- Stylommatophora
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Landlungenschnecken Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis)
Systematik Stamm: Weichtiere (Mollusca) Klasse: Schnecken (Gastropoda) Unterklasse: Orthogastropoda Überordnung: Heterobranchia Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata) Unterordnung: Landlungenschnecken Wissenschaftlicher Name Stylommatophora A. Schmidt, 1856 Die Landlungenschnecken (Stylommatophora, griechisch für „Stielaugenträger“) sind dauerhaft an Land lebende Vertreter der Lungenschnecken. Von den im Süßwasser lebenden Wasserlungenschnecken, die nur ein Paar Fühler besitzen, unterscheiden sie sich auffällig durch vier (zwei Paar) griffelförmige Fühler, von denen das hintere, längere Paar an der Spitze die Augen trägt.
Die Atmung erfolgt über Lungenhöhlen, deren Wände sehr gefäßreich sind. Die Landlungenschnecken brauchen zum Schutz vor Austrocknung einen besonderen Wasserhaushalt. Sie produzieren große Mengen Schleim, der vor übermäßiger Verdunstung schützt. Außerdem gibt häufig ein Gehäuse zusätzlichen Schutz. Nacktschnecken, bei denen das Gehäuse reduziert ist, vermeiden es, der Sonne ausgesetzt zu sein. Aber auch bei hohem Wasserverlust (50–80 %) können Landlungenschnecken einige Tage überleben. Einige xerophile Arten mit dicken Kalkgehäusen sind sogar Wüstenbewohner.
Inhaltsverzeichnis
Bau
Gehäuse
Wie die meisten Lungenschnecken besitzen auch die meisten Landlungenschnecken ein Gehäuse. Dieses bietet den Schnecken, neben dem bereits genannten Verdunstungsschutz, Schutz vor Gefahren und Kälte. Bei Gefahr zieht sich die Landlungenschnecke in ihr Gehäuse zurück. Da es keinen Deckel hat, wird die Öffnung mit einem Mantelwulst verschlossen. Bei längeren Perioden der Trockenheit oder der Kälte verschließen die Schnecken ihr Gehäuse mit einem Epiphragma. Das Schneckengehäuse entspricht einem äußeren Skelett. Es wird bereits während der Entwicklung im Ei gebildet und besteht aus drei Schichten, der äußeren Konchiolinschicht, gefolgt von der Kalk- sowie der dritten, inneren Perlmutterschicht. Die Kalkschicht wird mittels besonderer Drüsen gebildet, die sich am Mantelrand (regulieren das Größenwachstum) sowie auf der Mantelfläche (regulieren das Dickenwachstum) befinden. Der Gehäuseeinbau geschieht in Form von Kalziumkarbonat. Ihre Schale ist spiralig eingerollt und selten zurückgebildet. In der letzten Windung des Schneckengehäuses, besonders in der Öffnung, befinden sich häufig Zähnchen und verschiedene Vertiefungen.
Nacktschnecken
Bei Nacktschnecken ist das Gehäuse zurückgebildet und häufig noch rudimentär vorhanden. Bei ihnen ist der Eingeweidesack reduziert, da die sich normalerweise darin befindlichen Organe sekundär wieder in den dorsal liegenden Teil des Kopffußes (Cephalopodium) einbezogen wurden. Wie die Atemöffnung liegt auch die Genitalöffnung bei Nacktschnecken stets rechts.
Durch den Verlust des Gehäuses errangen die Nacktschnecken vor allem eine größere Beweglichkeit.
Fortpflanzung
Landlungenschnecken sind im Gegensatz zu den meisten anderen Schnecken Zwitter. Sie legen bis zu 70 Eier, aus denen nach einigen Wochen die jungen Schnecken schlüpfen.
Der Paarungsakt am Beispiel der Weinbergschnecke: Erst betasten sich die Schnecken gegenseitig mit ihren Fühlern. Dann klettern sie aneinander hoch. Um den Gegenüber zu stimulieren, schießen die Schnecken ein 5 - 10 mm langes Kalkstilett in dessen Sohle. Der eigentliche Paarungsakt: Das als Männchen fungierende Tier spritzt ein Samenpaket in die Geschlechtsöffnung des anderen. Jetzt trennen sich die Schnecken wieder. Nur selten findet eine Doppelbefruchtung statt. Dann werden in der Zwitterdrüse des „Weibchens“ Eizellen produziert (die „Männchen“ produzieren dort ihren Samen) und in Richtung Samenpaket geschickt. Jetzt werden die Eier befruchtet. Ein paar Tage später gräbt die Schnecke ein Loch in die Erde und legt die Eier dort hinein. 2-6 Wochen darauf schlüpfen kleine Schnecken aus diesen Eiern. Sie haben ein durchsichtiges Haus, da sie noch keinen Kalk anlagern konnten. Sie schlüpfen aus der Höhle und fangen an zu fressen. Nach 3 Jahren sind die Tiere geschlechtsreif.
