- 1. Israelisch-arabischer Krieg
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Palästinakrieg Teil von: Nahostkonflikt
Angriffe 15. Mai–10. Juni 1948Datum November 1947–März 1949 Ort Naher Osten Casus belli Zurückweisung des Existenzrechts Israels durch die arabischen Staaten Ausgang Sieg Israels Friedensschluss Waffenstillstandsabkommen von 1949 Konfliktparteien Israel Ägypten
Syrien
Transjordanien
Libanon
Irak
Army of the Holy War
Arab Liberation ArmyBefehlshaber Yaakov Dori
Yigael YadinGlubb Pasha
Abd al-Qadir al-Husseini
Hasan Salama
Fawzi al-QawuqjiTruppenstärke ursprünglich 29.677 – ab Dezember 1948 108.300 Ägypten: anfangs 10.000, am Ende 20.000
Irak: anfangs 5000, am Ende 15–18.000
Syrien: 2500–5000
Transjordanien: 6000–12.000
Libanon: anfangs 1000, später 2000 (Pollack, 2004; Sadeh, 1997)
Saudische Truppen: 800–1.200
Jemenitische Truppen: unbekannte Anzahl
Arab Liberation Army: 3.500-6.000Verluste 6400 (4000 Soldaten und etwa 2400 Zivilisten) unbekannt (zwischen 5000 und 15.000) Der Palästinakrieg, auch Erster Arabisch-Israelischer Krieg oder Israelischer Unabhängigkeitskrieg genannt, war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den arabischen Staaten Königreich Ägypten, Syrien, Libanon, Transjordanien und Irak sowie palästinensisch-arabischen Milizen auf der einen und Israel auf der anderen Seite.
Er begann ohne formale Kriegserklärung nach der Verabschiedung des UN-Teilungsplans für das Völkerbundsmandat für Palästina am 29. November 1947 mit ersten Kampfhandlungen zwischen jüdischen und arabischen Milizen im Dezember 1947. Nach der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israels am 14. Mai 1948 wurde dieser auch von den regulären Armeeeinheiten einer Allianz arabischer Staaten, die den UN-Teilungsplan für Palästina nicht akzeptierten, am 15. Mai kurz nach 0 Uhr angegriffen. Der Krieg endete mit separaten Waffenstillstandsabkommen der staatlichen Kriegsparteien im Jahre 1949.
Vorgeschichte
Jüdische Immigration
- siehe Hauptartikel : Alija
Als die britische Armee Palästina im Ersten Weltkrieg mit Hilfe arabischer Truppen des Scherifen Hussein im Kampf gegen das Osmanische Reich eroberte, waren rund 90 % der Einwohner Araber. In der Balfour-Deklaration von 1917 versprach die britische Regierung den zionistischen Organisationen die Schaffung einer nationalen Heimstätte des jüdischen Volkes in Palästina. Die arabische Mehrheitsbevölkerung wurde in dem Dokument nicht einmal namentlich erwähnt. Durch die antisemitische Repressions- und spätere Vernichtungspolitik des Nazi-Regimes nahm die Zahl jüdischer Einwanderer sprunghaft zu, insbesondere da viele andere Länder ihnen Asyl verwehrten. 1936 waren rund 30% der Menschen in Palästina jüdische Einwanderer. Zu Beginn des Jahres 1948 standen insgesamt 600.000 Einwanderer rund 1,2 Millionen arabischen Palästinensern gegenüber.[1]
Arabischer Aufstand
- siehe Hauptartikel : Arabischer Aufstand
Zur Vertretung der arabischen Bevölkerung in Palästina schufen die Briten eine neue religiöse Institution. Das Amt des Mufti von Jerusalem, das es bereits unter den Osmanen gegeben hatte, wurde mit enormem Einfluss ausgestattet. Der Mufti von Jerusalem war in osmanischer Zeit nur auf die Stadt beschränkt und unterstand den islamischen Richtern, diese wiederum unterstanden den von Istanbul ernannten Provinzgouverneuren. Die britische Administration wertete das Amt des Muftis zu dem eines Großmuftis von Jerusalem und der palästinensischen Region auf und übertrug ihm den Vorsitz des Obersten Scharia-Rats. Durch die Verwaltung der Einnahmen aus religiösen Stiftungen und auch direkte britische Zahlungen erreichte der Mufti eine politisch beherrschende Stellung in der palästinensischen Gesellschaft. 1921 ernannte der britische Hochkonsul für Palästina Herbert Samuel gegen die Proteste der jüdischen Einwanderer Mohammed Amin al-Husseini zum Großmufti. Dieser marginalisierte alle anderen politischen Bewegungen in der arabischen Bevölkerung mithilfe des Muftiamts und einer von seinem Cousin geleiteten politischen Partei.[2]
