Suda

Suda

Die Suda (altgr. ἡ Σοῦδα) ist das umfangreichste erhaltene byzantinische Lexikon; es entstand vermutlich um 970.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

Beispielseite aus einer frühen Druckausgabe (15./16. Jahrhundert) der Suda

Die Suda enthält über 31.000 Lemmata und ist – im Gegensatz zu den meisten anderen Nachschlagewerken dieser Zeit – alphabetisch gegliedert und kann daher als sehr früher Vorläufer moderner Konversationslexika gedeutet werden.

Die Suda enthält zahlreiche Artikel über Leben und Werk antiker Autoren sowie über antike Geschichtsschreibung und Geographie. Der Inhalt ist teilweise wenig verlässlich, da anscheinend viel aus dem Gedächtnis zitiert worden ist und die benutzten Quellen bereits ihrerseits unzuverlässig waren. Da das Lexikon viele verloren gegangene Werke zitiert, ist es dennoch für die Klassische Philologie eine unersetzliche Quelle und wurde bereits in byzantinischer Zeit und in der Renaissance viel benutzt.

Dem humanistischen Philologen Justus Lipsius wird der Satz zugeschrieben: pecus est Suidas, sed pecus aurei velleris - Suidas ist ein Schaf, aber ein Schaf mit goldener Wolle.

Quellen

Das Werk wurde vermutlich von mehreren Autoren kompiliert aus älteren, überwiegend verloren gegangenen antiken Lexika von Eudemos von Pergamon, Helladios, Longinos, Eirenaios von Smyrna und Pamphilos von Alexandria sowie Scholien zu Werken klassischer Autoren wie Aristophanes, Homer, Sophokles, Thukydides, Lukianos.

Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass möglicherweise überwiegend jüngere Vorlagen verwendet wurden, so beispielsweise die Συναγωγὴ λέξεων χρησίμων und Harpokration. Die Hinweise auf antike Historiker gehen vermutlich ebenfalls nicht auf die Originaltexte zurück, sondern überwiegend auf Constantinus Porphyrogennetos.

Titel

Das Werk wird heute in der Regel als Suda zitiert. Es wurde aber bis etwa 1930 (und teils bis heute) einem Autor namens Suidas (auch Souidas oder Soudas) zugeschrieben; doch ein Autor mit diesem Namen ist nicht bekannt; dieser Irrtum geht vermutlich bereits auf Eustathios von Thessalonike zurück. Sehr wahrscheinlich handelt es sich daher bei dem (fälschlich als Suidas gelesenen) Wort Suda in den Handschriften um den Titel des Werks, nicht um den Namen eines Verfassers. Der Titel bedeutet wahrscheinlich "Schanzwerk" oder "Befestigungsanlage": Das Lexikon sollte demnach wohl als eine "Festung des Wissens" bzw. "Festung gegen das Vergessen" dienen.

The Suda On Line (SOL)

Die Suda steht teilweise in digitaler Form zur Verfügung; seit Januar 1998 erarbeitet eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern die web-basierte Edition The Suda On Line (SOL) unter http://www.stoa.org/sol/; die Übersetzung und Kommentierung steht unter der Creative-Commons-Lizenz Attribution-NonCommercial-ShareAlike ([1]).

Ausgaben

  • 1994-2001: Nachdruck der Ausgabe von Ada Adler: Suidae Lexikon, 1928-1938: Pars 1: A-G (3. Nachdr. von 1928), Leipzig 2001; Pars 2: D-H (Nachdr. von 1931), Leipzig 1994; Pars 3: K-O (Nachdr. von 1933), Leipzig 1994; Pars 4: P-Ps (3. Nachdr. von 1935), Leipzig 2001; Pars 5: Praefationem indices dissertationem continens (3. Nachdr. von 1938), Leipzig 2001
  • 1928-38: Ada Adler: Suidae Lexikon, 5 Bde., Leipzig
  • 1854: I. Bekker: Suda (Auszug), Berlin
  • 1619: griechische Ausgabe, Genf
  • 1581: Suidae Historica, Caeteraque omnia quae ulla ex parte ad cognitionem rerum spectant... Liberalitate Magnif. & Generosi viri D. Caroli Villingeri, Baronis a Schoenberga, Caesareae Maiestati a consilijs, opera ac studio Hier. VVolfii annis abhinc XVII in Latinum sermonem conversa, nunc vero & emendata & aucta..., Basel
  • 1564: Übers. von Hieronymus Wolf, erschienen bei Johannes Oporin und Johannes Herwagen, Basel - die erste lateinische Ausgabe der Suda

Literatur

  • Wilhelm von Christ: Geschichte der griechischen Literatur, Teil 2/2, 6. Aufl. 1924, S. 1091 ff.
  • Friedrich Nietzsche: Ueber die litterarhistorischen Quellen des Suidas, 1866
  • Hans Flach: Untersuchungen über Eudokia und Suidas, 1987 (Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1879) ISBN 3-7648-0311-8
  • C. Theodoridis: Quellenkritische Bemerkungen zum Lexikon des Suidas. In: Herm. 116, 1988, 468
  • Erich Trapp, Johannes Diethart, Georgios Fatouros, Astrid Steiner, Wolfram Hörandner: Studien zur byzantinischen Lexikographie; darin u.a.: A. Steiner: Byzantinisches im Wortschatz der Suda (Byzantina Vindobonensia, Bd. 18). Wien 1988
  • Wolfram Hörandner, Erich Trapp: Lexicographica Byzantina. Beiträge zum Symposion zur byzantinischen Lexikographie (Wien, 1.-4. März 1989); darin u.a.: H. Hunger: Was nicht in der Suda steht, oder: Was konnte sich der gebildete Byzantiner des 10./11. Jahrhunderts von einem "Konversationslexikon" erwarten? (Byzantina Vindobonensia, Bd. 20). Wien 1991
  • Barry Baldwin: Aspects of the Suda. In: Byzantion 76 (2006) 11-31.
  • A. Ruiz de Elvira: Suidas, y non „la Suda“: Myrtia 12 (1997) 5-8 (vertritt die Position, es müsse doch "Suidas" heißen.)

Weblinks

  • Suda On Line (im Entstehen begriffene englische Übersetzung)

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