, um 1500), im Altarauszug in der Mitte der Heilige Erzengel Michael zwischen den Heiligen Antonius von Padua und abermals Leonhard, seitlich stehende Engel. Eine weitere, gotische Leonhards Statue steht auf einem Tisch vor dem Altar. Die zwei barocken Ölgemälde unter den Kreuzwegstationen zeigen die Anbetung der Hirten bzw. der Könige.
Die Kapelle wurde zuletzt 1994/95 renoviert.
Die Pest
1635 wurde von Soldaten die Pest[1] ins Tannheimer Tal eingeschleppt, mit schrecklichen Folgen: mindestens zwei Drittel der Bevölkerung fielen der Seuche zum Opfer. Die Tannheimer Pesttoten wurden auf Dungwagen über den "Schinderwinkel" nach St. Leonhard geführt. Der alte Gottesacker ist inzwischen aufgelassen.
Gebet zum Heiligen Sankt Leonhard
- Wir ziehen zu Dir, Sankt Leonhard,
- Du Mann von guter, alter Art
- Du hast ein Herz fürs liebe Vieh[2]
- und was du segnest, kränkelt nie
- Du kannst aus Zwang und Ketten -
- Gefangene erretten.
Weitere Kapellen auf dem Gemeindegebiet
Name Ortsteil erbaut Mariahilf-Kapelle Oberhöfen 1649 St. Martinkapelle Innergschwend 1494 St. Sebastiankapelle Berg 1653 Herz-Jesu-Kapelle Berg 1796 St. Leonhardpestkapelle Kienzen 1488 St. Michaelkapelle Kienzen 1680 Dreifaltigkeitskapelle Kienzerle 1680 Lourdeskapelle in der Grotte Tannheim 1902 Bilder
Quellen
- ↑ Außerferner Geschichte: Außerferner Geschichte im Überblick Pest in Außerfern
- ↑ Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon: LEONHARD (franz. Léonard, Lienard), Einsiedler, Heiliger, im 6. Jahrhundert Der Heilige Leonhard
Literatur
- Gert Ammann, Das Tiroler Oberland (Österr. Kunstmonographie Bd. IX) Salzburg 1978, ISBN 3900173249
- Alfons Kleiner, Tannheim. Geschichte der Pfarre; Tannheim, Innsbruck 1998
47.50555555555610.506111111111Koordinaten: 47° 30′ 20″ N, 10° 30′ 22″ O
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