Stanniolpapier

Stanniolpapier

Das Stanniol (von lateinisch stagnum, stannum = ursprünglich eine Bleisilberlegierung, später Zinn), auch Zinnfolie, ist eine dünn ausgewalzte (oder gehämmerte) Folie aus Zinn. Heute wird der Begriff umgangssprachlich auch für Folien aus Aluminium (Alufolie) verwendet, da Produkte aus dem wesentlich kostengünstigeren Aluminium das Stanniol aus seinen Anwendungsgebieten verdrängt haben. Der Name wurde jedoch lange Zeit für die Folie aus Aluminium beibehalten.

Stanniol wird heute nur noch in Ausnahmefällen zum Verpacken von Lebensmitteln (u.a. für Weinkapseln, Schraubverschlüsse, zur Käsereifung usw.) eingesetzt. Weiterhin findet es bei technischen Spezialanwendungen in Labors und in der Medizintechnik (Elektroden) seinen Einsatz. In Metallfolienkondensatoren und als Dekoration und Christbaumschmuck (Lametta) ist der Werkstoff auch noch zu finden.

Herstellung

Stanniol wird aus gegossenen Platten von etwa 1/2 Quadratmeter in mehreren Teilschritten in Walzwerken gewalzt. Zinnlegierungen können bis zu 0,005 mm dünn ausgewalzt werden (1/10 der Dicke eines Haares). Stanniol aus reinem Zinn ist nicht ganz so gut walzbar und wird bis knapp unter 0,02 mm Dicke gewalzt. Die so gewalzten Bänder werden mehrere Kilometer lang.

Eine der heute mittlerweile seltenen Fabriken für Stanniol befindet sich in Eppstein im Taunus.

Geschichte

Stanniol ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt. Stanniol wurde aus sehr dünnem Zinnblech aus reinem Zinn oder einer Zinnlegierung mit z. B. 1 bis 2 Prozent Kupfer durch Gießen, Walzen und Schlagen hergestellt. Man goss das Metall zu Platten von 10 mm Dicke aus und walzte diese Platten in einem Blechwalzwerk anfangs einzeln, dann mehrere aufeinander gelegt, zu Blechen bis zu einer Dicke von 0,1 mm.

Nach einem anderen Verfahren wurde Zinn in einer langen Schale flüssig gehalten; über dieser Schale befand sich eine ebenso lange mit Leinwand überzogene Walze. Diese Walze wurde in das Zinn gesenkt und einmal umgedreht, wodurch sie sich mit einer dünnen Lage Zinn bedeckte. Diese Schicht wurde abgewickelt und auf einen polierten ebenen Stein gelegt. Auf diese Lage kamen noch etwa 300 weitere solche rund 0,1 mm dicken Blätter.

Noch dünneres Stanniol wurde dann aus diesen Blechen bzw. Blättern durch Schlagen unter Hämmern auf die gleiche Weise wie das Blattgold (siehe: Goldschläger) hergestellt.

Wegen des hohen Zeit- und Personalaufwands werden die historischen Herstellmethoden nur mehr in Ausnahmefällen genutzt.

Stanniol diente zusammen mit Quecksilber zum Belegen von Spiegeln und erhielt für diesen Zweck eine Dicke von 0,038 bis 0,5 mm. Stanniol zum Einwickeln von Tabak, Seife, Schokolade etc. war 0,15 bis 0,0077 mm dick. Auch bleihaltige Zinnfolie wurde vielfach hergestellt und zwar entweder aus Legierungen oder aus Bleiplatten, die mit Zinn übergossen wurden. Um farbige, glänzende Zinnfolie zu bereiten, wurde Stanniol mit Baumwolle und Kreidepulver gereinigt, mit Gelatinelösung überzogen, mit Berberis-, Lackmus-, Orseille- oder Safranabkochung oder Anilinlösung gefärbt und nach dem Trocknen mit Weingeistfirnis überzogen.

Im militärischen Gebrauch dienten dünne Stanniol-Streifen mit exakt definierter Länge als Täuschkörper zum Schutz vor Radarerfassung. Dort werden solche Streifen Düppel genannt (im englischen Sprachgebrauch „Chaff“) und bestehen heute meist aus metallbedampften Kunstfasern oder leitfähigen Kohlefasern.

Literatur

  • Karl Richter (Hrsg.): Zink, Zinn und Blei. Eine ausführliche Darstellung der Eigenschaften dieser Metalle, ihrer Legierungen untereinander und mit anderen Metallen sowie ihrer Verarbeitung auf physikalischem und chemischem Wege. Für Metallarbeiter und Kunst-Industrielle. (= Chemisch-technische Bibliothek; Bd. 109). 3. Auflage. A. Hartlebens Verlag, Wien und Leipzig 1927, S. 149ff.

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