Streithammer

Streithammer
Reiter mit Kriegshammer in einem Gemälde von Paolo Uccello
Kriegshammer

Ein Kriegshammer (oder auch Streithammer) ist ein im Kampf verwendeter langstieliger Hammer und wurde bis ins 15. und 16. Jahrhundert in ganz Europa und auch im Nahen Osten verwendet. Er diente dazu, einen Gegner trotz Rüstung zu verwunden. Dabei bot der Hammer grundsätzlich zwei Möglichkeiten: entweder konnte mit dem flachen Hammerkopf durch die Übertragung enormer Wucht die Rüstung eingedellt werden (bzw. einem ungerüsteten Menschen schlicht die Knochen gebrochen werden) oder sie wurde mit dem Schlagdorn durchstoßen. Im ersten Fall konnte ein schwer gepanzerter Gegner zwar mit Ausnahme von Kopftreffern nicht unbedingt gleich getötet werden, aber die stark eingedellte Rüstung nahm ihm Atem oder schränkte seine Beweglichkeit massiv ein. Zudem wurden oft Knochen und Rippen gebrochen, selbst wenn die Rüstung nicht durchdrungen wurde. Beim Durchstoßen mit dem Schlagdorn drang dieser je nach Größe der Waffe mehrere Zentimeter tief in den Körper ein und führte zu massiven Verletzungen. Zahlreiche Versuche aus neuerer Zeit haben belegt, dass auch ein dicker Plattenpanzer hier nur wenig Schutz bot. Der Schlagdorn war meist nach unten gebogen und bot so die zusätzliche Möglichkeit den Gegner umzureißen, nach dem man den Schlagdorn in ihm "verhakt" hatte. Diese Variante des Einsatzes hat sich durchgesetzt, da hier kein so hoher Kraftaufwand vonnöten war. Schlagdorne waren so auch bei anderen Waffen wie Hellebarden zu finden.

Streithämmer für Reiter hatten einen ca. 50 cm langen Schaft, an dem gegenüber der Hammerfläche noch ein nach unten gekrümmter Haken befestigt war. Für den Kampf zu Fuß gab es neben dieser einhändigen auch eine zweihändig zu führende Variante, diese Waffen hatten eine Schaftlänge zwischen 150 und 200 cm und waren zusätzlich mit einer langen Eisenspitze ausgestattet. Im 16. Jahrhundert wurde der zweitere Streithammer-Typ fast nur noch bei Turnieren oder von den Leibgarden bestimmter Herrscher verwendet. Der Streithammer für Reiter hielt sich bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, wurde dann aber nur noch als Statussymbol von den Offizieren von Husareneinheiten benutzt.

Der effektive Einsatz eines Streit- bzw. Kriegshammers setzte große körperliche Kraft voraus. Entwickelt wurde die Waffe aus dem gewöhnlichen Hammer, so wurden diese Waffen ursprünglich auch von Bauern verwendet, so z. B. bei den Bauernaufständen Anfang des 15. Jahrhunderts.

Literatur

  • Schulze, André (Hrsg.): Mittelalterliche Kampfesweisen. Band 2: Kriegshammer, Schild und Kolben. - Mainz am Rhein. : Zabern, 2007. - ISBN 3-8053-3736-1

Siehe auch


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