Suleyman I.

Suleyman I.
Sultan Süleyman I.

Süleyman I. (Osmanisch: ‏سليمان القانونيSüleymān al-Qānūnī), * 6. November 1494, 27. April 1495 oder April oder Mai 1496 in Trabzon; † 6. September 1566 vor Szigetvár; hebr. Salomo; auch Suleiman oder Soliman; genannt Kanuni (Gesetzgeber), dt. der Große oder der Prächtige, in der europäischen Literatur gelegentlich auch Suleiman II., war der 10. Sultan der Osmanen und gilt gemeinhin als deren berühmtester Herrscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Süleyman I. wurde als Sohn Selims I. und dessen Frau Hafsa in Trabzon geboren. Als Geburtsjahr werden in den Quellen 1494 und 1495 genannt, als Geburtstag sowohl der 27. April als auch der 6. November. Bereits 1509 wurde er zum Statthalter von Kaffa ernannt, 1513 zu dem von Magnesia. Nach dem Tode seines Vaters am 21. September 1520 erbte Süleyman dessen Sultanswürde. Süleyman war auf das Ableben seines Vaters, der den Beinamen „Yavuz“, der Grimmige trug, sicher nicht vorbereitet, aber die Voraussetzungen für den Machtwechsel waren nicht schlecht: Er hatte keinen Bruder, mit dem er um die Herrschaft streiten musste. (Danişmed berichtet in "Osmanli Tarihi Kronoloji" II.5 von der Ansicht des Historikers Ahmed Tevhid Bey, dass man stark annehmen kann, dass Selim drei Söhne hatte, Murad, Mahmud und Abdullah, neben Suleiman, die alle am 20. November 1514 getötet wurden; wenn diese Annahme korrekt ist, hätte Yavuz Sultan Selim seine eigenen Söhne 18 Monate und 24 Tage nach dem Mord an seinem letzten Bruder ermorden lassen und somit Suleiman als seinen einzigen Erben übrig gelassen. Allerdings ist auch behauptet worden, dass diese Prinzen unter der Regierung des 'Gesetzgebers' zu Tode gekommen seien). Er war in bester geistiger und körperlicher Verfassung. Sein Vater hatte durch die Eroberung Ägyptens dem Osmanischen Reich einen großem Machtzuwachs beschert. Die Anerkennung als „Diener der beiden heiligen Stätten“ durch den Scherifen von Mekka stärkte die religiöse Legitimität des osmanischen Herrschers.

Süleyman erlernte den Beruf des Goldschmiedes. Nach der Tradition des Hauses Osman musste jeder Herrscher ein Handwerk erlernen. Er beherrschte Osmanisch, Arabisch, Persisch und Tschagatai-Türkisch.[1]

Zu Süleymans engsten Vertrauten gehörte insbesondere Ibrahim Pascha, ein sowohl in den schönen Künsten als auch der Diplomatie versierter, polyglotter Grieche. Bereits 1520 wurde Roxelane Süleymans vierte Gattin, unter deren Einfluss der Sultan bald geriet. Sie sicherte ihren Söhnen das Anrecht auf den Thron, indem sie den Sultan überredete, seine erste Frau Mahidevran nach Bursa zu verbannen und deren Sohn Mustafa erdrosseln zu lassen. Weiter sorgte sie dafür, dass 1536 Großwesir Ibrahim Pascha und 1555 Großwesir Kara Ahmed hingerichtet wurden.

Süleyman I. starb 1566 nach 46-jähriger Regierungszeit, der längsten in der osmanischen Geschichte.

Außenpolitik

Süleymans historischer Ruhm gründet sich vor allem darauf, dass er das Osmanische Reich nicht zuletzt durch Vergrößerung des Staatsgebiets auf den Höhepunkt seiner Macht geführt und es zu einem bedeutenden Akteur der europäischen wie nahöstlichen Politik gemacht hat.

Die Verweigerung des bei einem Thronwechsel üblichen Tributs gab ihm den Vorwand zum ersten von 13 Feldzügen, die er unternahm. Der erste führte gegen Ungarn, in dessen Verlauf er Schabatz, Semlin und 1521 Belgrad eroberte.

1522 griff er die Insel Rhodos an, die nach sechsmonatiger Belagerung, am 25. Dezember 1522 kapitulierte und in Süleymans Reich eingegliedert wurde. Die verteidigenden Ritter des Johanniterordens erhielten freien Abzug und siedelten sich 1530 auf Malta an (wo sie 1565 nochmals von Süleyman belagert wurden, diesmal allerdings erfolglos). Hierauf zog er im April 1526 mit 100.000 Mann und 300 Kanonen erneut gegen Ungarn. Am 29. August errang er den Sieg in der Schlacht bei Mohács, worauf am 10. September Pest und Ofen dem Sieger die Tore öffneten. Ungarn wurde zwischen dem Osmanischen und, zu einem kleineren Teil, dem Habsburgerreich aufgeteilt, was in der Folge zur Entwicklung der österreichisch-ungarischen Monarchie führte.

