Steklow

Steklow

Wladimir Andrejewitsch Steklow (russisch Владимир Андреевич Стеклов, wiss. Transliteration Vladimir Andreevič Steklov; * 9. Januar 1864 in Nischni Nowgorod; † 30. Mai 1926 in Haspra auf der Krim) war ein russischer Mathematiker, der sich mit Differentialgleichungen und mathematischer Physik (Hydrodynamik, Elastizitätstheorie) beschäftigte.

Steklow war der Sohn eines Geistlichen, der am Seminar in Nischni Nowgorod unterrichtete. Er besuchte bis 1884 das Alexander Institut in seiner Heimatstadt und studierte dann Mathematik in Moskau, wechselte aber nach einem Jahr nach Charkow, wo er bei Alexander Michailowitsch Ljapunow studierte und 1887 abschloss. 1891 wurde er an seiner Universität Dozent für Mechanik, und 1893 wurde er bei Ljapunow promoviert (These). In seiner Dissertation löste er einen von Alfred Clebsch offen gelassenen integrablen Fall der Bewegungsgleichungen eines starren Körpers in einer idealen Flüssigkeit – einen vierten integrablen Fall behandelte Ljapunow selbst. 1896 wurde er außerordentlicher Professor und 1902 erhielt er seinen russischen Doktortitel (Kandidat) mit einer Arbeit über Randwertprobleme der Potentialtheorie. Im selben Jahr wurde er Professor für angewandte Mathematik als Nachfolger seines Lehrers Ljapunow, der nach St. Petersburg ging. 1906 wurde er Professor in St. Petersburg. Dort war er ein sehr beliebter Lehrer (mit Sympathien für die Gegner des Zarenregimes). Zu seinen Studenten zählten Alexander Alexandrowitsch Friedmann, Wladimir Iwanowitsch Smirnow und Jakob Davidowitsch Tamarkin.

Steklow (der Neffe eines bekannten Literaturkritikers) schrieb auch literarische Werke (Biographien über Michail Wassiljewitsch Lomonossow und Galileo Galilei und 1925 ein Buch über eine Reise in die USA) und führte 20 Jahre lang ein detailliertes Tagebuch, das erhalten ist. 1910 wurde er in die russische Akademie der Wissenschaften gewählt, und 1919 wurde er ihr Vizepräsident, der sie in den schweren Zeiten des Bürgerkrieges verwaltete. 1921 gründete er das Institut für Physik und Mathematik, dessen Direktor er bis zu seinem Tod war. Nach seinem Tod wurde 1934 das Mathematikinstitut nach ihm benannt (Steklow-Institut).

Steklow beschäftigte sich insbesondere mit Reihenentwicklungen von Funktionen der mathematischen Physik nach orthogonalen Systemen von Eigenfunktionen. Eine allgemeine Theorie solcher „fundamentaler Lösungen“ entwickelte er in seiner Kandidaten-These von 1901.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Steklow — Steklọw,   Wladimir Andrejewitsch, russischer Mathematiker, * Nischnij Nowgorod 9. 1. 1864, ✝ Leningrad (heute Sankt Petersburg) 30. 5. 1926; lieferte Beiträge zur mathematischen Physik (u. a. zu Problemen der Wärmeleitung und Elektrostatik),… …   Universal-Lexikon

  • Steklow-Institut — Institutsgebäude Das Steklow Institut für Mathematik (auch: Steklov Institute of Mathematics, Steklov Mathematical Institute), russisch Математический институт им. В. А. Стеклова, ist ein auf Mathematik spezialisiertes Forschungsinstitut in… …   Deutsch Wikipedia

  • Steklow-Institut für Mathematik — neues Institutsgebäude in Moskau Standort in St. Petersburg Das Steklow Institut für Ma …   Deutsch Wikipedia

  • Wladimir Steklow — Wladimir Andrejewitsch Steklow (russisch Владимир Андреевич Стеклов, wiss. Transliteration Vladimir Andreevič Steklov; * 9. Januar 1864 in Nischni Nowgorod; † 30. Mai 1926 in Haspra auf der Krim) war ein russischer Mathematiker, der sich mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Wladimir Andrejewitsch Steklow — Wladrimir A. Steklow Wladimir Andrejewitsch Steklow (russisch Владимир Андреевич Стеклов, wiss. Transliteration Vladimir Andreevič Steklov; * 28. Dezember 1863jul./ 9. Januar  …   Deutsch Wikipedia

  • Steklov — Wladimir Andrejewitsch Steklow (russisch Владимир Андреевич Стеклов, wiss. Transliteration Vladimir Andreevič Steklov; * 9. Januar 1864 in Nischni Nowgorod; † 30. Mai 1926 in Haspra auf der Krim) war ein russischer Mathematiker, der sich mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Grigori Jakowlewitsch Perelman — 1993 Grigori Jakowlewitsch Perelman (russisch Григорий Яковлевич Перельман, wiss. Transliteration Grigorij Jakovlevič Perel man; * 13. Juni 1966 in Leningrad) i …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Mathematikerinnen — Die Liste von Mathematikerinnen führt auch theoretische Informatikerinnen und theoretische Physikerinnen mit deutlich mathematischer Ausrichtung auf. Aufgenommen wurden unter anderem die Preisträgerinnen der Noether Lecture und des Ruth Lyttle… …   Deutsch Wikipedia

  • Gregori Perelman — Der russische Mathematiker Grigori Jakowlewitsch Perelman (russisch Григорий Яковлевич Перельман, wiss. Transliteration Grigorij Jakovlevič Perel man; * 13. Juni 1966 in Leningrad, heute Sankt Petersburg) ist ein Experte auf dem Gebiet der… …   Deutsch Wikipedia

  • Grigori Perelman — Der russische Mathematiker Grigori Jakowlewitsch Perelman (russisch Григорий Яковлевич Перельман, wiss. Transliteration Grigorij Jakovlevič Perel man; * 13. Juni 1966 in Leningrad, heute Sankt Petersburg) ist ein Experte auf dem Gebiet der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”