- Stuttgart-Hoffeld
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Stadtbezirk Stuttgart-Degerloch Stadtteil-Wappen Stadtkarte Liste der Stadtteile Stuttgarts Bundesland: Baden-Württemberg Stadt: Stuttgart Geografische Lage: 48° 45′ N, 9° 10′ O48.74969.1703448Koordinaten: 48° 45′ N, 9° 10′ O Fläche: 8,02 km² Einwohner: 17.369 (2005) Bevölkerungsdichte: 2.166 Einwohner je km² Höhe: 448 m ü. NN Postleitzahl: 70597 Vorwahl: 0711 Adresse des
Bezirkamts:Große Falterstraße 2
70597 StuttgartWebsite (offizielle): www.stuttgart.de Bezirksvorsteherin: Brigitte Kunath-Scheffold Degerloch ist ein Stadtbezirk am Südrand der Stuttgarter Innenstadt, der auf der 200 Meter höheren Filderebene liegt. Der heutige Bezirk Degerloch wurde 1956 durch die Vereinigung der bis 1908 selbstständigen Gemeinde Degerloch und des in den 1930er Jahren gegründeten Stuttgarter Stadtteils Hoffeld gebildet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Degerloch liegt am nördlichen Rand der Filder-Hochebene. Vom höchsten Punkt am Wasserturm (485 m ü. NN) fällt Degerloch nach Norden hin steil in Richtung Innenstadt, nach Süden hin flach in Richtung Ramsbachtal ab.
Im Norden des bebauten Areals befindet sich das Geschäftszentrum, an das südlich das alte Zentrum mit Michaelskirche, Zehntscheuer, dem 2006 grunderneuerten Bezirksrathaus (Bürgerzentrum) sowie dem 2005 neu erbauten Feuerwehrhaus angrenzt. Im Südwesten befindet sich das Gewerbegebiet „Tränke“.
An die Bebauung schließen sich im Westen und im Süden (Ramsbachtal) Felder, Wiesen und Gärten, im Osten Wald an. Im Norden geht die dem Gefälle entsprechend aufgelockerte Wohnbebauung in die der Innenstadt über. 3,5 Hektar Weinbergsfläche in Südwestlage bilden dort den Rest des Degerlocher Scharrenberges, der um 1850 noch 23 Hektar einnahm (siehe Weinbau in Stuttgart).
Geschichte
Die ältesten Funde menschlicher Siedlungen in und um Degerloch, darunter ein Dorf der spiralkeramischen Zeit, datieren aus der Jungsteinzeit um 2000 v.Chr., außerdem gibt es Funde aus der Hallstattzeit (800–400 v.Chr., Grabhügel und zwei Siedlungsstellen) und aus der Zeit der Kelten (Zeitenwende, Urnen). Die heutige Besiedlung entstand vermutlich zur Zeit der Alemannen um 500 n.Chr. von Möhringen aus. Der Name leitet sich aus dem althochdeutschen Wort „Tegerlohe“ ab und bedeutet „dichter Wald“. Damit wurde wohl ursprünglich der Wald westlich von Möhringen bezeichnet und diese Bezeichnung übertrug sich auf die Siedlung, die lange nur aus einzelnen Höfen bestand.
Degerloch wurde erstmals um 1100 in einer Schenkung an das Kloster Hirsau urkundlich erwähnt und umfasste damals zwölf Häuser. 1295 erwarben die Grafen von Württemberg den Ort Degerloch, während der Mutterort Möhringen an die Reichsstadt Esslingen am Neckar kam. Die Orte an der Grenze hatten in den Auseinandersetzungen zwischen Esslingen und Württemberg 14. und 15. Jahrhundert sehr zu leiden. 1449 wurde Degerloch durch Esslinger niedergebrannt. Auch im Bauernkrieg, im Dreißigjährigen Krieg, im Pfälzischen Erbfolgekrieg und den Napoleonischen Kriegen kam es zu Truppendurchzügen und Plünderungen.
Eine Kapelle wurde in Degerloch erstmals 1361 erwähnt und 1468, nach der kirchlichen Loslösung von Möhringen, zur Pfarrkirche erhoben. Wie ganz Württemberg wurde Degerloch im Zuge der Reformation evangelisch, Katholiken sind erst wieder seit dem späten 19. Jahrhundert ansässig. Im 18. Jahrhundert verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 502 Personen im Jahr 1703 auf 1038 Einwohner im Jahr 1807.
