Stalag VI A

Stalag VI A
Denkmal

Das Stammlager (Stalag) VI A war ein Stammlager für Kriegsgefangene in Hemer. Es bestand von 1939 bis 1945 auf dem Gebiet, das anschließend von der Blücher-Kaserne in Anspruch genommen wurde. Es war eines der größten Kriegsgefangenenlager im Dritten Reich und galt als „Sterbelager“.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager Stalag VI A in Hemer war das erste Lager im Wehrkreis VI (Münster). Der als Stammlager genutzte Komplex am Jüberg war ursprünglich für eine Panzerkaserne vorgesehen. Als im September/Oktober 1939 die ersten polnischen Kriegsgefangenen eintrafen, waren die Gebäude noch im Rohbau und nicht bezugsfähig. Als Übergangslösung wurden daher große Zelte vom Nürnberger Reichsparteitag herangeschafft und auf einem Sportplatz nahe den Kasernengebäuden aufgestellt.

Ursprünglich war eine Belegungsstärke von 10.000 Mann vorgesehen. Zuletzt stieg die Zahl der Lagerinsassen auf 23.000. Während des Zweiten Weltkrieges sind mehr als 200.000 Gefangene im Lager gewesen oder von dort aus verwaltet worden. Am Ende des Krieges war das Lager hauptsächlich mit Russen belegt, die unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten.

Das Stalag VIa hatte sechs Wachtürme aus Holz, auf denen Soldaten mit Maschinengewehren waren. Außerdem befanden sich auf den Türmen Telefone sowie jeweils zwei Scheinwerfer. Der Zaun des Stalags war aus 3 - 3,50 m hohen Holzpfählen aufgebaut, um die in Doppelreihen Stacheldraht gewickelt worden war. In den zwei Metern zwischen den Reihen war zusätzlich Stacheldraht gelegt worden. Zur Innenseite des Lagers stand außerdem ein 1,50 m hoher Zaun. An den Zäunen patrouillierten Soldaten mit Hunden.

Die Wachmannschaften bewohnten das Barackenlager an der Ostenschlahstraße, das für die Bauarbeiter des Kasernenneubaus errichtet worden war.

Die Gefangenen wurden von Hemer aus zur Zwangsarbeit geschickt, insbesondere für Bergbaueinsätze in Außenlagern im Ruhrgebiet, sowie auch in der näheren Umgebung. Für 1945 belegen Zahlen, dass 7 Belgier, 340 Franzosen, 26 Polen, 68 Sowjets, 25 Jugoslawen und 18 unbekannter Nationalität (insgesamt 484) in Hemer tätig waren. Größere Unternehmen errichteten eigene Unterkünfte, in denen tausende Zwangsarbeiter zusammengepfercht waren, während kleinere Unternehmen häufig Gemeinschaftslager unterhielten.

Befreiung

Eine amerikanische Kampfgruppe erreichte am 13. April 1945 nach einem überraschenden Vorstoß den Deilinghofener Flugplatz, der in der Nähe des Stalags VIa lag. Der Hauptmann des Lagers (Weller) wusste, dass eine Verteidigung zu einem sinnlosen Blutbad geführt hätte. Der deutsche Hauptmann fuhr deshalb zu den Amerikanern, um ihnen die Situation zu schildern. Er äußerte ebenfalls die Befürchtung der Lagerleitung, die Kontrolle des Lagers zu verlieren. Mit zwei amerikanischen Offiziere fuhr Hauptmann Weller mit einem Jeep ins Stalag, das darauf den Amerikanern übergeben wurde. Die amerikanischen Soldaten fanden 22.000 Gefangene vor, vorwiegend Russen, davon 9.000 lazarettreif krank. In den Kellern fand man 200 Leichen, für deren Beerdigung die Zeit nicht mehr gereicht hatte. Vor der Befreiung waren etwa 100 Gefangene pro Tag an Epidemien und Hunger gestorben. Insgesamt sind im Stalag Hemer mindestens 23.470 Kriegsgefangene umgekommen[1]. .

Vor der Kaserne befindet sich seit 1992 ein Mahnmal, im Wachgebäude im Eingangsbereich seit 1995 ein Gedenkraum mit einer Ausstellung zur Geschichte. Dieser Raum ist nach Anmeldung an der Wache werktags zu besichtigen.

Camp Roosevelt

Ein halbes Jahr nach der Befreiung wurde auf diesem Gelände von britischen Truppen ein Internierungslager errichtet, das „Civil Internment Camp (CIC)“ Nr.7 , Camp Roosevelt. Im Juni 1946 erreichte es mit 3.600 Internierten seinen Höchststand. Eine besondere Einrichtung war das Sonderlager für Kriegsverbrecher, in dem im August 1946 die Interniertenzahl 650 betrug. Ende September 1946 wurde Camp Roosevelt aufgelöst und die Internierten in das Internierungslager Eselheide bei Paderborn verlegt.

Quellen

  1. Heiner Wember, Umerziehung im Lager. Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands, Essen 1991, ISBN 3-88474-152-7 (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens; Bd.30), S.73f.

Literatur

  • Hans-Hermann Stopsack und Eberhard Thomas (Hrsg.) im Auftrag der Stadt Hemer und der Volkshochschule Menden-Hemer-Balve: Stalag VI A Hemer. Kriegsgefangenenlager 1939 - 1945. Eine Dokumentation. Hemer 1995.

Weblink

51.3861111111117.77805555555567Koordinaten: 51° 23′ 10″ N, 7° 46′ 41″ O


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