Nach Unterdrückung eines Aufstandes in Kleinasien unternahm er zugunsten von Johann Zápolya, des Bans von Siebenbürgen, den eine Partei zum König gewählt hatte, 1529 einen dritten Feldzug nach Ungarn, nahm am 8. September Ofen und drang am 27. September mit 120.000 Mann bis Wien vor. Diese Erste Wiener Türkenbelagerung gab er aber nach einem Verlust von 40.000 Mann am 14. Oktober auf.

Nun wandte sich Süleyman gegen Persien. Bereits im Herbst 1533 sandte er ein Heer unter Großwesir Ibrahim nach Asien, wo die Festungen Ardschisch, Ahlat und Van fielen und er am 13. Juli 1534 die persische Hauptstadt Tabriz einnahm. Auch Bagdad wurde noch am 4. Dezember desselben Jahres besetzt und von dort das eroberte Land organisiert.

Währenddessen hatte Süleimans Flotte unter Khair ad-Din Barbarossa den Spaniern 1533 Koroni genommen und 1534 Tunis unterworfen, welches aber 1535 durch Karls V. Expedition wieder verloren ging. 1541 unterwarf Suleyman mehr als die Hälfte Ungarns, und Zápolyas Sohn musste sich mit Siebenbürgen begnügen.

1547 wurde ein fünfjähriger Waffenstillstand mit dem Habsburger Reich geschlossen, nach welchem Süleyman ein jährlicher Tribut von 50.000 Dukaten gezahlt wurde. Hierauf unternahm er einen zweijährigen Krieg gegen Persien und erneuerte 1551 den Krieg in Ungarn, wo erst 1562 ein Friedensabkommen zustande kam.

Schon über 70 Jahre alt, brach Süleiman 1566 zu einem abermaligen Heereszug gegen Ungarn auf, starb aber während der Belagerung von Szigetvár am 5. September 1566. Auf dem Thron folgte ihm sein Sohn Selim II.

Süleyman I. stand persönlich an der Spitze von 13 großen Feldzügen. Davon führten 10 nach Europa und nur 3 auf asiatisches Territorium, die Seekriege im Mittelmeer nicht mitberechnet.

Innenpolitik und Rechtswesen

Bereits unmittelbar nach Antritt seiner Herrschaft gab Süleyman die durch seinen Vater eingezogenen Güter zurück und startete eine Kampagne zur Bestrafung und Disziplinierung der Staatsdiener. Außerdem betätigte er sich in erheblichem Maße als Gesetzgeber, was ihm auch seinen zweiten Beinamen Kanuni eintrug. Nachdem die grundlegenden Fragen des Straf- wie auch des Verfassungsrechts bereits im Gesetzbuch Mehmeds II. geregelt worden war, befasst sich der Süleymans Namen tragende Codex vor allem mit Finanz-, Steuer- und Bodenrecht, wobei erstmalig auch bestehendes Gewohnheitsrecht kodifiziert wurde. Auch sollten durch ergänzende Bestimmungen Lücken in den Bestimmungen der Scharia ausgefüllt werden.

Bauwesen

Einen Namen gemacht hat sich Süleyman I. ferner als Bauherr. Insbesondere ließ er 1549–1557 die nach ihm benannte Süleymaniye errichten, eine der kunsthistorisch bedeutendsten Moscheen Istanbuls. Des Weiteren entstanden in seiner Herrschaftsperiode u. a. die Prinzenmoschee (1548), die Mihrimah-Moschee (1556) und die Rüstem-Pascha-Moschee (1561). Verantwortlich zeichnete jeweils Süleymans Hofarchitekt Mimar Sinan. Daneben setzte der Sultan ein großangelegtes Kanalbauprojekt ins Werk, das die Wasserversorgung der Hauptstadt gewährleisten sollte.

Historische Bewertung

Süleyman beschließt die Periode der Blüte der osmanischen Herrschaft. Er gilt als der größte Sultan der Osmanen. In der osmanischen Überlieferung gilt er einerseits als Feldherr und Krieger, andererseits aber auch als weiser Gesetzgeber und Staatsmann. In Istanbul ließ er zahlreiche prächtige Bauwerke errichten. Darüber hinaus verfasste Süleyman unter dem Pseudonym „Muhibbi“ („geliebter Freund“) auch selbst Gedichte in persischer und osmanischer Sprache.

Heutzutage bezeichnet die Geschichtsschreibung über das Osmanische Reich ihn mit der Ordinalzahl „I.“; insbesondere in der europäischen Literatur findet man aber auch einen Sohn Bayezids I. mit dieser Bezeichnung, da dieser von den europäischen Vasallen des Reichs in der Zeit des Osmanischen Interregnums als Sultan anerkannt wurde.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Esin Atıl: Süleymanname. Washington 1986, S. 20

Weblinks



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