Degerloch war jeher ein von Acker-, Obst- und Weinbau geprägter Ort mit stark parzellierten Nutzflächen. Aufgrund der kleinen Gemarkung (und 350 Hektar) pachteten die Degerlocher Bauern um 1850 rund 180 Hektar von umliegenden Gemarkungen hinzu. Im 19. Jahrhundert kam es aufgrund der beengten und ärmlichen Verhältnisse zunächst noch zur Auswanderung von rund 250 Einwohnern, jedoch geriet Degerloch rasch in den Sog der Industrialisierung, die im Stuttgarter Raum zu einem bedeutenden Umschwung führte. Mit der bis 1831 angelegten Neuen Weinsteige als einer der wichtigsten Einfallstraßen nach Stuttgart und der 1884 in Betrieb genommenen Dampfzahnradbahn wies der Ort wichtige Verkehrsverbindungen auf und wandelte sich von etwa 1850 bis 1890 von einem bäuerlichen Ort zu einem Handwerks- und Gewerbevorort. Die Ansiedlung von Industrie sorgte für einen gewissen Wohlstand.
Am 1. April 1908 wurde Degerloch nach Stuttgart eingemeindet und dann als Stadtteil geführt.
Im Zeiten Weltkrieg war Degerloch von den Luftangriffen auf Stuttgart betroffen, die wie in der Nacht vom 15. auf den 16. März 1944 häufig mehr das Umland als die Stuttgarter Innenstadt trafen. Der schwerste Luftangriff auf Degerloch erfolgte in der Nacht von 25. auf 26. Juli 1944. Am 22. April 1945 übergab der NS-Oberbürgermeister Karl Strölin im Degerlocher Gasthof „Zum Ritter“ die umkämpfte Stadt Stuttgart an französische Truppen.
Der Stadtteil Hoffeld geht auf einen vermutlich um 750 von Plieningen gegründeten und um 1100 erwähnten Ittinghauser Hof zurück, von dem der Gemarkungsname Hoffeld herrührt. Der Hof verkam im 17. Jahrhundert, wurde dann durch Degerloch erworben und im Jahr 1746 abgerissen. Von 1926 bis 1956 befand sich auf dem Hoffeld der Sender Stuttgart-Degerloch, dessen zwei 100 Meter hohe Stahlfachwerktürme der Rundfunkausstrahlung dienten. Nach 1930 entstand die Hoffeldsiedlung, die 1955 bis 1977 erweitert und bereits 1956 mit Degerloch zum Stadtbezirk Degerloch vereinigt wurde.
Bei der Neugliederung der Stuttgarter Stadtteile zum 1. Januar 2001 wurde der Stadtteil Degerloch in die Stadtteile Degerloch (neu), Haigst, Tränke und Waldau aufgeteilt. Mit Hoffeld besteht der Stadtbezirk Degerloch seither aus fünf Stadtteilen.
Verkehr
- Über die Neue Weinsteige (B 27 - Heilbronn - Tübingen) ist Degerloch mit der Innenstadt und der A 8 (Karlsruhe - Ulm) verbunden (Echterdinger Ei).
- Die seit 1884 bestehende Zahnradbahn (Linie 10) verkehrt entlang der Alten Weinsteige und verbindet Degerloch mit dem Marienplatz in Stuttgart-Süd.
- Degerloch wird von den Stadtbahn-Linien U5 (Mönchfeld - Hauptbahnhof - Degerloch - Möhringen - Leinfelden), U6 (Gerlingen - Hauptbahnhof - Degerloch - Möhringen - Vaihingen) und U8 (Ostfildern-Nellingen - Degerloch - Möhringen - Vaihingen; nur Montag bis Freitag) bedient, die vier Haltestellen auf Degerlocher Gemarkung anfahren. Die Feinverteilung in Degerloch wird von sieben Buslinien übernommen, zusätzlich verkehrt an Messetagen eine Buslinie 78 zur Fildermesse am Flughafen in Echterdingen.
- Zwischen dem Waldfriedhof und dem Südheimer Platz in Heslach verkehrt eine Standseilbahn (Linie 20).
Sehenswürdigkeiten
- Bekannteste Sehenswürdigkeit Degerlochs ist der Stuttgarter Fernsehturm
- Das Rathaus von Degerloch entstand 1845
- Der Wasserturm Degerloch nach Plänen von Paul Bonatz aus dem Jahr 1911 an der Jahnstraße
- Die evangelische Michaelskirche ist die älteste Kirche des Ortes und geht auf die 1361 erwähnte und 1621 umgebaute Kapelle zurück. Ihre heutige Gestalt erhielt sie durch einen Neubau 1890. Die katholische Kirche Maria Himmelfahrt wurde erst 1927 geweiht, die evangelische Hoffeldkirche 1933.
