- Stepenitz (Brandenburg)
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Stepenitz (Brandenburg) Stepenitz am Kloster Marienfließ
Daten Lage Deutschland, Brandenburg Länge 84 km Quelle 5 Kilometer südöstlich von Meyenburg Mündung Elbe Abfluss über Elbe Einzugsgebiet 1.293 km² Linke Nebenflüsse Dömnitz, Karthane Kleinstädte Perleberg, Wittenberge Die Stepenitz ist ein rund 84 Kilometer langer, rechter Nebenfluss der Elbe in Brandenburg.
Sie gilt als einer der saubersten Flüsse Deutschlands und ist insbesondere im Oberlauf noch ein weitgehend unverbauter und naturnaher Bach. Die größten Zuflüsse der Stepenitz, deren Einzugsgebiet etwa 1.293 km² umfasst, sind die Dömnitz, der Schlatbach und der Jeetzbach. Im Projekt „Elblachs 2000" bilden die Stepenitz und ihre Nebenflüsse das zentrale Gewässersystem. Das Flusstal wurde im Jahr 2004 als Naturschutzgebiet Stepenitz ausgewiesen.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf und Orte
Quellgebiet
Die Stepenitz entspringt in einem nördlichen Zipfel von Brandenburg im Landkreis Prignitz etwa 5 Kilometer südöstlich von Meyenburg.
Ihre Quelle liegt auf einem langgestreckten Höhenzug etwa 140 m ü. NN zwischen den Dörfern Schmolde, Ortsteil von Meyenburg, und Warnsdorf, das zur Gemeinde Halenbeck-Rohlsdorf gehört. Nur jeweils wenige Kilometer von der Quelle der Stepenitz entfernt entspringen die Elde und die Dosse. Dabei fließt die Elde zu Beginn Richtung Nordwesten zur Müritz, die Dosse Richtung Südosten zur Havel und die Stepenitz in der Hauptrichtung nach Südwesten.
Verlauf
Nach der Quelle verliert die Stepenitz recht schnell an Höhe und verläuft zuerst in nordwestlicher Richtung nach und durch Meyenburg. Im Ort bildet sie die östliche Grenze des Schlossparks am Schloss Meyenburg. Etwas weiter westlich erreicht der Bach die Gemeinde Marienfließ mit dem Ortsteil Stepenitz und fließt hier am ältesten Nonnenkloster der Prignitz vorbei, dem Zisterzienserkloster Marienfließ von 1230 mit einer erhaltenen backsteinernen Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert.
Wenig später schlängelt sich der Fluss idyllisch durch Wiesen und Buchenwälder mit Uferabbrüchen, kleineren Erlenbrüchen und auwaldähnlichen Abschnitten. Er lässt die Ruhner Berge rechts liegen, wendet sich nach Süden und erreicht mit Putlitz eine der ältesten Prignitzstädte. Nach der Mündung der Dömnitz folgt Wolfshagen mit einem Renaissanceschloss von 1590, das ursprünglich von den edlen Herren Gans zu Putlitz als Wasserburg angelegt war. Der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné schuf in den 1850er Jahren beiderseits der Stepenitz einen Landschaftspark (siehe ausführlich: Schloss Wolfshagen).
Bei dem Dorf „Lübzow" fließt von rechts der Schlatbach zu. Rund 5 Kilometer flussabwärts umfasst die Stepenitz mit zwei Armen das Zentrum der Westprignitz, Perleberg. Der historische, restaurierte Kern der Rolandstadt Perleberg liegt malerisch auf einer weiten Insel inmitten des Stepenitz-Laufes. Anschließend nimmt das Gewässer, das zu einem mittleren Fluss angeschwollen ist, die Wasser des Jeetzbachs auf und strömt durch den ausgedehnten Perleberger Stadtforst hinunter in den „Naturpark Brandenburgische Elbtalaue", der im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe - Brandenburg aufgegangen ist.