Es kam unter dem Mandatszeit der Briten mehrmals zu unorganisierten anti-jüdischen und anti-britischen Ausschreitungen von arabischer Seite. Mitte der Dreißiger Jahre versuchten zahlreiche vom Amt des Mufti verdrängten Organisationen - allen voran die Gesellschaft junger muslimischer Männer und die radikal-nationalistische Unabhängigkeitspartei (arab. Hizb al-Istiqlal) - die Unzufriedenheit der arabischen Bevölkerung mit der jüdischen Einwanderung in einen bewaffneten Aufstand umzumünzen. Eine Führungsfigur dieser Bewegungen, der muslimische Prediger Izz ad-Din al-Qassam wurde 1935 beim Versuch, einen bewaffneten Aufstand in Haifa zu starten, von britischen Soldaten getötet. Sein Tod hatte eine große Propagandawirkung; Qassam wurde in der Bevölkerung als Märtyrer verklärt und stieß somit eine Radikalisierungsspirale in der Bevölkerung an. Im April 1936 traten die Palästinenser in den Generalstreik. 1937 begannen bewaffnete Aufstände gegen die britische Mandatsmacht. Die Briten verloren zeitweise die Kontrolle über Teile Jerusalems, Nablus und Hebrons. Insgesamt dauerte es rund 18 Monate, bis die Revolte von den Briten, unter Einsatz von zehntausenden Soldaten, niedergeschlagen wurde. Dabei wurden 5000 Aufständische getötet, 10.000 verwundet und bis 1939 wurden 5679 inhaftiert. Eine nicht näher bekannte Anzahl wurde ausgewiesen oder floh ins Exil. Insgesamt verlor die palästinensisch-arabische Bevölkerung rund 10 % ihrer erwachsenen männlichen Mitglieder.[3]
Der Aufstand scheiterte und hatte empfindliche Folgen für die Position der arabischen Bevölkerung im Mandatsgebiet. Die palästinensische Wirtschaftskraft nahm wegen des Streiks rapide ab. Ebenso finanzierten sich die Aufständischen, oft unter der Anwendung von Zwang und Gewalt, durch Geldeintreibung von ihren Landsleuten. In vielen Fällen mussten Araber Land sogar an jüdische Einwanderer verkaufen, um die Abgaben an die Aufständischen zu bezahlen. Des Weiteren wurden Teile dieser Gelder offensichtlich veruntreut. Der jüdischen Bevölkerung ermöglichte der Streik die Durchsetzung des Baus eines modernen Hafens in Tel Aviv, somit waren sie fortan unabhängig vom mehrheitlich arabisch kontrollierten Hafen in Jaffa. Außerdem bewaffnete die Mandatsmacht zur Bekämpfung der Rebellen rund 6000 jüdische Einwohner als paramilitärische Hilfspolizei, was den Grundstein für den Aufbau einer jüdischen Armee legte. Politisch endete der Aufstand in einer vollkommenen Sackgasse. Al-Husseini floh im Verlauf des Aufstand nach Beirut, da er sich im Verlauf dieses Aufstand als dessen Führungsfigur aufgeschwungen hatte, und suchte Kontakt mit Vertretern Nazi-Deutschlands. Damit war er von den Geschehnissen in Palästina entfernt, behauptete aber dennoch seine politische Oberhoheit. Unter anderem dadurch, dass er jeden potenziellen politischen Gegner als Verräter brandmarkte, was oft de facto einem Todesurteil gleichkam. Ein britisches Kompromissangebot, das den Aufbau eines arabischen Staates binnen zehn Jahren anstrebte und eine Kontrolle der Einwanderung versprach, wurde von der palästinensischen Führung ausgeschlagen.[4]
Phasen
Bürgerkrieg im Mandatsgebiet
Nach der Proklamation des UN-Teilungsplans für Palästina in der Resolution 181 am 29. November 1947 sah sich die jüdische Gemeinde in Palästina durch Angriffe paramilitärischer arabischer Verbände konfrontiert. Diese speisten sich aus der Armee des Heiligen Krieges (arab. Dschaisch al-Dschihad al-Muqaddas), die innerhalb der palästinensischen Bevölkerung unter der Federführung des Großmuftis al-Husseini von einem seiner Verwandten aufgestellt worden war.[5] Sie umfasste mehrere tausend Mann, wurde aber erst nach Ausbruch der Feindseligkeiten aufgestellt. Aus der Vorkriegszeit verfügte der Mufti auch noch über eine Miliz, die Futuwa. Der Mufti schaffte es, sie mit der konkurrierenden Miliz, der Najada, kurz vor Ausbruch des Krieges zu vereinigen. Beide Organisationen kamen zusammen auf 11.000–12.000 Mitglieder. Rund ein Zehntel davon hatte in den Polizeieinheiten der Mandatsverwaltung gedient und verfügte somit über begrenzte militärische Erfahrung. Den palästinensischen Paramilitärs fehlte dabei eine zentralisierte Führung. Auch formierten sich viele Milizeinheiten erst nach Kriegsausbruch mehr oder weniger spontan in den arabischen Siedlungen. Über den Grad ihrer Bewaffnung ist auch aufgrund des Mangels einer zentralen Erfassung, Registrierung und Führung wenig bekannt. Sie speiste sich vor allem aus dem privaten Waffenbesitz der Palästinenser.[6]