- Haus des Waldes, ein Naturkundemuseum über die Ökologie, die Flora und die Fauna des Waldes; unter anderem zahlreiche Tierpräparate
- Sehenswert sind auch die Friedhöfe in Degerloch: der Waldfriedhof Stuttgart mit den Gräbern zahlreicher Prominenter, der Dornhaldenfriedhof mit den Gräbern von RAF-Mitgliedern, sowie der 1870 aufgelassene Alte Friedhof am ehemaligen Zahnradbahnhof mit historischen Grabmalen.
Von 1926 bis 1930 betrieb der Süddeutsche Rundfunk in Hoffeld seine zentrale Sendeanlage für Mittelwelle. Als Antenne diente eine T-Antenne, die an zwei freistehenden Stahlfachwerktürmen aufgehängt war. Diese Türme überstanden den Zweiten Weltkrieg und wurden gegen Ende der 1950er Jahre demontiert, heute befindet sich auf dem ehemaligen Senderareal ein Sportplatz. Das Käshäusle, der letzte Überrest des Dorfes Ittinghausen, wurde 1934 abgerissen.
Ein vom Ziegeleibesitzer Kühner 1885/86 erbauter Aussichtsturm an der Ecke Hainbuchenweg/Nägelestraße (bis 1938: Turmstraße), der von Degerlochs früher Zeit als Luftkurort zeugte, wurde 1943 gesprengt. Nach diesem Aussichtsturm war bis ca. 1900 eine Haltestelle der Zahnradbahn benannt.
Schulen/Jugend
In Degerloch befinden sich vier öffentliche Schulen in Trägerschaft der Stadt Stuttgart, nämlich das Wilhelms-Gymnasium, die Fritz-Leonhardt-Realschule, die Filderschule (Grund- und Hauptschule) und die Albschule (Grundschule). Ferner gibt es die private Waldschule, die Freie Evangelische Schule Stuttgart sowie die 1998 erbaute Internationale Schule Stuttgart (International School of Stuttgart), jeweils in Trägerschaft eines eingetragenen Vereins (e.V).
Sportanlagen
Im Nordosten, zwischen dem bebauten Gebiet und dem Fernsehturm, befindet sich das Sportzentrum Waldau mit mehreren Sportplätzen, unter anderem:
- GAZI-Stadion auf der Waldau (bis 2004 Waldau-Stadion) – Heimat seit 1905 der Stuttgarter Kickers, seit 1982 der Stuttgart Scorpions und seit 2008 des VfB Stuttgart II.
- Eissportzentrum Waldau – Heimat des Stuttgarter EC und weiterer Eissportvereine
- Stadion Hohe Eiche - Heimat des Stuttgarter RC und des LAC Degerloch
Weinbau
In der Einzellage Degerlocher Scharrenberg (Weinbaugebiet Württemberg, Bereich Remstal-Stuttgart, Großlage Weinsteige) wird Weinanbau im Nebenerwerb oder als Hobby betrieben. Die in der Hauptsache angebaute Rebsorte ist der in Württemberg allgegenwärtige Trollinger.
Der Degerlocher Scharrenberg Trollinger trocken Jahrgang 2004 des Stuttgarter Sommeliers, Weinhändlers und Nebenerwerbswinzers Bernd Kreis erreichte bei einer Trollingervergleichsprobe des Magazins Der Feinschmecker (Ausgabe Juli 2005) den ersten Platz.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- 1885: Hermann (von) Ehmann (1844–1905), Oberbaurat
In Degerloch geboren
- Gerhard Raff (* 1946), Historiker und freier Schriftsteller
- Gloria von Thurn und Taxis (* 1960), Unternehmerin und Fürstin, wurde in Stuttgart-Degerloch geboren
Sonstige Persönlichkeiten
- Vincent Klink, Sterne-Koch, betreibt in Degerloch seit 1991 das Restaurant Wielandshöhe.
Literatur
- Projektgruppe des Wilhelms-Gymnasiums Stuttgart: Geschichte Degerlochs, Stuttgart 1984
Weblinks
- Offizielle Website
- Gräber der Luftangriffopfer im Waldfriedhof
- Ehrenfeld der Gefallenen vom 1. Weltkrieg und Gräber der Gefallenen des 2. Weltkrieges im Waldfriedhof
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