Ständiges Diakonat

Ständiges Diakonat

Der ständige Diakonat ist eine Form des christlichen Diakonenamtes, das als selbständiges Amt bzw. Dienst im geistlichen, karitativen sowie im sonderseelsorglichen Bereich, und nicht als Vorstufe zum Priesteramt verstanden wird. Erst in jüngster Zeit kommt er in der Kirche wieder mehr zur Geltung.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

„Diakon“ heißt auf deutsch „Diener“ oder „Helfer“. Schon zur Zeit der ersten Christen gab es in der Kirche einen besonderen „Dienst“ der Nächstenliebe und der Verkündigung. Jünger, die diesen Dienst übernahmen, wurden „Diakone“ genannt. Ihr ganzer Lebensinhalt war es, dem Beispiel Jesu zu folgen, der nach seinen eigenen Worten nicht gekommen war, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und ganz für andere da zu sein.

Nach einer wechselvollen Geschichte über fast zweitausend Jahre - zuletzt war der Dienst als Diakon nur noch eine Art Vorstufe auf dem Weg zum Priesteramt - wurde das ständige Diakonat sowohl in der altkatholischen Kirche wie auch in der römisch-katholischen Kirche wiedereingeführt. In der römisch-katholischen Kirche erfolgte dies durch einen Beschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Seitdem wird rund um die Erde Jahr für Jahr eine große Zahl von Männern, die meist verheiratet sind und Familie haben, zu Ständigen Diakonen geweiht. „Ständiger“ Diakon bedeutet: für diese Männer ist das Amt des Diakons keine Vorstufe auf dem Weg zum Priesteramt, sondern ihre Berufung.

Ausübungsformen

Ständige Diakone können ihren Dienst sowohl hauptberuflich als auch neben ihrem Zivilberuf ausüben. Letztere üben ihren Dienst wohnortnah aus, während Diakone im Hauptberuf an dem ihnen zugewiesenen Einsatzorten wohnen müssen (Residenzpflicht).

Der Diakon übernimmt in der katholischen Kirche eine ständig wachsende Zahl von Aufgabenbereichen, die sich seit jeher in drei Felder aufteilen lassen:

  • der Dienst der Nächstenliebe
  • die Verkündigung der Frohen Botschaft
  • die Feier des Glaubens in verschiedenen liturgischen Vollzügen

Konkret heißt das:

  • Diakone helfen mit in der Seelsorge der Gemeinden, sie wenden sich denen zu, die am Rand der Gesellschaft leben, besuchen Alte, Kranke, Behinderte und Gefangene, begleiten Sterbende, kümmern sich um Asylanten, Aussiedler und Menschen in besonderen Lebenskrisen.
  • Sie predigen im Gottesdienst, erteilen (als hauptberufliche Diakone) an den Schulen Religionsunterricht, führen Glaubensgespräche, leiten Bibelkreise und bereiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf den Empfang der Sakramente vor.

Weihe und kirchliche Bedeutung

Der ständige Diakon ist eine Besonderheit des Weihegrades des Diakons. Die Bezeichnung "ständiger Diakon" kommt in der römisch-katholischen Kirche und der altkatholischen Kirche vor. Während die Weihe zum Diakon normalerweise nach einiger Zeit die Priesterweihe nach sich zieht, bleibt der ständige Diakon auf Lebensdauer in diesem Weihegrad.

In der römisch-katholischen Kirche wurde das Amt des ständigen Diakons vom Zweiten Vatikanischen Konzil in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche (Lumen Gentium) wiederhergestellt.

"Weil diese für die Kirche in höchstem Maße lebensnotwendigen Diakon-Ämter bei der gegenwärtig geltenden Disziplin der lateinischen Kirche in zahlreichen Gebieten nur schwer ausgeübt werden können, kann in Zukunft der Diakonat als eigene und beständige hierarchische Stufe wiederhergestellt werden. Den zuständigen verschiedenartigen territorialen Bischofskonferenzen kommt mit Billigung des Papstes die Entscheidung zu, ob und wo es für die Seelsorge angebracht ist, derartige Diakone zu bestellen. Mit Zustimmung des Bischofs von Rom wird dieser Diakonat auch verheirateten Männern reiferen Alters erteilt werden können(...)."

Diakone unterliegen der Verpflichtung zum Zölibat. Allerdings können auch verheiratete Männer zu Diakonen geweiht werden, sie werden für die Dauer der bestehenden Ehe vom Zölibat dispensiert (= freigestellt). Das Mindestalter beträgt 25 Jahre (für ehelose Kandidaten), 35 Jahre für Verheiratete.