Paläontologie und Evolution
Neben einigen wenigen recht unsicheren älteren Funden am Ende des Paläozoikums, die vielleicht nur äußerliche Konvergenzbildungen darstellten, sowie vermuteten echten Stylommatophora am Ende der Jurazeit [1] finden sich gesicherte fossile Vertreter verschiedener heutiger Familien der Stylommatophora ab der oberen Kreide (Coniacium, vor ca. 88 Millionen Jahren). Es handelt sich dabei offensichtlich um Vertreter der Familien der Streptaxidae, Camaenidae und Helminthoglyptidae. In der folgenden Stufe (dem Santonium, vor ca. 85 Millionen Jahren) folgen die Familien Subulinidae und Plectopylididae [2].
Systematik
Nach neueren molekularbiologischen Untersuchungen von Wade, Mordan & Naggs (2006) sind die Stylommatophora monophyletisch. Sie enthalten nach Bouchet & Rocroi (2005) folgende Überfamilien und Familien:
- Unterordnung Landlungenschnecken (Stylommatophora) A. Schmidt, 1856
- Überfamilie Succineoidea Beck, 1837 (= Heterurethra)
- Familie Bernsteinschnecken (Succineidae) Beck, 1837
- Überfamilie Athoracophoroidea P. Fischer, 1883 (= Tracheopulmonata)
- Familie Athoracophoridae P. Fischer, 1883
- Überfamilie Partuloidea Pilsbry, 1900
- Familie Partulidae Pilsbry, 1900
- Partula arguta (Pease, 1866)
- Partula turgida (Pease, 1864)
- Familie Draparnaudiidae Solem, 1962
- Familie Partulidae Pilsbry, 1900
- Überfamilie Achatinelloidea Gulick, 1873
- Familie Achatinellidae Gulick, 1873
- Achatinella abbreviata (Reeve, 1850)
- Achatinella buddii (Newcomb, 1853)
- Achatinella caesia (Gulick, 1858)
- Achatinella casta (Newcomb, 1853)
- Achatinella spaldingi (Pilsbry & Cooke, 1914)
- Achatinella thaanumi (Pilsbry & Cooke, 1914)
- Familie Achatinellidae Gulick, 1873
- Überfamilie Cionelloidea L. Pfeiffer, 1879 (oder Cochlicopoidea Pilsbry, 1900)
- Familie Glattschnecken (Cionellidae L. Pfeiffer, 1879 oder Cochlicopidae Pilsbry, 1900)
- Familie Amastridae Pilsbry, 1910
- Überfamilie Enoidea Woodward, 1903
- Familie Eniidae Woodward, 1903
- Familie Cerastidae Wenz, 1923
- Überfamilie Pupilloidea Turton, 1831
- Familie Puppenschnecken (Pupillidae Turton, 1831)
- Familie Argnidae Hudec, 1965
- Familie Kornschnecken (Chondrinidae Steenberg, 1925)
- Familie †Cylindrellinidae Zilch, 1959
- Familie Lauriidae Steenberg, 1925
- Familie Fässchenschnecken (Orculidae Pilsbry, 1918)
- Familie Pleurodiscidae Wenz, 1923
- Familie Pyramidenschnecken (Pyramidulidae Kennard & Woodward, 1914)
- Familie Spelaeoconchidae Wagner, 1928
- Familie Spelaeodiscidae Steenberg, 1925
- Familie Strobilopsidae Wenz, 1915
- Familie Grasschnecken (Valloniidae Morse, 1864)
- Familie Windelschnecken (Vertignidae Fitzinger, 1833)
- Überfamilie Clausilioidea Mörch, 1864
- Familie Clausiliidae Mörch, 1864
- Montenegro-Schließmundschnecke (Montenegrina cattaroensis (Roßmäßler, 1835))
- Familie †Anadromidae Wenz, 1940
- Familie †Filholidae Wenz, 1923
- Familie †Palaeostoidae Nordsieck, 1986
- Familie Clausiliidae Mörch, 1864
- Überfamilie Orthalicoidea Albers-Martens, 1860
- Familie Orthalicidae Albers-Martens, 1860
- Familie Cerionidae Pilsbry, 1901
- Familie Coelociontidae Iredale, 1937
