Supraventrikuläre Extrasystole

Supraventrikuläre Extrasystole
Klassifikation nach ICD-10
I49.1 Vorhofextrasystolie
I49.2 AV-junktionale Extrasystolie
I49.3 Ventrikuläre Extrasystolie
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Eine Extrasystole ist ein Herzschlag, der außerhalb des normalen Herzrhythmus auftritt. Dabei kann der Herzrhythmus unbeeinflusst bleiben oder verschoben werden. Extrasystolen entstehen nicht im normalen Schrittmacherzentrum (Sinusknoten), sondern in ektopen Erregungszentren (ektoper Fokus). Der Betroffene spürt sie oft als Herzstolpern. Extrasystolen kommen v. a. bei Jugendlichen häufiger vor, sind jedoch meist unbedeutend und harmlos. Gelegentlich können sie aber auch auf eine bedeutsame Herzerkrankung hinweisen. Kammerflimmern beginnt typischerweise mit einer Extrasystole in der relativen Refraktärzeit.

Je nach dem Ort der Entstehung im Herzen unterscheidet man ventrikuläre Extrasystolen (VES, Entstehung in einer der Herzkammern) und supraventrikulären Extrasystolen (SVES, Entstehung meist in einem der Herzvorhöfe)

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Extrasystolen kommen oft beim Gesunden ohne Krankheitswert vor, auslösende Faktoren können dabei Erregung, Übermüdung, eine vermehrte Aktivität des vegetativen Nervensystems oder Drogen wie Alkohol, Nikotin oder Coffein sein. Es kommen jedoch auch organische Erkrankungen des Herzens als Auslöser in Frage, vor allem koronare Herzkrankheit, aber auch Kardiomyopathien oder eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis). Weiterhin können Ursachen außerhalb des Herzens zu Extrasystolen führen. Dazu zählen ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen (Hyperthyreose), verschiedene Medikamente, Elektrolytstörungen oder das Roemheld-Syndrom.

Formen

Supraventrikuläre Extrasystole

SVES (zweite und sechste Herzaktion auf dem Streifen)

Supraventrikuläre Extrasystolen entstehen oberhalb der Bifurkation des His-Bündels, meistens im Vorhof (Atrium). Man unterteilt sie in atriale SVES (ektopes Zentrum im Vorhofmyokard) und nodale SVES (ektopes Zentrum am AV-Knoten, auch AV-junktionale SVES). Bei atrialen SVES wird der Sinusknoten mitentladen. Dadurch verschiebt sich sein Rhythmus genau um die Erregungsleitungszeit vom ektopen Fokus zum Sinusknoten (nichtkompensatorische Pause). Bei der nodalen Extrasystole wird der Vorhof rückläufig entladen. Beide können die Herzkammen aus ihrem Rhythmus bringen (supraventrikuläre Arrhythmie). SVES beim Gesunden bedürfen keiner Therapie, beim Vorliegen einer Herzerkrankung wird vorrangig diese behandelt.

Ventrikuläre Extrasystole

Ventrikuläre Extrasystolen (mit Pfeilen markiert) im EKG
Ventrikulärer Bigeminus
Mehrere aufeinander folgende polymorphe Extrasystolen (Salve), gefolgt von einer Sinustachykardie

Bei einer ventrikulären Extrasystole breitet sich die Erregung von einem ventrikulären ektopen (außerhalb der normalen Schrittmacherstrukturen gelegenen) Fokus über die Herzkammern aus. Dabei bleibt entweder der Herzrhythmus unbeeinflusst, da die nächste Sinuserregung nach der extrasystolischen Refraktärzeit der Ventrikel eintrifft (v. a. bei niedrigen Herzfrequenzen und früher Extrasystole), oder es kommt zu einer kompensatorischen Pause. Man unterscheidet rechtsventrikuläre von linksventrikulären Extrasystolen.

Mehrere Extrasystolen aus einem Erregungszentrum (monotop) erscheinen im EKG gleichartig (monomorph). Polytope Extrasystolen entstehen hingegen in verschiedenen Erregungszentren und unterscheiden sich deshalb auch im EKG (polymorph). Paarweise auftretende Extrasystolen werden als Couplets, drei oder mehr direkt aufeinander folgende Extrasystolen als Salven bezeichnet. Folgt auf jede normale Erregung des Herzens eine VES, spricht man vom Bigeminus (vgl. Bigeminie).

Die Einteilung der VES richtet sich nach der Lown-Klassifikation. Wie bei der SVES ist auch die VES beim Gesunden nicht behandlungswürdig. Beim Vorliegen von auslösenden Erkrankungen werden vorrangig diese behandelt. Bei komplexen Rhythmusstörungen bei einer kardialen Grunderkrankung kann eine Behandlung mit Antiarrhythmika notwendig sein.



Siehe auch

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