Ein ständiger Diakon hat dieselben Rechte und Pflichten wie ein nicht-ständiger Diakon, was sich aus der Zugehörigkeit zum Klerus aufgrund der Weihe ergibt. Der Diakon verpflichtet sich zum Stundengebet, jedoch nicht im vollem Umfang. Er betet die Laudes und die Vesper.

Auch in den Altkatholischen Kirchen der Utrechter Union wurde der ständige Diakonat wieder eingeführt,[1] wobei sich die Details je nach Nationalkirche unterscheiden. In allen altkatholischen Kirchen mit Ausnahme der polnischen sind zum Diakonat Männer und Frauen zugelassen, in Holland, Deutschland, der Schweiz und Österreich gilt dies für alle geistlichen Ämter.[2]. Für die Zugehörigkeit zum ständigen Diakonat ist es nicht notwendig, verheiratet zu sein, allerdings muss ein Diakon in christlicher Ehe leben, wenn er verheiratet ist;[3] ebenso wenig sind Diakone vom Zölibat betroffen. Dieser wurde für alle geistlichen Ämter schon auf der 5. Synodesession der deutschen altkatholischen Kirche im Jahr 1878 aufgehoben.[4]

siehe auch: Diakon

Zugangswege in der Römisch-Katholischen Kirche

Diakon im Hauptberuf (Erzdiözese Bamberg)

Mindestalter: 35 Jahre, Höchstalter: 50 Jahre (zum Zeitpunkt der Weihe)

Ausbildung

  • abgeschlossene Ausbildung als Gemeindereferent, mehrere Jahre Praxis in der Gemeindepastoral und unbefristete Anstellung oder
  • abgeschlossene Ausbildung als Pastoralreferent, mehrere Jahre Praxis in der Gemeindepastoral und unbefristete Anstellung

(ein Jahr vorbereitende Phase, drei Jahre Diakonatskreis)

Diakon mit Zivilberuf (Erzbistum Bamberg)

Mindestalter: 35 Jahre, Höchstalter: 55 Jahre

Bisheriges ehrenamtliches Engagement in einer Pfarrei der Erzdiözese Bamberg (unabdingbare Voraussetzung)

Ausbildung:

  • Bewerber ohne Theologiestudium: Grund- und Aufbaukurs von Theologie im Fernkurs der Domschule Würzburg (abgeschlossener Grundkurs vor Beginn der vorbereitenden Phase; abgeschlossener Aufbaukurs vor der Weihe)
  • Bewerber mit nicht abgeschlossenem Theologiestudium: Absprache mit der Katholischen Akademie Domschule Würzburg
  • Bewerber mit abgeschlossenem Theologiestudium: Einstieg in die vorbereitende Phase zum nächstmöglichen Zeitpunkt

(ein Jahr vorbereitende Phase)

Diakon (Erzbistum Köln)

Die Ausbildung unterscheidet nicht danach, ob der Bewerber ins Hauptamt übernommen wird oder nicht.

Bewerber ohne Theologiestudium absolvieren ein vierjähriges Studium im Erzbischöflichen Diakoneninstitut. Es wird kein staatlicher Abschluss erworben, die Qualifikation liegt in etwa zwischen einem FH- und Universitätsdiplom. Die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar bietet eine dreisemestrige Fortsetzung des Studiums mit Master-Abschluss an.

Ein weiteres Jahr dient der Weihevorbereitung. Nach der Weihe schließt eine berufsbegleitende Fortbildung an, die weitere zwei Jahre dauert.

Bewerber mit abgeschlossenem Theologiestudium verkürzen die Ausbildung vor der Weihe in der Regel von insgesamt fünf auf drei Jahre.

Literatur

  • Karl Lehmann/Hanspeter Ochs/Heike Grieser/Dorothea Reininger: Schauen, worauf es ankommt: 25 Jahre Ständiger Diakonat im Bistum Mainz, Mainz 1996, ISBN 978-3980549639
  • Algirdas Jurevicius: Zur Theologie des Diakonats: Der Ständige Diakonat auf der Suche nach eigenem Profil, Hamburg 2004, Verlag Dr. Kovacs, ISBN 978-3830014447

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Synodal- und Gemeindeordnung der Altkatholischen Kirch, §§ 61ff.
  2. Historisches zur Frauenordination
  3. Synodal- und Gemeindeordnung der Altkatholischen Kirche, § 102.
  4. vgl. Urs Küry, Christian Oeyen:Die Altkatholische Kirche, S. 74f., 2. Aufl., Stuttgart 1978

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