Stefan Lazarevic

Stefan Lazarevic

Stefan Lazarević; Стефан Лазаревић (* 1377 in Kruševac; † 1427 in Mladenovac, Zentralserbien) war der Sohn des 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld gefallenen serbischen Fürsten Lazar Hrebeljanović und der Fürstin Milica. Er war mit Helena verheiratet, der Tochter von Francesco II. Gattilusio, dem Fürsten von Lesbos.

Stefan Lazarević, Kloster Manasija 1407-1418

Inhaltsverzeichnis

Politisches Wirken

Stefan Lazarević regierte Serbien 1389-1427. Er war osmanischer Vasall und musste ihnen Waffendienst leisten, trug u.a. maßgeblich zum Sieg der Osmanen über die christliche Allianz bei Nikopolis 1396 bei, und kämpfte für diese auch bei Angora 1402, als die Mongolen unter Timur Lenk den Osmanen eine schwere Niederlage zufügten. Stefan Lazarević wandte sich danach Ungarn zu und bekam große Lehen vorwiegend in Südungarn. Er zwang die lokale Herrscherdynastie der Branković im Kosovo und Nordmazedonien unter seine Hoheit, gewann 1421 die Zeta (Montenegro) der Balšić, und konnte so den größten Teil des alten Serbiens unter seine Herrschaft vereinen (Zentralserbien bis vor Skopje, Montenegro, Nordalbanien sowie gut die Hälfte der heutigen Vojvodina). Stefan Lazarević war bekannt für seine Ritterlichkeit, schrieb Poesie (Kosovo-Säule, das Wort der Liebe etc.), und nahm als orthodoxer Christ am Konzil von Konstanz (1414-1418) teil. Nach einigen Quellen soll er dem Drachenorden angehört haben. Er verstarb 1427 an einem Schlaganfall. Da er keine Nachkommen hatte, übernahm die Herrschaft in Serbien sein Neffe Đurađ Branković.

1402, nach der Schlacht bei Angora (Ankara), machte Stefan Lazarević auf seiner Rückreise Halt in Konstantinopel, wo ihm der byzantinische Kaiser Johannes VII. den Despotentitel verlieh. Er übernahm ebenfalls das Wappen der Palaiologen, welches den serbischen Verhältnissen entsprechend umgewandelt bis heute Teil des Wappen Serbiens ist: Ein silbernes (bzw. weißes) Kreuz auf rotem Feld und zwischen den Balken des Kreuzes die vier Buchstaben C, kyrillisch für S.

Aufstand des Adels und Feldzüge gegen Musa

Nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 entstand ein Machtvakuum, das viele Adelige nutzten und sich de facto verselbständigten. Um den Zerfall seines Staates zu verhindern führte Lazarević ab 1402 eine rigorose Politik gegen den Adel. Der Adel wurde weitgehend entmachtet. Viele flohen zu Đurađ Branković, der damals in Gegnerschaft zu seinem Onkel stand. Am Ende schlug sich sein eigener Bruder Vuk Lazarević zu den Aufständischen. Vuk machte Ansprüche auf die Hälfte des Staates geltend und hoffte, diese mit Hilfe Süleymans zu verwirklichen. Er wurde von Musa, einem weiteren Anwärter auf den osmanischen Thron, erdrosselt. Aufgrund der neuen Gefahr durch Musa mussten die Aufständischen die Herrschaft Stefan Lazarevićs akzeptieren. Lazarević selbst unterstützte Mehmed I. und verhalf diesem zum Sieg über Musa 1413. Als Anerkennung bekam er von Mehmed Srebrenica, Niš und Gebiete östlich von Niš. Die Beziehungen zu Mehmed sollten bis zum dessen Tod freundschaftlich bleiben.

Krieg mit Venedig

Nachdem ihm sein Neffe Balša III. die Zeta im heutigen Montenegro vermachte, musste sich Lazarević Venedig stellen, das Ansprüche auf die Zeta erhob. Noch unter Balša versuchte die Seerepublik, sich Zeta zu bemächtigen. Einer neuen Staatsdoktrin aus dem Ende des 14. Jh. folgend betrieb Venedig eine Ausweitung seiner Festlandsmacht. Als Lazarević die Zeta erbte, der zudem mit der mächtigen genuesischen Patrizierfamilie Gattilusio verschwägert war, dazu Vasall Ungarns, mit dem Venedig ebenfalls im kriegerischen Konflikt lag, sah sich die Seerepublik noch mehr in ihrer Politik gegenüber der Zeta angespornt. 1421 bemächtigte sie sich die Küstenstädte Kotor, Budva und Bar und zog in das Hinterland. Lazarević schickte seine Armee entgegen. Den ersten Siege über die Venezianer folgte eine Niederlage. 1422 startete er eine neue Offensive. Da er jedoch eine neue osmanische Invasion befürchtete, drängte er auf einen Sonderfrieden, der 1423 geschlossen und 1426 offiziell unterzeichnet wurde. Venedig behielt Kotor, Paštrovići zwischen Budva und Bar, Ulcinj und Shkodra, Lazarević wiederum Grbalj, das heutige Tivat, Budva, Bar und Vau i Dejës nahe Shkodra.

