Susan Wiley

Susan Wiley

Genie, (* 18. April 1957 in Los Angeles County) lebt heute in Los Angeles in Heimunterbringung und ist ein sogenanntes Wolfskind, dessen Lebensgeschichte unter dem Titel Mockingbird Don't Sing verfilmt wurde und gleichfalls Stoff für zwei Bücher lieferte.

Genie wurde am 4. November 1970 in Los Angeles entdeckt, als ihre Mutter, eine nahezu blinde Frau, auf einem Sozialamt Unterstützung beantragte. Bei sich hatte sie ihre Tochter. Es war ein blasses, nervöses, ausgemergeltes und ängstliches Kind mit schütterem Haar und dunkel verfärbten Zähnen, das nur unsicher stand, vornübergebeugt ging wie eine alte Frau, einen Fäulnisgeruch ausströmte und kein Wort sprach. Die Sozialarbeiterin stutzte und rief ihre Vorgesetzte, welche die Polizei alarmierte. Das Kind wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo man bald feststellte, dass es nicht sprechen, gerade laufen und sitzen konnte, sowie nicht auf ihre Umwelt reagierte. Ihre Mutter wurde verhaftet, ihr Vater nahm sich aus Angst vor der Festnahme das Leben.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Nach einer Einweisung in eine Psychiatrie wurden von einem Team von Psychologen verschiedene Versuche durchgeführt, welche die typischen Verhaltensweisen von Wolfskindern an Genie aufzeigten: Sie konnte nicht sprechen, reagierte auf Reize ihrer Umwelt mit Desinteresse, konnte nur mühsam sitzen oder laufen und war unempfindlich gegenüber Hitze und Kälte, was sich als einer der interessantesten Punkte erweisen sollte, da Genie vermutlich bis zu ihrer Entdeckung nur auf einem Stuhl geschnallt lebte und nicht ein einziges Mal den Raum verließ, in dem sie gefangen war. Die bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Fälle von Wolfskindern waren Kinder, die nur im Freien lebten und somit abgehärtet waren gegenüber den oftmals schwierigen Witterungsbedingungen in der Natur.

Genie zeigte auch starke Anzeichen von Hospitalismus auf, was sich in der leicht schlendernden und wankenden Art und Weise ihrer Fortbewegung sowie ihres ständigen Wippens zeigte.

Nach vielen weiteren psychologischen Tests und Versuchen, das Kind zu sozialisieren – welche allesamt scheiterten – verlor die Wissenschaft das Interesse an der mittlerweile jungen Frau, aber auch mangelnde Geldmittel waren der Grund, Genie nicht mehr zu behandeln. Genie wurde in ein Pflegeheim in Los Angeles eingewiesen, in welchem sie bis heute lebt.

Behinderung

Im Fall Genie kam erschwerend hinzu, dass sie eventuell von Geburt an eine geistige Behinderung hatte, dies wurde allerdings bis heute nicht bewiesen. Ihre Mutter war ebenfalls geistig behindert und blind; sie verstarb 2003. Vermutlich kam noch erschwerend hinzu, dass Genie aus einer inzestuösen Beziehung zwischen ihren Eltern hervorging, der genaue Verwandtschaftsgrad ihrer Eltern ist allerdings bis heute nicht bekannt.

Familie

Genie hat zwei Geschwister, die unter ungeklärten Umständen noch als Säuglinge verstarben. Ein weiterer Bruder, John, war ebenfalls unmenschlicher Behandlung durch die Eltern ausgesetzt. Anders als Genie wurde er jedoch durch die Wissenschaft kaum beachtet.[1]

Verfilmung und Widmungen

Genies Lebensgeschichte wurde im Jahr 2001 durch den Regisseur Harry Bromley Davenport unter dem Titel Mockingbird Don't Sing verfilmt. Des Weiteren wird Ihre Geschichte in Secret of the Wild Child und in Genie: A Deprived Child dokumentiert. All diese Filme sind nur in englischer Sprache erhältlich.[2]

Literatur und Weblinks

  • Susan Curtiss (Hrsg.): Genie. Psycholinguistic Study of a Modern-day "Wild Child". Academic Press Inc., London 1977, ISBN 0-12-196350-0
  • Russ Rymer: Genie. A Scientific Tragedy. HarperPerennial, London 1994, ISBN 0-06-092465-9)
  • Russ Rymer: Genie. An Abused Child's Flight from Silence. 1993, ISBN 9780060169107
  • Russ Rymer: Genie. Escape from a Silent Childhood. 1994, ISBN 9780140174892
  • Artikel über "wilde Kinder" (unter anderem Genie) aus Dieter E. Zimmer. 1989. Experimente des Lebens. Zürich: Haffmans Verlag, S.21-47

Einzelnachweise

  1. Susan Donaldson James. 19. Mai 2008. Raised by a Tyrant, Suffering a Sibling's Abuse. [1]
  2. Spottdrossel singt nicht

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Susan Wise Bauer — (born 1968) is an American author, English instructor of writing and American literature at The College of William and Mary, and founder of Peace Hill Press.She holds a Master of Divinity from Westminster Theological Seminary in Philadelphia, PA …   Wikipedia

  • Susan Fiske — Susan Tufts Fiske is Eugene Higgins Professor of Psychology at Princeton University s Department of Psychology. She is a social psychologist known for her work on social cognition, stereotypes, and prejudice. She has authored over 175… …   Wikipedia

  • Susan Sprecher — Susan K. Sprecher (* 1955) ist eine US amerikanische Psychologie Professorin an der Illinois State University. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsschwerpunkte 3 Schriften 4 Webseiten …   Deutsch Wikipedia

  • William T. Wiley — Infobox Artist bgcolour = name = William T. Wiley imagesize = caption = birthname = birthdate = Birth date and age|1937|21|10|mf=y location = Bedford, Indiana deathdate = deathplace = nationality = American field = drawing, painting, sculpture,… …   Wikipedia

  • Ralph Wiley — (April 12, 1952 – June 13, 2004) was a sports journalist who wrote for various publications such as Sports Illustrated and espn.com s Page 2 [http://sports.espn.go.com/espn/page2/index] section. Born in Memphis, Tennessee, Wiley attended… …   Wikipedia

  • John D. Wiley — (born March 23, 1942 in Evansville, Indiana)is a faculty member and former chancellor of the University of Wisconsin Madison. On December 7, 2007, he announced that he will step down from as chancellor and return to the faculty as of September 1 …   Wikipedia

  • H. Wiley Hitchcock — Hugh Wiley Hitchcock (* 28. September 1923 in Detroit; † 5. Dezember 2007 in New York) war ein US amerikanischer Musikwissenschaftler. Er erstellte das Hitchcock Verzeichnis der Werke von Marc Antoine Charpentier. Hitchcock erhielt den Bachelor… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugh Wiley Hitchcock — (* 28. September 1923 in Detroit; † 5. Dezember 2007 in New York) war ein US amerikanischer Musikwissenschaftler. Er erstellte das Hitchcock Verzeichnis der Werke von Marc Antoine Charpentier. Hitchcock erhielt den Bachelor am Dartmouth College… …   Deutsch Wikipedia

  • Cicely Tyson — Tyson at The Heart Truth s Fashion Show in 2009 Born December 19, 1933 (1933 12 19) (age 77) New York City …   Wikipedia

  • Free State of Galveston — This article is about a historical period. For the wider history of Galveston, see History of Galveston, Texas. For the city of Galveston, see Galveston, Texas. Free State of Galveston …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”