Stachelzellkrebs

Stachelzellkrebs

Plattenepithelkarzinome (Epithelioma spinocellulare), auch als spinozelluläres Karzinom, Spinaliom, Stachelzellkrebs, Epithelioma spinocellulare oder verhornender Plattenepithelkrebs bezeichnet, sind von den Epithelien der Haut und der Schleimhäute ausgehende bösartige (maligne) Tumore aus der Gruppe der Karzinome. Sie können auch von anderen Geweben ausgehen, die selbst kein Plattenepithel besitzen, aber Epithelien mit der Fähigkeit zur Plattenzellmetaplasie haben. Das Plattenepithelkarzinom ist der zweithäufigste bösartige Hauttumor.

Inhaltsverzeichnis

Ursache

Plattenepithelkarzinome entwickeln sich in erster Linie auf dem Boden schwer lichtgeschädigter Haut bei bereits vorhandenen aktinischen Keratosen. In selteneren Fällen entstehen sie aus chronischen Wunden, Verbrennungsnarben oder anderen Hauterkrankungen. Das Plattenepithelkarzinom der Haut ist das Paradebeispiel für einen durch Sonnenlicht ausgelösten Tumor. Hierbei spielt offensichtlich die kumulative Sonnenexposition („UV-Lebenszeitkonto“) eine entscheidende Rolle. Besonders gefährdet sind Personen, bei denen das Immunsystem etwa in Folge einer medikamentösen Therapie nach Organtransplantationen geschwächt ist.

Pathologie

Hochdifferenziertes Plattenepithelkarzinom

Plattenepithelkarzinome wachsen warzenartig (verrukös) und bisweilen ulzerierend und ahmen das verhornende Plattenepithel in unterschiedlichem Umfang nach. Typisch für sie ist ein Zytoskelett aus Zytokeratin. Hochdifferenzierte Karzinome dieser Entität verhornen und bilden, da die Hornschuppen im Tumorinneren liegen und nicht abgeschilfert werden können, zwiebelschalenartig geschichtete Hornkugeln, die mikroskopisch meist eindeutig diagnostizierbar sind. Gering differenzierte Karzinome verlieren die Fähigkeit zur Hornbildung. Sie bilden sehr polymorphe (vielformige), solide Tumoren. Sehr stark entdifferenzierte (anaplastische) Plattenepithelkarzinome können in der spindelzelligen (fusiformen) Variante wie Sarkome aussehen.

Therapie

Standardtherapie ist die vollständige operative Entfernung des Tumors. Bei Karzinomen mit einem sehr hohen Risiko der Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) kann eine vorbeugende Operation der angrenzenden Lymphknoten notwendig sein. Ist eine Operation etwa aus medizinischen Gründen nicht möglich oder liegen sehr ausgedehnte Frühformen des Karzinoms vor, gibt es eine Vielzahl von Therapiealternativen. Hierzu zählen in erster Linie oberflächlich zerstörende Maßnahmen wie Kürettage, Elektrodesikkation, Kryotherapie (Vereisung), photodynamische Therapie, eine lokale Chemotherapie (5-Fluorouracil-Creme), eine lokale Immuntherapie (Imiquimod-Creme) und Strahlentherapie.

Tumoren im fortgeschrittenen Stadium (Lymphknotenbefall und/oder Metastasen in anderen Organen) können neben der Operation mit systemischer, also im ganzen Körper wirkender Chemotherapie sowie Immuntherapie (Interferon-alpha) behandelt werden.

Plattenepithelkarzinome der Haut sprechen in der Regel zunächst gut auf eine Chemotherapie an, neigen allerdings sehr häufig zu Rückfällen, so dass eine Heilung zumeist nicht möglich ist.

Krankheitsverlauf

Je früher Plattenepithelkarzinome der Haut erkannt und behandelt werden, desto besser ist ihre Prognose. Tumoren mit einer Größe unter 2 cm metastasieren selten und haben die besten Heilungschancen. Die meisten Plattenepithelkarzinome werden in diesem Stadium erkannt und können daher gut behandelt werden.Wenn sich Tochtergeschwülste ausgebildet haben, ist die Prognose deutlich ungünstiger.

Nachsorgeuntersuchungen finden je nach Metastasen- oder Rückfallrisiko alle drei bis sechs Monate statt. Obwohl die meisten Rückfälle und Metastasen innerhalb der ersten zwei Jahre auftreten, sollte die Nachsorge grundsätzlich über fünf Jahre hinweg durchgeführt werden. Die Patienten sollten darüber hinaus den Risikofaktor UV-Licht meiden und ihre Haut regelmäßig selbst kontrollieren. Bei unklaren Hautveränderungen sollte immer ein Hautarzt aufgesucht werden.

Lokalisationen

Spinaliom der Nase

Für etwa 40 % der Bronchialkarzinome ist das Plattenepithelkarzinom der Bronchien verantwortlich und damit die häufigste Form des Lungenkrebses. Bei älteren Menschen sind Plattenepithelkarzinome der Haut, sogenannte Spinaliome, nicht selten. Auch beim Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) und beim Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) handelt es sich in jeweils 90 % der Fälle um Plattenepithelkarzinome. Sie kommen daneben an vielen anderen Lokalisationen vor, wie in der Mundhöhle, im Rachen, im Genitalbereich (Vulvakarzinom) und - deutlich seltener - in der Harnblase.

Literatur

  • Ursus-Nikolaus Riede, Hans-Eckart Schaefer: Allgemeine und spezielle Pathologie. Thieme, Stuttgart 1999. ISBN 3-13-683304-X.
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