- Familie †Grangerellidae Russell, 1931
- Familie Megaspiridae Pilsbry, 1904
- Familie Placostylidae Pilsbry, 1946
- Familie Urocoptidae Pilsbry, 1898
- Überfamilie Achatinoidea Swainson, 1840
- Familie Afrikanische Riesenschnecken Achatinidae Swainson, 1840
- Echte Achatschnecke (Achatina achatina)
- Große Achatschnecke (Achatina fulica)
- Familie Bodenschnecken (Cecilioididae Mörch, 1864 oder Ferussaciidae Bourguignat, 1883)
- Familie Micractaeonidae Schileyko, 1999
- Familie Ahlenschnecken (Subulinidae Fischer & Crosse, 1877)
- Familie Afrikanische Riesenschnecken Achatinidae Swainson, 1840
- Überfamilie Aillyoidea Baker, 1960
- Familie Aillyidae Baker, 1960
- Überfamilie Testacelloidea Gray, 1840
- Familie Rucksackschnecken (Testacellidae Gray, 1840)
- Familie Raubschnecken (Oleacinidae H. & A. Adams, 1855)
- Familie Spiraxidae Baker, 1939
- Überfamilie Papillodermatoidea Wiktor, Martin & Castillejo, 1990
- Familie Papillodermatidae Wiktor, Martin & Castillejo, 1990
- Überfamilie Streptaxoidea J.E. Gray, 1806
- Familie Streptaxidae J.E. Gray, 1806
- Überfamilie Rhytidoidea Pilsbry, 1893
- Familie Rhytididae Pilsbry, 1893
- Familie Chlamydephoridae Cockerell, 1935
- Familie Haplotrematidae Baker, 1925
- Familie Scolodontidae Baker, 1925
- Überfamilie Acavoidea Pilsbry, 1895
- Familie Acavidae Pilsbry, 1895
- Familie Caryodidae Connolly, 1915
- Familie Dorcasiidae Connolly, 1915
- Familie Macrocclididae Thiele, 1926
- Familie Megomphicidae Baker, 1930
- Familie Strophocheilidae Pilsbry, 1902
- Überfamilie Plectopylidae Moellendorf, 1900
- Familie Plectopyloidea Moellendorf, 1900
- Familie Corillidae Pilsbry, 1905
- Familie Sculpariidae Degner, 1923
- Überfamilie Punctoidea Morse, 1864
- Familie Punktschnecken (Punctidae Morse, 1864)
- Familie †Anastomopsidae Nordsieck, 1986
- Familie Charopidae Hutton, 1884
- Familie Cystopeltidae Cockerell, 1891
- Familie Schüsselschnecken (Patulidae Tryon, 1866 = Discidae Thiele, 1931)
- Familie Endodontidae Pilsbry, 1895
- Familie Helicodiscidae Baker, 1927
- Familie Oreohelicidae Pilsbry, 1939
- Familie Thyrophorellidae Girard, 1895
- Überfamilie Sagdoidea Pilsbry, 1895
- Familie Sagdidae Pilsbry, 1895
- Überfamilie Schnirkelschnecken (Helicoidea Rafinesque, 1815)
- Familie Echte Schnirkelschnecken (Helicidae Rafinesque, 1815)
- Gefleckte Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum)
- Garten-Bänderschnecke (Cepaea hortensis)
- Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis)
- Steinpicker (Helicigona lapicida)
- Gefleckte Weinbergschnecke (Helix aspersa)
- Weinbergschnecke (Helix pomatia)
- Familie Strauchschnecken (Bradybaenidae Pilsbry, 1934)
- Genabelte Strauchschnecke (Fruticicola fruticum)
- Familie Camaenidae Pilsbry, 1895
- Familie Cepolidae Ihering, 1909 (Name ist ungültig)
- Familie Cochlicellidae Schileyko, 1972
- Familie Elonidae Gittenberger, 1977
- Familie Epiphragmophoridae Hoffmann, 1928
- Familie Halolimnohelicidae Nordsieck, 1986
- Familie Riemenschnecken (Helicodontidae Kobelt, 1904)
- Riemenschnecke (Helicodonta obvoluta)
- Familie Helminthoglyptidae Pilsbry, 1939
- Familie Humboldtianidae Pilsbry, 1939