Ab Januar 1948 sickerten auch Einheiten der Arabischen Befreiungsarmee aus Syrien nach Palästina ein. Diese Truppen umfassten rund 4000 Mann und wurden von der Arabischen Liga geführt, bewaffnet und finanziert. Der Großmufti al-Husseini wollte jedoch keine Intervention anderer arabischer Streitkräfte, da er eigene Machtverluste befürchtete. Als Führer der Arabischen Befreiungsarmee hatte die Arabische Liga einen erklärten Gegner des Muftis, den Syrer Fawzi al-Qawuqji, bestimmt. Neben dem Ziel, die Gründung eines jüdischen Staates zu verhindern, diente die Aufstellung der Befreiungsarmee auch der Einschränkung des politischen Einflusses des Großmuftis. Al-Husseini forderte von den arabischen Staaten eine Intervention durch Waffenlieferungen und der Bereitstellung finanzieller Mittel. Diese wurden von der Arabischen Liga aber nur in vernachlässigenswerten Mengen zur Verfügung gestellt.[7]
Die jüdische Gemeinde in Palästina hatte es unter der Ägide der Jewish Agency erreicht, ein schlagkräftigeres Netz von Paramilitärs und Milizen aufzubauen. Ihre Dachorganisation, die Hagana, umfasste drei Unterorganisationen die sich nach ihrem militärischen Bereitschaftsgrad unterschieden. Als Eliteeinheit diente die Palmach. Sie umfasste 2.100 de facto Berufssoldaten und 1000 Reservisten die eine ähnlich intensive Ausbildung erfahren hatten. Das nächste Kontingent stellten die Feldtruppen (hebr. Ḥail Sadeh). Sie umfassten zu jener Zeit 2.000 Aktive, die,von einem Pool aus 10.000 Zivilisten im Alter von 18 bis 25 Jahren unterstützt, in ihrer Freizeit ausgebildet wurden und für den Kriegsfall trainierten. Komplettiert wurde diese Aufstellung durch sogenannte Wachtruppen (hebr. Ḥail Mischmār). Diese umfassten auf ihrem Höhepunkt rund 20.000 Milizionäre, die vor allem zur Verteidigung ihrer Siedlungen und Wohnorte vorgesehen und ausgebildet waren. Sie bestanden aus Männern über 25 Jahren und Frauen. Die Aktivitäten der verschiedenen Verbände der Hagana wurden von einem im Geheimen operierenden Generalstab geleitet. Diesem gehörten rund 400 in Vollzeit angestellte Mitarbeiter an. Neben der Hagana gab es noch zwei weitere paramilitärische Gruppierungen, Irgun und Lechi. Sie waren viel kleiner. Erstere umfasste rund 2.000 bis 4.000 Mitglieder, letztere kam nur auf 500 bis 800.[8]
Aufgrund mangelnder Kooperation und Organisation fiel es der Hagana leicht, den neuerlichen Aufstand der Palästinenser niederzuschlagen. Am 4. April 1948 gelang es den jüdischen Paramilitärs, die Straße von Tel Aviv nach Jerusalem endgültig von palästinensischen Kämpfern der Armee des Heiligen Krieges zu säubern. Drei Tage zuvor hatte ein Nachrichtenoffizier mit Qawuqji ausgehandelt, dass die Arabische Befreiungsarmee den Truppen des Großmuftis nicht zu Hilfe eilen würde. Wenige Tage später wurde ihr Befehlshaber Abd al-Qadir al-Husseini, ein Neffe des Großtmuftis, getötet. Damit verloren die Truppen des Muftis ihren fähigsten und bekanntesten Befehlshaber und lösten sich nach und nach auf. In Folge des Zusammenbruchs der bewaffneten palästinensischen Kräfte konnten jüdische Truppen weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle bringen und die ersten Palästinenser flohen aus ihren Wohnorten.[9]
