Sylvia Likens

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Der Mordfall Sylvia Likens erregte im Herbst 1965 über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus Aufsehen. In einem Keller in Indianapolis wurde sie von ihrer Ziehmutter Gertrude Baniszewski, zwei ihrer Kinder und zwei Nachbarsjungen über Wochen gefoltert und schließlich ermordet.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Gertrude Baniszewski

Gertrude Baniszewski (1929–1990) stammte aus einer Großfamilie (sie hatte fünf Geschwister) und musste als Elfjährige das Ableben ihres Vaters verkraften, der an einem Herzinfarkt starb.

Gertrude brach 16-jährig die Schule ab, heiratete einen gerade einmal zwei Jahre älteren Polizisten John Baniszewski und hatte mit ihm insgesamt sechs Kinder. Als das Paar vier Kinder hatte, ließ es sich scheiden. Gertrude Baniszewski heiratete Edward Guthrie, kehrte nach der Scheidung von ihm zu ihrem ersten Ehemann zurück, von dem sie zwei weitere Kinder bekam. Sie war 34 als die Ehe endgültig in die Brüche ging. Danach hatte sie einen Geliebten, der sie jedoch missbrauchte und sitzenließ, als sie von ihm ein weiteres Kind bekam.

Zu dieser Familie kamen 1965 Sylvia und Jenny Likens.

Sylvia Likens

Sylvia Marie Likens wurde am 3. Januar 1949 geboren. Sie wuchs als eines von fünf Kindern eines Schausteller-Ehepaares auf, so dass die Familie ständig umzog; ihre zwei älteren und zwei jüngeren Geschwister waren jeweils Zwillingspärchen. In Indianapolis freundete Sylvia sich mit einem Mädchen namens Paula Baniszewski an, und als Sylvias Mutter wegen Ladendiebstahls verhaftet wurde, übergab ihr Vater die damals 16-Jährige und ihre ein Jahr jüngere Schwester Jenny, die an Kinderlähmung litt, in die Obhut von Paulas Mutter Gertrude. Er zahlte ihr zwanzig Dollar in der Woche dafür, sich um die beiden zu kümmern, wobei er Baniszewski anhielt, Strenge walten zu lassen, da die inhaftierte Mutter in der Vergangenheit vielfach zu weich gewesen sei.

Tathergang

Anfänge

Die an Asthma und Depressionen leidende, unterernährte Gertrude ließ ihren Zorn häufig an Sylvia und Jenny aus; körperliche Züchtigung war an der Tagesordnung. Schließlich erlaubte Gertrude es sogar ihren Kindern, Sylvia und Jenny zu misshandeln. Sylvia wurde immer brutaler geschlagen, nachdem sie in der Schule einen Gymnastikdress, ohne den sie nicht am Sportunterricht hätte teilnehmen können, gestohlen hatte und Paula Baniszewski fälschlicher Weise behauptet hatte, dass Sylvia sie als eine Prostituierte bezeichnet habe; von nun an waren auch Nachbarskinder an den Folterungen beteiligt. Die zunehmend den Realitätsbezug verlierende Gertrude sah in jeder Frau eine potentielle Schlampe und bezeichnete Sylvia wiederholt als Hure. Sie behauptete sogar, Sylvia sei schwanger, da diese einräumte, bereits einen Freund gehabt zu haben.

Folter

Sylvia wurde mit brennenden Zigaretten gefoltert, musste sich entkleiden und wurde gezwungen, sich vor aller Augen eine Colaflasche in die Vagina einzuführen. Dies führte zu so schweren Verletzungen, dass Sylvia inkontinent wurde und, da sie somit ihr Bett häufig benässte, für den Rest ihres Lebens in den Keller verbannt wurde. Dort wurde sie mit heißem Wasser verbrannt und mit Salz in den Brandwunden gequält. Gertrude ritzte ihr mit einer glühenden Nadel Wörter in die Haut („I'm a prostitute and proud of it!“; deutsch: „Ich bin eine Prostituierte und stolz darauf!“). Ihr Essen wurde auf ein Minimum reduziert, Kleidung wurde ihr verweigert.

Man zwang sie, ihren eigenen Kot zu essen und einen Brief zu verfassen, indem sie beschrieb, wie sie von den Baniszewskis ausgerissen war. Richtig vermutend, dass man ihren Tod plante, wollte Sylvia fliehen, was ihr jedoch nicht gelang.

Tod

Am 24. Oktober 1965 gingen Gertrude und ein Nachbarsjunge mit einem Stuhl beziehungsweise einem Besenstiel auf Sylvia los und schlugen sie bewusstlos. Den schweren Verletzungen erlag Sylvia zwei Tage später. Posthum wurde neben einer Hirnschwellung auch akute Unterernährung diagnostiziert. Während ihrer letzten Tage bekam Sylvia nichts anderes als Kekse zu essen; die Toilettenbenutzung wurde ihr verweigert.

Der fingierte Brief, der ein Ausreißen erklären sollte, war eine Zeit lang ausreichend, um bei der Suche nach Sylvia keine Hausdurchsuchung vorzunehmen. Erst nachdem ihre Schwester Jenny Kontakt zu einem Polizisten aufzunehmen vermochte, wurden konkrete Ermittlungen gegen Gertrude Baniszewski aufgenommen.

Urteil

Obwohl sie auf Unzurechnungsfähigkeit plädierte, wurde Gertrude Baniszewski zu einer lebenslangen Haft verurteilt. Eine spätere Neuaufnahme des Prozesses nach einer Widerrufung bestätigte zwar den Schuldspruch, schränkte das Strafmaß jedoch insofern ein, als es Gertrude Baniszewski bei guter Führung möglich sein sollte, bereits nach 18 Jahren freizukommen. Daraufhin wurde sie eine Vorzeige-Gefangene, die sich in ihrem Gefängnis derartiger Beliebtheit erfreute, dass sie unter Mitgefangenen „Mom“ genannt wurde.

Als sie nach Ablauf der 18 Jahre auf Bewährung frei war, sorgte dies für einen öffentlichen Protest. Sylvias Schwester Jenny hielt mit ihrer Familie eine Fernsehansprache und verschiedene Gruppen organisierten Unterschriftensammlungen gegen Gertrudes Freilassung.

Gertrude Baniszewski kam 1985 dennoch frei, nahm einen neuen Namen an und verbrachte den Rest ihres Lebens in Iowa, wo sie 1990 an Lungenkrebs verstarb.

Verarbeitung in den Medien

Romane

Filme

Quellen


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