Stanyslawiw

Stanyslawiw

Iwano-Frankiwsk (ukrainisch Івано-Франківськ, bis 1962 Станиславів/Stanislawiw; polnisch Stanisławów; deutsch Stanislau) ist das Oblast-Zentrum (Gebietshauptstadt) der Oblast Iwano-Frankiwsk in der West-Ukraine. Die Universitätsstadt liegt im Karpatenvorland, das Teil der historischen Landschaft Galizien ist.

Inhaltsverzeichnis


Administrative Einordnung

Die Stadt ist als Hauptstadt der Oblast nicht einem Rajon unterstellt, sondern wird wie auch 4 weitere Städte direkt von der Oblast selbst verwaltet. Zum Stadtgebiet gehören auch noch die 5 Dörfer/Landgemeinden Wowtschynez (Вовчинець), Krychiwzi (Крихівці), Mykytynzi (Микитинці), Uhornyky (Угорники) und Chryplyn (Хриплин).

Geschichte

Iwano-Frankiwsk teilt weitgehend die Geschichte der Ukraine bzw. Galiziens/Polens

Polen nach dem Frieden von Riga mit Sowjetrussland am 18. März 1921, administrative Aufteilung in Wojewodschaften

Als Stanisławów wurde die Stadt 1662 von der polnischen Adelsfamilie Potocki in der von 1569–1772 bestehenden Woiwodschaft Ruthenia gegründet, einer administrativen Einheit des Polnisch-Litauischen Gemeinwesens (Adelsrepublik). Die Stadt bekam das Magdeburger Stadtrecht verliehen. Die militärische Befestigung an strategisch günstiger Lage auf einem Plateau am Zusammenfluss der Nadwirnaer Bystryza und der Solotwinaer Bystryza kurz vor der Mündung in den Dnister bot natürlichen Schutz.

Es lebten zu dieser Zeit viele verschiedene Ethnien mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen in der Stadt. Die Bevölkerung bestand zu je einem Drittel aus Ukrainern und Polen und ein Drittel bekannte sich zum jüdischen Glauben. Die von den Deutschen durchgeführte Vernichtung der jüdischen Bevölkerung (Holocaust) war das Ende des für Ostgalizien typischen vielsprachigen Völkergemisches.

  • Durch Russland wurde dann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch die polnische Bevölkerung zwangsweise umgesiedelt, so dass die Stadt heute, neben wenigen Russen, überwiegend von Ukrainern bewohnt wird.
  • 1962 wurde sie zur 300-Jahr-Feier zu Ehren des Schriftstellers Iwan Franko umbenannt.

Historische Stadtnamen

russisch Ивано-Франковск/Iwano-Frankowsk/Ivano-Frankovsk bzw. Станиславoв/Stanislawow/Stanislavov, polnisch Stanisławów, deutsch und jiddisch Stanislau, ungarisch Sztanyiszló.

Historisch

Aus Meyers Konversationslexikon von 1888:

„Stanislau (Stanisławów), Stadt in Galizien, an der Bistritza, Knotenpunkt der Lemberg–Czernowitzer Bahn und der Staatsbahnlinie Stryi–Husiatyn, ist Sitz eines griechisch-katholischen Bistums, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und einer Finanzbezirksdirektion, hat ein Standbild Kaiser Franz I., ein Obergymnasium, Oberrealschule, Lehrerbildungsanstalt, große Eisenbahnwerkstätte, Ziegelfabrikation, Dampfmühle, Bierbrauerei, Gerberei, lebhaften Handel und (1880) 18.626 Einw. (darunter 10.023 Juden).“


Sehenswürdigkeiten

Altes Rathaus

Iwano-Frankiwsk besitzt eine sehenswerte Altstadt, die in den Jahren nach der Unabhängigkeit der Ukraine nahezu vollständig renoviert wurde. Architektonisch erinnert der Stadtkern von Iwano-Frankiwsk in vielem an das alte Österreich-Ungarn. Dazu kommen einerseits die typischen sowjetischen Verwaltungsgebäude und in den Außenbezirken („Microrajons“) Plattenbauten und andererseits neue, private Wohnhäuser, die keinen einheitlichen Bebauungsplänen unterworfen sind.

Im Stadtzentrum befindet sich ein künstlicher See, der in der Sowjetzeit am Ort eines jüdischen Friedhofs angelegt wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft des Sees befindet sich noch heute ein gut erhaltener jüdischer Friedhof, innerhalb dessen Mauern während des Zweiten Weltkriegs eine große Anzahl von Juden und Angehörigen anderer Volksgruppen zusammengetrieben, ermordet und verscharrt wurden.

Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs werden im Zentrum der Stadt in der letzten Zeit zunehmend ältere Gebäude abgerissen, um größeren Einkaufspassagen Platz zu machen.

wul. Kopernika, Häuser aus österreichischer Zeit


Wirtschaft

Verkehr

Iwano-Frankiwsk liegt an der wichtigen Eisenbahnstrecke LwiwTscherniwzi (Czernowitz). Außerdem zweigen Strecken nach Stryj und über die Karpaten (Jablunyza- oder Tatarenpass) nach Transkarpatien ab.

Der Nahverkehr wird mit Bussen, Trolleybussen (O-Bussen) und Linientaxis (Marschroutkas) abgewickelt.

Bahnstrecken

Erdöl und Erdgas

In den Vorkarpaten, etwa 80–100 Kilometer westlich der Stadt, finden sich um Drohobytsch seit dem 19. Jahrhundert Erdöl- und Erdgaslagerstätten.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde von der Sowjetunion der Bau einer Erdgastrasse (Pipeline) vom Gasfeld Urengoi in Sibirien nach Uschhorod zur Versorgung Westeuropas beschlossen und an der Stadt vorbeigeführt.

Kultur

Kunst- und Literaturszene

Es gibt eine quirlige Kunst- und Kulturszene um den Schriftsteller Jurij Andruchowytsch (* 1960), der Iwano-Frankiwsk kurzerhand zum legendären Macondo des Gabriel García Márquez erklärte. Zu ihr gehören auch die Schriftstellerin Halyna Petrosanjak (* 1969) und der Schriftsteller Taras Prochasko.

Universitäten

Die Stadt beherbergt neben der nach Wassyl Stefanyk benannten Vorkarpaten-Universität außerdem die „Staatliche Technische Hochschule für Erdöl und Erdgas“, eine Medizinische Akademie und ein Geistliches Seminar der Griechisch-Katholischen Kirche

Städtepartnerschaften

Vereine

Bekannt sind der Fußballverein Spartak („Spartakus“, früher Prikarpattja („Vorkarpaten“)) sowie der Schachverein Mistez.

Persönlichkeiten

Zu den bekannten zeitgenössischen Persönlichkeiten der Stadt gehören u. a.:

Siehe auch

Weblinks



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