In dieser Etappe des Krieges, die sich noch ohne die offizielle Intervention einer regulären arabischen Armee abspielte, fiel die Aufrüstung der jüdischen Paramilitärs. Die Hagana als größte dieser Organisationen verfügte 1947 gerade einmal über 10.000 Gewehre, 1900 Maschinenpistolen und insgesamt rund 630 Maschinengewehre. Panzer, gepanzerte Fahrzeuge, Panzerabwehrkanonen, Flakartillerie sowie moderne Kommunikationsausrüstung waren gar nicht vorhanden.[10] Die Luftwaffe bestand aus elf Zivilmaschinen. Die Hagana konnte aufgrund dieser Mängel nur jedes dritte Mitglied bewaffnen. Die anderen paramilitärischen Verbände waren sogar noch schlechter mit Waffen ausgerüstet.[11] Die Führung der jüdischen Gemeinde unter David Ben Gurion war sich wohl bewusst, dass sie damit nicht für einen Krieg gerüstet war. Da die USA und Großbritannien das Waffenembargo an die potenziellen Konfliktparteien einhielten, versorgten sich die jüdischen Paramilitärs mit Zustimmung der Sowjetunion aus Beständen des sich formierenden Ostblocks. Im Dezember 1947 wurde der erste Vertrag abgeschlossen, wonach die Tschechoslowakei 10.000 Gewehre, 4500 schwere Maschinengewehre, sowie 3 Millionen Schuss Munition an Israel liefern sollte.[12]
2. Phase – die erste jüdische Offensive (April bis Mitte Mai 1948)
Die jüdischen Truppen gehen zum Angriff über, schlagen die arabischen Milizen und bemächtigen sich großer Teile des Landes. In dieser Etappe erobern die jüdischen Truppen mit Unterstützung der radikalen Untergrundorganisationen Irgun (nach ihrer Abkürzung auch Etzel genannt) und Lechi Städte mit gemischter Bevölkerung wie Haifa, Tiberias und Safed, sowie die rein arabischen Städte Jaffa, Akkon und Bet Sche'an. Hauptziel ist die Verwirklichung der Vorgaben des Oberkommandos der Hagana: Einnahme der Häfen, um die Nachschublinien über das Meer zu öffnen. In diese Etappe fällt unter anderem die Aufgabe Jerusalems durch die britischen Truppen und das Massaker von Deir Jassin durch Truppen der Irgun und Lechi am 9. April 1948, dem ca. 100 Bewohner, darunter Frauen und Kinder, zum Opfer fallen. Drei weitere wichtige Ereignisse dieser Etappe sind die Gründung der provisorischen israelischen Regierung am 12. April und der Beschluss der Arabischen Liga vom 10. bis 12. April, die Invasion Palästinas zu starten, sobald das britische Mandat endet. Aber auch ein erster Separatfrieden der Hagana mit den Drusen am 16. April gehört dazu. Am 27. April versucht die Hagana, das arabische Viertel von Jaffa einzunehmen. Zwei mit Spitfires ausgerüstete Staffeln der Royal Air Force, die in Palästina stationiert waren, greifen das jüdische Viertel Bat Jam an, um die Hagana-Offensive zu stoppen. Die britische Operation hat jedoch keinen sichtlichen Erfolg. Am 13. Mai erobern Truppen der Arabischen Legion die jüdische Siedlung Kfar Etzion (siehe Gusch Etzion) südlich von Jerusalem und töten alle Bewohner, Soldaten wie Zivilisten. Insgesamt sterben 250 Juden.[13] Am 14. Mai erklärt David Ben Gurion die Unabhängigkeit Israels. Die USA erkennen den neuen Staat noch am selben Tag an. Weitere Waffenlieferungen aus aller Welt treffen ein. So landet die Nora am 5. April große Mengen an Waffen im Hafen von Tel Aviv an. Weitere Waffenlieferungen kommen überwiegend aus Frankreich, der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland, der Tschechoslowakei, der Sowjetunion und anderen europäischen Staaten sowie den USA.
3. Phase – Invasion der arabischen Armeen (Mitte Mai bis 11. Juni 1948)
Am 15. Mai kurz nach Mitternacht eröffnen die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens die Kampfhandlungen gegen den am 14. Mai ausgerufenen Staat Israel. Die Arabische Legion Transjordaniens, unterstützt von den Expeditionstruppen des Irak stößt auf Jerusalem vor, während die ägyptische Armee am 23. Mai Ramat-Rachel erreicht. Libanesische Truppen stoßen von Norden her nach Galiläa vor, können aber kaum Wirkung entfalten. Syrische Truppen greifen an der Nahtstelle zwischen den libanesischen und jordanischen Verbänden an. Wichtigste Ereignisse dieser Etappe sind die Anerkennung Israels durch die Sowjetunion am 17. Mai, die Eroberung ganz West-Galiläas durch die Hagana, sowie die Bombardierung Tel Avivs durch die ägyptische Luftwaffe. Weitere bedeutsame Ereignisse sind die Ernennung des schwedischen Grafen Folke Bernadotte zum UN-Vermittler am 21. Mai und der Tagesbefehl vom 31. Mai, der die Gründung der israelischen Streitkräfte zum Inhalt hat, die Eingliederung der Verbände der Irgun in die Organisation der israelischen Armee am 1. Juni, der Bau der Burma Road nach Jerusalem und der Waffenstillstand vom 11. Juni 1948, der von beiden Kriegsparteien befolgt wird.
