Syrische Streitkräfte

Syrische Streitkräfte
Streitkräfte Syriens[1]
Truppenstärke
Mindestdienstalter 18 Jahre (2002)
Verfügbarkeit Männer zwischen 15 und 49: 4.356.413 (2005)
Jährlicher Eintritt ins Dienstalter Männer: 225.113 (2005)
Aktives Personal 420.000 (Rang 10)
Ausgaben Militär
Gesamtausgaben 921.000.000 US-Dollar (Rang 59)
Prozent der Staatsausgaben 5.9% (2000)

Die Streitkräfte Syriens sind die Streitkräfte der Arabischen Republik Syrien mit einer Gesamtstärke von 420.000 Soldaten. Sie bestehen aus Heer, Marine und Luftstreitkräften. Oberster Befehlshaber der Streitkräfte ist der Präsident des Landes Baschar al-Assad. Das Militärbudget für das Jahr 2006 beträgt ca. 921 Millionen US-Dollar.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Alle männlichen Syrer im Alter von 18 Jahren müssen einen 24-monatigen Wehrdienst leisten.

Wichtigster Rüstungslieferant Syriens war bis 1989 die Sowjetunion. Bis heute stammen die meisten syrischen Waffensysteme aus der Produktion des ehemaligen Ostblocks. Seit 1989 bestehen erhebliche Engpässe bei der Versorgung mit Ersatzteilen. Auch strategisch und taktisch sind die Streitkräfte auf alte sowjetische Militärdoktrinen ausgerichtet. Seit etwa 2000 sollen sie verstärkt versuchen, moderne Vorgehensweisen zu adaptieren, in erster Linie von der israelischen Armee.

Heer

Ein syrischer Soldat mit einem AK-47-Sturmgewehr während einer Schießübung. Der Soldat trägt eine sowjetische ShMS-ABC-Maske

Das syrische Heer ist die größte Teilstreitkraft. Es hat eine Stärke von ca. 350.000 Mann und ist gegliedert in:

  • 3 Armeekorps (I., II. und III. Korps)
    • mit 7 gepanzerten Divisionen (offenbar 1., 3., 5., 6., 8., 9. und 11. Division)[2])
  • 1 Division der Republikanischen Garde (ein Artillerieregiment, eine mechanisierte Brigade und drei gepanzerte Brigaden)
  • 7 Luftlandebrigaden
  • 2 Panzerbrigaden
  • 4 mechanisierten Infanteriebrigaden
  • 10 Spezialeinheitenbataillone
  • 2 Artilleriebrigaden
  • 2 unabhängige Panzerabwehrbrigaden
  • 3 Artillerie-Raketen-Brigaden (mit jeweils 3 Bataillonen), davon ist jeweils eine Brigade mit FROG-7, SS-21 Scarab und Scud-B/-C ausgerüstet.
  • 2 an der Küste stationierte Raketenverteidigungsbrigaden, davon ist eine SS-C-1B Sepal und die andere mit P-15 Termit ausgestattet, SS-C-3 Styx können den beiden Brigaden alternativ zugeordnet werden.
  • 1 Brigade der Küstenwache

Die wichtigsten Waffensysteme sind rund 4.700 Kampfpanzer, die modernsten darunter sind 1.400 des Typs T-72. Außerdem gehören noch rund 2.000 veraltete T-55 und 1000 T-62 zum Arsenal. Viele Panzer sind nicht mehr fahrfähig, sondern fest in Kampfstellungen eingebaut. Die 3.800 Schützenpanzer gehören größtenteils zum veralteten Modell BMP 1, allerdings sind 200 bis 350 modernere BMP 2 und BMP 3 vorhanden. Die Artillerie verfügt über rund 2.600 Geschütze, darunter jeweils 600 der sowjetischen Typen D-30 und M-46. Dazu kommen rund 450 Selbstfahrgeschütze, mehrheitlich vom Typ 2S1 mit Kaliber 122 Millimeter.

