Hinterglasbild

Hinterglasbild
„Hl. Barbara“, wohl Augsburg, 2. Hälfte 18. Jh. (Rahmen: 19. Jh.)
„Anna lehrt Maria“, Sandl/Oberösterreich, 1. Hälfte 19. Jh.
Totenerinnerung, 1875

Die Hinterglasmalerei ist eine besondere Art der Glasmalerei. Dabei werden auf eine dünne Glasscheibe lichtundurchlässige Farben aufgetragen. Hier liegt der Unterschied zur Glasmalerei, bei der lichtdurchlässige Farben verwendet werden. Heute werden dazu vor allem Acrylfarben verwendet. Wenn man jedoch die Konturen mit Tinte und einer Feder aufträgt, empfiehlt es sich, stattdessen Ölfarben zu verwenden.Die Farben wirken auf diese Weise auch viel authentischer.

Bei der Hinterglasmalerei werden zuerst die Konturen gezeichnet, dann die Figuren ausgemalt und ganz zum Schluss wird der Hintergrund gemalt. Es werden bei der Hinterglasmalerei auch andere Materialien wie Blattgold oder Stanniolpapier verwendet. Eine Variante der Hinterglasmalerei sind die Hinterglasradierungen, bei der das Glas eingefärbt oder mit Ruß eingeschwärzt wird und dann Motive herausgekratzt werden.

Diese Malerei wird seit dem 14. Jahrhundert betrieben und verbreitete sich ab dem 16. Jahrhundert von Italien ausgehend in ganz Mitteleuropa. Bald ging man zur Massenherstellung über, die nicht in Betrieben, sondern in Großfamilien erfolgte. Die Hinterglasmalerei war für sehr viele bäuerliche Familien eine Winterbeschäftigung. Dabei wurden z. B. in Sandl, Oberösterreich, von Familien im 19. Jahrhundert innerhalb eines Winters bis zu 20.000 Hinterglasbilder mit verschiedenen Motiven produziert.

Die „Hinterglasindustrie” war stets in der Nähe von Glashütten zu finden. Die österreichisch-ungarische Monarchie war seinerzeit Hauptproduzent, dabei vor allem die Orte an der oberösterreichisch-böhmischen Grenze wie Sandl, Buchers, Schwertberg, Gratzen und Karlstift im Waldviertel.

Nicht nur in Österreich ist die Hinterglasmalerei verbreitet. Auch in Rumänien hat diese Kunstform eine lange Tradition. Die Motive konzentrieren sich dabei auf christlich-orthodoxe Szenen, jedoch gibt es auch solche, die bäuerliche Lebenswelten darstellen.

Die dort gemalten Bilder, die vor allem religiöse Motive, Heilige, darstellten, wurden durch Hausierer, sogenannte „Kraner” oder „Bandlkramer” in der ganzen Monarchie verkauft. Sie wurden in Haus- und Wegkapellen und im Herrgottswinkel des Hause aufgestellt und auch für diverse Wallfahrtsorte produziert. Dort konnten die Pilger Hinterglasbilder kaufen, die den jeweilig verehrten Heiligen darstellten.

Seit den 1970er Jahren erlebt die Hinterglasmalerei eine Renaissance, weil sie immer wieder bei Hobbymalkursen angeboten wird. In Sandl, Oberösterreich, gibt es ein "Hinterglasmuseum"; eine umfangreiche Sammlung von Hinterglasbildern (531 Bilder aus der Zeit von 1770 bis 1930) befindet sich im Mühlviertler Schlossmuseum in Freistadt, weitere Sammlungen finden sich im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz, im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien und im Schlossmuseum Murnau.


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