4. Phase – die großen israelischen Offensiven (9. Juli 1948 bis 7. Januar 1949)
Nach einer etwa vierwöchigen Feuerpause werden die Kampfhandlungen zum 9. Juli wieder aufgenommen. Nun ergreift die israelische Armee die alleinige Initiative. Die israelische Armee erobert wichtige arabische Städte wie Ramla, Lod, Nazareth und das gesamte Untergaliläa. Die wichtigsten Ereignisse sind die Schaffung einer israelischen Währung am 17. Juli, der zweite Waffenstillstand am 19. Juli, die offizielle Vereidigung der israelischen Soldaten am 27. Juli, die Ermordung Bernadottes durch ein Terrorkommando der Lechi am 17. September, die Operation Joav, durch die die Ägypter am 15. September aus dem Negev gedrängt werden, die 60 Stunden von Galiläa vom 29. bis 31. Oktober, während denen die israelische Armee ganz Galiläa unter ihre Kontrolle bringt und bis in den Libanon vordringt, sowie das Unternehmen Lot am 24. und 25. November, in dessen Rahmen der westliche Negev und der Norden der Arava durch israelische Truppen erobert wird. In der Zeit vom 25. bis 29. Dezember besetzen israelische Truppen den Sinai bis hinter Al-Arisch und den gesamten Negev mit Ausnahme des Gazastreifens. Am 6. Januar teilt UN-Vermittler Bunche mit, dass Ägypten zu Verhandlungen bereit sei. Am 7. Januar beenden die Israelis auf Druck der USA und Großbritanniens das Unternehmen Chorev und ziehen sich aus dem Sinai zurück.
5. Phase – Unterzeichnung der Waffenstillstandsabkommen (Januar bis Juli 1949)
Die Kämpfe werden eingestellt; Israel unterzeichnet eine Vereinbarung mit Ägypten, dem Libanon, Transjordanien und Syrien. Der Irak weigert sich, das Abkommen zu unterzeichnen.
Arabische Expeditionsstreitkräfte (König Abdallah von Transjordanien)
Arab Liberation Army (Fawzi Al Qawukji)
Keine verlässlichen Angaben zu Bewaffnung und Aufstellung der Verbände.
Arabische Legion (General John Bagot Glubb, genannt Glubb Pascha)
Die Arabische Legion war die bestausgerüstete und trainierte Armee Arabiens. Sie stellte einen ernstzunehmenden Gegner dar. Ihre Gesamtstärke betrug etwa 6000 Mann, davon 4500 Kampftruppen und 45 britische Offiziere. Aufgestellt in vier Regimentern, zwei leichten und zwei schweren zu je 1500 Mann. In jedem der vier Regimenter gab es 12 gepanzerte Fahrzeuge, drei Schützenwagen-Schwadronen und eine Kommandoeinheit. Zur Bewaffnung gehörten Panzerabwehrkanonen (6-Pfünder), Feldartillerie (25-Pfünder), sowie Mörser im Kaliber 7,5 cm.
Das Offizierskorps war britisch, ebenso die Finanzierung und der Nachschub.
Bemerkenswert ist, dass es während des gesamten Krieges zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen zwischen israelischen und transjordanischen Verbänden gekommen ist. Hier gibt es Belege für ein Abkommen zwischen König Abdallah und Golda Meir, in welchem Abdallah große Teile des den Arabern von der UN zugesprochenen Gebietes zugesichert wurde, wenn er sich an keinen Kampfhandlungen gegen israelische Truppen beteiligen würde. Dies wurde auch so von der transjordanischen Regierung an Großbritannien mitgeteilt, welches die Arabische Legion Transjordaniens massiv finanziell und personell unterstützte. So war faktisch das gesamte Offizierskorps der Arabischen Legion britisch. Bezeichnend ist hier die Drohung Großbritanniens, seine Offiziere abzuziehen, falls sich die Legion in Kämpfe verwickeln lassen würde. Es gab zumindest zwei solcher Einflussnahmen. Eine ereignete sich am 13. Mai. An diesem Tag wurde eine Einheit der Hagana, welche zum Schutz der Siedlung Kfar Etzion, die im arabischen Teil Palästinas lag, von einem palästinensischen Milizverband angegriffen und erlitt schwere Verluste. Ein Truppenteil der Arabischen Legion, welcher gerade von der ägyptischen Grenze abgezogen worden war und sich auf dem Marsch in Richtung Jerusalem befand, griff in die Kämpfe ein und nahm die israelischen Soldaten gefangen. Damit wurde die völlige Vernichtung der Hagana-Abteilung verhindert und es kam nicht zum befürchteten Massaker. Alle Gefangenen wurden wenige Tage später wieder in die Obhut der israelischen Armee übergeben. Die „Spielregeln“ zwischen Abdallah und der Jewish Agency wurden wie vereinbart eingehalten.