Das letzte Stück führt die Stepenitz östlich an Wittenberge vorbei, dem traditionellen Elbübergang von der Westprignitz zur Altmark. Hier mündet sie zusammen mit der Karthane in die Elbe.
Gänsetour (Radtour)
Die landschaftlichen Reize des Flusstals und die historischen Stätten bringt die gut ausgeschilderte „Gänsetour" näher. Die rund 70 Kilometer lange Strecke führt vom Oberlauf der Stepenitz bei Meyenburg bis zur Mündung. Der Name der Tour und ihr wegweisendes Gänselogo verweisen auf eines der ältesten und bedeutendsten Adelsgeschlechter der Prignitz, den „edlen Herren" Gans zu Putlitz. Nahezu alle kulturhistorischen Stätten entlang des Weges sind mit dieser Familie verbunden, deren Ritter Johann Gans zu Putlitz bereits 1230 das Nonnenkloster Marienfließ gestiftet hatte, um die Grenze nach Mecklenburg zu sichern – klösterlicher Boden blieb in der Regel von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont.
Renaturierung und Naturschutz
Programm „Elblachs 2000"
Waren Lachse noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine der Haupteinnahmequellen der Elbe-Prignitz-Fischer, gelten Lachse und Meerforellen seit rund 50 Jahren in der Stepenitz als ausgestorben. Wehre und andere Bauwerke verhinderten die Wanderung der Fische und ökologische Belastungen verminderten das Nahrungsangebot. Seit der Jahrtausendwende versucht das Land Brandenburg mit dem so genannten Programm „Elblachs 2000" gegenzusteuern, das den Lachs als „Leitfisch" für Fischökologie und Fischerei an der Elbe ausgewählt hat. Das Programm verfolgt das Ziel, selbst reproduzierende und fischereiwirtschaftlich nutzbare Lachs- und Meerforellenbestände in der Elbe und ihren Nebenflüssen wieder herzustellen.
In diesem Modellversuch bildet die Stepenitz das zentrale Gewässer. Am 1. April 1999 wurden bei der Schönhagener Mühle 50.000 Junglachse und 10.000 Meerforellen in den Nebenfluss Dömnitz in die Freiheit entlassen. Seit 2002 sind 54 Lachse und 35 Meerforellen zum Laichen in das Stepenitzsystem zurückgekehrt. Diese Zahl stieß auf internationale Resonanz und wird als Erfolg betrachtet. Aufgrund dieses Erfolges startete das Land Brandenburg 2004 ein Wiederansiedelungsprogramm für Lachse auch in der Pulsnitz und Schwarzen Elster.
Ein Mittel zur Renaturierung der Flüsse besteht im Rückbau von Stauanlagen oder der Anlage von Fischrampen. Im wasserreichen Stepenitz-Zufluss Schlatbach wurde beispielsweise ein Wehr bei Gramzow durch eine Sohlgleite ersetzt, die einen Höhenunterschied von knapp 2 Metern überwindet. Dabei wird mit Steinriegeln eine Beckenstruktur hergestellt, die den Fischen auch im sommerlichen Niedrigwasser die Wanderung erlaubt. Im Ober- und Unterwasser der Gleite wurden zudem künstliche Laichplätze angelegt. 105.000 Meerforellenbrütlinge setzte das Land bis 2005 insgesamt im Schlatbach aus.
Die größte Chance, rückkehrende Lachse zu beobachten, liegt zwischen Mitte November und Mitte Dezember. Einen idealen Platz dafür bietet die oben abgebildete Ziegelhofbrücke über der Stepenitz am Südausgang der Perleberger Altstadt.
