Strafbataillon 999

Strafbataillon 999
Bewährungseinheiten

Strafdivision 999
999. leichte Afrika-Division

Aktiv Oktober 1942–5. Mai 1945 (Kapitulation)
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanteriedivision
Grobgliederung Keine einheitliche Gliederung
Garnison Baumholder
Zweiter Weltkrieg Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945

Afrikafeldzug
Kampf gegen Partisanen auf dem Balkan

Die Strafdivision 999 (offiziell als Bewährungseinheit bezeichnet) war ein im Oktober 1942 geschaffener militärischer Verband der Wehrmacht. Die bisher vom Dienst in der Wehrmacht ausgeschlossenen „bedingt Wehrunwürdigen“ und „Kriegstäter“ sollten zum Dienst herangezogen werden. Wehrunwürdig war jeder, der zu einer Zuchthausstrafe verurteilt und nicht im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte war oder dem durch militärgerichtliches Urteil die Wehrwürdigkeit entzogen war. Mit Verfügung des OKW vom 2. Oktober 1942 wurde die Wehrunwürdigkeit für die Dauer des Krieges aufgehoben. Der betroffene Personenkreis umfasste im Jahr 1942 mehrere zehntausend wehrfähige Männer. Dieses Potenzial sollte über die Strafdivision 999 nutzbar gemacht werden. Insgesamt schätzt man die Zahl der Eingezogenen auf etwa 34.000.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Aufgrund der geplanten Zusammensetzung dieser Truppe wurde kein einheitlicher Kampfverband gebildet. Man stellte einzelne Infanterie-Regimenter, Festungsbataillone, Pioniereinheiten usw. auf. Sie sollten flankiert von regulären Truppen eingesetzt werden. Die sogenannten Wehrunwürdigen waren politisch Vorbestrafte, vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, Kriminelle sowie weitere religiös und rassistisch Verfolgte. Das Stammpersonal setzte sich fast vollständig aus überzeugten Nationalsozialisten zusammen. Etwa dreißig Prozent des Personalbestands der Division waren politisch Verfolgte. Sie waren damit den Stammmannschaften, ca. 35 % der Personalstärke, und den Kriminellen deutlich unterlegen. Die politisch Verfolgten versuchten, sich in den jeweiligen Verbänden zu organisieren und Einfluss auf die Truppe auszuüben, womit die Führung rechnete. Es wurde vor allem mit Hilfe der Kriminellen ein umfangreiches Spitzelsystem aufgebaut. Beim Fronteinsatz zeigte es sich aber, dass auch einige dieser Kriminellen keine allzu große Lust verspürten, den Heldentod zu sterben. Sie machten daher teilweise gemeinsame Sache mit den Politischen.

Die Strafdivision 999 wurde ab Oktober 1942 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg auf der Schwäbischen Alb aufgestellt (Afrikabrigade 999) und ausgebildet, ab Dezember 1943 erfolgte die Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Baumholder. Mit Anweisung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 13. Januar 1943 wurden in Folge der Niederlage in Stalingrad auch wehrfähige Gefangene unmittelbar aus den Zuchthäusern und Konzentrationslagern in die Strafdivision versetzt.

Der erste Einsatz der Truppe erfolgte als Afrikabrigade 999 mit den Regimentern 961 und 962 sowie Spezial- und Unterstützungseinheiten mit etwa 16.000 Soldaten an der tunesischen Front bei Kairouan im Frühjahr 1943. Kommandeur war Oberst Thomas, zuvor Kommandant des Führerhauptquartiers, ein überzeugter Nationalsozialist. Die 999-Regimenter wurden in die erste Linie gelegt. Sie sollten den ersten Stoß gegen die in der Hauptverteidigungslinie liegenden Divisionen abfangen und deren Abzug decken. Dieses Unterfangen endete für die Wehrmachtsführung desaströs. Die politisch vorbestraften Widerstandskämpfer hatten die Bewährungstruppe derart unterwandert, dass an allen angegriffenen Abschnitten die kampflose Übergabe der Stellungen an die alliierten Truppen beim Angriff im Mai 1943 erzwungen wurde. Die Führung reagierte mit Massenerschießungen von 999-Soldaten.

Im zweiten Einsatzgebiet an der Ostfront ereignete sich Ende 1943/Anfang 1944 am Dnjepr ähnliches. Hier liefen "Politische" zur Roten Armee über. Die 999-er wurden daraufhin unter Arrest gesetzt und als Militärgefangene nach Baumholder zurücktransportiert.

Danach wurden die 999-Verbände nicht mehr massiv an der Front in der Hauptkampflinie eingesetzt. Jetzt erfolgte der Einsatz vorwiegend als Besatzungs- und Objektsicherungstruppe in Griechenland, auf den ägäischen Inseln und dem Balkan. Bei der Verlegung auf die ägäischen Inseln im Herbst 1943 starben Hunderte, als britische Seestreitkräfte einige Transportschiffe versenkten. Auch auf dem Balkan und in Griechenland wurden Kontakte zur Widerstandsbewegung gesucht. Viele 999-Soldaten liefen zu den albanischen, jugoslawischen und griechischen Partisanen über. Im Oktober 1944 bildeten antifaschistische deutsche Überläufer innerhalb der 11. Division der griechischen ELAS die deutsche Kampfeinheit Saloniki. In Jugoslawien formierte man im August 1943 das deutsche Ernst-Thälmann-Bataillon innerhalb der jugoslawischen Partisanenarmee.

Viele Angehörige der 999-Verbände wurden wegen ihres Widerstandes gegen die Nazis umgebracht oder sind im Kampf auf Seiten der Partisanen gefallen.

Kommandeure

999. Afrika-Division

Persönlichkeiten, die in der Strafdivision 999 dienen mussten

Literatur

Sachbücher

  • Hans Burckhardt und Günter Erxleben: Strafdivision 999. Deutscher Militärverlag, Berlin 1965.
  • Hans Burckhardt, Günter Erxleben, Kurt Nettball: Die mit dem blauen Schein. Über den antifaschistischen Widerstand in den 999er Formationen der faschistischen deutschen Wehrmacht (1942-1945). Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1986.
  • Hans-Peter Klausch: Die Geschichte der Bewährungsbataillone 999 unter besonderer Berücksichtigung des antifaschistischen Widerstandes. In: Hochschulschriften 245. Bd. 1/2, Pahl-Rugenstein, Köln 1987.
  • Hans-Peter Klausch: Die 999er: von der Brigade "Z" zur Afrika-Division 999; die Bewährungsbataillone und ihr Anteil am antifaschistischen Widerstand. Röderberg-Verlag, Frankfurt am Main 1986.

Belletristik

  • Heinz G. Konsalik: Strafbataillon 999. Neuer Kaiser Verlag, 2003, ISBN 3-7043-1376-9.

Siehe auch


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