Systematische Desensibilisierung

Systematische Desensibilisierung

Unter der Systematischen Desensibilisierung versteht man den Prozess der Verhaltenstherapie, die mit einem schrittweise durchgeführten Verfahren gegen eine psychische Angststörung (Angst-, Panik-, generalisierte Angststörung) und andere Gefühlsüberflutungen vorgeht. Sie ist eine Therapiegrundlage, die im Gegensatz zur Reizüberflutung, dem sogenannten Flooding, steht, bei dem eine sofortige starke Konfrontation mit dem angst- oder panikauslösenden Objekt bzw. jener Situation vorgenommen wird. Als ein Begründer der Systematischen Desensibilisierung gilt Joseph Wolpe.

Therapie

Der Therapeut stellt zunächst eine Reizhierarchie auf, da es bei den meisten Angststörungen bei den betreffenden Personen zuvor zu einer Reizgeneralisierung gekommen ist. So hat z. B. jemand, der eine Rattenphobie hat, in der Regel auch Angst vor Mäusen, etwas weniger vor Meerschweinchen und sogar „ein wenig“ Angst (ein Gefühl des Unbehagens) vor Fellen und Pelzen. Auch die rein gedankliche Vorstellung geeigneter Objekte bzw. Situationen wird bereits Angst auslösen.

Die systematische Desensibilisierung setzt dann in der Therapie an einem schwachen Glied der zuvor erstellten Reizhierarchie an und konfrontiert den Patienten einer Vorstellung eines Objektes, welches der Betroffene in nur geringem Maße mit dem eigentlichen Phobieobjekt assoziiert. Zusätzlich wird angstantagonistisches Verhalten eingeübt, meist eine sogenannte progressive Muskelentspannung (auch: progressive Muskelrelaxation, kurz PMR). Falls bei der Vorstellung eines Reizes Angst auftritt, wird dabei die Vorstellung sofort abgebrochen und zur Entspannung übergegangen. Hat sich der Patient daran gewöhnt, ist er also desensibilisiert, so kann er die nächste Stufe in Angriff nehmen und mit der Vorstellung der Maus eine Annäherung wagen.

Die Reizhierarchie wird also bis zum Auslösungsobjekt der neurotischen Störung schrittweise abgearbeitet, sodass der Betroffene letztlich nicht unbedingt voll und ganz von seiner Störung geheilt wird, dennoch zumindest in Zukunft besser mit seinen Gefühlen zu bestimmten Objekten oder Situationen umgehen kann.

Literatur

  • Joseph Wolpe: Praxis der Verhaltenstherapie. 2. Nachdruck, Huber, Bern 1977, ISBN 3-456-30528-1

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