- Siehe auch: Lachs 2000, ein ähnliches Projekt am Rhein
Naturschutzgebiet Stepenitz
Das Naturschutzgebiet „Stepenitz" umfasst mehrere Gemeinden entlang des Flusslaufs von Meyenburg über Putlitz und Triglitz bis nach Perleberg mit einer Gesamtfläche von rund 2.500 Hektar. Als „Schutzzweck" des reich gegliederte[n] Fließgewässersystems des Prignitzer Platten- und Höhenlandes mit weitgehend natürlichen bzw. naturnahen hydrologischen Verhältnissen, verschiedenartigen Quellhorizonten und punktförmigen Quellen im Bereich der Talrandhänge und talrandnahen Auenbereiche sieht die Naturschutzgebietsverordnung unter anderem vor:
- Erhaltung und Entwicklung des Lebensraums wild lebender Pflanzengesellschaften, insbesondere von Moorwäldern, Quellen und Quellfluren, Schwimmblatt- und Wasserpflanzengesellschaften, Röhrichten, Seggenrieden, Grünland frischer bis nasser Standorte mit kleinflächig vorkommenden Flutrasen sowie Trockenrasen.
- Erhaltung und Entwicklung des Gebietes als Lebens- beziehungsweise Rückzugsraum und potenzielles Wiederausbreitungszentrum wild lebender Tierarten, insbesondere für an die Forellen- und Äschenregion gebundene Neunaugen und Fischarten sowie verschiedene Libellenarten, als Laichgewässer für Amphibien und als Rast-, Überwinterungs-, Fortpflanzungs- und Nahrungsgebiet seltener, vom Aussterben bedrohter Vogelarten, darunter besonders und streng geschützter Arten wie beispielsweise Schwarzstorch (Ciconia nigra), Kranich (Grus grus), Gebirgsstelze (Motacilla cinerea), Eisvogel (Alcedo atthis), Waldwasserläufer (Tringa ochropus) sowie Amphibien wie Wechselkröte (Bufo viridis), Knoblauchkröte (Pelobates fusces), Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae), Laubfrosch (Hyla arborea) und Krebstieren wie Edelkrebs (Astacus astacus).
- Erhaltung und Entwicklung des Fließgewässersystems aus wissenschaftlichen Gründen zur Beobachtung und Erforschung der tierischen und pflanzlichen Lebensgemeinschaften eines naturnahen Gewässersystems sowie der Abläufe im Rahmen einer naturnahen Wiederherstellung.
- Besonderen Wert legt die Naturschutzgebietsverordnung auf die Erhaltung und Entwicklung
der Populationen von Fischotter (Lutra lutra), Westgroppe (Cottus gobio), Steinbeißer (Cobitis taenia), Lachs (Salmo salar), Bachneunauge (Lampetra planeri), Flussneunauge (Lampetra fluviatalis), Kleine Flussmuschel (Unio crassus), Schmaler Windelschnecke (Vertigo angustior), Bauchiger Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) und Kammmolch (Triturus cristatus) als Tierarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, einschließlich ihrer für Fortpflanzung, Ernährung, Wanderung und Überwinterung wichtigen Lebensräume.
- Siehe auch zu den bereits bestehenden Naturschutzgebieten „Marienfließ" und „Quaßliner Moor": Stepenitz (Marienfließ).
Zuflüsse
Die untere Auflistung der Zuflüsse beginnt an der Quelle:
- Sabel
- Krumbach
- Kreuzbach
- Rotbach
- Zieskenbach
- Sagast
- Kalterbach
- Freudenbach
- Dömnitz
- Panke
- Mühlenbach
- Schlatbach
- Perle
- Jeetzbach
- Karthane
Orte (Übersicht)
Weblinks
- Gänsetour mit ausführlicher Geschichtsdarstellung
- Amt Meyenburg, Gänsetour
- Fremdenverkehrsamt Prignitz
- Land Brandenburg, Prignitzer Projekt zur Wiedereingliederung der Lachse geht in die nächste Runde
- Land Brandenburg, Prignitzer Projekt zur Wiedereingliederung der Lachse (Erfolge und Ausdehnung auf andere Flüsse)
- Landkreis Prignitz, Entwurf Naturschutzgebiet Stepenitz aus 2003
52.98333333333311.766666666667Koordinaten: 52° 59′ 0″ N, 11° 46′ 0″ O
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