Süßmilch (Familie)

Süßmilch (Familie)

Die Familie Süßmilch stammt aus dem Grenzgebiet zwischen Böhmen und der Oberlausitz, wo sie das Erbrichteramt auf der Grenzfeste Tollenstein bei Rumburk innehatte und im Zuge der Böhmischen Reformation zum Protestantismus übertrat. Sie brachte neben Juristen auch Offiziere, Unternehmer und Wissenschaftler hervor.

Geschichte

Von 1600 bis 1634 übte das Amt ein Christoph Süßmilch aus, Nachfolger wurde dessen zweitgeborener Sohn Elias, der seine zweite Ehe mit einer Katholikin einging und aus diesem Anlass wieder zum Katholizismus übertrat. Dessen aus erster Ehe stammender Sohn Elias hatte in seiner Jugend Frankreich, England, Holland und Deutschland bereist und an mehreren Universitäten Jura studiert, überwarf sich jedoch mit dem Vater und der Familie der Stiefmutter, weil er seinerseits den Glaubensübertritt verweigerte.

Er ging mittellos ins Ausland, trat in die Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (Der Große Kurfürst) und kämpfte in der Schlacht bei Fehrbellin (18. Juni 1675) in der kurfürstlichen Garde. Nach der Schlacht quittierte er seinen Dienst im Rang eines Wachtmeisterleutnants. 1674 heiratete Elias Süßmilch die verwitwete Katharina Scherer, geb. Lembke. Durch diese Hochzeit wurde er zum Besitzer des Erbbraukruges in Zehlendorf, der laut Erbregister von 1591 mit einer Braustätte verbunden war und zu dem auch ein Bauerngut gehörte.

Die Söhne von Elias Süßmilch erwarben in Berlin die Bürgerrechte und übten neben anderen Gewerben auch das Braurecht aus, während der Krug verpachtet wurde. Christoph Süßmilch, ältester Sohn aus erster Ehe, erhielt 1716 nach dem Tod seines Vetters und Lehrers Ulrich Liebpert dessen Privileg der Hofbuchdruckerei, das mit dem Titel des Königlich-Preußischen Hofbuchdruckers und bedeutenden Hof- und Staatsaufträgen verbunden war, ihm 1721 aber wieder aberkannt wurde, weil er bei Hof offenbar in Ungnade gefallen war. Sein aus zweiter Ehe des Vaters stammender Halbbruder Elias Süßmilch betätigte sich in Landwirtschaft, Getreidehandel und Brauereiwesen und heiratete 1706 Maria Blell aus Brandenburg.

Der erstgeborene Sohn aus dieser Verbindung war Johann Peter Süßmilch (1707–1767), Propst an St. Petri in Cölln und Begründer der modernen Demographie und Statistik. 1751 übernahm Johann Peter den Zehlendorfer Krug, der weiterhin verpachtet blieb. Als 1754 eine tägliche Schnellpost (Journaliere) zwischen Berlin und Potsdam eingerichtet wurde, übernahm Süßmilch auch deren Betrieb und verpachtete ihn an den Pächter seines Kruges weiter. Noch im gleichen Jahr verkaufte er dann das gesamte Kruggut an den Stadtsekretär Johann Christian Schlicht und erwarb stattdessen das Schulzengehöft und die Windmühle in Friedrichshagen.

Literatur

  • Vincenz John: Süßmilch, Johann Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 188–195.
  • Heinrich Banniza von Bazan: Der Zehlendorfer Krüger Elias Süßmilch (um 1700), seine Sippe und Nachkommenschaft. In: Der Herold für Geschlechter-, Wappen- und Siegelkunde, Bd. 2, 1941, S. 1-15
  • Arthur Georgi: Die Entwicklung des Berliner Buchhandels bis zur Gründung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler 1825. Parey, Berlin 1926, S. 91 (zum Hofbuchdrucker Christoph Süßmilch)
  • Wolfgang Neugebauer: Johann Peter Süßmilch. In: Gerd Heinrich (Hrsg.), Berlinische Lebensbilder, Bd. 5, Berlin 1990, S. 183-200
  • Zehlendorfer Chronik, 8(93), Schriftenreihe des Heimatvereins für den Bezirk Zehlendorf e.V.
  • Hartmut Zückert: Allmende und Allmendaufhebung. Vergleichende Studien zum Spätmittelalter bis zu den Agrarreformen des 18./19. Jahrhunderts. Lucius und Lucius, Stuttgart 2002 (= Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte, 47), S. 385 ("Krug- und Pfarrland Zehlendorf")

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Süßmilch — ist der Name einer einflussreichen sächsischen Familie: Süßmilch (Familie) Süßmilch ist der Name folgender Personen: Carl Süssmilch (1875–1946), australischer Geologe Johann Peter Süßmilch (1707–1767), deutscher Pfarrer und Statistiker Karl… …   Deutsch Wikipedia

  • Elias Süßmilch — Die Familie Süßmilch stammt aus dem Grenzgebiet zwischen Böhmen und der Oberlausitz, wo sie das Erbrichteramt auf der Grenzfeste Tollenstein bei Rumburk innehatte und im Zuge der Böhmischen Reformation zum Protestantismus übertrat. Sie brachte… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Friedrich von Süßmilch genannt Hörnig — (* 1788 in Kraußnitz bei Ortrand; † unsicher: 1865 in unsicher: Niederlößnitz) war Generalmajor der sächsischen Armee. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Literatur 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Su — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Kaspar Neumann — Kasper Neumann Kaspar Neumann (* 14. September 1648 in Breslau; † 27. Januar 1715 ebenda) gilt als einer der ersten bedeutenden deutschen Vertreter der Politischen Arithmetik und Wegbereiter der Bevölkerungsstatistik. Darüber hinaus war er ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Knoblauch (Ketzin) — Knoblauch ist ein ehemaliger Ort im Landkreis Havelland. Die Gemarkung der Wüstung Knoblauch ist heute Bestandteil der Stadt Ketzin/Havel. Das Dorf wurde zur Jahreswende 1968/69 zu Gunsten eines Erdgasspeichers aufgegeben. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Fallada — Porträtkarikatur von e.o.plauen Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Er gehört zu den bekanntesten deutschen Autoren der ersten… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Fallada — Fallada Porträtkarikatur von e.o.plauen Hans Fallada (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin; eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen) war ein deutscher Schriftsteller. Er gehört zu den bekanntesten deutschen Aut …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Ditzen — Fallada Porträtkarikatur von e.o.plauen Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Er gehört zu den bekanntesten deutschen Autoren der… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen — Fallada Porträtkarikatur von e.o.plauen Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Er gehört zu den bekanntesten deutschen Autoren der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”