Ägyptische Streitkräfte (K.A.)
Gesamtstärke etwa 40.000 Mann, davon 15.000 in Garnison auf dem Sinai (Al-Arisch)
Von Bedeutung war eigentlich nur eine etwa 4500 Mann starke Armeeabteilung (vier Brigaden), die in Palästina eingesetzt war. Sie war mit Panzern verstärkt und verfügte zusätzlich über Luftunterstützung. Insgesamt konnte Ägypten nicht mehr als 10.000 Soldaten für den Krieg bereitstellen.
Die ägyptische Armee galt als eine der am schlechtesten ausgerüsteten Armeen Arabiens. So waren Munitionsvorräte nur für wenige Tage vorhanden, Wassertankwagen zur Durchquerung der Wüste nur in geringen Mengen und selbst Landkarten waren nicht für das Offizierskorps verfügbar. Zusätzlich erschwerend kam für die Ägyptische Regierung hinzu, dass zum Zeitpunkt des Krieges gerade schwere Unruhen im eigenen Land herrschten. Nationalistische Kräfte drängten darauf, dass Großbritannien die Kanalzone räumen sollte. Ein zweiter nicht zu vernachlässigender Punkt in der ägyptischen Rechnung war, dass es den Briten leicht gefallen wäre die Nachschub- und Nachrichtenwege der Streitkräfte abzuschneiden. Die ägyptische Armee hatte, so schrieb es ein UN-Diplomat, nichts was man für einen Krieg in Palästina benötigen würde.
Die Finanzierung der Streitkräfte wurde erst am 11. Mai durch einen Kriegsetat gesichert.
Irakische Streitkräfte (Safwat, bis 13. Mai Oberster Truppenführer der Expeditionsstreitkräfte)
Der Irak steuerte zum Krieg in Palästina eine Panzergrenadierbrigade, nach britischem Muster, mit einer Personalstärke von 3000 Mann bei. Diese Brigade hatte einen relativ hohen Kampfwert und fand hinter der Arabischen Legion Aufstellung.
Syrische Streitkräfte (K.A.)
Syrien steuerte zum Krieg in Palästina eine gemischte Brigade in Stärke von etwa 4.000 Mann bei. Diese Brigade war mit Panzern und Artillerie verstärkt und bestand in ihrem Kern aus einer Infanteriebrigade.
Zusätzlich stellte Syrien einen Etat von 6 Mio. $ für die Rekrutierung von weiteren 5000 Mann zur Verfügung.
Libanesische Streitkräfte (K.A.)
Keine zuverlässigen Angaben verfügbar.
Israelische Streitkräfte (Jaakow Dori, Jigael Jadin)
Es ist schwer, zum Aufbau der Israelischen Streitkräfte und vor allem zur Geschwindigkeit und Qualität der Ausbildung eine kurze aber dennoch erschöpfende Auskunft zu geben. Vor allem da die Überschneidungen der regulären Streitkräfte mit den irregulären Verbänden teilweise nahtlos sind.
Legt man die oben genannten Zahlen zugrunde, so ist aber schon hier ein merkliches Übergewicht der israelischen Verbände zu bemerken. Noch drastischer wurde der Unterschied nach dem 20. Mai 1948. Ab diesem Tag begannen Waffen und Personalverstärkungen aus Europa einzutreffen.
So übernahmen die Tschechen die Ausbildung einer ganzen Brigade aus jüdischen und anderen Freiwilligen. Panzer, Fahrzeuge, Funkgeräte und Feldartillerie wurden überwiegend in Frankreich eingekauft. Teile der Ausrüstung und Bewaffnung wurden aber bereits in Israel selbst gefertigt, so zum Beispiel Panzerfäuste.
Die Grundlage der israelischen Luftwaffe wurde am 10. November 1947 gelegt, als die Organisation Hagana ihre Fliegerabteilung Shin Aleph gründete.[14] Am 14. Mai 1948 verfügte die Shin Aleph bereits über 675 Mann und 54 Flugzeuge. Darunter befanden sich zehn Flugzeuge, die größere Waffenlasten tragen konnten.
