Syndesmoseband

Syndesmoseband
Röntgenbild eines rechten Sprunggelenks von der Seite
Legende:
1-Wadenbein
2-Schienbein
3-Talus (Sprungbein)
4-Calcaneus (Fersenbein)
5-Kahnbein (Os naviculare)
6-Mittelfußknochen

Das Sprunggelenk ist das Verbindungsgelenk zwischen dem Unterschenkel und dem Fuß. Man unterscheidet das obere Sprunggelenk (OSG) und das untere Sprunggelenk (USG).

Inhaltsverzeichnis

Oberes Sprunggelenk (OSG)

Im oberen Sprunggelenk (lat. Articulatio talocruralis; auch Knöchelgelenk) sind die unteren (distalen) Enden des Schienbeins (Tibia) und des Wadenbeins (Fibula) sowie das Sprungbein (Talus) die gelenkbildenden Knochen. Im Detail handelt es sich dabei um die durch den Innenknöchel (Malleolus medialis ) des Schienbeins und den Außenknöchel (Malleolus lateralis) des Wadenbeins gebildete Malleolengabel (auch Sprunggelenksgabel) und die Sprungbeinrolle (Trochlea tali).

Die Malleolengabel wird durch Bänder – vorn durch das Ligamentum tibiofibulare anterius und hinten durch das Ligamentum tibiofibulare posterius – zusammengehalten. In einigen Anatomiebüchern wird auch ein Ligamentum tibiofibulare intermedium beschrieben. Diese Bänder bilden somit eine Bandhaft zwischen Schienbein und Wadenbein und werden daher anatomisch als Syndesmosenbänder bezeichnet.

Die Mechanik des oberen Sprunggelenkes entspricht nicht ganz einem Scharniergelenk, weil dessen Achse schräg durch die Sprungbeinrolle und die Sprunggelenksgabel verläuft. Dies ermöglicht – vereinfacht beschrieben – die Senkung (Plantarflexion) und das Heben des Fußes (Dorsalextension). Darüber hinaus ist auch ein geringes Maß an Innen- und Außenrotation sowie eine Ein- (Pronation) und minimale Auswärtsdrehung (Supination) der Sprungbeinrolle möglich. Nach der Neutral-Null-Methode umfasst der Bewegungsumfang (plantar-dorsal) damit einen Bereich von 50 °–0 °–30 °. Die Sprungbeinrolle erreicht allerdings nicht vollständig die Form eines Zylinders, da sie im vorderen Bereich breiter ist als hinten. Die geringfügigen Bewegungen zur Seite (Abduktion und Adduktion), welcher beim gesenkten Fuß größer sind, sind somit bei angehobenem Fuß kaum mehr möglich. Das Sprunggelenk ist eines der am stärksten belasteten Gelenke des Körpers, da es bei jedem Schritt die gesamte Körperlast tragen und auf den Boden umsetzen muss.

Durch diese hohe Belastung und die zylinderförmige Anatomie sowie die unterschiedliche Ausbildung von Bandverbindungen, ergeben sich mannigfaltige Verletzungsmöglichkeiten, die vor allem die Bänder aber auch die Knochen betreffen. Verletzungen des Sprunggelenks sind ausgesprochen häufig. Besonders die „Verstauchungen“ und das „Umknicken“ des Gelenks kommen oft vor.

