Straßenbahn Lübeck

Straßenbahn Lübeck
Denkmal (1935) für die gefallenen Straßenbahner vor dem einstigen Areal des Depots im Stadtteil Lübeck-St. Gertrud, Roeckstraße

Die Straßenbahn Lübeck in der Hansestadt Lübeck bestand von 1893 bis 1959.

Geschichte

In der mit damals etwas über 50.000 Einwohnern großen Stadt wurde 1881 eine Pferdebahn eröffnet. 1893 wurde durch die AEG als Betreiber auf einen elektrischen Straßenbahnbetrieb umgestellt. Neben der städtischen Straßenbahn entstanden zwei weitere zunächst unabhängige Unternehmen. Für die Deutsch-Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung 1895 auf dem Marlier Feld entstand eine „Ausstellungsbahn“. 1905 folgte vom Bahnhof nach Marli die „Marlibahn“. Beide Linien übernahm schließlich die Lübecker Straßenbahn, die 1908/09 verstaatlicht wurde.

Das Netz bestand lange Zeit aus reinen Stadtstrecken, die den inneren Stadtbereich gut erschlossen. 1911 und 1912 wurden Überlandlinien nach Kücknitz mit Zweigstrecken nach Herrenwyk und Schlutup sowie nach Bad Schwartau eröffnet. Die Zahl der Einwohner war bedingt durch die Industrialisierung auf über 100.000 angewachsen. Bis 1914 wuchs das Streckennetz auf 15 Linien an. Die bereits geplante Verlängerung des Streckennetzes von Kücknitz nach Lübeck-Travemünde unterblieb wegen des Ersten Weltkrieges und der sich anschließenden Notzeiten.

In den 1930er Jahren wurde wie in vielen anderen Städten auch ein vollständiger Ersatz der Straßenbahn durch Omnibusse geplant. Die Strecken Richtung Marli, Vorwerker Friedhof, Landgraben, Hansering und Ostkrankenhaus wurden stillgelegt. Die sich zuspitzende politische Lage verbot weitere Umstellungen. In Folge des Luftangriffs auf Lübeck im März 1942 wurde der Straßenbahnverkehr der Stadt bis zum Kriegsende 1945 unterbrochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde noch eine neue Strecke in die Hirtenstraße eröffnet und die Strecke zum Landgraben reaktiviert.

Mit der Zunahme des Individualverkehrs verlor die Straßenbahn immer mehr Fahrgäste. Die von ihrer Kapazität kleineren und flexibler einsetzbaren Busse des heutigen Stadtverkehr Lübeck lösten die Tram nach und nach ab. So wurden ab Mitte der 1950er Jahre weitere Strecken stillgelegt. 1955 wurde der Betrieb auf der Strecke nach Moisling eingestellt, 1957 die Linienäste in Richtung Landgraben und Hirtenstraße. Der Rest des Netzes blieb bis November 1959 erhalten.

Die Spurweite der Lübecker Straßenbahn betrug wie bei der Straßenbahn in Kiel und Braunschweig 1100 mm, sie ging auf eine Umrechnung der britischen Spur 3 Fuß 6 Zoll (1067 mm) in metrische Maße zurück.

Gleisreste der ehemaligen Straßenbahn sind noch an vielen Stellen in Lübeck zu finden, unter anderem am Schlutuper Markt.

Literatur

  • Wolf-Rüdiger Saager, Lutz Bartoschek, Thomas Saager: 125 Jahre Nahverkehr Lübeck: ein Streifzug durch die Geschichte. Stadtverkehr Lübeck GmbH, Lübeck 2006 (ohne ISBN)
  • Dieter Waltking: Straßenbahnen in Deutschland. Alba-Verlag, Düsseldorf 1969
  • Jan Zimmermann: St. Gertrud. Ein photographischer Streifzug 1860 – 1945. Bremen 2007

Weblinks


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