- Südtiroler Weinbau und Weingeschichte
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Südtiroler Weinbau
Das Mittelmeerklima, welches im Etschtal (Unterland, Überetsch, Bozen, Terlan, Burggrafenamt) bis nach Meran reicht, ermöglicht in diesem einen vielseitigen Weinbau fast aller roten und vieler weißen Rebsorten. Der Vinschgau und besonders das Eisacktal sind etwas rauer im Klima und deshalb eher auf weiße Rebsorten spezialisiert.
Es gibt drei autochthone Rebsorten in Südtirol: Vernatsch, Gewürztraminer und Lagrein. Dabei ist der Vernatsch mit 60% auch die wichtigste angebaute Sorte.
In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts werden etwa 5.000 Hektar in 52 von 116 Gemeinden Südtirols mit etwa 25 geläufigen DOC-Weinrebsorten angebaut. Daraus werden etwa 320.000 hl Wein gekeltert. Es gibt noch weitere Rebflächen (ca. 200 ha), welche mit Land- und Tafelweinsorten bepflanzt sind. 16 Kellereigenossenschaften (75 % der Weinmenge), 35 Private Kellereien (20 %) und etwa 100 Weinbauern (Winzer) keltern den Wein ein und vermarkten diesen.
Südtiroler Weingeschichte
Durch Funde von Traubensamen aus der Eisenzeit (Stufels bei Brixen) und archäologische Ausgrabungen von ca. 400 v. Chr. kann auf einen Weinbau schon vor 3000 Jahren geschlossen werden. Die ältesten Quellen stammen von den Römern über die damaligen Weine aus "Rätien". Marcus Porcius Cato hat in seinem Werk "De agricoltura" den rätischen Wein hervorgehoben, bevor dieses Einzugsgebiet von den Römern erobert wurde. Die Römer übernahmen von den Rätern Weinlagerung und -transport in Holzfässern (nach Plinius). Besonders Augustus und Tiberius (Spitzname "Biberius") schätzten den rätischen Wein.
720 n. Chr. ließ Korbinian, der erste Bischof von Freising, Weingärten im Burggrafenamt anlegen. Seit dem 12. Jahrhundert geben Aufzeichnungen von den regen Aktivitäten der süddeutschen Klöster und Adeliger Aufschluss über den Weinbau.
Die Einkellerung an Südtiroler Weinhöfen hatte im endenden Mittelalter und in der Habsburgerzeit eine Blüte. Durch die Tätigkeiten der Weinhandelsfamilien seit dem 19. Jh. und der Kellereigenossenschaften seit Beginn des 20 Jh. hat sich die Produktion und Vermarktung des Weines zum heutigen Stand entwickelt. Im 20. Jhd. gab es mehrere Krisen: zu Beginn die Reblaus (Phylloxera), dann erster Weltkrieg und Abtrennung von den traditionellen Märkten (Österreich-Ungarn, Bayern) mit Repression unter den Faschisten, sowie der zweite Weltkrieg. Durch Massenproduktion bis in die 1980er konnte sich die Weinwirtschaft konsolidieren und schwenkte unter der Absatzkrise in der Schweiz auf Qualitätsproduktion um, welche seit nunmehr 20 Jahren anhält und dem Weinbaugebiet vor allem in Italien mit den Weißweinen zu höchstem Renommee verholfen hat.
Quellen
- Südtiroler Weinwerbung: suedtirolerwein.com. Bozen: 2006, Statistiken, Weingeschichte, Kellereien
- Stocker, Barbara: Der Wein und seine Geschichte. Thaur/Bozen: deleatur, Südtirol in Wort und Bild, 49. Jg., 3. Quartal/2005
- Andergassen, Gotthard: Südtiroler Weinbau und Weinwirtschaft um Mittelalter. Thaur/Bozen: deleatur, Südtirol in Wort und Bild, 49. Jg., 3. Quartal/2005
- Zwerger, Roland: Vom Weißen Lagrein über den "Weißterlinger" zum Gewürztraminer. Kleine Südtiroler Sortengeschichte mit besonderer Berücksichtigung von Tramin. Bozen: Athesiadruck, Der Schlern 79/2005, Heft 8/9
- Nössing, Josef: Bozens Weinhandel im Mittelalter und in der Neuzeit. Linz: Druckerei R. Trauner, Stadt und Wein, 1996
- Freie Weinbauern Südtirol: Geschichte Vereinigung. 15. Juni 2007 - PDF-Datei Geschichte Chronik Weinbauern
- Jens Priewe unter Mitarbeit von Christoph Tscholl: Die Weine von Südtirol. Der Guide für Kenner und Geniesser. Collection Rolf Heyne, Ausgabe 2006, ISBN 3-89910-299-1
- Kilchmann, Martin: Weine aus Südtirol. Müller Rüschlikon, 1995, ISBN 3275011685
- Meininger Einkaufsführer: Weine und Winzer aus Südtirol Meininger Verlag, 2005, ISBN 3-87524-161-4 [1]
- Busche Infoguide: Winzer & Weingüter. Deutschland, Elsass, Luxemburg, Österreich und Südtirol. 4. Auflage. Busche Verlag, 2006, ISBN 3-89764-223-9
- Peter Moser: Falstaff Weinguide Österreich Südtirol. 2005/2006. Falstaff-Verlag, ISBN 3-9501628-6-0
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