Die Flugabwehr-Truppe innerhalb der Armee ist mit 60.000 Mann ungewöhnlich groß und verfügt neben rund 4.000 Geschützen über die vergleichsweise fortschrittlichen Raketen SA-5 Gammon, SA-6 Gainful, SA-7 Grail, SA-15 Gauntlet (mit 4.000 Raketen das zahlenstärkste System) und SA-8 Gecko, die teilweise in stationären Raketenbasen nahe Damaskus und Aleppo stationiert sind. Das Land plant die modernen russischen Pantsir-S1, sowie S-300 Systeme in Dienst zu stellen.[3]

Die 18.00 Mann umfassende Grenzschutztruppe gehört ebenso dem Heer an wie rund 8.000 paramilitärische Gendarmen. Darüber hinaus gibt es eine Heeres-Brigade, die speziell für die Küstenverteidigung ausgebildet und ausgerüstet ist sowie eine Raketenbrigade, die über Flugkörper der Typen FROG, Scud der Baureihen B und C sowie als effektivste Waffe über SS-21 verfügt. Die Reserve des Heeres umfasst eine gepanzerte Division, vier gepanzerte Brigaden, zwei Panzerregimenter, 21 Infanterie- und drei Artillerieregimenter.

Luftwaffe

Die syrische Luftwaffe besteht regulär aus rund 60.000 Mann. Sie sind in zehn oder elf Angriffs- und sechzehn Abfangstaffeln sowie zwei Transport- und eine Ausbildungssstaffel organisiert. Das Flugzeugarsenal von gut 600 Maschinen, die allerdings nicht alle einsatzbereit sein dürften, besteht vor allem aus MiG-21 (rund 100) und MiG-23 (rund 160) sowie Su-22 (rund 50). Der Bestand moderner Kampfflugzeuge ist deutlich kleiner: ein Dutzend Su-27, 20 Su-24, jeweils gut 20 MiG-25 und MiG-29. Die Hubschrauber-Flotte umfasst knapp 150 Mil Mi-8 und die modernisierte Variante Mi-17.

Neben den auch militärisch genutzten sechs zivilen Flughäfen, verfügt die Luftwaffe noch über weitere 17 Flugplätze, die sich fast alle auf den westlichen Teil des Landes konzentrieren[4].

Marine

Die syrische Marine ist stark unterproportioniert. Sie umfasst 4.500 Mann, 2 Korvetten, 16 Raketenboote sowie einige kleinere Überwasser-Einheiten. Die Marine agiert nicht als eigene Teilstreitkraft, sondern ist in die Befehlsstrukturen des Heeres integriert.

Massenvernichtungswaffen

Das syrische Raketenarsenal umfasste nach US-Angaben mit Stand 2000 über 250 bis 350 Scud-B und eine ähnlich hohe Anzahl SS-21. Diese Raketen sind vornehmlich mit mobilen Abschussrampen ausgestattet. Für die Scud-B- und -C-Systeme werden 26 dieser Rampen geschätzt. Die modernsten Raketen dürften rund 50 Scud-C mit 18 mobilen Abschussrampen sein. Darüber hinaus hat Syrien mit nordkoreanischer und iranischer Hilfe die Scud weiterentwickelt. Dieser mit Scud-D bezeichnete Typ verfügt über eine erhöhte Reichweite von rund 700 Kilometern aber über eine geringere Waffenlast und geringere Zielgenauigkeit als Scud-B und -C.

Die syrischen ABC-Waffen bestehen fast ausschließlich aus chemischen Kampfstoffen, die seit 1973 entwickelt werden. Der 500 bis 1000 Tonnen umfassende Vorrat besteht hauptsächlich aus Sarin und Tabun. VX wird seit 1997 produziert und ist nach Angaben aus dem Jahr 2003 in geringerem Umfang vorhanden, soll aber in Gefechtsköpfen für einige Scud-Raketen einsatzbereit sein. Die syrische Chemiewaffenproduktion bleibt auch auf lange Sicht von der Zulieferung von Technik und Ausgangsstoffen aus dem Ausland abhängig. Vermutlich existieren derzeit vier Anlagen zur Herstellung von chemischen Kampfstoffen, die zur Produktion von mehreren hundert Tonnen pro Jahr in der Lage sind. Syrien hat den Atomwaffensperrvertrag ratifiziert und verfügt derzeit vermutlich weder über ein Atomwaffenprogramm noch über nukleare Waffensysteme. Biologische Waffen sind vermutlich nicht in einem militärisch relevanten Umfang vorhanden.

