Sæmundur Sigfússon

Sæmundur Sigfússon
Sæmundur schlägt dem Teufel-Seehund die Bibel auf den Kopf. Skulptur vor der Universität von Reykjavík.

Sæmundur Sigfússon (inn fróði) (* 1056 in Oddi; † 22. Mai 1133), meist einfach „Sæmundur fróði“ genannt, war Priester und Gelehrter in Island.

Er war der Sohn des Priesters Sigfús Loðmundarsson in Oddi und dessen Frau Þórey Eyjólfsdóttir. Diese stammte von Guðmundr dem Reichen (hinn ríki) und Hall Þorsteinsson, den mächtigsten Häuptlingen des Landes ab, die auch mit den Königen von Norwegen verwandt waren. Seine beiden Brüder waren Valgarðr und Rúnólfr, die beide in der Njáls saga auftreten. Runolfr war ein Gegner des Christentums. Er war verheiratet mit der Tochter von Andres Brunsson und dessen Frau Solveig aus Kongehelle in Bohuslän. Ihre Söhne waren Pål Flip und Gunnar Fis und Lopt. Er hatte außerdem einen außerehelichen Sohn, Åsmund. Sæmundur soll auch mit einer Gudrun verheiratet gewesen sein, die die meisten Mythen über ihn nach seinem Tod verfasst haben soll, insbesondere, dass er die „schwarze Kunst“ beherrscht haben soll, wie die isländischen Bischofssagen berichten.

Sæmundur fróði gehört zu den ersten Isländern, die zum Studium ins Ausland reisten. Ari inn froði schreibt, dass er aus Südfrankreich nach Hause gekommen sei. Die Bischofssaga „Jóns saga helga“ gibt an, dass der Heilige Jón Ögmundarson ihn aus dem Ausland zurückgeholt habe, allerdings ohne anzugeben, woher. Die jüngere Quelle Oddaannálar og Oddverjaannáll behauptet, er sei aus Paris zurückgekommen. Daneben gibt es auch die Vermutung, er habe sich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich aufgehalten, andere vermuten ihn in der Domschule der Notre Dame und auch an anderen Orten. Sæmundur fróði wurde bald wegen seiner Gelehrsamkeit und besonders wegen seiner Geschichtskenntnisse berühmt. Ihm wird nachgesagt, dass er sich an der Íslendingabók und an der Formulierung des Christenrechts von 1033 und der Zehntgesetze von 1096 beteiligt habe.

Sein Sohn Lopt heiratete Þora Magnusdatter, die uneheliche Tochter von König Magnus Berrføtt. Er hatte an seinem Lebensende gute Verbindungen zu Erzbischof Asker in Lund und König Sigurd Jorsalfare. Das zeigt sich auch daran, dass sein Sohn, Sæmundur fróðis Enkel Jón Loptsson, in Kongehelle in Bohuslän bei Göteborg, also in der Nähe des Königs, aufwuchs.

Von Sæmundur fróði ist nichts Schriftliches erhalten. Aber es besteht Einigkeit darüber, dass er eine Geschichte der norwegischen Könige verfasst hat. Wahrscheinlich hat er aber seine Schriften auf Latein verfasst; denn Ari inn froði behauptet, dass er selbst zum ersten Mal eine Geschichte auf Norrøn geschrieben habe. In den ersten Strophen des „Nóregs konunga tal“, in dem die norwegischen Könige aufgelistet werden, wird Sæmundur als Gewährsmann für die Königsreihe von Halfdan dem Schwarzen bis Magnus dem Guten genannt. Die Angaben der „Nóregs konunga tal“ sind sehr knapp, aber aus der Óláfs saga des Oddr Snorrason, die auch den Sæmundur erwähnt, ist zu entnehmen, dass er wesentlich mehr zu den einzelnen Königen geschrieben hatte.

In gelehrten Schriften des 17. Jahrhunderts wurden ihm auch andere Texte zugeschrieben, die nicht von ihm sind, so zum Beispiel die Sæmundar-Edda. Wahrscheinlich kam dieser Gedanke von dem Gelehrten Jón lærði Guðmundsson († 1648). Nach ihm haben viele Gelehrte diesen Gedanken weitergetragen.

Es gibt viele Volkssagen über Sæmundur, die angeblich teilweise bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen sollen. Schon bald nach seinem Tode galt er als „trollkundiger“ Mann und wurde mit okkulten Praktiken in Verbindung gebracht. Er konnte angeblich durch die Luft fliegen, und es gibt einige Faust-Motive in den Mythen über ihn. Die berühmteste ist, dass Sæmundur auf dem Heimweg mit dem Teufel einen Pakt schloss, dass dieser ihn gegen Überlassung seiner Seele trocken von Frankreich nach Island bringt. Der Teufel verwandelte sich daraufhin in einen großen Seehund, auf dem Sæmundur ritt. Kurz vor dem isländischen Ufer zog er eine Bibel hervor und schlug damit dem Seehund-Teufel auf den Kopf, so dass dieser untersank. Dadurch überlistete Sæmundur den Teufel und rettete seine Seele. Dieses Ereignis hat Ásmundur Sveinsson mit einer Skulptur vor der Universität von Reykjavík dargestellt.

Literatur

  • Sverrir Tómasson: Sæmundr Sigfússon. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 26 S. 76 f. Berlin 2004.
  • Björn Þorsteinsson: Historieskrivning, Island. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. 6 Sp. 597-602. Kopenhagen 1961.
  • Jon Megaard: The Man who did not write the Edda. Sæmundr fróði and the Birth of Icelandic Literature. 12. Internationale Saga Konferenz. Bonn 28. Juli – 2. August 2003.
  • Njördur P. Njardvik: Das Teufelspfeifchen - Saemundur der Gelehrte und seine Geschäfte mit dem Teufel Iceland Review, Reykjavik, Island, 1995

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