- Bahnstrecke Erfurt–Schweinfurt
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Neudietendorf–Ritschenhausen Kursbuchstrecke (DB): 570 Streckennummer: 6298 Streckenlänge: 75 km Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h Zweigleisigkeit: Neudietendorf–Plaue (Thür)
Gehlberg–Oberhof (Thür)Legendevon Erfurt Hbf 0,00 Neudietendorf 248,54 m ü. NN nach Eisenach 3,40 Sülzenbrücken 255,48 m ü. NN 5,69 Haarhausen 265,57 m ü. NN 9,94 Arnstadt Hbf 279,17 m ü. NN nach Ichtershausen (1895-1967) nach Saalfeld 11,31 Arnstadt Süd 281,40 m ü. NN 18,17 Plaue (Thür) 331,08 m ü. NN nach Ilmenau 24,17 Gräfenroda 380,58 m ü. NN nach Gotha 27,97 Dörrberg 446,04 m ü. NN 30,33 Tunnel am Zwang (104,5 m) 493,00 m ü. NN 35,58 Gehlberg 598,44 m ü. NN 36,85 Brandleitetunnel (3039 m) 621,44 m ü. NN 39,89 40,06 Oberhof (Thür) 640,05 m ü. NN 45,45 Zella-Mehlis 543,30 m ü. NN nach Wernshausen 45,94 Zellaer Tunnel (233 m) 539,20 m ü. NN Stadtviadukt Suhl 51,68 Suhl 427,61 m ü. NN nach Schleusingen (1911-1999) 55,11 Suhl-Heinrichs (Suhl-Heinrichswerk) 395,45 m ü. NN 58,20 Dietzhausen 374,48 m ü. NN 64,86 Rohr (Thür) 330,59 m ü. NN von Eisfeld 71,64 Grimmenthal 301,90 m ü. NN nach Meiningen von Meiningen 74,98 Ritschenhausen 314,61 m ü. NN nach Schweinfurt Die Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen ist im Kursbuch der Deutschen Bahn als Kursbuchstrecke 570 verzeichnet. Es handelt sich um eine überwiegend eingleisige Hauptbahn, die von der DB Netz AG betrieben wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Von der Bahnstrecke von Neudietendorf nach Ritschenhausen wurde 1867 als erstes die zehn Kilometer lange Trasse von Neudietendorf nach Arnstadt als Zweigbahn durch die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft in Betrieb genommen. 1879 kam es zur Verlängerung der Strecke über Plaue nach Ilmenau (siehe auch Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau). Die Querung des Thüringer Waldes und der Lückenschluss zwischen Plaue und Ritschenhausen wurde 1879 durch die Preußische Staatseisenbahn in Angriff genommen. Drei Jahre später wurde der Abschnitt Suhl–Grimmenthal eingeweiht. 1884 schließlich war Grimmenthal mit Ritschenhausen verbunden sowie der 33 Kilometer lange Abschnitt zwischen Plaue und Suhl fertiggestellt. Beim Bau dieses Streckenteils mit Rampen von durchschnittlich 2 % Steigung war insbesondere der 3039 Meter lange Brandleitetunnel mit knapp vier Jahren Bauzeit sehr aufwändig. Im August 1884 konnten schließlich die ersten durchgehenden Züge auf der anfangs eingleisigen Strecke verkehren.
Schnell entwickelte sich die Strecke zu einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung, so dass schon von 1886 bis 1893 zwischen Neudietendorf und Grimmenthal der zweigleisige Ausbau erfolgte. Bis zur Gründung der Deutschen Reichsbahn im Jahre 1920 waren die Bahnhöfe Ritschenhausen (1874 errichtet und heute unter Denkmalschutz stehend) und Meiningen (errichtet 1858 und 1874) gemeinsame Grenzbahnhöfe der preußischen und der bayerischen Staatsbahn. Dort wurden bei Zügen in Richtung Erfurt oder Schweinfurt die Lokomotiven gewechselt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Verbindung in Richtung Bayern durch die Grenze zwischen der amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone unterbrochen. 1946 wurde im Rahmen der Reparationsleistungen das zweite Streckengleis bis auf den Abschnitt Gehlberg–Oberhof abgebaut. Die Strecke blieb aber weiterhin eine wichtige Verbindung zwischen Südthüringen und Erfurt. Erst dreißig Jahre später konnte zumindest zwischen Neudietendorf und Plaue wieder zweigleisig gefahren werden. 1984 wurde der Abschnitt Neudietendorf-Arnstadt elektrifiziert, weil für die Städteexpresszüge von Meiningen nach Berlin im Erfurter Hauptbahnhof für den Lokwechsel, das Beistellen von zusätzlichen Reisezugwagen sowie die nächtliche Wagenbehandlung keine ausreichenden Kapazitäten vorhanden waren. Über den Thüringer Wald fuhren die Züge mit sieben Wagen und ab Erfurt wurden weitere Wagen benötigt. 1996 wurde die Fahrleitung zwischen Neudietendorf und Arnstadt außer Betrieb genommen und später wieder zurückgebaut.
Zwischen 2003 und 2008 wurde die Strecke für den Einsatz von Neigetechnikzügen hergerichtet. Der Ausbau wurde zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 abgeschlossen. Dabei wurde unter anderem der Brandleitetunnel fast ein Jahr gesperrt und saniert sowie ein Elektronisches Stellwerk (ESTW) in Arnstadt installiert, welches den Streckenabschnitt Neudietendorf–Rentwertshausen überwacht.