- Familie Hygromiidae Tryon, 1866
- Unterfamilie Heideschnecken (Helicellinae Ihering, 1909)
- Familie Monadeniidae Nordsieck, 1987
- Familie Pleurodontidae Ihering, 1912
- Familie Polygyridae Pilsbry, 1894
- Familie Sphincterochilidae Zilch, 1960
- Familie Thysanophoridae Nordsieck, 1987
- Familie Xanthonychidae Strebel & Pfeffer, 1879
- Familie Echte Schnirkelschnecken (Helicidae Rafinesque, 1815)
- Überfamilie Succineoidea Beck, 1837 (= Heterurethra)
- "Limacoid clade" (Nacktschnecken)
- Überfamilie Staffordioidea Thiele, 1931
- Familie Staffordiidae Thiele, 1931
- Überfamilie Dyakioidea Gude & Woodward, 1921
- Familie Dyakiidae Gude & Woodward, 1921
- Überfamilie Gastrodontoidea Tryon, 1866
- Familie Daudebardien (Daudebardiidae, Kobelt, 1906)
- Familie Dolchschnecken (Gastrodontidae Tryon, 1866)
- Familie Chronidae Thiele, 1931
- Familie Kegelchen (Euconulidae Baker, 1928)
- Familie Glanzschnecken (Oxychilidae Hesse, 1927)
- Familie Pristilomatidae Cockerell, 1891
- Familie Trochomorphidae Möllendorf, 1890
- Überfamilie Parmacelloidea Fischer, 1856
- Familie Mantelschnegel Parmacellidae Fischer, 1856
- Familie Kielschnegel (Milacidae Ellis, 1926)
- Familie Trigonochlamydidae Hesse, 1882
- Überfamilie Zonitoidea Mörch, 1864
- Familie Riesenglanzschnecken (Zonitidae Mörch, 1864)
- Überfamilie Helicarionoidea Bourguignat, 1877
- Familie Helicarionidae Bourguignat, 1877
- Familie Ariophantidae Godwin-Austen, 1888
- Familie Urocyclidae Simroth, 1889
- Überfamilie Limacoidea Rafinesque-Schmaltz, 1815
- Familie Egelschnecken (Limacidae Rafinesque-Schmaltz, 1815)
- Familie Ackerschnecken (Agriolimacidae Wagner, 1935)
- Familie Wurmschnegel (Boettgerillidae van Goethem, 1972)
- Familie Glasschnecken (Vitrinidae Fitzinger, 1833)
- Überfamilie Arionoidea Gray, 1840
- Familie Wegschnecken (Arionidae Gray, 1840)
- Familie Anadenidae Pilsbry, 1948
- Familie Ariolimacidae Pilsbry & Vanatta, 1898
- Bananenschnecke (Ariolimax dolichophallus)
- Familie Binneyidae Cockerell, 1891
- Familie Oopeltidae Cockerell, 1891
- Familie Philomycidae Gray, 1847
- Überfamilie Staffordioidea Thiele, 1931
Einzelnachweise
- ↑ Noel Morris & John Taylor: Global events and biotic interactions as controls on the evolution of gastropods. In: Stephen J. Culver, Peter F. Rawson: Biotic response to global change: The last 145 million years. Cambridge University Press (2000)
- ↑ M.J. Benton (Hrsg.): The Fossil Record 2. Chapman & Hall, London 1993.
Literatur
- Paul Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239-283, Ann Arbor 2005 ISSN 0076-2997
- Christopher M. Wade, Peter B. Mordan und Fred Naggs: Evolutionary relationships among the Pulmonate land snails and slugs (Pulmonata, Stylommatophora). Biological Journal of the Linnean Society, 87: 593-610, Oxford 2006 ISSN 0024-4066
- Wilfried Westheide und Reinhard Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie, Band 1. Spektrum Akademischer Verlag 2003. ISBN 3-8274-1482-2
Weblinks
- TU Darmstadt PDF-Datei
- Unterordnung Landlungenschnecken (Stylommatophora) A. Schmidt, 1856
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