Syrien wird beschuldigt heimlich an einem Atom Projekt zu arbeiten. Diplomaten erklärten im November 2008, in der Anlage El Kibare entdecktes Uran sei aufbereitet gewesen, was eine Verbindung zu einem geheimen Atomprogramm Syriens nahe lege. Die US-Regierung bezichtigt Syrien einer Atom-Kooperation mit Nordkorea.[5]

Geschichte der Streitkräfte Syriens

Internationale Konflikte

Seit 1967 ist ein Teil der Golanhöhen im Südosten Syriens durch Israel besetzt, aus israelischer Sicht annektiert. Die Waffenstillstandslinie wird seit 1973 von UNDOF überwacht und der Waffenstillstand wird im allgemeinen von beiden Seiten respektiert, von wenigen Zwischenfällen abgesehen. Syrien erkennt den Staat Israel nicht an.

Syrien betrachtet auch die Provinz Hatay in der Südtürkei mit der Stadt Iskenderun (früher Alexandretta) als syrisches Territorium und als unter türkischer Besetzung, aber um dieses Gebiet haben keine Kämpfe stattgefunden.

Von 1976 bis zum 27. April 2005 waren 14.000 Soldaten im Libanon stationiert.[6] Anfänglich waren die Truppen während des libanesischen Bürgerkrieges auf Wunsch der libanesischen Regierung ins Land gekommen, aber im Laufe der Jahre war die Einmischung Syriens in die libanesische Politik stärker geworden. Nach dem Attentat auf den früheren libanesischen Ministerpräsident Rafik al-Hariri kam es im Verlauf der Zedernrevolution zum Abzug der syrischen Truppen. Es wird allerdings weit verbreitet angenommen, dass die syrische Armee libanesische und palästinensische Milizen unterstützt: Hisbollah, Hamas, Volksfront zur Befreiung Palästinas - Generalkommando (PFLP-GC) und Islamischer Dschihad.

Bis in die 1990er-Jahre unterstützte Syrien die kurdische PKK in den türkischen Teilen Kurdistans.

Die Streitkräfte Syriens nach Ende des Kalten Krieges

Der Zusammenbruch der Sowjetunion, die lange Zeit die Hauptquelle für Training, Material und Finanzen für die syrischen Streitkräfte war, hat wahrscheinlich Syriens Bemühungen gebremst, moderne militärische Ausstattungen zu erhalten.

Die syrische Armee ist eine der am meisten bei der Entwicklung nichtkonventioneller Waffen fortgeschrittenen innerhalb der arabischen Welt und unterhält chemische und biologische Waffenlager. Eyal Zisser von der Universität Tel Aviv zufolge hat sich Syrien auf die Entwicklung von Sarin und VX spezialisiert und dafür entsprechende Sprengköpfe entwickelt. Syrien verfügt über ein Arsenal von Boden-Boden-Raketen, die in der Lage sind, den Großteil der bewohnten Gebiete Israels zu erreichen. In den frühen 1990er-Jahren wurden von Nordkorea Scud-C-Raketen mit einer Reichweite von 500 km und Scud-D mit einer Reichweite von bis zu 700 km erworben, die nun von Syrien mit Hilfe von Nord Korea und Iran weiterentwickelt werden, sagt Zisser.[7] [2]

Syrien hat eine wesentliche finanzielle Entschädigung von den Golfstaaten für seine Teilnahme am Golfkrieg erhalten und ein großer Teil davon wurde für Militärausgaben verwendet. Syrien versucht außerdem, Waffen zu entwickeln, die das Kräftverhältnis in einer Auseinandersetzung mit dem langjährigen Feind Israel zu seinen Gunsten zu verbessern.

Siehe auch

Quellen

  1. The World Defence Almanac 2006, Mönch Publishing Group, Bonn 2006
  2. Richard Bennett, http://www.meib.org/articles/0108_s1.htm
  3. http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3436827,00.html
  4. The Airport Guide
  5. http://www.tagesschau.de/ausland/iaeo102.html
  6. CNN: Titel fehlt, Datum fehlt
  7. Eyal Zisser, Globe and Mail, September 28, 2004 "Syria's embrace of WMD" (Link führt nur zu einer Zusammenfassung, die vollständige Fassung ist kostenpflichtig.)

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