Betrieb
Trotz einiger betrieblicher Hindernisse, wie den maximal 2,38 % steilen Rampen im Thüringer Wald und dem in Schweinfurt für Züge Richtung Würzburg erforderlichen Fahrtrichtungswechsel, war die Strecke bis 1945 im Fernverkehr eine bedeutende Nord-Süd-Verbindung. Über sie verläuft die kürzeste Verbindung zwischen Berlin und Stuttgart.
Reiseverkehr
Schon Anfang der 1890er Jahre verkehrte ein Schnellzug von Berlin nach Stuttgart über Erfurt–Meiningen–Schweinfurt. 1914 gab es sogar drei Schnellzüge auf dieser Relation, die alle noch über Meiningen fuhren und dort Kopf machten.
Höhepunkt war das Jahr 1938 mit täglich einem Fernschnellzugpaar und fünf Schnellzugpaaren, welche von Berlin über Erfurt-Schweinfurt-Würzburg nach Stuttgart fuhren. Der FD 8 hatte zum Beispiel Kurswagen nach Zürich und Ventimiglia in Italien. Die Bespannung der hochwertigen Reisezüge erfolgte durch die Baureihe 39. Da die Zuglast meist mehr als 250 Tonnen betrug, mussten diese auf den Rampen vor dem Brandleitetunnel nachgeschoben werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur noch Fernverkehrszüge über Erfurt und die damalige Bezirkshauptstadt Suhl nach Meiningen. Schnellzugverbindungen gab es nach Berlin, Dresden, Görlitz, Leipzig, Halle (Saale) und Stralsund. 1981 waren es acht Zugpaare, darunter der Städteexpress Rennsteig sowie ein Schnellzug des Städteschnellverkehrs nach Berlin.
Mit der Wiedervereinigung und dem Lückenschluss der Strecke entfielen die schnellfahrenden Züge von Meiningen nach Berlin. Die alte Verbindung Berlin–Stuttgart wurde nach der Wiedervereinigung für einige Jahre mit dem InterRegio „Rennsteig“ wiederbelebt. Ab 1997 verkehrte er nur noch zwischen Erfurt und Stuttgart, 2001 wurde der Zug ganz eingestellt.
Im Fahrplan des Jahres 2009 fahren auf der Strecke im Zweistundentakt mit dem Mainfranken-Thüringen-Express die Regionalexpresslinie 7 der Deutschen Bahn AG von Erfurt über Schweinfurt nach Würzburg. Die Linie STB4 der Süd-Thüringen-Bahn von Erfurt nach Meiningen mit Halt auf allen Stationen verkehrt gleichfalls alle zwei Stunden, im Berufsverkehr häufiger. Hinzu kommen einige Regionalexpresszüge von Erfurt nach Meiningen. Zwischen Neudietendorf und Plaue fahren außerdem die Züge der Erfurter Bahn von Erfurt nach Ilmenau. Ritschenhausen wird durch den Unterfranken-Shuttle der Erfurter Bahn von Meiningen nach Schweinfurt bedient.
Güterverkehr
Nach Fertigstellung der Strecke im Jahr 1884 gab es einen intensiven Güterverkehr, bestehend sowohl aus Durchgangsverkehr als auch lokalen Güterverkehr für die an der Strecke liegenden Betriebe. Neben zahlreichen lokalen Zügen gab es zum Beispiel 1939 je Richtung täglich 12 durchgehende Güterzüge sowie vier Bedarfszüge mit Zuglasten von bis zu 1200 Tonnen. Diese wurden im Regelfall von der Baureihe 95 über die Rampenstrecken gezogen und waren ab 1000 Tonnen Last zusätzlich zu schieben.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auf der Strecke in Thüringen aufgrund der zu bedienenden Industrie mit täglich acht Güterzügen von Arnstadt nach Grimmenthal sowie bis zu fünf Ganzzügen weiterhin ein hohes Verkehrsaufkommen. Typische Lokomotive war die Baureihe 44 mit Kohlestaubfeuerung, da diese bei der Durchfahrt des Brandleitetunnels abgestellt und das Qualmen vermieden werden konnte. Ab 1980 wurden die Züge mit bis zu 80 Achsen meist von der DR-Baureihe 131 befördert und mussten oft zusätzlich ab Gräfenroda bzw. Suhl bis zum Brandleitetunnel geschoben werden.
Nach dem Lückenschluss erlebte die Relation zwischen Jahren 1991 und 1994 aufgrund von weiträumig umgeleitetem Verkehr ihren letzten Höhepunkt im Güterverkehr. Bis zu acht schwere Güterzüge fuhren täglich zusätzlich über diese Nord-Süd-Verbindung. Seitdem gibt es nur noch bei Bedarf, zum Beispiel zum Transport von Holz, Güterzüge zwischen Erfurt und Grimmenthal.
Literatur
- Detlef Hommel: 100 Jahre Strecke Neudietendorf - Ritschenhausen, in: Modelleisenbahner Heft 9/1984, S. 12-14
- Georg Thielman, Markus Schmidt: Von Erfurt nach Schweinfurt. EK-Verlag Freiburg 1999, ISBN 3-88255-441-X
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