Tabakmoschee

Tabakmoschee
Die Yenidze vom anderen Elbufer aus gesehen
Auf der Terrasse der „Tabakmoschee“

Das ehemalige Fabrikgebäude der Zigarettenfabrik Yenidze gehört zu den architektonischen Sehenswürdigkeiten der Stadt Dresden. Das von 1908 bis 1909 im Stil einer Moschee errichtete Bauwerk hat eine Gesamthöhe von 62 Metern und wird heute als Bürogebäude genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Der Bau

Der Unternehmer Hugo Zietz importierte den Tabak für seine Zigaretten aus dem Anbaugebiet von Yenidze, einem Ort in Nordgriechenland, der zur damaligen Zeit noch unter osmanisch-türkischer Verwaltung stand. Anfang des 20. Jahrhunderts bestand in Dresden die Vorschrift, im Weichbild des Zentrums kein Fabrikgebäude zu errichten, das als solches erkennbar war. Deswegen wollte Zietz auf dem Grundstück direkt an der Eisenbahntrasse unweit der Dresdener Innenstadt ein Gebäude errichten, das dieser Forderung entsprach und gleichzeitig auch ein einprägsames Werbemonument für seine Orientalische Tabak- und Zigarettenfabrik „Yenidze“ schaffen. Der Architekt Martin Hammitzsch entwarf daher auf Anregung von Zietz ein Bauwerk in einem fantasievollen „orientalischen“ Stil, das mit der farbig verglasten Kuppel und dem als Minarett getarnten Schornstein von außen wie eine Moschee wirkt. Dieses Erscheinungsbild prägte den umgangssprachlichen Namen „Tabakmoschee“.

Im für seine historischen, vor allem barocken Bauten berühmten Dresden traf der Neubau im Stil einer völlig fremden, noch sehr wenig bekannten Kultur auf heftige Ablehnung; um die negativen Auswirkungen für den Bauherrn und den Architekten ranken sich Legenden. Allen Anfeindungen zum Trotz erfüllte das Gebäude seinen Werbezweck: Es war in aller Munde, und – als die Dresdner sich schließlich mit ihm abgefunden hatten – weiterhin in aller Augen.

Die Tabakfabrik Yenidze gehörte Hugo Zietz, bis dieser sie 1924 an das Unternehmen Reemtsma verkaufte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude stark beschädigt. Ab 1953 war im Gebäude das VEB Tabakkontor untergebracht, das die Zigarettenfabriken der DDR mit Rohmaterial versorgte. Als außergewöhnliches Baudenkmal wurde es 1996 saniert und wird seitdem als Bürogebäude benutzt. In ihm befindet sich außerdem ein Restaurant, und unter der Kuppel finden regelmäßig Veranstaltungen, vor allem Märchenlesungen, statt.

Das Tabakanbaugebiet

Kuppel

„Yenidze“ ist der alte Name der nordgriechischen Kleinstadt Genisea. Der Yenidze- oder (im englischen Sprachraum) Yenidje-Tabak galt noch vor benachbarten Provenienzen wie Xanthi oder Drama und in der heutigen Türkei gelegenen wie Smyrna (Izmir) und Samsun als der mildeste, aromatischste und würzigste Zigarettentabak.

Nach anderen Quellen wird der Name des Gebäudes mit der nordgriechischen Kleinstadt Giannitsa in Verbindung gebracht, die circa 50 Kilometer nordwestlich von Thessaloniki auf der Nationalstraße nach Edessa liegt. Seit mehr als einhundert Jahren wurde beziehungsweise wird in dieser fruchtbaren Ebene Mazedoniens, in der Giannitsa liegt, Tabak angebaut.

Siehe auch

Literatur

  • Gilbert Lupfer u.a. (Hrsg.): Architekturführer Dresden. Reimer, Berlin, 1997, ISBN 3-496-01179-3
  • Tilo Richter (Text), Hans-Christian Schink (Photos): Industriearchitektur in Dresden. Kiepenheuer, Leipzig, 1997, ISBN 3-378-01019-3

Weblinks

51.05913.72683333333362Koordinaten: 51° 3′ 32,4″ N, 13° 43′ 36,6″ O


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