Osmanische Invasion und bosnischer Krieg

Anders als sein Vater Mehmed I. verfolgte Murad II. eine aggressivere Politik gegenüber seinen Nachbarstaaten, vor allem Byzanz. 1422 wurde Konstantinopel belagert, Einfälle in die Walachei waren an der Tagesordnung. König Sigismund plante einen neuen Kreuzzug gegen die Osmanen, den auch Lazarević unterstützte. Diesem zuvorkommend ging Murad in die Offensive und begann 1425 einen großangelegten Feldzug gegen Serbien. Mit ungarischer Hilfe konnten die Osmanen aus Serbien schließlich zurückgedrängt werden. Den osmanischen Angriff ausnutzend griff der bosnische König Tvrtko II. Srebrenica an, um sich dieser reichen Bergwerksstadt zu bemächtigen. Die Osmanen gerade geschlagen überraschte Lazarević den bosnischen König und seine Truppen. Tvrtko musste sich bis nach Jajce zurückziehen und einem Frieden zustimmen.

Kulturelle Bedeutung

Text zum Tod des Despoten Stefan Lazarevićs auf dem Marmor Obelisk in Crkvina von 1427

Am Hofe und in den Klöstern Stefan Lazarevićs wirkten Gelehrte aus dem gesamten Südosteuropa, die Zuflucht vor den Osmanen suchten. Sie regten die letzte Kulturblüte des mittelalterlichen Serbien an. Ihr literarischen Wirken, hauptsächlich Übersetzungen aus dem Griechischen, wird heute als die Schule von Resava (Zweitname des Klosters Manasija) bezeichnet. Stefan Lazarević betätigte sich auch als Übersetzer und versuchte sich als Poet. Die Architektur und Malereien werden der Moravaschule zugerechnet, die auch die benachbarte Walachei beeinflusste. Der bedeutendste Gelehrte war der Bulgare Konstantin von Kostenec, auch Konstantin der Philosoph genannt, der als einer der letzten byzantinischen Universalgelehrten galt. Neben seinen Viten und Übersetzungen reformierte er die serbische Redaktion der kirchenslawischen Schrift. Dieses Serbisch-Kirchenslawisch war die hauptsächliche Schriftsprache Serbiens bis in das 18. Jh., der Walachei bis in das 16. Jh. und eine der Amtssprachen in der frühen Periode des Osmanischen Reiches. Die bedeutendsten Bauwerke jener Zeit sind die Klöster Manasija und Kalenić. Die ebenfalls von Stefan Lazarević erbaute Metropolitenkirche von Belgrad wurde in späteren Jahrhunderten zerstört.

Trotz dieses kulturellen Schaffens herrschte am Hofe Lazarevićs puritanische Strenge. So waren z.B. lautes Lachen und Musik verboten. Die Kleidung und Mode bestimmte er. Der Überlieferungen nach unterhielt er eine Ritterschule, wohl eher eine Kampfschule, welche es im damaligen Europa öfters gab (Gladiatores etc.). Die Weise, mit der in Serbien gekämpft wurde, spricht vieles für eine Orientierung an deutsche Kampfmethoden. Deutsche Ritter und Söldner wie Palman Bracht dienten schon unter Zar Stefan Dušan. So waren auch die so genannten schweren Panzerreiter die Elitetruppe Lazarevićs, die u.a. ausschlaggebend waren für den Sieg der Osmanen bei Nikopolis 1396. In dieser Zeit taucht in Serbien und Südosteuropa erstmals die Spada schiavonesca, das slawische Schwert, auf.

Nachdem Stefan die Zentralgewalt über die Selbstherrschaft des Adels durchsetzte, ordnete er an, dass der Adel in der Hauptstadt Belgrad zu verweilen hatte. Dadurch hatte er jederzeit Kontrolle über den Adel. Anscheinend neigte er der absolutistischen Herrschaftsform zu. Die Bevölkerung hatte zweimal jährlich eine Goldmünze als „Herdsteuer“ abzugeben. Davon ging die Hälfte als Tributzahlung an die Osmanen; diese betrug jährlich 50000 Goldmünzen. Neben der Herdsteuer hatte die Bevölkerung auch Abgaben für den Befestigungsbau Belgrads zu leisten. Trotz dieser schweren Besteuerung besserte sich vieles für die Menschen, vor allem in der Rechtsprechung. Die meisten finanziellen Einnahmen hatte Lazarević durch die Bergwerke Serbiens. Allein die Bergwerksstadt Srebrenica gab jährlich über 20000 Goldmünzen, weswegen es der größte Anstoß für die Konflikte mit Bosnien war, da Bosnien Srebrenica für sich beanspruchte. Dennoch war Serbien wirtschaftlich in vielem von der Handelsrepublik Dubrovnik abhängig, das die Märkte in Serbien dominierte. Lazarević versuchte, den heimischen Handel zu fördern und in diesem ein Gegengewicht zu Dubrovnik zu schaffen. Unter seinem Nachfolger Đurađ Branković scheiterten diese Pläne, Dubrovnik blieb der „Bankier“ Serbiens.

Legenden

Vieles von den Erinnerungen an Stefan Lazarević wurde später in Legenden und Sagen an die epische Person Königsohn Marko übertragen. So wird u.a. einer seiner engsten Verbündeten Philippo Scolari als der Blutsbruder Markos Filip Mađarin genannt. Des Weiteren gilt in serbischen Legenden Johann Hunyadi als der uneheliche Sohn Stefan Lazarevićs.

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