Im Sprunggelenk entwickeln sich ohne vorausgegangene Verletzung im Vergleich zu anderen Gelenken seltener Abnutzungserscheinungen (Arthrosen). Die meisten Arthrosen des Sprunggelenkes sind somit sekundäre (posttraumatische) Arthrosen, also Spätfolgen schwerer oder unzureichend behandelter Verletzungen wie Sprunggelenkverrenkungsbrüchen oder komplexer Kapsel-Band-Verletzungen. Entwicklungen und Techniken, die am Kniegelenk ausgereift sind, um die Knorpeloberfläche zu verbessern (Transplantation von Knorpelzellen oder von Knorpel-Knochenzylindern) oder durch eine Endoprothese (künstliches Gelenk) zu ersetzen, gelingen mittlerweile auch am Sprunggelenk. Die Behandlungsmöglichkeiten sind noch eingeschränkt, vor allem, weil das Gelenk unregelmäßig sowie sehr eng geformt ist und damit einer mannigfaltigen arthroskopischen Behandlung nicht so gut zugänglich ist wie beispielsweise das Kniegelenk. Grundsätzlich wird in vielen Fällen ein gestuftes Therapieschema angewendet und mit der konservativen Behandlung (einschließlich schuhtechnischer Maßnahmen) begonnen, die in einigen Fällen zu jahrelanger Linderung der Beschwerden führt. Wenn bei einer Arthroseentwicklung diese Möglichkeiten erschöpft sind, gibt es im Wesentlichen zwei operative Therapie-Optionen: Die Versteifung des oberen Sprunggelenkes (Arthrodese des OSG) oder der Einbau eines künstlichen Gelenkes (Sprunggelenks-Endoprothese).

Unteres Sprunggelenk (USG)

Das untere Sprunggelenk (lat. Articulatio talotarsalis) ist Teil des Fußes und wird häufig in das vordere untere (Articulatio talocalcaneonavicularis) und das hintere untere Sprunggelenk (Articulatio subtalaris, Articulatio talocalcanearis) unterteilt.

Der hintere Teil des unteren Sprunggelenks wird von Sprungbein (Talus) und Fersenbein (Calcaneus) gebildet. Hier stehen die Facies articularis talaris posterior (am Calcaneus) und die Facies articularis calcanea posterior (am Talus) in gelenkiger Verbindung. Der vordere Teil des unteren Sprunggelenks wird vom Sprungbein, Fersenbein und Kahnbein (Os naviculare) gebildet. Fersen- und Kahnbein bilden gemeinsam eine Mulde, in der das Sprungbein nur eine Bewegungsachse hat.

Im unteren Sprunggelenk finden die Auswärts- (Supination) und Einwärtskantung (Pronation) statt. Man spricht von einem Zapfengelenk (Articulatio trochoidea).

Beide Sprunggelenke zusammen sind funktionell eine Articulatio cylindrica.

Bänder des Sprunggelenkes

Das Sprunggelenk (lateral) mit allen Bändern im Anatomie-Atlas von Gray

Das Sprunggelenk wird durch eine Reihe von Bändern zusammengehalten. Das Innenband (Ligamentum deltoideum oder Ligamentum collaterale mediale) besteht aus einem Schienbein-Kahnbein-Teil (Pars tibionavicularis), einem Schienbein-Fersenbein-Teil (Pars tibiocalcanea) und einem vorderen und hinteren Schienbein-Rollbein-Teil (Pars tibiotalaris anterior und posterior). Das Außenband (Ligamentum collaterale laterale) wird vom vorderen und hinteren Rollbein-Wadenbein-Band (Ligamentum talofibulare anterius und Ligamentum talofibulare posterius sowie einem Fersenbein-Wadenbein-Band (Ligamentum calcaneofibulare) gebildet. Die Sprunggelenksgabel wird durch das vordere und hintere Schienbein-Wadenbein-Band (Ligamentum tibiofibulare anterius und Ligamentum tibiofibulare posterius) zusammengehalten.

Die Außenbänder sind besonders häufig von Umknickverletzungen betroffen; man spricht in diesem Fall von einer Außenbandruptur. Umknickverletzungen führen oftmals zu Schädigungen des Kapsel-Bandapparates (Bänderzerrung, -dehnung, -zerreißung). Knöcherne Verletzungen treten eher selten auf (Bruch der Außen- und Innenknöchel, Zerreißung des Verbindungsbandes zwischen Schien- und Wadenbein). Die Sprunggelenke sind mit etwa 20 % aller Sportverletzungen sehr häufig betroffen.

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