Zwischen März und Juli 1948 trafen in Israel 12.939 kriegstaugliche Männer ein; 7467 aus Marseille, 2646 aus Italien, 2826 aus diversen Balkanländern. Der in Warschau ansässige Rekrutierungsausschuss rekrutierte bis November 1948 mehr als 2000 Mann, von denen etwa 600 noch Mitte November in Israel eintrafen. Weitere zwei Wochen später trafen weitere 550 Rekruten aus Polen via Frankreich ein. Aus den Ländern des englischen Sprachraums meldeten sich etwa 800 Freiwillige zur israelischen Armee, viele als Piloten. Aus Westeuropa, Nordamerika, Lateinamerika und Skandinavien meldeten sich insgesamt 2400 Freiwillige zum Dienst in der Armee.
Mitte Juli zählten die israelischen Streitkräfte bereits 41.000 Mann und der Leiter des Personalwesens, Mosche Tsadok forderte die Mobilmachung von weiteren 26.000 Rekruten. Am 19. September meldete Mosche Tsadok: „…eine Sollstärke von 90.000 Mann wäre für die israelischen Streitkräfte unzureichend, es wären 112.000 Mann anzustreben“. Im Dezember wurde ein Personalstand von 96.441 Mann erreicht. Im Folgenden ein Abriss zur Geschichte der jüdischen Verbände.
Verluste im Krieg von 1948
Auf Seiten der Israelis starben etwa 4000 Soldaten und 2000 bis 2500 Zivilisten in den Kämpfen. Für die arabische Seite gibt es keine zuverlässigen Zahlen, da keine der beteiligten arabischen Armeen offizielle Verlustlisten herausgegeben hat, im allgemeinen werden in den Quellen Schätzungen von 5000 bis 15.000 angegeben.
Resümee
Kriegsentscheidend waren neben dem merklichen personellen und technischen Übergewicht der israelischen Streitkräfte vor allem aber die bessere Ausbildung und die massive Unterstützung der israelischen Truppen mit Militärhilfe aus dem Ausland. Hinzu kamen organisatorische Mängel der arabischen Truppen, die nur dem Namen nach über ein einheitliches Oberkommando verfügten und die schlechte Kampfmoral der einfachen Soldaten auf arabischer Seite. Die meisten arabischen Soldaten kannten nur den Polizeidienst im eigenen Land, während die israelischen Soldaten zum größten Teil über Erfahrungen als aktive Soldaten in der britischen oder der US-Armee aus dem Zweiten Weltkrieg verfügten oder als Partisanen gegen Deutschland gekämpft hatten. Kern dieser israelischen Truppen waren die Jewish Brigade, die unter britischem Kommando in Italien gekämpft hatte, die Palestine Parachuters, das Regiment The Buffs und andere Verbände auch osteuropäischer Staaten. Insgesamt verfügten 26.000 jüdische Männer und 4000 Frauen über Erfahrungen aus der britischen Armee bzw. dem Frauenkorps.
Nach dem Ende der Kampfhandlungen im Januar 1949 hatte Israel nicht nur das nach dem UN-Teilungsplan vorgesehene Gebiet gehalten, sondern Geländegewinne erzielt, vor allem im nördlichen Negev und rund um Akkon in Galiläa. Mit den meisten arabischen Staaten wurden Waffenstillstandsabkommen geschlossen (siehe auch: Waffenstillstandsabkommen von 1949). Ein Staat „Palästina” wurde allerdings auf den verbleibenden Flächen im Westjordanland und dem Gazastreifen nicht gegründet. Die Gebiete wurden durch Jordanien bzw. Ägypten besetzt: Das vormalige Transjordanien besetzte und annektierte das Westjordanland und nannte sich nun Jordanien. Diese Annexion wurde aber nie international anerkannt. Der Gazastreifen kam unter ägyptische Besatzung, wurde aber – anders als das Westjordanland – nicht annektiert.
In der arabischen Welt werden der erste arabisch-israelische Krieg und seine Folgen heute als nakba („Katastrophe”) bezeichnet. Ungefähr 720.000 Araber flohen oder wurden durch israelische Verbände vertrieben, während in der gleichen Zeit etwa 200.000 jüdische Einwanderer nach Israel hineinströmten.
Die mangelnde Integration der Flüchtlinge in den arabischen Staaten - nur in Jordanien haben sie die unbeschränkte Staatsbürgerschaft - liefert noch heute Konfliktpotential. In Folge des Krieges kam es im Jemen, Ägypten, Marokko, Libanon, Syrien und im Irak zu antijüdischen Pogromen und Vertreibungen. Ungefähr 600.000 Juden flohen daraufhin nach Israel.
