Taanit

Taanit

Ta'anit/תענית (dt. „Fasttag“) ist ein Traktat der Mischna in der Ordnung Moed/מועד (dt. „Festzeiten“).

Inhaltsverzeichnis

Name und Stellung im Seder

Die übliche Bezeichnung תענית/Fasttag findet sich in der babylonischen Texttradition der Mischna. Dagegen trägt der Traktat in der eretz-jisra'elischen Tradition den Namen תעניות/Festtage.

Der Traktat steht innerhalb der Ordnung Moed üblicherweise an neunter Stelle nach Rosch ha-Schana und vor Megilla, die beide ebenfalls vier Kapitel haben. Lediglich in der Talmudhandschrift München steht Ta'anit an elfter Stelle nach Megilla und vor Moed Qatan.

Inhalt

Wie der Name des Traktates nahelegt, werden hauptsächlich Fragen zu Fasttagen behandelt. An erster Stelle hierbei stehen öffentlich ausgerufene Fasttage bei ausbleibendem Regen. Die ersten beiden Kapitel klären, wann ein Fasten ausgerufen werden soll bzw. welche Tage als Fasttage ungeeignet sind (z.B. Neumonde, Chanukka und Purim) und welche liturgischen Stücke zu rezitieren sind.

Im dritten Kapitel werden Fasttage, die aufgrund von Naturkatastrophen, Seuchen oder Kriegsgefahr ausgerufen werden, behandelt. Darin findet sich eine berühmte Anekdote über Choni den Kreiszieher, welche auch von Flavius Josephus erwähnt wird:

„Es geschah, daß man zu Choni dem Kreiszieher sagte: "Bete, damit Regen fällt!" Er sagte zu ihnen: "Fastet und bringt die Pessachöfen herein, damit sie nicht aufweichen!" [1] Er betete, aber es fiel kein Regen. Er zog einen Kreis, stellte sich darein und sprach: "Rabbuni! Deine Kinder haben ihre Gesichter auf mich gerichtet, denn ich bin wie ein Sohn des Hauses vor Dir. Ich schwöre bei Deinem großen Namen, daß ich nicht von hier weiche, bis Du Dich Deiner Kinder erbarmen wirst. Da begann es tropfenweise zu regnen. Da sprach er: "Nicht solches habe ich erbeten, sondern Regen, der Brunnen, Kanäle und Zisternen füllt." Da fiel der Regen mit Zornesgewalt. Da sprach er: "Nicht solches habe ich erbeten, sondern Regen des Wohlgefallens, des Segens und der Wohltat." Da fiel der Regen, wie es sein soll, bis Israel aus Jerusalem auf den Tempelberg hinaufzog wegen (der Menge) des Regens. Da sprachen sie zu ihm: "Wie du gebetet hast um das Fallen des Regens, so bete um das Aufhören des Regens." Da sprach er zu ihnen: "Fastet und seht, ob der Stein der Irrenden sich aufgelöst hat." [2] Da schickte Schimon ben Schetach zu ihm. Er sprach zu ihm: "Man müßte dich verbannen. Aber was soll ich mit dir tun? Du benimmst dich ungehörig vor dem Ort [3], wie ein Sohn, der sich ungehörig zu seinem Vater benimmt, aber jener tut nach seinen Willen. Über dich sagt die Schrift: Es freut sich dein Vater und deine Mutter, und es jubelt, die dich geboren hat. (Sprüche 23,25)."“

Mischna Ta'anit 3,8.

Erst im vierten Kapitel werden Gedenktage wie der Tischa beAv (9. Av) oder der 17. Tammus behandelt.

Zu Ta'anit existiert ein Tosefta-Traktat, ebenso eine Gemara im Jerusalemer bzw. palästinischen Talmud sowie im babylonischen Talmud.

Literatur

  • Dietrich Correns: Taanijot (Fastentage). Gießen 1989. ISBN 3-11-002439-X
  • Michael Krupp (Hg.): Die Mischna: Taanit (Fasten). Jerusalem 2004. ISBN 965-7221-15-3

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Die Pessachöfen wurden speziell für das Fest aus Lehm hergestellt. Bei fallendem Regen - womit Choni also fest rechnet - würden sie aufweichen und der Ablauf des Pessachfestes gestört werden.
  2. Der "Stein der Irrenden" ist eine Art "Fundbüro" auf dem Tempelplatz. Natürlich löst sich der Stein nicht auf. Die Antwort Chonis drückt seinen Unwillen aus, auf das Drängen der Bevölkerung reagieren zu müssen.
  3. "Der Ort" ist eine in der rabbinischen Literatur häufige Umschreibung für G'tt, siehe Gottesnamen im Judentum.

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