Stylolithen

Stylolithen
Stylolithische Struktur im slowakischen Zarnov-Marmor (Kalkstein), sie kreuzt eine tektonische Ader mit Calcitfüllung
Stylolithen (rotviolett) im ungarischen Siklos-Marmor (Kalkstein)

Stylolithen sind feinlineare und wellig-zackige Strukturen in Sedimentgesteinen, überwiegend in Karbonatgesteinen, die sich oft in rötlicher, violetter, gelblicher oder grauer Farbe aderförmig abzeichnen. Sie sind ein Phänomen von geologischen Drucklösungsvorgängen.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Die Bezeichnung für dieses Gesteinsmerkmal leitet sich vom griechischen Wort στυ̃λος für Pfeiler ab.

fremdsprachige Bezeichnungen

englisch: stylolite; französisch: stylolithe, stylolite; russisch: стилолит; italienisch: stilolite; polnisch: stylolit; portugiesisch: estilólito; rumänisch: Stilolite

Entstehungsweise

Stylolithen bilden sich in Sedimentgesteinen, wenn erhöhter Druck (Auflast) zu partiellen Auflösungserscheinungen von Mineralien im Gestein führen. Typischerweise verlaufen sie entlang von Schichtfugen, Kluftflächen und Laminationen. Durch die Druckwirkungen seitlicher Kräfte (tektonische Beanspruchung) treten sie auch senkrecht, schrägwinklig oder netzartig zu den Sedimentationsebenen auf.
Stylolithen bilden deshalb oft eine Verzahnung von Grenzflächen benachbarter Schichten. Sie sind von feinen Frakturen dann schwer zu unterschieden, wenn sie wenig zackige Formen ausgebildet haben. Frakturell verursachte Adern weisen aber in ihrem Verlauf oft eine divergierende Breite auf.

Erscheinungsformen

Stylolithen finden sich häufig in chemisch relativ reinen und homogenen Gesteinen. Ihr charakteristisches Bild sind sägezahnförmige zackige Adern.
Hauptsächlich treten sie in karbonatischen Sedimentgesteinen auf. In seltenen Fällen wurden Stylolithen auch in Quarziten, Sandsteinen und Tonsteinen (Argillite) beobachtet.[1]
Dem Betrachter fallen besonders jene mit roter, violetter oder schwarzer Farbe auf. Stylolithen in grauen und beigen Tönen sind weniger augenscheinlich. Die Farben stammen meist von Eisen- oder Manganoxidimprägnationen, ähnlich den Dendriten in Sedimentgesteinen. Andere Sedimentgesteine enthalten entlang der stylolithischen Strukturen tonige Schichten und Malachiteinlagerungen.[2]

Die farbigen Mineraleinlagerungen sind die Lösungsrückstände der Druckbeanspruchungen. In manchen Fällen begleitet Calcit und Quarz die unregelmäßige Oberfläche stylolithischer Strukturen.

An den Korngrenzen von Oolithen oder knolligen Gesteinsstrukturen können Mikrostylolithen auftreten. Sie werden bei manchen oolithischen Kalksteinen und Knollenkalken beobachtet.

Eine andere Form stellen bündelartige Erscheinungsformen von Stylolithen im Dezimeterbereich in Sedimentgesteinen dar.

Technische und optische Auswirkungen

Sie sind in Werksteinen häufig als attraktives Linienbild dann wahrnehmbar, wenn der Rohblock senkrecht zur Sedimentationsebene aufgesägt wurde. Lässt sich das Gestein aus technischen Gründen nur parallel zur Schichtenebene sägen, markieren sich Stylolithen als fleckig-wolkige Feinstrukturen und bewirken einen farbigen Gesamteinfluss in der Fläche oder fleckenartige Ausbildungen, was zu einer deutlichen Farbschwankung in den produzierten Chargen führen kann.

Einzelnachweise

  1. А. Н. Криштофовича: Геологический словарь, том II. Москва 1960, S. 290
  2. Raymond Perrier: Les roches ornementales. Ternay 2004, S. 301

Literatur

  • А. Н. Криштофовича: Геологический словарь, том II. Москва 1960
  • Hans Murawski: Beringer Geologisches Wörterbuch. Stuttgart 1957
  • Raymond Perrier: Les roches ornementales. Ternay 2004 ISBN 2-9508992-6-9
  • Johannes H. Schroeder: Naturwerksteine in Architektur und Baugeschichte von Berlin. Berlin 2006 ISBN 978-3-928651-12-7
  • Roland Vinx: Gesteinsbestimmung im Gelände. München 2005 ISBN 3-8274-1513-6

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stylolithen — (griech., »Säulensteine«), säulenförmige, längsgestreifte, bis 10 cm lange und 3 cm breite, von einer dünnen Tonlage überzogene Gebilde, die in Kalksteinen und Dolomiten, besonders im Muschelkalk und Zechstein, vorkommen und mit ihrer Längsachse… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Stylolithen — Stylolīthen (grch.), längsgestreifte, säulige Kalkgebilde, senkrecht auf den Schichtflächen des Muschelkalkes und Zechsteins …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Stylolithen — Stylolịthen   [zu griechisch stỹlos »Säule«, »Pfeiler« und líthos »Stein«], Singular Stylolịth der, s und en, zylindrische, seitlich längs geriefte Verzahnungen von Kalksteinschichten. Stylolithen entstehen bei Einwirkung von Gebirgsdruck durch …   Universal-Lexikon

  • Stylolith — Stylolithische Struktur im slowakischen Zarnov Marmor (Kalkstein), sie kreuzt eine tektonische Ader mit Calcitfüllung …   Deutsch Wikipedia

  • Metamorphismus — (Metamorphose) der Gesteine (hierzu die Tafel »Metamorphismus«), die Umbildung eines Gesteins in ein andres, im weitesten Sinne jede Veränderung, die ein Gestein seit seiner ursprünglichen Bildung oder Ablagerung betroffen hat; so die Veränderung …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • La Tour-Blanche-Antiklinale — Die La Tour Blanche Antiklinale, oft auch als Chapdeuil Antiklinale oder Chapdeuil La Tour Blanche Antiklinale bezeichnet, ist eine tektonisch bedingte, domartige Aufwölbung im sedimentären Schichtenverband des nordöstlichen Aquitanischen Beckens …   Deutsch Wikipedia

  • Trani (Naturstein) — Kathedrale von Trani aus Trani Kalkstein erbaut …   Deutsch Wikipedia

  • Fränkischer Muschelkalk — Marktbreit: Gebäude und Maintor aus Fränkischem Muschelkalk Der Kirchheimer Muschelkalk (auch Fränkischer Muschelkalk genannt) ist ein Naturstein, der in der Nähe von Kirchheim, etwa 15 km südlich von Würzburg in Unterfranken, vorkommt. Es… …   Deutsch Wikipedia

  • Harzer Dolomit — Westfassade der Kirchenruine des Klosters Walkenried aus Harzer Dolomit Der Harzer Dolomit, der auch Nüxeier Dolomit oder Nüxeier Marmor genannt wird, bildete ein Gesteinsvorkommen im Südharz bei dem Weiler Nüxei bei Steina unweit von Bad Sachsa… …   Deutsch Wikipedia

  • Jerusalem Stone — Gigantische Meleke Blöcke in der Westmauer des Jerusalemer Tempelberges ( Klagemauer ), 10. Jahrhundert v. Chr …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”