Weitere Kriege in Palästina bzw. Israel
Weitere arabisch-israelische Kriege waren die Sueskrise (1956), der Sechstagekrieg (1967) und der Jom-Kippur-Krieg (1973). Auch der Abnutzungskrieg (1968–1970) sowie die israelischen Eingriffe im libanesischen Bürgerkrieg (1975–1990) von 1978 und 1982 (Libanonfeldzug) werden verschiedentlich als arabisch-israelische Kriege betrachtet. Aktuell ist der Libanonkrieg 2006 zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah zu nennen.
Im ferneren Zusammenhang steht der Zweite Golfkrieg von 1990, an dem Israel zwar nicht aktiv teilnahm, aber irakische Raketenangriffe hinnehmen musste.
Die erste Intifada (1987–1991) und die Al-Aqsa-Intifada (seit 2000) können auch als Palästinakriege bezeichnet werden, haben allerdings einen bürgerkriegsähnlichen Charakter.
Siehe auch
Literatur
- Eugene L. Rogan, Avi Shlaim: The War for Palestine, Rewriting the History of 1948. Cambridge University Press (2001), ISBN 0-521-79476-5
- Erskine Hamilton Childers: The Other Exodus The Spectator (May 12, 1961)
- Simha Flapan: Die Geburt Israels. Mythos und Wirklichkeit. (dt. Übers. aus dem Amerikanischen; engl. Originaltitel: The birth of Israel), Melzer Semit-Edition Neu-Isenburg 2005, ISBN 3-937389-55-5
- David Ben Gurion: Kriegstagebücher; Collins und Lapierre: O Jerusalem
- Janet und John Wallach: Jassir Arafat – Die Biographie
- Golda Meir: Mein Leben
- Zeev Tzur: From Partition
- Mordecai Naor: Eretz Israel
Einzelnachweise
- ↑ Rashid Khalidi : The Palestinians and 1948: the underlying causes of failure in Eugene L. Rodan, Avi Schlaim (Hrsg.) : The War for Palestine, 2. Auflage, Cambridge, 2007 S. 12, S. 19, S. 24
- ↑ Rashid Khalidi : The Palestinians and 1948: the underlying causes of failure in Eugene L. Rodan, Avi Schlaim (Hrsg.) : The War for Palestine, 2. Auflage, Cambridge, 2007 S. 21 - S. 38
- ↑ Rashid Khalidi : The Palestinians and 1948: the underlying causes of failure in Eugene L. Rodan, Avi Schlaim (Hrsg.) : The War for Palestine, 2. Auflage, Cambridge, 2007 S. 21 - S. 38
- ↑ Rashid Khalidi : The Palestinians and 1948: the underlying causes of failure in Eugene L. Rodan, Avi Schlaim (Hrsg.) : The War for Palestine, 2. Auflage, Cambridge, 2007 S. 21 - S. 38
- ↑ Avi Shlaim: Israel and the Arab Coalition in Eugene L. Rodan, Avi Schlaim (Hrsg.): The War for Palestine, 2. Auflage, Cambridge, 2007 S. 81f ; S. 85f
- ↑ Efraim Karsh: The Arab Israeli Conflict: The Palestine War 1948, Oxford, 2002, S. 25
- ↑ Avi Shlaim: Israel and the Arab Coalition in Eugene L. Rodan, Avi Schlaim (Hrsg.): The War for Palestine, 2. Auflage, Cambridge, 2007 S. 81f ; S. 85f
- ↑ Efraim Karsh: The Arab Israeli Conflict: The Palestine War 1948, Oxford, 2002, S. 25
- ↑ Avi Shlaim: Israel and the Arab Coalition in Eugene L. Rodan, Avi Schlaim (Hrsg.): The War for Palestine, 2. Auflage, Cambridge, 2007 S. 81f ; S. 85f
- ↑ Arnold Krammer: The Forgotten Friendship – Israel and the Soviet Bloc 1947–53, Urbana, 1974, S. 54–61
- ↑ Efraim Karsh: The Arab Israeli Conflict: The Palestine War 1948, Oxford, 2002, S. 25
- ↑ Arnold Krammer: The Forgotten Friendship – Israel and the Soviet Bloc 1947–53, Urbana, 1974, S. 54–61
- ↑ Mark Daryl Erickson, Joseph E. Goldberg, Stephen H. Gotowicki, Bernard Reich, Sanford R. Silverburg (1996): An Historical Encyclopedia of the Arab-Israeli Conflict, S. 149. Greenwood. ISBN 0-313-27374-X
- ↑ DIE ZEIT, 01.05.2008 Thomas Speckmann, Messerschmitt mit Davidstern
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